Samstag, 27. Februar 2010

Heinrich Schiff zu Gast bei den Georgiern in Ingolstadt

"Im Mittelpunkt der Audi-Kulturförderung steht die Musik. Unser Engagement für das Georgische Kammerorchester Ingolstadt liegt uns dabei ganz besonders am Herzen. Vor zwanzig Jahren konnte sich das Georgische Kammerorchester Ingolstadt dank der Mithilfe der AUDI AG in Ingolstadt ansiedeln - seither ist unser Unternehmen diesem außergewöhnlichen Ensemble eng verbunden." Das schreibt Rupert Stadler, Vorsitzender des Vorstands der AUDI AG, in seinem Grußwort zum Jubiläumsjahr der Georgier, wie sie in ihrer zweiten Heimat liebevoll - oder auch mit etwas Neidgefühlen - genannt werden.

"Außergewöhnlich" ist tatsächlich nicht nur der Werdegang dieses1989 als gesamter Klangkörper im Westen gebliebenen Orchesters, sondern vor allem seine Musik. Zwischen den Welten nennen die Georgier ihr Konzertprogramm 2010. Wer mag ihnen diesen Titel der Besinnung auf die ureigensten kulturellen Werte und deren Einbettung in die universale Klangwelt nicht vergönnen?
FotoQuelle: Programm

Vielversprechende Konzertzyklen mit namhaften Gästen stehen auf dem Programm. Gestern abend musizierte Heinrich Schiff mit den Georgiern im Festsaal des Theaters Ingolstadt. Der weltberühmte Cellist war auch als Dirigent angekündigt.


Man staunte aber nicht schlecht, als das Georgische Kammerorchester Ingolstadt in seiner Normalbesetzung mit Wolfgang Amadeus Mozarts (1756 - 1791) Divertimento F-Dur für Streicher, KV 138 (KV 125C) loslegte, ohne dass im Bühnenbereich ein Dirigent in Sicht gewesen wäre. Der im Publikum sitzende Chefdirigent des Orchesters, Ariel Zuckermann, machte auch nicht die geringsten Anstalten, die auf ein Eingreifen hindeuten konnten.

Da spielten fünf Frauen und fünfzehn Männer zwar nur die Komposition eines 15-Jährigen, die Musikwissenschaftler zur klassischen Unterhaltungsmusik zählen, aber sie taten es mit einer Hingabe und einem Spielwitz, der die musikalische Genialität des pubertierenden Mozart voll zur Geltung brachte. Wie die Georgier dieses technisch nicht zu verharmlosende Stück bewältigten - wohlgemerkt, ohne Dirigent -, war musikalisches Zusammenspiel in Reinkultur.

Dann kam er, der große Cellist Heinrich Schiff mit seinem Cello "The Sleeping Beauty", 1793 gebaut  vom italienischen Meister Domenico Montagnara. "Außergewöhnlich" war auch dieses Konzert für Violoncello und Orchester Nr. 1 in a-moll, Op. 33 von Camille Saint-Saëns (1835 - 1921). Heinrich Schiff spielte virtuos und gefühlvoll, aufbrausend und in sich gekehrt, alle Register an musikalischer Expressivität ziehend.

Und es is ja nicht nur das Lauschen, das ungestörte Live-Zuhören, sondern auch das Erleben des Produktionsprozeses - um in Stadlers Metier zu bleiben - von Musik, das einen solchen Konzertabend zum absoluten Kunstgenuss werden lässt. Bloß schade, dass dieses Produkt seine Genesis nicht überlebt.

Ja, er dirigierte auch, der Meister am Cello, aber wie er das tat, war aller Hochachtung wert. Als würde er dem Publikum sagen wollen, die hinter mir brauchen mein Dirigat nicht, die beherrschen ihre Stimmen perfekt, kommt, erlebt Musik mit mir, gab er sehr sparsam, mal mit einem kaum merklichen Kopfzeichen, dann wieder mit einer eleganten Handbewegung Einsatzzeichen für das hinter ihm in schon genuin anmutender Eintracht agierende Orchester. Und das, ohne sich umzudrehen; seine Mimik, sein Erleben dieser Interpretation galt dem Publikum. Das bringt Sympathien ein, ohne Frage. Und der Applaus war ein Beleg dafür.

Nach der Pause stand dann wirklich Heinrich Schiff am Dirigentenpult des auf 36 Musiker angewachsenen Orchesters. Für einen Meister, der schon die Los Angeles Philharmonic, die Phiharmonia London, das Orchestre de Paris, die Sächsische Staatskapelle Dresden oder die Münchner Philharmoniker, um nur einige zu nennen, dirigiert hat, war das bestimmt keine Albträume hervorrufende Angelegenheit. Aber schweißtreibend war sie trotzdem. Denn der Meister lebt auch als Dirigent Musik mit absoluter Intensität.

Als im ersten Satz der Sinfonie Nr. 7 in A-Dur, op.92 von  Ludwig van Beethoven (1770 -1827) im wunderschönen Echo-Spiel zwischen der ersten Oboe und den Cellos leise der Gongschlag des benachbarten Theatersaales zu hören war - sogar die Tonart stimmte -, wurde man gewahr, dass man noch da, in einer realen Welt ist. So schnell können Beethoven-Themen einen entführen.

Es ist eigentlich schade, dass im weiteren Verlauf der Sinfonie zwei etwas übermotivierte Hornisten zumindest mich immer wieder aus den entkörperten Gefilden, in die mich betont gefühlvolle Holzbläser und Streichermelodien entführten, rissen. Dem Gesamteindruck des Konzertes hat das aber dann doch nicht ausschlaggebend geschadet. Das bewies der nicht enden wollende Applaus des fast ausverkauften Hauses. Aber der Meister ließ sich zu keiner Zugabe bewegen.

Die hatte er dem Publikum vor der Pause nicht verwehrt. Er spielte einen "Marsch für Kinder" von Sergei Sergejewitsch Prokofjew (1891 - 1953) auf seiner "schlafenden Schönen".  Anmutig! Lieblich! Danke!
Anton Potche

Sonntag, 21. Februar 2010

E Johrmarker Spitzel

Ich geb zu, ich hun's schun lang gewisst. Un wie ich des es eerschte Mol gheert hun, war ich sehr, sehr entteischt. De Tscharte Phitt war e Spitzel vun der Securitate. Do muss es in de 70er un 80er Johre im Banat ganz scheen zugang sin. Besonders unner de Intellektuelle is gspitzelt wor, dass die Funke norr so gspritzt sin.

De Tscharte Phitt, des war schun immer oone vun meine Vorbilder: e Schriftsteller. Un er war ingsperrt in Rumänien. Er hot asso net so wie ich ruhich uf seim Arsch gsitzt un gewart, bis de Bogdan odder de Blummemann em es Geld forr Auswannre abholt. Er hot was unnernomm, was aah immer, awwer immerhin etwas geger des Regime im Ceauşescu seim Rumänien.

Un jetz des. Die Securitate-Akten vun einiche rumäniendeitsche Schriftsteller sin längst im Internet nohzulese. Aah die Nome vun einiche Spitzle sin längst bekannt, awwer net all sin se dorch die deitsche Zeitunge gang. Vum "Gruia" hot mer zwar ab un zu was geles, awwer wer er war, des is nie so ganz kloor geween. Na ja, mit dee feine Fädem is des nun mol so. Irgendwann ...

Die ALLGEMEINE ZEITUNG in Mainz un die WORMSER ZEITUNG ware gester voll mi'm "Gruia" seine Spitzelaktione. Ich will jetz do ka Langes un Braades onfange, awwer uf e kloone Vergleich hun ich's am gestriche Samstachowed doch noch onkumme geloss. Dass die Männer vun der Aktionsgruppe Banat, Ernest Wichner, Richard Wagner, William Totok, Gerhard Ortinau un aah die Herta Müller an meim Landsmann ka gudes Hoor losse, is mer klor, dass awwer de Phitt saat, er hätt noch vill Schlimmres onrichte känne, awwer er hätt bewusst norr Privatsache vun dee Leit ufgschrieb, "weil dies weniger gefährlich für die Leute war", hot mich noo doch stuzich gemach.  Des nennt er aah noch e "verzweifelte Versuch  (...), Mensch bleiben zu können in einer absolut unmenschlichen Diktatur."

In ooner "Notă sinteză" vum Inspectoratul Judeţean Timiş al Ministerului de Interne - Serviciul I - vum 7. November 1974 kann merr zum Beispiel lese. "Din informaţiile neverificate furnizate de către informatorul "Gruia" rezultă că unii membri ai cercului, în mod deliberat, scriu poezii şi proză de tip interpretativă, că ei ar vehicula prin scrierile lor diferite idei cu caracter ostil, sub învelişul unor versuri sau fraze aparent inofensive, afirmând că în acest fel reuşesc să evite cenzura. Acelaşi informator relatează că unele din lucrările publicate sub formă de plachetă în nr. 4/1974 al revistei "NEUE LITERATUR" conţin astfel de idei, majoritatea cu privire la condiţia socială a cetăţenilor de naţionalitate germană din ţara noastră şi la intenţiile de emigrare în RFG. - O nuanţă aparte apare însă în poezia lui William Totok intitulată 'K. u. k. Epochenbilder' în care, conform informaţiilor furnizate de informatorul "Gruia", conţine idei de natură iredentistă."


Was is denn do so schlimm dron, kennt merr sich frooe. Der aus Groß-Komlosch stammende Schriftsteller un Journalist William Totok- er arwet heit noch forr Radio Europa Liberă - hot in der HALBJAHRESSCHRIFT FÜR SÜDOSTEUROPÄISCHE GESCHICHTE, LITERATUR UND POLITIK, Heft Nr. 2 / Herbst 2009 uf der Seit 102 gschrieb: "Mein Gedicht 'k und k epochenbilder', das zuerst in der NEUEN LITERATUR, Nr. 4/1974, und später dann auch in meinem Gedichtband 'die vergesellschaftung der gefühle' (Kriterion Verlag, Bukarest 1980, S. 20) veröffentlicht wurde, bezeichnete 'Gruia' in seinem Bericht vom 12. Oktober 1974 als 'iredentistisch'. 'Iredentismus', also die Bestrebung, Teile Rumäniens aus dem Staatsverband herauslösen zu wollen und einem anderen Land anzugliedern, konnte noch gemäß der seit 1970 gültigen Fassung des rumänischen Strafgesetzbuches mit der Todesstrafe geahndet werden. Damit lieferte 'Gruia' der Securitate das gewünschte Stichwort, auf das sich der Geheimdienst nun berief, um gegen mich den zweiten operativen Vorgang (Dosar de urmărire informativă - D.U.I.) am 14. November 1974 unter dem Namen 'Interpretul' zu eröffnen." Do muss gsat werre, dass die Securitate net norr wie die Stasi Spitzelnome, sondern aah Bespitzeltenome vergewwe hot. Also de Tscharte Phitt war de "Gruia" un de William Totok war de "Interpretul".


Mann, hun ich mer gedenkt, mit dem do is die Fantasie dorchgang. Des is jo bei Schriftsteller nicks Außergeweehnliches. Schlimm, ja lebensgfährlich kann's awwer noo werre, wann merr e Begriff aah noch schlecht odder zumindest konfus versteht. Ich moon do hot ooner, de Phitt, einfach e gscheides Wort gebrauche wolle, des wu er gar net richtich verstann hot un des wu die kommunistische Gsetzemacher aah net so richtich gecheckt hun. Un de Totok wär fast eme Vergehe zum Opper gfall, des wu er eigentlich als Habsburger begehn hätt misse. "Irredentismus" kummt nämlich vun "Irredenta" un des is e "politische Bewegung, die den Anschluss abgetrennter Gebiete an das Mutterland erstrebt". Die hätte jo de Totok feire misse, net insperre, wann der de Anschluss vun der Bukowina un Bessarabien verlangt hätt. Nicks annres is forr die Rumänre damals doch sowieso net in Frage kumm. Un die Idee hot im Ceauşescu seim Nationalkommunismus schun immer Mitstreiter funn; wann merr des aah öffentlich net zugewwe hot. So muss merr des nämlich siehn, wann merr de Totok als selmols rumänische Staatsbürger betracht. Gänsehaut kann merr awwer krien, wann merr sich iwerlet, dass die Securitate des Ganze vleicht aus altösterreichischer Sicht betracht hot. Asso wann de Tscharte Phitt in de "k un k epochenbilder" wirklich e Anschlussgefahr forr's Banat an Österreich gsiehn hot, noh kann merr wirklich norr mi'm William Totok soon: "genug von diesem hokuspokus".


Mensch, Phitt, mer wisse doch all, dass es net leicht war, de Securiste zu widerstehn. Awwer so arg, dass merr Mensche de Todesschwaaß ins Gsicht treibt, hätt merr's doch net treiwe misse. Un die Meeglichkeit hot's gewwe. Aah des kann merr aus de Securitate-Akte rauslese. Germina Nagâţ, die Chefin vun der Forschungssektion aus der CNSAS - des is de rumänisch "Landesrat für das Studium der Securitatearchive" - hot i'me Interview mit der ROMÂNIA LIBERĂ vum 14. Dezember 2009 uf die Frage, ob e Ablehnung vun're Mitarwet, asso e Spitzeltätichkeit forr die Securitate, iwerhaupt meeglich war, geantwort: "Spre surprinderea mea foarte plăcută, am găsit documente care reflectă cât de bine s-au ţinut unii dintre ei. Acest lucru îi făcea pe ofiţeri să dea înapoi uneori, chiar de destule ori în anii '70 - '80. Unii au reacţionat extraordinar de inteligent. Au spus: 'Este obligaţie legală, o să vă dau informaţii cu numele meu real.' Asta însemna, implicit, că refuzi relaţia conspirată. Recrutarea aceea eşua."


Also wär's annerscht aah gang. Ich moon, es is forr e gstandnes Johrmarker Mannsbild noch immer net zu spät, sich öffentlich forr die Schandtat vun selmols zu entschulliche. E Entschullichung macht zwar begangnes Unrecht nemmi gut, awwer es bringt Seelefriede forr alle zwaa Seide. Un mer Johrmarker känne de Nitzkydärfer, Perjamoscher, Wiseschdiaer - mein Gott, wieviel scheene Kerweie hun ich dort spille derfe - Sacklasser, Guttebrunner usw. wedder uf Augenhöhe begegne.



Berns Toni

Donnerstag, 18. Februar 2010

Neuer Tarifvertrag für die Metall- und Elektroindustrie

Dass sich diesmal die IG Metall und der Metallarbeitgeberverband auf ein maßvolles Ergebnis einigen werden, deuteten schon die vorgezogenen Tarifverhandlungen an. Dass alles aber ohne Rituale - Warnstreiks, deftige Reden, Trillerpfeifen, Fahnen, Losungen etc.- ausgehen würde, hätte ich mir nicht träumen lassen.

Seit ich in diesem Land, in diesem Imndustriezweig und in dieser Gewerkschaft bin, ist mir das noch nicht passiert. Und es wird mir garantiert auch kein zweites Mal mehr passieren, denn in zwei Jahren - so lange soll der heute Morgen unterzeichnete Tarifvertrag laufen - bin ich von Bord gegangen.

Ja, man wird nicht jünger. Alle Wegweiser zeigen in die andere Richtung.
Anton Potche

Mittwoch, 17. Februar 2010

Gedanken zum Aschermittwoch

Bischof Walter Mixa meint, von den polizeilich registrierten Missbrauchsfällen in Deutschland entfielen auf die Priesterschaft nur ein "verschwindend geringer" Teil. Das mag rein statistisch so sein, doch scheint Herr Mixa zu übersehen, dass solche Vergehen in einer Institution, die in ihren Beichtsprüchen eine Menge von Unkeuschheitsverboten festgeschrieben hat, jeder Missbrauch von der Gesellschaft doppelt gewichtet wird.

Ich habe zwar längst vergessen, wie ein Beichtstuhl von innen aussieht, aber von diesen Sprüchleins auf meinem Beichtspickzettel aus meiner Erstkommunionszeit erinnere ich mich an Verbote wie: Du sollst keine Unkeuschheit denken, anschauen, treiben, weder mit dir noch mit anderen! Oder so ähnlich. Natürlich hatte ich damals keine blasse Ahnung, was damit gemeint war. Aber wenn selbst Priester das nicht wussten oder heute noch nicht wissen, woher sollte ich unaufgeklärter Bube, der nicht einmal wusste, was er mit seiner ersten klebrigen Unterhose anfangen sollte und sie verstohlen auf den großen Familienwäschehaufen schmiss, das begreifen.

Wahrlich, wahrlich, ich sage Euch, diese Gesellschaft ist nicht besser als ihre Priester. Westerwelle spricht von kulturellem Niedergang.

Der Bestriebsrat meines Unternehmens hat eine Spendenaktion für die Opfer des Erdbebens in Haiti organisiert. Mein IG-Metall-Vertrauensmann hat mir erzählt, dass von meinen 30 Arbeitskollegen gerade mal vier (4) etwas gespendet hätten. Ich rede hier von Leuten, die in einem relativ sicheren Arbeitsverhältnis stehen und überdurchschnittlich gut verdienen, Leute die von "denen da draußen" sprechen, wenn sie sich auf Mitmenschen in mittelständischen Unternehmen beziehen.

Ja es kam noch schlimmer. Der Vertrauensmann senkte merklich den Ton, so als wollte er selbst nicht hören, was er mir noch zu sagen hatte. Einer der Kollegen wollte von ihm sogar wissen, was er unternehmen könne, um seine Restcentspende zu widerrufen. Es handelt sich auch da um eine Initiative des Betriebsrates aus dem Jahre 2004. Seit damals verzichten Arbeitskollegen - ich hoffe trotzdem, es sind viele - auf den Centbetrag hinter dem Komma ihres Monatsendgeldes zugunsten verschiedener Straßenkinderprojekten, hierzulande und weltweit.

Viel schlimmer als Westerwelles "altrömische Dekadenz" ist der Verfall jeglichen Mitgefühls in der noch gut verdienenden und sozial abgesicherten deutschen Mittelschicht.
Anton Potche

Sonntag, 14. Februar 2010

Schlangestehen am Valentinstag

Schlangestehen war angesagt am Valentinstag in Rumänien. Nicht unbedingt wegen den Blumen.

In Bukarest war der einst so verhasste Palast des Volkes geöffnet für die Bürger. 26.000 Bukarester standen heute in einer Warteschlange, die selbst die berühmt-berüchtigten Lebensmittelschlangen zur Zeit des Diktators in den Schatten stellte. Da scheint zum Teil auch noch Nostalgie als Antriebsfeder gewirkt zu haben.

Doch wäre es unfair, der Mehrheit dieser Besucher einen Ewig-Gestrigen-Sinn anzudichten. Heute tagt in dem monströsen Bau das rumänische Parlament und sein Name wurde dieser Realität angepasst. Die meisten Besucher wollten natürlich den Palast des Parlaments von innen sehen, besonders den Plenarsaal, der laut einer Reporterin des Fernsehsenders antena3 viel zu oft nur spärlich gefüllt ist.

Aber es gab noch andere Schlangen im Land: Liebesschlangen. Valentinstag. Die Rumänen nennen ihn Valentine's Day - sie sind dem Amerikanischen noch viel hoffnungsloser verfallen als die Deutschen - und haben ihn zum Tag der Verliebten erklärt. Überall konnte man sich für einen Tag trauen lassen.


Auch unter dem Tor des Kusses (Constantin Brâncuşi) in Târgu Jiu standen die Jugendlichen Schlange. Ein Tag verheiratet. So mancher geplagte Ehegatte wird bei diesen Fernsehbildern vielleicht gestöhnt haben: Wie schade, dass es das nicht schon zu meiner Zeit gegeben hat.
Anton Potche

Letztfasching in Johrmark

Weil doppelt genäht eben besser halt, hun die Johrmarker immer alles doppelt gemach, net norr die Kerweih, Musikantebäler, Rekrutebäler un annres, was es so an Unnerhaltung im Dorf gewwe hot.

Aah Letzfasching is doppelt gfeiert wor. Am Letzfaschingsmontach hun die oone ehre Faschingsumzug dorchs Dorf mit anschließendem Faschingsbal im Wertshaus ghall un am Faschingsdienstach die annre. Die oone un die annre ware die Spitziche un die Stumpiche odder umgekehrt. Es Johr druf hun se die Täch gewechselt. Es gebt halt nicks, was die Johrmarker net  hun känne.


Des Bild stammt vum Stumpiche-Faschingsbal aus'm Johr 1979. Do hun die Narre grad oone opreert un wann ich mich gut erinner, hun se'm die Därm rausgholl, asso Blut-, Lewer-, Brotwärscht un sogar e Schwartelmaa war drin.

Noh der Gaudi war Tanz. Die wu Dienstachs dron ware hatte Pech ghat. Do war um Mitternach Schluss. Die Johrmarker ware heilich un hun net (all) in de Aschemittwuch nin getanzt.
Berns Toni

Freitag, 12. Februar 2010

Westerwelle şi Hartz IV

Ajutorul de şomaj în Germania se numeşte Hartz IV - după Peter Hartz care a prezidat în anul 2002 o comisie, instalată de cancelarul Gerhard Schröder (SPD), cu mandatul de a reforma sistemul social din Germania. Agenda 2010 s-a numit programul guvernului social-democrat-ecologist de atunci.

Săptămâna aceasta, deci exact în anul 2010, tribunalul constituţional suprem din Karlsruhe, Bundesverfassungsgericht, a formulat o judecată despre Hartz IV, arătând că felul în care contribuţiile sociale au fost calculate contravine constituţiei. Mare tămbălău în Germania: partidele de la guvernare, CDU/CSU (creştinii) şi FDP (liberalii) caută să interpreteze judecata în fel şi chip - doar trebuie să plătească -, pe când sindicatele şi partidul DIE LINKEN salută decizia tribunalului suprem. SPD (social-democraţii) şi DIE GRÜNEN (ecologiştii) stau cuminţi, ceea ce nu-i de mirare.

Acum Guido Westerwelle, ministrul de externe, vicecancelarul şi preşedintele FDP-ului, a incitat spiritele şi mai mult, declarând că cine promite poporului bunăstare fără efort invită la o decadenţă romană aidoma aceleia din ultima perioadă a imperiului şi că discuţia despre judecata de la Karlsruhe ar avea caracteristici socialiste. Să nu uităm că clientela politică a liberalilor a fost întotdeauna clasa întreprinzătorilor, medicilor, bancherilor etc. Pe timpuri i s-a spus partidul dentiştilor.

Dar să ne uităm şi la facte. Conform unei statistici a Institutului pentru Economie din Köln, primeşte o pereche căsătorită, cu un copil sub 14 ani, suma lunară de 1434 de euro plus unele reduceri de preţuri la diferite servicii publice. Asta ar însemna un salariu brut de 9,73 de euro pe oră - pentru două persoane apte de muncă.  În Germania trăiesc la ora actuală 6,7 milioane de cetăţeni din ajutorul Harz IV.

Dacă liberalul Westerwelle crede că un ajutor social Hartz IV de 4,86 de euro este prea mult în comparaţie cu salariul unui angajat, n-are decât să accepte în sfârşit propunerile Uniunii Sindicatelor Germane (DGB) care cere un salariu minim pe economie de 7,50 euro - mai mic decât în Franţa sau Luxemburg, dar mai mare decât în Anglia. Numai 7 din cele 27 de ţări ale Uniunii Europene nu au un salariu minim. Germania este una din ele. Şi întradevăr, mereu apar în presă ştiri despre salarii de ca. 3 euro care se mai plătesc ici colo.

Deci, cu un salariu minim garantat de lege se poate mării şi contribuţia Hartz IV fără a aluneca în decadenţa romană. Dar asta este probabil ultima soluţie la care se gândeşte reprezentantul politic al celor nu chiar săraci.
Anton Delagiarmata

Sonntag, 7. Februar 2010

Musikantetreffe in Johrmark

"Wir haben in den letzten fünfzig Jahren eine ganze Reihe anderer Welten hinzubekommen, während wir gleichzeitig im Begriff sind, unsere eigene Welt langsam zu verlieren."

Wie ich des vum Cees Noteboom geles hun, merr nennt ne de "große Reisende der europäischen Literatur", sin mer die Stumpiche un ehre Musikantetreffe an Phingste in Johrmark ingfall. Es gebt jo aah Kritik an dem Treffe. Die Kritiker soon, die Organisatore losse e alti Johrmarker Musikantezwietracht nomol uflewe. Ich soon dezu bloß: Was in de Käpp nie tot war, kann merr gar net nei uflewe losse.

Was do passert, is net meh un net wenicher, wie e bewusstes Mitkrien, wie mer "unsere eigene Welt langsam verlieren". Je klenner die Welt, die wu mer jo eigentlich schun ganz vlor geglaabt hun, war, je schmerzhafter speere mer jetz beim Altwerre ehre Verlust. Mer kenne zwar nie un nimmer vun ooner Vertreiwung aus'm Paradies redde, awwer immerhin vun're iwwer Hals un Kopp abgelaafner Flucht odder Auswannerung aus "der gewachsenen Kultur". Des haaßt net, dass mer uns die Zeide vun damals vor 1989 zrickwinsche, sondern dass mer unser Lewe vun do gere dort gelebt hätte. Un des is darum so, weil mer do in Deitschland mit Neiem, Scheenem, Gudem u.s.w. konfronteert sin wor, des wu mer aah dankbar ongholl hun; awwer des war alles fertich, oonfach do un is net langsam mit uns selwer gewachs. Mer hun so e Art Kulturschock erlebt. Beim Holländer Cees Noteboom haaß des in seim Essay Armut unter einem Baldachin aus Gold so: "Wenn man so will, kann man Kultur in Analogie zur Landwirtschaft als etwas definieren, das langsam gewachsen ist. Oder, im Hinblick auf das Resultat, als etwas, das so - und folglich nicht anders - gewachsen ist."

Die Johrmarker Blechmusikgeschichte is so e gewachsener Prozess un sei letzti Frucht, meh bitter wie sieß, war nun mol die Zwietracht zwischen de Spitziche un de Stumpiche. Sogar de Johrmarker Dialekt losst do ka zwaa Deitunge zu. Es gebt ka "Fruchte" im Johrmarkrische so wie "Früchte" im Hochdeitsche. Es gebt norr e Frucht un die hot Zwietracht ghaaß, ob des heit oom gfallt odder net. Un zu der Frucht gheere alle zwaa: die Spitziche un die Stumpiche. Die Frucht is gereift, war iwerreif un is gfault. Die zwaa Kere awwer sin uf die Erd gfall. Sie werre dort noch paar Johr - ewich nemmi - weit weg vum Stamm, leije bleiwe, ohne frisch auszuschloon.

De holländisch Reisende Cees Noteboom schreibt weider (DIE ZEIT, 21.01.2010): "Wenn man lange genug auf der Welt ist, um zu wissen, dass man an einem Punkt in der Zeit angelangt ist, von dem aus man mit klarem Blick auf die Vergangenheit schauen kann, erkennt man besser, was verschwunden ist und noch immer verschwindet, als dass man wüsste, was kommen wird. Das ist kein Grund zum Trauern, aber man sollte sich dessen bewusst sein. Auch dieses Bewusstsein gehört zur Kultur."

Wann der oon Kere, der stumpich, jetz vu'me Nostalgiewind forr e paar Stunn ganz neeckst an sei alde Stamm verweht werd, so is des asso norr e Kulturakt. Jetz, wu's Fruchtfleisch weg is, sin die Kere frei.

De Essayist resümeert sei Lewe so: "In der turbulenten Welt, in der ich gelebt habe, mit Krieg, kaltem Krieg,  atomarer Bedrohung, Entkolonialisierung, hat es stets eine Konstante gegeben, das Erbe meiner Gymnasialjahre, die Geschichten, die mein Leben begleitet haben."

Nicks, awwer gar nicks annres mache die Stumpiche, die wu an Phingste zu ehrem Musikantetreffe uf Johrmark in des Saal unne uf'm Bild fahre: Sie suche die "Konstante", die "Geschichten", die wu dort unne ehre Lewe ausgemach hun.





E gudi Fahrt, e angenehme Aufenthalt am alte Stamm un e Zrickkumme mit vill, vill alte un neie Eindrick winscht aus vollem Herz de Berns Toni.

Dienstag, 2. Februar 2010

Unrechtsstaat

Mei Spintnochber hot gestrowed gschennt wie e Rohrspatz. Des macht er efter un bsonders dann, wann sei Aue glanze. Mei, wer will's'm aah veriwwle. So e Spätschicht is lang un Bier gebts in der Fawrik uf Schritt un Tritt zu kaafe.

"Wann die dem die Bankdaten net abkaafe, lewe mer i'me Unrechtstaat", hot er gsaat, un sei Arwetsgwand ausgezo.
"Wieso is des e Unrecht", hun ich ehm e Kontra gewwe, "wann die sich net mit oom Rawer inlosse?"
"Na weil des ka Geld vun arme Leit, vun Arweter is, sondern vun lauter Großkopfete, die wu des sowieso net ehrlich verdient hun. Ich meecht gar net wisse, wivl Unternehmer do drunner sin, die wu ehre Leit vum Staat zahle losse iwer die Kurzarwet, un ehre eignes Kapital ins Ausland schaffe."

Uff, war der fuchtich. Awwer er is anscheinend mit seiner Auffassung net loonich. Heit schreibt die Zeitung: "Merkel will Bankdaten kaufen". Do druf kann mei Spintnochber heit bestimmt e Bierche meh trinke.
Anton Potche