Samstag, 24. Dezember 2011

Ich wünsche allen meinen Lesern ein gesegnetes Weihnachtsfest und ein gutes Jahr 2012!


Noapte de iarnă – Winternacht – Winternaacht

de Nikolaus Lenau - von Nikolaus Franz Niembsch, Edler von Strehlenau - vum Lenau Niklos

Aerul de frig amorţeşte,
Sub paşii mei trosneşte zăpada,
Suflarea abureşte şi barba zăngăneşte:
Mereu înainte, tot mai departe!

Wie feierlich die Gegend schweigt!
Der Mond bescheint die alten Fichten,
Die, sehnsuchtsvoll zum Tod geneigt,
Den Zweig zurück zur Erde richten.

Frost! Gfreer mer ins Herz nin,
Bis tief in die Leidenschaft!
Dass es endlich mol ruhich werd drin
Wie do in der Naachtlandschaft!

Tradus de Anton Delagiarmata – Kopiert von Anton Potche – Iwersetzt vum Berns Toni




4phones


(Fotos & Video: Anton Potche)

Montag, 19. Dezember 2011

Seppi und Peppi unterhalten sich über Frau Edith und Tante Tamara

Seppi und Peppi trinken Kaffee im Bahnhofscafé des trostlosesten Bahnhofs einer deutschen Großstadt. Und sie reden nicht nur über die FDP.



- Glaubst du, dass der Christian Wulff etwas verkehrt gemacht hat?
- Keine Ahnung. Ich habe keine Freunde, die mir soviel Geld leihen könnten.
- Aber man wird sich in diesem Land doch wohl noch helfen dürfen.
- Ja schon, aber es darf nicht nach Korruption oder, etwas milder gesagt, nach Bevorteilung aussehen. Ob es dann letztendlich genau das ist, steht auf einem anderen Blatt.
- Jetzt haben wir halt auch einen Fall Frau Edith.
- Was heißt auch? Haben den andere auch?
- Na nicht genau den, aber doch so einen ähnlichen.
- ??
- Ja die Rumänen hatten seit ein paar Jahren schon den Fall Tante Tamara.
- Hatten?
- Ja, jetzt haben sie ihn geschlossen. Der Ex-Premier Adrian Năstase ist unschuldig. Sein aus Korruptionsfällen vermutetes Vermögen gehört rechtmäßig seiner Frau.
- Und die heißt Tamara.
- Nein, Diana.
- ??
- Die hat angeblich von Tante Tamara, einer alten Frau, die in Bukarest in bescheidenen Wohnverhältnissen lebt oder gelebt hat, eine Million Euro geerbt.
- Wieso? Ist sie schon gestorben?
- Wahrscheinlich. Denn das war schon 2005. Und die Tante hatte damals bereits 97 Jahre auf dem Buckel. Außerdem erbt man ja erst wenn der Erblasser gegangen ist. Aber darum geht es eigentlich gar nicht.
- Sondern?
- Adrian Năstase hatte irgendwann von irgendwoher plötzlich 400.000 Euro auf seinem Konto, das auch noch rechtfertigt werden musste.
- Und das gehörte auch seiner Frau, nehme ich an.
- Richtig. Die hatte es aus dem Verkauf einiger Wertsachen der Tante Tamara erzielt. Von wertvollen Bildern und anderen Kunstgegenständen ist die Rede.
- Und die Richter haben jetzt gesagt, es ist alles im rechten Lot und die Akte wird geschlossen?
- Ja.
- Und was sagen die Rumänen?
- Die warten auf das politische Comeback ihres Ex-Premiers und fragen sich, an wem er sich zuerst rächen wird.
- Na klar. Jemand hat ja Anklage erhoben. Ob es im Fall Frau Edith wohl auch zu einer Anklage kommen wird?
- Wer weiß?! Wenn DER SPIEGEL noch eine Tante aus dem Ärmel zaubert...
.
Leise rieselt der erste Schnee.

Sonntag, 11. Dezember 2011

Ein Plädoyer für die Religionsfreiheit

Filep Karma ist 52 Jahre alt. Seit 2004 sitzt er in einem indonesischen Gefängnis. Sein Vergehen - er hat an einer Zeremonie teilgenommen, bei der die „Morgenstern-Flagge“, ein Symbol für die Unabhängigkeit Papuas, gehisst wurde. Dafür wurde er zu 15 Jahren Haft verurteilt.

Das ist nur eines von mehreren Beispielen, wie Menschenrechte weltweit missachtet werden. Tagtäglich. Amnesty International setzt sich für solche Einzelfälle ein. Seit dem 10. Dezember 1948 gibt es die „Allgemeine Erklärung der Menschenrechte“, ein Dokument der Vereinten Nationen. Es bildet die Grundlage für die Tätigkeiten vieler Menschenrechtsorganisationen weltweit.

In Ingolstadt wird seit 15 Jahren um den 10. Dezember ein „Tag der Menschenrechte“ abgehalten. Federführend ist stets Amnesty International aus Ingolstadt, Eichstätt und Pfaffenhofen. Beteiligt sind in vielfältiger Weise aber noch viele andere soziale, kulturelle und kirchliche Einrichtungen, zusammen mit der Stadtverwaltung Ingolstadt.

Menschenrechtsvereine präsentieren ihre Arbeit, es gibt Musik und kulinarische Spezialitäten wie auch einen Festredner. Heuer war es Prof. Dr. Heiner Bielefeldt, der nach besinnlichen Begrüßungsworten des Ingolstädter Kulturreferenten Gabriel Engert das Wort ergriff.

Tauziehen um die Religionsfreiheit – ein Menschenrecht in der Krise? Diese programmatische Frage zu beantworten, hatte Prof. Dr. Heiner Bielefeldt sich für diese Veranstaltung vorgenommen – oder auch nicht. Denn nach seinem Vortrag wollte eine Frau aus dem Auditorium nur wissen, wer eigentlich bestimme, was Religion sei. Und da kam dann die salomonische Antwort: „Eine schwierigere Frage hätten Sie sich nicht ausdenken können.“ Es hänge bei der Beantwortung dieser Frage doch weiterhin sehr viel von der „Selbstverständlichkeit des Einzelnen“ ab.

Also ein sehr schwer zu beackerndes Feld, auf dem der Inhaber des Lehrstuhls für Menschenrechte und Menschenrechtspolitik an der Universität Erlangen- Nürnberg tätig ist. Dabei ist Heiner Bielefeldt sozusagen der Fachmann für Religionsfragen schlechthin. Seit August des vergangenen Jahres ist er auch UN-Sonderberichterstatter für Religions- und Weltanschauungsfragen. Als solcher weiß er sehr wohl, was so alles in der Welt im Namen der einen oder anderen Religion passiert. Und das ist, weiß Gott, nicht immer das Menschengerechteste.

Religionsfreiheit steht natürlich für mehrere Freiheiten. So müssen Menschen selbst bestimmen dürfen, welcher Religion sie angehören wollen. Die Freiheit der Sinnsuche muss jedem Menschen gewährt sein. Er muss auch das Recht haben, über seine Religion zu sprechen. Und er hat einen Anspruch auf Präsenz seiner Religion im öffentlichen Raum. Genauso frei muss er aber auch sein, seine Religion wechseln zu können. Inbegriffen ist auch das Recht auf Atheismus.

Dass diese doch so logisch klingenden Menschenrechte in der Praxis zu vielen Missdeutungen und Missbräuchen führen, gibt dem Referenten die Gelegenheit, oder zwingt ihn zu Analysen über Staatsreligionen, religiösen Phobien, Universalismus, Klientelismus, Stigmatisierungen, Indoktrination und, und, und.

Alle diese erschlagenden Schlagwörter wurden von dem frei sprechenden Prof. Dr. Heiner Bielefeldt mit beredten Beispielen belegt. Das war dann natürlich für das Auditorium oft auch bedrückend, obwohl der Referent eine sehr lockere Vortragsweise pflegt, die manchmal auch mit einem Schuss Selbstironie bereichert ist.

Dieses Thema ermöglicht natürlich kein Fazit, da es eigentlich nie ganz ausdiskutiert werden kann. Besonders darum, weil „alle Religionen sowohl Opfer- als auch Täterreligionen sind“. Daher ist „die Religionsfreiheit ein Menschenrecht unter Druck, besonders in der Praxis“.

Dass viele Menschenrechte unter Druck sind zeigt uns der Fall Filip Karma. Der Mann hat laut Amnesty International nur „sein Recht auf freie Meinungsäußerung in Anspruch genommen.“ Dafür sitzt er seit sieben Jahren im Gefängnis. Ich habe mich angestellt und auch einen Aufruf für seine Freilassung unterschrieben.


Noch eine Weile habe ich Djatou Touré, ihrem Vater Souleymane Touré am Schlagzeug und Frank Schellenberg am Keyboard zugehört. Dann bin ich gegangen, über den schneelosen Christkindlmark. Und ich habe dabei an meinen muslimischen Arbeitskollegen türkischer Abstammung gedacht, der ganz entschieden einen „Tannenbaum“ an Weihnachten ablehnt. „Warum“, habe ich ihn gefragt, „das ist doch nur Folklore. Dein Glaube muss davon nicht beeinträchtigt sein.“

Anton Potche

Mittwoch, 7. Dezember 2011

Saßen Securitatespitzel auch bei der Springer-Presse?

Das behauptet auf jeden Fall Neculai Constantin Munteanu in einem Artikel auf der Website des Radiosenders Europa Liberă (Freies Europa). Der Enthüllungstext ist auch  auf der Website der rumänischen Zeitschrift REVISTA 22 erschienen. Vielleicht wäre es bei dem Material angebrachter über Charakterisierungen zu reden oder auch über Abrechnungen mit ehemaligen Verrätern, als über einen wissenschaftlichen Text, wie ihn Historiker, realitätsnah und mit je weniger Pathos, verfassen würden.

Verständlich wäre es, denn der 1941 geborene rumänische Journalist war in Ceauşescus Rumänien berühmt berüchtigt für seine aus dem Münchner Studio von Radio Freies Europa übertragene Sendung Actualitatea românească (Rumänische Aktualität). Millionen Rumänen haben ihm täglich geheim zugehört. Umso verhasster war der 1977 aus Rumänien emigrierte Dissident beim Regime des Diktators. Dass er jetzt immer wieder Material in den zur Einsicht freigegebenen Securitateakten findet, das ihm das (volle?) Ausmaß der Bespitzelung und auch die Akteure von damals vor Augen führt, ist also nicht verwunderlich.

Top 5 die widerlichsten Informanten überschreibt N. C. Munteanu seinen Artikel. Zu den fünf zählt er auch einen gewissen Ivan Deneş. Der Mann hat nachweislich 51 Jahre lang für den rumänischen Geheimdienst gearbeitet. Da werden so manche bekanntgewordenen rumäniendeutschen Spitzel mit ihren armseligen Mitarbeiterjährchen vor Neid erblassen. Vier Sprachen soll er gesprochen haben: Deutsch, Englisch, Ungarisch und Französisch.

Ivan Deneş ist 1971 nach Israel emigriert. Dass er dort für die Securitate unter dem Cod „GX-36” tätig war, ist erst jetzt aus den Akten ersichtlich geworden, genauso wie seine Spitzeltätigkeit in Deutschland. Hier hat er es als „Kraus” und „Konrad” zu trauriger Berühmtheit gebracht – post mortem, denn er ist „geldgierig, frauensüchtig und als Alkoholiker” gestorben. Nur massive Proteste von Exilrumänen hatten eine Einstellung des rumänischen Geheimdienstinformanten beim Radio Freies Europa in München verhindert. Fast wäre es der Securitate gelungen, einen ihrer Spitzel in die rumänische Abteilung des amerikanischen Senders als festen Mitarbeiter einzuschleusen.

Umso erstaunlicher ist es, dass dieser Mann vor seinem Probeeinsatz in München und besonders danach beim Axel Springer Verlag als Journalist arbeitete, ohne Verdacht zu erwecken. Schließlich lebte man ja in Europa in einem Zustand des Kalten Krieges. Dass der Spitzel bei seinen häufigen Kontakten mit rumänischen Gewährsleuten in „Bukarest und anderen europäischen Städten” nichts über den Springer Verlag erzählt hat, ist unwahrscheinlich, zumal N. C. Munteanu sich heute noch besonders über das doppelte Gesicht dieses Spitzels aufregt. Der hätte von Freies Europa Geld für Informationen aus Bukarest kassiert und ebenso von den Rumänen Geld für Informationen über den Sender und besonders die Mitarbeiter aus München.

Blauäugig schienen in jener Zeit viele zu sein. Und das hat es Ivan Deneş ermöglicht „sich in seinen glorreichen Träumen als ein Richard Sorge des Kalten Krieges zu sehen”, schimpft Neculai Constantin Munteanu.

Anton Potche

Mittwoch, 30. November 2011

November 2011 - Giarmata in den Medien

AGENDA.RO, Timişoara/Temeswar, 4. November 2011
Zwischen dem 20. und 31. Oktober fand in Rumänien eine Volkszählung statt. Das Resultat liegt vor. In Giarmata/Jahrmarkt wurden 6.045 Personen gezählt. Ob die Einwohner von Cerneteaz/Zorn mit inbegriffen sind, wird in dem Artikel nicht spezifiziert.
+ + + Wie die Auflistung nach Ethnien wohl aussieht? Deutsche wird es da, 21 Jahre nach dem Sturz der Diktatur, wahrscheinlich nicht mehr geben. + + +

 RENAŞTEREA BĂNĂŢEANĂ, Timişoara/Temeswar, 10. November  2011
Eine Volkszählung enthält natürlich sehr viele Erkenntnisse, die aus dem reinen Zahlenmaterial herausgelesen oder –gedeutet werden können. Die letzte Volkszählung ist abgeschlossen, berichtet auch diese Zeitung. Seit der vorletzten, im Jahre 2002, ist die Bevölkerung Rumäniens um rund 2 Millionen Menschen geschrumpft. Eine erfreuliche Ausnahme macht die Dorfbevölkerung, besonders jene aus den umliegenden Gemeinden von Temeswar. Die Einwohnerzahl Giarmatas ist seit 2002 von 5.407 auf 6.045 gestiegen.
+ + + Gar keine Frage. Das ist erfreulich. – Eine andere Statistik belegt, dass 40% der Einwohner in den Banater Dörfern verwandtschaftliche Verhältnisse bis zum dritten Grad in den anderen Landesteilen haben. Ja, das Banat ist endlich in Rumänien angekommen. Dazu haben auch wir mit unserer Aussiedlung einen kleinen Beitrag geleistet. + + +

 AGENDA.RO, Timişoara/Temeswar, 11. November 2011
Bis 2020 will oder soll die EU ihren CO2-Ausstoß um 20% verringern. Da sollen auch die rumänischen Kommunen ihren Beitrag leisten. Der Temeswarer Bürgermeister hat zu dieser Thematik die Bürgermeister der umliegenden Gemeinden zu einem Informationsaustausch eingeladen. Auch der Bürgermeister von Giarmata hat eine Einladung bekommen.
+ + + Die EU bringt auch Probleme mit sich. + + +

BANATERRA-PRESS.EU, Timişoara/Temeswar, 11. November 2011
Die Temeswarer Polizei hat in Giarmata den 29 jährigen Daniel B. verhaftet. Er ist Auto gefahren, ohne im Besitz eines Führerscheins zu sein. Das gleiche Missgeschick ist ihm schon mal vor einem Jahr passiert. Damals wurde er zu 9 Monaten Gefängnishaft verurteilt.
+ + + Das klingt nach deutschen Verhältnissen ziemlich drakonisch, bekommt aber einen neuen Anstrich, wenn man liest, dass der Gute schon mal für sieben Jahre verurteilt war und irgendwann frühzeitig freikam. + + +

PROSPORT.RO, România/Rumänien, 28. Oktober 2011
Fußball - 3. Liga -  Serie V: Millenium Giarmata –Timişoara II  0:0
Das war die letzte Etappe vor der Winterpause. Und das ist der Platz der Giarmataer:
1. ACS Recaş 15 9 4 2 26-9 31
2. Bihorul Beiuş 15 9 3 3 19-17 30
3. CFR Simeria 15 8 3 4 21-13 27
4. Hunedoara 15 7 4 4 18-11 25
5. Millenium Giarmata 15 7 4 4 21-17 25
6. Caransebeş 15 7 4 4 20-17 25
7. Jiul Petroşani 15 6 6 3 15-10 24
8. Şcolar Reşiţa 15 7 3 5 18-17 24
9. Timişoara II 15 6 3 6 28-20 21
10. Valea lui Mihai 15 6 3 6 15-13 21
11. Flacăra Făget 15 5 2 8 16-30 17
12. Naţional Sebiş 15 3 5 7 13-14 14
13. Becicherecu 15 4 2 9 18-20 14
14. CS Vladimirescu 15 4 1 10 18-31 13
15.
Gloria Reşiţa 15 2 5 8 8-21 11
16. Gloria Arad 15 2 4 9 9-22 10
+ + +Gar nicht so schlecht, würde ich sagen. + + +

 ZIUA DE VEST, Timişoara/Temeswar, 29. November 2011
Der stellvertretende Vorsitzende der National Christlich Demokratischen Bauernpartei (PNŢCD) und Beauftragter des Temescher Kreisratsvorsitzenden für Österreich und Deutschland, Marius Popovici, ist kraft seines Amtes ein weitgereister Mann. Er soll mehr als eine Million Kilometer Autobahnstrecke hinter sich gebracht haben. Jetzt sind noch 32 km auf der neuen Autobahn Arad – Timişoara hinzugekommen. Angeblich hat er sie von Arad bis zur Ausfahrt Giarmata in 18 Minuten bewältigt.
+ + + Bei 130 km/h und allein auf weiter Strecke ist das wahrscheinlich machbar. Die Autobhan soll noch heuer ihrer Bestimmung übergeben werden. + + +

ZIUA DE VEST, Timişoara/Temeswar, 29. November 2011
Auch der Jahrmarkter Bürgermeister hat die Konvention der Bürgermeister zur Reduzierung des Schadstoffausstoßes unterschrieben. Das Zeremoniell fand in Anwesenheit eines Vertreters der EU statt.
+ + + In den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts hätte man einen Meşter oder Wagner noch aus dem Amt gejagt – wegen Kontakt mit imperialistischen Kräften. + + +


Dienstag, 29. November 2011

„Opa, dort, Kacka!“

„Das Hündchen Alba ist sehr bekannt bei den Temeswarer Einwohnern um den Take-Ionescu-Platz, weil es sich seit drei Jahren seinen Schlafplatz am artesischen Brunnen an der Hauptkreuzung eingerichtet hatte. Alba wurde von einer Rentnerfamilie aus einem deutschen Ostseekurort adoptiert. Alba spaziert jetzt jeden Tag mit seinen Herrchen am Strand und hat ein herrliches Leben.“ Das konnte man heute in der Onlineausgabe der rumänischen Zeitung ADEVĂRUL lesen. Es gibt in dem urbanen Zentrum des Banats eine Organisation namens Pet Hope, die unter anderem auch Adoptionen von herrenlosen Hunden – in Temeswar sollen 8000 durch die Stadt streunen – ins Ausland, namentlich nach Deutschland, vermittelt.

Wie schön, dachte ich mir. Und fast im gleichen Atemzug, oh Gott! War nicht erst kürzlich eine Delegation aus Temeswar in Ingolstadt? Sollten die vielleicht gar ein Hundeadoptionsabkommen geschlossen haben. Herrgott steh uns bei!

Wenn ich mit meiner zweijährigen Enkelin unterwegs bin, ruft sie meist schon nach wenigen Metern „Opa, Kacka“ und zeigt aus ihrem Kinderwagen auf einen oft ganz ansehnlichen (nur von der Größe her) Haufen Hundescheiße.

Ich weiß nicht, wie strandtauglich Albas Strandigehen ist, könnte aber von der Stadttauglichkeit so manches Ingolstädter Hundehalters ein wahres Lamento anschlagen. Zumindest in dem Viertel, in dem wir wohnen, scheint es an Hunde liebenden Zeitgenossen nicht zu mangeln. Leider haben viele von ihnen von den allgemeinen Anstandsregeln des Gassigehens mit ihren Lieblingen keine Ahnung oder ignorieren bewusst jede hygienischen und (un)appetitlichen Aspekte ihrer gemeinsamen Spaziergänge.

Hoffentlich, hoffentlich haben Herr Lehmann und Herr Ciuhandu im Rathaus kein Hundeadoptionsabkommen unterzeichnet. Mir reichen die Haufen, die ich fast täglich umkurven muss – „Opa, dort, Kacka!“

Anton Potche

Sonntag, 27. November 2011

Târg Social de Crăciun pe Audi-Piazza

Firma Audi nu sponzorizează numai cluburi de fotbal, diferite discipline din sportul de iarnă sau festivaluri internaţionale de muzică clasică, ci sprijină şi foarte multe proiecte sociale din regiunea Ingolstadt  (sediul administrativ şi cel mai mare loc de producţie al concernului) dar şi din alte ţări, ca de exempu Brazilia. În aceste proiecte este ivolvat într-o măsură esenţială şi comitetul de intreprindere – la Audi fiind dominat de membri ai sindicatului IG Metall, cel mai mare sindicat din Germania -, ca reprezentant al angajaţilor.

Acum, în ajunul crăciunului, când pentru creştini începe timpul adventului, peste tot în Germania se deschid târgurile de crăciun. Pe unul din pieţele istorice ale oraşului Ingolstadt a fost inaugurat joi unul din cele mai vechi târguri, numit şi Târgul Copilul Isus, din Germania. Arhivele istorice menţionează anul 1570.

În aceeaşi zi şi-a deschis porţile un al doilea târg de crăciuni în oraşul de pe Dunăre, şi anume pe Piazza, centrul public al concernului Audi. Este tocmai unul din acele proiecte care a rezultat din iniţiativa sindicaliştilor, numit Târg Social de Crăciun.

O serie de intreprinderi şi asociaţii caritative, care au angajaţi handicapaţi psihic şi/sau fizic sau care îngrijesc oameni bătrâni, îşi prezintă cu această ocazie produsele fabricate şi activităţile caritative – şi ca gest de mulţumire pentru ajutorul financiar sau material (sub formă de maşini) primit de firma Audi. Ca exemplu am putea numi atelierul de prelucrare a lemnului Auhof-Werkstätten din  orăşelul bavarez Hilpoltstein. În această firmă lucrează oameni cu handicap care confecţionează diferite produse din lemn, cum ar fi mobilă pentru copii şi jucării. Aceste produse sunt expuse la căsuţa firmei de pe Piazza Audi şi pot fi cumpărate.

Bineînţeles că toate cheltuielile pentru organizarea acestui târg sunt suportate de Audi, inclusiv culisa muzicală. Ieri a cântat cvartetul de saxofon 4phones, constituit din membri ai Filarmonicii de Suflători Audi. Târgul de pe Piazza se deosebeşte de celelalte târguri de crăciun orăşeneşti şi prin timpul de funcţionare – doar patru zile, pe când târgurile tradiţionale vor fi deschise până la 23 sau 24 decembrie.
Anton Delagiarmata



Foto & Video: Anton Potche

Freitag, 25. November 2011

Gedichte für die innere Ruhe

Es muss wahrlich nicht immer Wetten dass...? sein. Dass es viel ruhigere Augenblicke vor dem Bildschirm geben kann, wissen wir alle. Nur suchen muss man sie im Riesenangebot der Fernsehanstalten. Dabei könnte uns der Volksmund vielleicht weiterhelfen, wenn er da weise fragt: Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah? Goethes Original scheint mir diesbezüglich sogar zielführend zu sein: Willst du immer weiter schweifen? Sieh, das Gute liegt so nah!

Es muss nicht immer die große Bühne mit den großen Stars sein. Das bekannte Gesicht, die vertraute Stimme aus der unmittelbaren Umgebung – sie wirken oft Wunder. Sie können aus der Stadt kommen, die sowohl der Mensch im als auch der vor dem Fernseher als Zuhause empfindet. Sie können uns aber auch aus weit entfernten Zeiten und Gegenden begegnen, die man als gemeinsame Heimat in Erinnerung hat.

Der lokale Fernsehsender Offener Kanal Worms bietet auch heuer den Menschen die Chance, im Advent zur inneren Ruhe, zum ureigensten Ich zu finden, wenn auch nur für die Zeit eines Gedichts. Dass so etwas in unserer hektischen Welt überhaupt noch möglich ist, hat Eva Jauch uns vor einem Jahr auf diesem Fernsehkanal eindrucksvoll vorgeführt.  

Auch heuer wird sie am ersten Advent, dem 27. November, und danach täglich vom 1. bis zum 24. Dezember für uns, stressgeplagte Alltagsgetriebene, lesen. Die Sendezeiten sind jeweils 0.30 Uhr, 5.30 Uhr, 8.30 Uhr, 13.30 Uhr, 16.30 Uhr und 21.30 Uhr“, ist dem Programm des Senders zu entnehmen. Da ergibt sich sogar die Möglichkeit, das eine oder andere Gedicht, zwei oder gar dreimal anzuhören. Darob mag jetzt der eine oder andere lächeln. Das kann er gleich auch über mich, denn ich habe es Vorgesjahr wirklich getan und werde auch heuer mit Sicherheit den Link von Offener Kanal Worms anklicken.


Anton Potche

Mittwoch, 23. November 2011

Ingolstadt ändert sich, Kronstadt bleibt – Ingolstadt se schimbă, Kronstadt rămâne

Ingolstadt ist eine der wirtschaftlich potentesten Regionen Deutschlands. Hier ist sehr viel in Bewegung, sowohl im kommunalen als auch im privaten Sektor. Da kommt es natürlich auch vor, dass dem einen oder anderen Wirt der Pachtvertrag schon mal gekündigt wird. Davon können auch die Wirtsleute des Restaurants Kronstadt ein Lied singen. Das Gebäude, in dem sich das Restaurant mit rumänischer Küche befand, wird abgerissen. 

Ingolstadt este una dintre cele mai potente regiuni economice ale Germaniei. Aici este foarte mult în mişcare, atât în sectorul comunal cât şi în cel privat. Astfel se mai întâmplă că unui sau altui hangiu se rezilează contractul de arendă. Un astfel de cântec pot cânta şi hangiii restaurantului Kronstadt. Casa care a adăpostit restaurantul cu bucătărie românească va fi demolat.
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Însă familia lui Marius Ciocoi nu a resemnat. Braşovenii au preluat birtul clubului sportiv al feroviarilor din Ingolstadt, un club cu o veche tradiţie în oraşul de pe Dunăre. Doamna Maria Maios stă şi aici în bucătăria restaurantului, ca şi până acum. Da, a restaurantului, fiindcă din birtul de club, familiile Ciocoi şi Maios au făcut un restaurant care merită acest nume. Ce s-a schimbat, este ambianţa. Stilul tradiţional românesc al interiorului a făcut loc unui interior lejer, sportiv, fără decor cu caracter naţional, nici românesc şi nici nemţesc.
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Aber Marius Ciocois Familie hat nicht resigniert. Die Kronstädter haben die Gaststätte des Ingolstädter Eisenbahner Sportvereins übernommen, ein Verein mit alter Tradition in der Stadt an der Donau. Frau Maria Maios steht auch hier in der Küche des Restaurants, wie bisher auch. Ja, des Restaurants, denn aus der Vereinsgaststätte, haben die Familien Ciocoi und Maios ein Restaurant gemacht, das diesen Namen verdient. Was sich geändert hat, ist das Ambiente. Der traditionelle rumänische Stil des Interieurs hat einem legeren, sportlichen Innenraum, ohne Dekor mit nationalem Charakter, weder rumänisch noch deutsch, Platz gemacht.

Seit dem 12. November kann das Restaurant Kronstadt in der ESV-Gaststätte, an der Geisenfelder Straße 1, 85053 Ingolstadt besucht werden; Montag bis Freitag von 12:00 bis 23:00 Uhr, Samstag, Sonntag und an Feiertagen von 10:00 bis 24:00 Uhr. Dienstags ist das Restaurant geschlossen. Die Küche des Hauses bietet gutbürgerliche deutsche Speisen und rumänische Spezialitäten an.

De la 12 noiembrie restaurantul Kronstadt poate fi vizitat în hanul ESV din strada Geisenfelder, nr.1, 85053 Ingolstadt; de luni până vineri de la ora 12:00 până la ora 23:00, sâmbătă, duminică şi de sărbători de la 10:00 până la 24:00. Marţi restaurantul este închis. Bucătăria casei oferă mâncăruri germane şi specialităţi româneşti.

Ce am mâncat noi, adică nevasta şi cu mine? Partea mea mai bună îşi comandase sărmăluţe cu mamaliguţă şi smântână, iar eu am mâncat o tochitură braşoveană. Da, aşa e cu nostalgia asta.

Was wir, meine Frau und ich, gegessen haben? Meine bessere Hälfte hatte sich Krautwickel mit Sauerrahm und Polenta bestellt und ich habe einen Kronstädter Fleischtopf gegessen. Ja, so ist das mit dieser Nostalgie.


Anton Potche alias Anton Delagiarmata

Sonntag, 20. November 2011

Guj Nacht Deitschland!

„Jetzt war Frau Hete auch über das Zittern des Körpers hinaus. Sondern sie dachte nur daran, wie es damals mit ihrem Walter gegangen war, und diese Erinnerungen gaben ihr Kraft. Sie wusste, diesen Leuten gegenüber half kein Zittern, Klagen, Anrufen des Mitleids, sie hatten kein Herz, diese Henkerslieferanten von Hitler und Himmler. Sondern wenn eines half, so war es Mut, Nichtfeigsein, Nieangsthaben. Die glaubten, alle Deutschen seien feige, wie es jetzt der Enno war, aber sie war es nicht, Frau Hete, verwitwete Häberle, war es nicht.“ (aus Hans Falladas Roman Jeder stirbt für sich allein).

E jeds Dorf  hat friejer im Banat sei Original ghat, haaßt’s immer. Awwer e jeds Dorf hat aah sei Securitatespitzl ghat. Sunst hätte die Bajdasche doch net alles iwwer uns gewisst. Un die IMs, asso herrisch die Inofizielle Mitarbeiter, hatte all e Spitznome un hun ne heit noch. Ich bleib doch aah e Bernche bis an mei Enn. Mittlerweil kennt merr se jo, de Gruia, Matei, Mayer, Voicu, Barbu, Marin, Moga un wie se all haaße. Un die richtiche Nome vun dee Spitzlbuwe un die Därfer odder Städt , aus de wu se kumme, kennt merr aah.

Vun Johrmark stammt aah ooner un ich sin richtich stolz uf mei Landsmann. E Mann mi’me ufrichtiche Gang, muss merr schun soon. Bis jetz hot merr em so manches nohgsat. Ich aah. Forr des will ich mich jetz do in aller Form entschuliche. Bevor’s zu spät is un ich noch uf der Anklagebank i’me deitsche Gerichtssaal land. Es tot merr jo so lad, dass ich gsaat hun, dass der un der e Securitatespitzl war. Awwer bittscheen glaabt mer’s: Ich war schlecht informeert, in die „Irre geführt“, wie merr des uf Hochdeitsch richtich saat.

Jetz hot e Kolumnist in der BANATER ZEITUNG – des is net die BANATER POST un kummt aah net mit der Post, sie leit in de Bohnhofsbuchhandlunge – gschrieb, dass e Gericht in München geurteilt hot, dass merr oone vun dee sächsische Spitzlbuwe – jo, jo, die hatte net norr mer Schwowe – nemmi als Securitatespitzl benenne därf. Dem sei Securitatespitznome – der soll sogar zwaaa ghat hun - sin angeblich norr Fantomnome, die wu ohne Figur in Fleisch un Blut in der Welt rumirre un mit dem gute Mann aus’m Sachseland, der wu in Bukarest gelebt hot, iwwerhaupt nicks zu ton hun.

Leit, ich soon eich, mei ganzes Gstell hot ongfang zu schloddre, vor Angst, un gschwitzt sin ich wie in der Sauna, aah vor Angst. E deitsches Gericht kann net irre. Des hot’s noch nie gewwe, net vor’m Kriech, net unnrem Kriech un net noh’m Kriech. Wie hun ich norr so leichtglaawich sein kenne. Gut, friejer war ich jung un dumm, hot mei Potches-Oma immer gsaat, awwer heit sin ich doch owwergscheit, wie mei Fraa manchesmol saat. Dabei hätt doch grad ich dee Lauskerle vun der Aktionsgruppe Banat net uf de Leim gehn därfe. Weil ich hun se selwer erlebt, die Securitate. Wie ich in Oradea bei der fanfara militară ingerickt war. Die trupe de securitate ware bei de Militärparade immer die Beste. Ooner wie ooner. Wie aus der Schachtel. Un e pas de defilare hun die gschlaa – ich krien heit noch Gänsehaut. Wann ich jetz aah nicks meh rauskrien aus meim Efonium, awwer de marsch de defilare kann ich sogar noch im Troom pheife.

Un jetz kumme die doher, die Lauskerle vun der Aktionsgruppe un ehre Mädche, un mache mer mei Jugenderinnerunge kaputt. Die Securitate war schlecht, hun se die letzte Johre die Welt voll gemach. Un die Leit, die wu der Securitate gholf hun, ware aah schlecht, asso de Gruia, Matei, Mayer, Voicu, Barbu, Marin, Moga un wie se all haaße.

Lüge, gemeini Lüge, hot des deitsch Gericht jetz gsaat, de Moga un de Marin hot’s gar net gewwe. Des haaßt doch, dass es die „bees Securitate“ aah net gewwe hot. Des Ganze war norr e Hirngspinst vun de Aktionsgruppe-Bucher. So e moderni rumäniendeitschi V-Männer-Gschicht. Mei Securitate, die mi’m pas de defilare, die hot’s awwer gewwe, des soon ich eich, un die war gut. Sie hot uns gschitzt vor’m imperialistische Feind, uns, es Volk, un unser geliebte Führer in Bukarest.

Jetz sin ich beruicht. Die wirkliche Helde, de Gruia, Matei, Mayer, Voicu, Barbu, Marin, Moga un wie se all haaße, sin endlich rehabiliteert, wann se aah gar net existeere – wie halt echte V-Männer - un die wirkliche Unruhstifter stehn am Pranger, die, die wu immer do rumlamenteere, jemand hät se bespitzlt.

۩            †          ۩

Foto: Berns Toni
Es werd schun frieh dunkel. Die Sunn geht langsam iwer der Donau unner. Un jetz kummt aah noch e schwarzi Reenwolk. Ich speer, wie se sich uf mei Seel leet un mer fast die Luft abdrickt. Ich gehn liewer glei schlofe, wanns aah e langi Nacht werd. Guj Nacht Deitschland!

Berns Toni

Montag, 14. November 2011

Beatrix Eitel, Ausstellung: 19.11.2011 - 04.12.2011

"In meiner Kindheit wurde ich mit Nicht-Überfluß in einem totalitären Staat konfrontiert, in meiner Jugend erlebte ich Überfluss und Konsum in einer Demokratie. Zwei sehr gegensätzliche Lebensumstände, die mich beide in gewisser Weise geprägt haben. Ein Spannungsfeld, aus dem heraus in den letzten Jahren die meisten meiner Arbeiten entstanden sind."


So erklärt die vielseitige Künstlerin Beatrix Eitel (*1964 Braşov/Kronstadt, Rumänien) Rhytmus und Struktur  in ihrem Werk. War man bisher von ihren Raumfantasien begeistert, so kann man ab dem kommenden Samstag ihre schwarz / weiss-Zeichnungen im Atelier Guenter Lang, am Salzstadel 1 in der Bischofsstadt Eichstätt besichtigen.

Die Vernissage ist für den 19. November 2011 um 18:00 Uhr anberaumt. Dr. Isabella Kreim wird mit der Künstlerin ein Gespräch - natürlich über Kunst - führen.

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Resonanz


So titelte die Eichstätter Ausgabe des DONAUKURIER am 22. November. In dem Artikel zur Vernissage wird die Künstlerin mit der Aussage zitiert: "Andere reihen Noten aneinander, bei mir sind es Formen und Linien".
Zu ihren Inspirationsquellen zählt sie so (kunst)ungewöhnliches Anschauungsmaterial wie "Stoppelfelder" und sogar "Regenpfützen". 
Leider ist der Artikel online nicht verfügbar.

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Sonntag, 13. November 2011

Lesung am Volkstrauertag

Damit hatte ich heute Morgen nicht gerechnet, dass nämlich Volkstrauertag ist. Demzufolge war der von mir anvisierte Parkplatz gerammelt voll. Die Folge konnte nur eine sein: Zeitdruck, Stress und Parken im Parkverbot.

Am Aufzug ins Dachgeschoss des Herzogskastens zu Ingolstadt, lächelte ein Mann mir verständnisvoll zu. Sie stehen zwar im Parkverbot, aber heute ist Sonntag, da schaut vielleicht keiner vorbei, bemühte er sich, mich zu beruhigen. Er dürfe dort parken, weil er einen Sonderausweis habe. Wir hatten das gleiche Ziel, trotz ungleicher Startbedingungen: die Lesung und Buchpräsentation mit dem Dichter, Maler und Komponisten Klaus W. Sporer sowie dem  Musiker Georgi Kobulashvili, einziger Bläser des Georgischen Kammerorchesters.

Diese Kombination war nicht neu. Neu war Sporers Gedichtband spätherbst, der neunte übrigens seit 1991,alle in diszipliniertem Zweijahresrhythmus erschienen. Neu war auch das Werk der musikalischen Umrahmung: 5 Fantasien für Oboe Solo, op. 35 (2011), eine Komposition von Klaus W. Sporer. Alles neu macht nicht nur der Mai, in Ingolstadt auch der Herbst.


Wer Sporers Worten lauschte, musste dem Kulturreferenten der Stadt Ingolstadt, Gabriel Engert, recht geben. Der studierte Germanist hat drei Bauelemente ausgemacht, die das lyrische Bauwerk des Ingolstädter Dichters zusammenhalten: "musikalisches Bauprinzip, Expressivität und Genauigkeit, Reduktion und Abstraktion". Sporers Gedichte entstünden als Kontinuum, er habe immer Zettel und Schreibzeug bei der Hand. 

"Das Leben ist eine Bewegung", sagte der Dichter und der Zuhörer konnte ihm zustimmen, wenn er die Themenvielfalt, die ihm hier vom Lesepult entgegenflog, in Betracht zog. Natur, Beziehungen, Vergangenheit und gebliebene oder wiederaufkommende Erinnerungen, Krankheit, Altern - hat der Dichter an einen alternden Automanager gedacht ? -, ganz (ab)normaler Alltag, und noch einiges mehr bilden und ergeben diese Lebensbewegungen des Allroundkünstlers - er ist auch Konzertmeister des Ingolstädter Kammerorchesters (nicht zu verwechseln mit den Georgiern) - Klaus W. Sporer

Und für diese thematische Allumfasstheit seines dichterischen Schaffens findet er auch Ausdrucksmöglichkeiten in der Musik. "Die Hand auf die Klinke legen und das Tor offenhalten, das ist genug", hat der Poet rezitiert und den Interpreten zum Eintritt in seine kompositorischen Fantasien eingeladen. Der Georgier hat die Einladung des Deutschen gerne angenommen und mit seiner Virtuosität, wo immer das Notenblatt es erlaubte, ad libitum künstlerische eigene Akzente gesetzt. Und dass der Dichter den Freiheitsdrang des Musikers zu schätzen weiß, zeigen die zwei "ad lib." notierten Sätze seiner Fantasie.




Es ist unglaublich, wie schnell die Zeit vergeht, wenn man einem fünfsätzigen Lese-und Musikvortrag lauscht. Ich nahm mir keine Zeit zum Schlangestehen, um den spätherbst zu erwerben, denn mein Auto stand draußen im goldenen Spätherbst und im ... Parkverbot. Ohne Strafzettel. Gott sei's Dank. Der freundliche Herr im Aufzug hatte recht behalten - auch 75 Minuten später.

Anton Potche

Videos & Foto: Anton Potche

Mittwoch, 2. November 2011

Audi Bläserphilharmonie, 10. November 2011

Das menschliche Gemüt und das Wetter haben sich schon immer zueinander wie indirekt proportionale Größen verhalten. Je rauer das Klima, je milder die Herzen. Herbstzeit ist Benefizzeit, auch in Ingolstadt, Jahr für Jahr. „Vorweihnacht der guten Herzen“ heißt das vor Ort. Diese DONAUKURIER-Initiative ist längst Normalität in der Donaustadt geworden.


Heuer geht’s los mit den Audi-Bläserphilharmonikern. Sie geben am Donnerstag, dem 10. November 2011, ein Benefizkonzert im Festsaal des Stadttheaters Ingolstadt. Konzertbeginn ist 19:30 Uhr.

Dirigent Christian Lombardi hat sich ein ahnspruchsvolles wiewohl spektakuläres Programm vorgenommen. Die Lokalzeitung berichtet seit Wochen von ungewöhnlichen Instrumenteneinsätzen wie etwa einer Schreibmaschine oder, nicht gerade undenkbar aber immerhin für ein Bläserensemble dieser Größenordnung ungewöhnlich, einer Geige. Auch die Bläser selbst sollen nicht geschont werden. Das erwartet man von einem Bläser wie Christian Lombardi (Oboe) auch nicht. Er soll es diesmal auf die Trompeter abgesehen haben. Von „Doppelzunge“ und gefährlichen „Knoten in der Zunge“ ist zu lesen. Diese Vorbericherstattung steigert natürlich die Erwartungshaltung der Konzertbesucher.

Und das wird gespielt:
Leroy Anderso / Hans van der Heide (Arr.): Belle of the Ball
Alfred Reed: El Camino Real
Leroy Anderson / Hans van der Heide (Arr.): The Typewriter – Solo für Schreibmaschine   
                                                                                                        und Orchester
Leroy Anderson / Murschinski (Arr.): Concerto in C – Klavierkonzert
Pause
Leroy Anderson: Buglers Holiday
Alfred Reed: Second Suite for Band „Son Montuno”  und „Tango”
Alfred Reed: Second Suite for Band „Guaracha” und „Paso Doble”
Leroy Anderson / Philip J. Lang (Arr.): The Walzing Cat – Solo für Katze
Arturo Marquez / Oliver Nickel (Arr.): Danzon Nr. 2

Karten für das Konzert gibt es bei TICKET REGIONAL sowie den Vorverkaufsstellen des DONAUKURIER.

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Resonanz

Der DONAUKURIER hat seinen Rock-Pop-Jazz-etc.-Spezialisten Karl Leitner zu diesem Konzert geschickt. Dem Programm entsprechend, muss man feststellen.

Durch den Abend unter dem Motto Von Nord bis Süd - Klangvolles Amerika führte Marlen Reichert vom Bayerischen Rundfunk. 

Und der Kritiker war angetan, von dem, "was das Ensemble unter der Leitung des Dirigenten Christian Lombardi leistete". Er "zieht den Hut" vor der Art und Weise, wie das Orchester "die teils verzwickten Arrangements" meisterte.

Diese amerikanischen Wohlklänge gefielen auch dem Ingolstädter Publikum, das sich zwei Zugaben erklatscht hat.

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Video auf YouTube


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Montag, 31. Oktober 2011

Oktober 2011 - Giarmata in den Medien

RENAŞTEREA BĂNĂŢEANĂ, Timişoara/Temeswar, 2. Oktober 2011
„Die Truhe mit Habseligkeiten” heißt eine Veranstaltung des Temeswarer Zentrums für Kultur und Kunst des Kreises Timiş/Temesch. Da gabs alte „Handtücher, Haarwulste, Trachtenschürzen, Bettdecken”, aber auch „păturata cu crumpi de la Giarmata“.
+ + + Was das ist? Keine Ahnung. Vielleicht gelingt es mir aber, meine Frau zu einem Versuch zu bewegen. Die wird schon wissen, was das ist. + + +

RENAŞTEREA BĂNĂŢEANĂ, Timişoara/Temeswar, 20. Oktober 2011
Vom Besuch eines Tandams, „an das die Banater sich schon gewöhnt haben”, berichtet die Zeitung und meinte damit den Premier Emil Boc und die Transportministerin Anca Boagiu. Sie haben in Giarmata/Jahrmarkt den Startschuss für die Autobahnstrecke Timişoara – Lugoj/Lugosch gegeben. Es handelt sich eigentlich nur um die Weiterführung der Autobahn Arad – Timişoara bis Lugoj. 210,35 Millionen Lei sollen die 9,5 km Autobahn kosten. Davon kommen 178,8 Millionen Lei aus einem EU-Topf. Giarmata bekommt eine Lärmschutzwand von 427 m Länge und drei Meter Höhe.
+ + + Giarmata scheint in Zukunft nicht nur in Zusammenhang mit dem wichtigster Flughafen Westrumäniens  erwähnt zu werden, sondern auch mit einem wichtigen Autobahnknotenpunkt auf dem 4. Paneuropäischen Korridor Dresden – Istanbul. + + +

ZIUA DE VESTTimişoara/Temeswar, 20. Oktober 2011
Zwei Temeswarer Polizisten haben in der Lenau-Straße eine Handtasche mit folgendem Inhalt gefunden: 950 Lei, 50 Euro und Goldschmuck. Sie haben den Eigentümer ausfindig gemacht, ein Mann aus Giarmata, und ihm sein Eigentum zurückerstattet, obwohl, wie die Zeitung anmerkt, „die Männer des Gesetzes keinen hohen Lohn haben”.
+ + + So ist das in einem Land, in dem die Korruption gelebter Alltag ist. Ehrlichkeit wird als Heldentat empfunden. + + +

ROMÂNIA LIBERĂ, Bucureşti/Bukarest, 28. Oktober 2011
Der amerikanische Journalist Greg Johnson hat kürzlich Rumänien besucht. Er war in Timişoara/Temewar und „hielt sich in Giarmata” auf. Warum gerade in Jahrmarkt, schreibt die Zeitung nicht. Seine gesammelten Eindrücke sind aber auf einer Internetsite nachlesbar. Und da erfährt man, dass der Amerikaner Gast von Lorena, „Direktorin eines Mädchenheims”, war. Ein solches Heim für vergewaltigte Mädchen gibt es in Giarmata/Jahrmarkt.

PROSPORT.RO, România/Rumänien, 28. Oktober 2011
Fußball - 3. Liga -  Serie V: Millenium Giarmata – CF Bihorul Beiuş 1:2
Tore: Leucă (48 -pen.) / Ţârlea (43), Vancea (86)
+ + + Trotzdem belegen die Giarmataer den zweiten Platz in der Tabelle – mit 22 Punkten zwei Zähler hinter Beiuş. + + +

Samstag, 29. Oktober 2011

Ein Tagesausflug zu den Büchern - Teil 4

Eine Schattenseite des Literaturbetriebs

Durch die Standgänge schlendern und Bücher genießen. Sich einfach treiben lassen. Ohne besonderes Ziel unterwegs sein. Schmökern und Werbematerial in die Stiebert-Tasche stecken. Licht strahlt aus den Büchern, geistiges Licht.

Bücher werfen aber auch Schatten. Da steht dieser alte Mann hinter einem Lesepult und liest. Aus seinem Buch, von ihm selber finanziert. Er steht den Leuten im Weg. Sie weichen aus. Niemand bleibt stehen. Zwei Frauen sind bei ihm, stehen wie Ministrantinnen um das Lesepult. Seine Stimme ist leise, sehr leise. Und er hat kein Mikrofon. Welch ein trauriger Anblick.

Der Messestand gehört dem R. G. Fischer Verlag, einer dieser umstrittenen Dienstleistungsverlage. Früher nannte man sie Zuschussverlage. Hier kann jeder ein Buch veröffentlichen, wenn er es auch selbst finanziert. Das ist eigentlich ein Geschäftsmodell wie jedes andere auch. Wer will, kann sich seiner bedienen. Wenn ein Unternehmer mit seinen Kunden aber so umgeht, kann man eigentlich nur erstaunt sein, dass es ihn überhaupt gibt. 

Dabei klang die Verursacherin dieses unwürdigen Schauspiels, Frau Rita G. Fischer, Gründerin und Geschäftsführerin des Verlags - man höre und staune: seit 34 Jahren -, einen Tag zuvor bei Deutschlandradio Kultur sogar noch glaubwürdig. In einem Streitgespräch mit dem Bundesvorsitzenden des Verbandes deutscher Schriftsteller, Imre Török, verteidigte sie ihr Geschäftsmodell mit dem Tatbestand, dass "die großen Verlage neuen jungen deutschen Autoren so gut wie keine Chance geben, sondern sehr viel Geld für ausländische Bestsellerlizenzen ausgeben".

Man muss sich das mal vorstellen: Da steht ein alter Mann und flüstert eine geschlagene dreiviertel Stunde lang vor sich hin. Ja, der Gute hat das ausgehalten, inmitten einer ihn total ignorierenden Messekundschaft. Ein Verlag, der so etwas zulässt, ja sogar verursacht, kann doch unmöglich außer materiellem Gewinn noch ein anderes Interesse an "seinem" Autor haben. Da kann ich gut verstehen, wenn Imre Török sich mit dieser Art von Autoren(ver)achtung und Literaturpflege nicht anfreunden kann.

Leimig ist schleimig

Aber so ist es nun mal im Leben. Wir haben alle unseren eitlen Seiten. Ich kann und will mich da nicht ausschließen, denn auch ich bin einem Zuschussverlag auf den Leim gegangen.

Wenn allerdings jemand mit meiner und anderer Leute Eitelkeit ein Geschäft machen kann, dann möge er uns doch bitte dafür zumindest etwas Respekt zollen. Auch in meinem Regal stehen Bücher aus solchen Verlagen. Und sie sind wahrlich nicht die schlechtesten. Eben darum gebührt auch diesen Autoren eine kritische Aufmerksamkeit. Sie selber müssen sich für ihr Tun auch keineswegs schämen - umso mehr aber so mancher Verlag, der von ihrem Geist profitiert.

Anton Potche

Mittwoch, 26. Oktober 2011

Ein Tagesausflug zu den Büchern - Teil 3

Wenn die Technik versagt

Wie lautete doch der Rat des Sprechers auf der Info-CD? Man erstelle sich am besten einen auf die eigenen Interessen zugeschnittenen Besucherplan. Also? Nichts wie hin zum rumänischen Stand.

Eine Buchpräsentation stand auf dem Programm: Konstruktionen des Judenbildes - Rumänische und ostmitteleuropäische Stereotypen des Antisemitismus von Andrei Oişteanu. Das Buch ist 2002 im Bukarester Humanitas Verlag erschienen. Larisa Schippel, zurzeit Professorin für Transkulturelle Kommunikation am Zentrum für Translationswissenschaft der Universität Wien, hat es ins Deutsche übersetzt und so vor einem Jahr sein Erscheinen im Berliner Verlag für wissenschaftliche Literatur Frank & Timme ermöglicht. 

Neben dem Autor und der Übersetzerin war auch der aus dem Banat stammende Schriftsteller, Exherausgeber und Übersetzer Gerhard Csejka zugegen. Er hatte die undankbare Aufgabe übernommen, Oişteanus Ausführungen ins Deutsche zu übertragen - für die Anwesenden, die des Deutschen nicht mächtig sind. Gerade von diesen haben aber einige die Veranstaltung vorzeitig verlassen, weil sie von seiner Übersetzung kaum etwas mitbekamen. Die Lautsprecheranlage machte dauernd Mätzchen und der Übersetzer schien dadurch mehr frustriert als motiviert zu sein. Man wurde den Eindruck nicht los, für Gerhard Csejka sei die ganze Veranstaltung eine lästige Pflichterfüllung. 


Zum Glück konnte Andrei Oişteanu sich klar und deutlich verständlich machen. und was er zu sagen hatte, war wirklich interessant und informativ, wenn auch nicht gerade schmeichelhaft  für die rumänische Gesellschaft. Wo in Europa ist das aber auch anders, wenn es um Fremdenfeindlichkeit geht?

Aufschlussreiche Diskussion

Das zeigte besonders die dem Vortrag gefolgte Diskussion. Es gibt auch unter den Rumänen immer noch Menschen, die mit den hanebüchensten Vorurteilen gegen die Juden durch die Gegend laufen, ob zu Hause oder hier in Deutschland. Stereotypien setzen sich eben in Köpfen fest und scheinen bei einigen eine lebenslange Halbwertszeit zu besitzen. Sogar die Machtergreifung der Kommunisten in Rumänien soll etwas mit den Juden zu tun gehabt haben. Also bitte, meine Herren! Ob Leonte Răutu (1910 - 1993) ein Jude war oder nicht, ist bestimmt nicht geschichtstragend. Und dass er Andrei Oişteanus Onkel war, ist nur eine jener vielen schicksalhaften Fügungen des 20. Jahrhunderts. Dass der Neffe über die Biografie seines Onkels nicht unbedingt glücklich war und ist, zeigt sein beruflicher Werdegang, wenngleich sein Œvre keine direkte Auseinandersetzung mit dem rumänischen Kommunismus aufzuweisen hat.

Es war schon bemerkenswert, wie Oişteanu diese Angriffe auf sein Buch und (indirekt) seine Person parierte. Er war durch sein fundiertes Fachwissen den Diskussionsteilnehmern aus dem Publikum weit überlegen. Das ist auch insofern nicht verwunderlich, wenn man das Themenspektrum, das dieser Mann abdeckt, betrachtet: Geschichte, Ethnologie, Kulturanthropologie, Judaistik, Religionsgeschichte.

So durften die Ausharrenden einer Veranstaltung beiwohnen, mit der die Rumänen sich in Frankfurt sehen lassen konnten - bis auf die Tontechnik. In ihrer Sprache würde es wohl heißen:
O prezenţă lăudabilă la Târgul de Carte de la Frankfurt pe Main.


Anton Potche
Video: Anton Potche