Dienstag, 27. Juli 2010

Aus einem Floh ein Elefant

Genau so macht man aus einem Floh einen Elefanten: wie DER SPIEGEL es uns diesmal mit seiner Titelgeschichte TASK FORCE 373 - Die Afghanisten-Protokolle: Amerikas geheimer Krieg vorzeigt. Dass aber nicht nur deutsche Journalisten so blauäugig sind und wirklich glauben, solche Geschichten wie diese hier über den WikiLeaks-Gründer Julian Assange und seine 91.731 zum Großteil als geheim eingestuften Dokumente über den Krieg in Afghanistan würden bei realistisch denkenden Menschen ein von Gänsehaut hervorgerufenes Oh-mein-Gott-Gefühl hervorrufen, zeigt diese internationale Kooperation zwischen Redaktionen, wie es sie in der Geschichte des SPIEGEL noch nie gab. Die NEW YORK TIMES und der GUARDIAN haben nämlich auch heute Morgen mit ähnlichen, wohl als Sensationsgeschichte gedachten Artikeln ihre Ausgaben auf den Markt gebracht.

Glauben diese Printmedienjournalisten denn wirklich, dass erwachsene Menschen sich nicht vorstellen können, was Krieg in Wirklichkeit bedeutet, dass er nichts aber auch gar nichts mit Kriegsfilmen zu tun hat? Gut, es mag Ausnahmen geben, die aber nur die Regel bestätigen, dass Krieg vor Ort eins und die Propaganda zu Hause immer etwas anderes ist, aber auch dass heute mehr Menschen denn je diesen Politiker- und Militärpropagandisten keinen Glauben mehr schenken und sich ihren eigenen Reim auf den Krieg in Afghanistan machen.

So gesehen, enthalten diese auf der Internetplattform WikiLeaks veröffentlichten "Lecks" eigentlich nichts Sensationelles. Selbst die Tatsache, dass dieses Material via Internet an die Öffentlichkeit gelangt ist, kann nicht mehr als Überraschung eingestuft werden. Denken wir nur an die CDs mit den Namen der deutschen Steuerflüchtlinge. Julian Assange und seine Mitstreiter von WikiLeaks mögen ja Idealisten sein, die meinen, ihre Netzenthüllungen anhand von Originaldokumenten würden "nicht nur unseren Blick auf diesen Krieg verändern, sondern auf alle modernen Kriege". Das wird ihnen auch niemand übelnehmen. Dass aber die Printmedien jetzt daraus eine Sensationsgeschichte machen wollen, die kaum etwas Unvorstellbares enthällt, deutet eigentlich mehr auf die Tiefe eines Sommerlochs als auf journalistische Seriosität hin.

Anton Potche

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