Mittwoch, 1. Dezember 2010

Aus dem Nachlass Lucian Blagas

Die Wochenzeitung KARPATENRUNDSCHAU (Braşov/Kronstadt) wird in ihren folgenden Ausgaben Fragmente aus Lucian Blagas Roman Der Nachen des Caron veröffentlichen. Für die Übersetzung aus dem Rumänischen zeichnet Ewalt Zweier. Das Buch konnte erst nach dem Ende der kommunistischen Diktatur in Rumänien erscheinen.

Blagas Tochter, Dorly Blaga-Bugnariu, hat 1990 in der Zeitschrift RUMÄNISCHE RUNDSCHAU, Nr. 6, und jetzt in der KARPATENRUNDSCHAU vom 11.11.2010 einen summarischen Text über das Wirken ihres Vaters veröffentlicht und auch die Entstehungsgeschichte dieses Romans geschildert. An die Öffentlichkeit gelangte das Prosawerk erst als Fortsetzungsroman in der Zeitschrift REVISTA DE ISTORIE ŞI TEORIE LITERARĂ. Das war im Revolutionsjahr 1989, obwohl die erste Fassung bereits 1951 - 1953 entstand.

Er war halt nicht beliebt bei den Kommunisten, der Philosoph, Dichter,  Dramaturg, Übersetzer, Journalist, Universitätsprofessor und Diplomat Lucian Blaga, auch nach seinem Tode nicht. Seine Tochter schreibt dazu: "Er starb am 6. Mai 1961 und wurde in Lancrăm, seinem Heimatdorf, an dem Tag begraben, an dem er 66 Jahre alt geworden wäre. Nach 1948 und bis 1955, als die Übersetzung des Faust erschien, hatte Lucian Blaga beinahe nichts mehr veröffentlichen können, außer ein paar Übersetzungen. Seine Arbeiten, besonders die über Philosophie, wurden verboten, kamen in die Geheimfonds der öffentlichen Bibliotheken, wo sie nur von einigen Personen, mit Genehmigung, eingesehen werden konnten. In der Presse der Zeit oder in Vorlesungen wurde sein Name nur in Begleitung von negativen, ja beleidigenden Einschätzungen genannt."

Allerdings glaube ich, mich zu erinnern, dass Lucian Blaga in den 60er Jahren in den Schulbüchern der Allgemeinschule (şcoala generală) bis zur 8. Klasse vertreten war, zumindest in den Rumänischbüchern für die Schüler aus den Reihen der mitwohnenden Nationalitäten, wie das damals hieß. Ganz sicher bin ich mir aber nicht mehr. Wie konnte ich nur so blöd sein und diese Bücher nicht behalten?

Dass Blaga aber in den Erinnerungen so mancher rumänischer Journal-Autoren immer wieder auftaucht, dürfte eine Entschädigung post mortem für das ihm von den Kommunisten zugefügte Unrecht sein. Seinem Werk kommen diese Erwähnungen auf jeden Fall zugute.

So zum Beispiel hat Valentin Tascu (1944 - 2008) dem Begräbnis Blagas Platz in seinen Memoiren eingeräumt. Die Schilderung dieses "Vorfalls" belegt die Ausstrahlung, die von dem großen Faust-Übersetzer ausging, besonders in einem Hochschulzentrum wie Cluj Napoca/Klausenburg - (Politische) Kindheitserinnerungen.
Anton Potche

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen