Dienstag, 5. April 2011

Cioran -Cyron - Tschioran

Als die Sprecherin von Deutschlandradio Kultur heute Nachmittag für 19.30 Uhr eine Sendung über "Cyron" ankündigte war ich nur halb bei der Sache. Kaum von der Arbeit heimgekommen und das Radio soeben erst eingeschaltet, hört man nicht gleich konzentriert zu. Bis dann im zweiten oder dritten Satz die Sendung über den "großen Nihilisten  und modernen Mystiker" E. M. Cyron etwas genauer präzisiert wurde. Ja, dann wurde ich hellhörig. Sollte es sich wohl um Cioran handeln?

Am 8. April wäre er 100 Jahre alt geworden: Emil Cioran. Und tatsächlich: Die halbstündige Sendung war ihm gewidmet, der auch hier Emil "Cyron" hieß. Eine sehr gute Sendung. Originalaufnahmen mit dem rumänischen Philosophen und Aphoristiker wurden des öfteren eingespielt. Der Mann sprach sehr gut Deutsch.

Es war mir bloß die ganze Sendung über eigenartig zumute - wegen dieser komischen Aussprache des Namens Cioran - Cyron. Ich musste dauernd an Cyrano de Bergerac denken. Nun hat Emile M. Cioran, wie die Franzosen "ihren " Philosophen nennen, nicht im Entferntesten irgendwas mit Edmond Rostand zu tun. Aber so ist es nun mal. Sprache ist Musik und gebärt Analogien. Auch verrückte.

Und trotzdem bin ich mir nicht so sicher, dass die Realisatoren dieser Sendung mit ihrer Cioran-Aussprache richtig lagen. Laut Wikipedia sprechen die Franzosen auch nur von [sjɔˈʀɑ] und nicht von Cyron. Am gescheitesten wäre es wohl gewesen, die Kulturredakteure von Deutschlandradio Kultur hätten bei Rumänischkennern nachgefragt. Davon gibt es in Berlin genug - auch sehr prominente. Die hätten ihnen bestimmt geraten, es bei Cioran zu belassen, denn ein Rumäne blieb der Mann trotz allem bis zu seinem Lebensende. Und das spricht ein Deutscher eben "Tschioran" aus. Es hätte auch viel besser zu den vielen Doinaanspielungen, die als musikalische Untermalung eingespielt wurden, gepasst. Das war eine verpasste Chance um Authentizität.
Anton Potche

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