Freitag, 27. Mai 2011

Seppi & Peppi und die DONAUKURIER-Paranoia

Endlich kann man mal durchschnaufen in diesem sommerlichen und viel zu trockenen Maimonat. Dementsprechend gut schmeckt auch der Schwarze im Bahnhofscafé des bedauernswertesten Bahnhofs einer deutschen Großstadt.

- Waren die von Streetview jetzt schon da?
- Nein. Das ist eine Sauerei ohne Gleichen. Ich hab das ganze Haus gestrichen und das Hoftor erneuert und die kommen nicht. Diese Google-Knipser sind einfach eine unzuverlässige Bande.
- Vielleicht trauen die sich nicht, bei euch zu fotografieren.
- Wovor sollten sie sich fürchten?
- Na vor dem DONAUKURIER. Die von der Zeitung sind doch eine regelrechte Kampagne gegen die Amerikaner gefahren.
- Und was hab ich davon? Dass mein Freund in den Staaten mich dauernd mit unserem Verfolgungswahn hänselt?
- Na vielleicht wird es ja besser mit Streetside. Das macht jetzt Microsoft. Sind zwar auch nur Amerikaner, aber vielleicht doch zuverlässiger.
- Denkste! Schau mal her da. Damit macht der DONAUKURIER heute auf: „Der Widerstand wächst – Politiker und Datenschützer kritisieren Streetside“. Und die ganze dritte Seite haben sie mit ihrer Datenklauparanoia vollgeschrieben. Als würde dieses Land keine anderen Probleme haben.
- Aha! Die Herren verlangen ein neues Gesetz.
- Ich habe meinen Fotoapparat schon vergraben.
- ???
- Ja, wenn die mit ihrer Forderung durchkommen, werden bestimmt alle Fotogeräte beschlagnahmt oder zumindest meldepflichtig.
- Ich hab mal einen Artikel – oder Buch, ist ja Wurscht -von Herta Müller gelesen, da stand, dass in Rumänien alle Schreibmaschinen unter Ceauşescu registriert waren.
- Das kann da auch noch kommen.
- Aber die vom DONAUKURIER sagen doch, dass sie uns schützen wollen. Besser gesagt, unsere Daten.
- Vor wem? Vor Amazon? Was ist denn da so schlimm, wenn die meine literarischen und musikalischen Vorlieben kennen und mir dementsprechende Werbungen mailen? Das heißt noch lange nicht, dass die mich dann kennen.
- Und wenn schon? Ist der Peppi ein Nichts?
- Oder der Seppi?
- Hast du was zu verbergen?
- Nee! Darum gebe ich dem DONAUKURIER auch immer alle meine Daten, wenn ich ihm einen Leserbrief schicke. Sogar mein Konterfei würde ich ihnen mailen - wenn ich fotogen wäre.
- Du willst dieser Leserbriefbearbeiterin nur nicht den Tag verderben. Ich verstehe. Ja, das kann ich nachvollziehen. Aber wieso verlangen die Daten und vor allem welche Daten? Ich dachte, die wären gegen das Datensammeln.
- Schickst du ihnen per Internet einen Leserbrief, dann will der DONAUKURIER erst mal wissen, ob du Männlein oder Weiblein bist.
- Klar – Frau Seppi!
- Dann wollen sie deinen Vor- und Nachnamen.
- Logisch. „Wer seine Meinung öffentlich äußert, sollte zu ihr stehen. Wir drucken daher diese Zuschriften – von begründeten Ausnahmen abgesehen – nur mit vollem Namen des Einsenders ab. Anonyme Zuschriften werden nicht berücksichtigt. Leserbriefe geben nur die Meinung des Einsenders wieder. Die Redaktion behält sich bei Zuschriften die Auswahl und das Recht der sinnwahrenden Kürzung vor. - D. Red.“ So ähnliche Formulierungen findest du in jeder Zeitung.
- Ist ja okay! Dann wollen sie aber auch noch Straße, Hausnummer, Postleitzahl, Wohnort, Telefon und E-Mail.
- Mehr hat ein öffentliches Amt auch nicht von dir.
- Ist ja auch nicht schlimm. Das Ganze hat aber den Beigeschmack einer doppelten Moral, wenn es aus einem Haus kommt, das dauernd gegen Datenklau und unzureichenden Datenschutz wettert und alle möglichen Leute zu Wort kommen lässt, die sich auf diesem Gebiet unbedingt profilieren wollen.
- So ähnlich kann man das auch sehen. Diese orwellschen Bemühungen des DONAUKURIER nehmen langsam lächerliche Züge an.
- Aber sie scheinen zu fruchten. Google hat sich bis heute nicht getraut, bei uns zu fotografieren.
- Wenn jetzt auch Microsoft den Schwanz einzieht, bleiben wir vielleicht der einzige weiße Fleck auf der Erde.
- Auch nicht schlecht. Dann wird man erst recht auf uns aufmerksam werden. Das könnte Ingolstadt zur größten Touristenattraktion der Welt machen.
- Dank DONAUKURIER. Eine wahrlich lokalpatriotische Leistung. Hut ab! Das erwarte ich eigentlich auch von meiner Zeitung.

Die Sonne zeigt sich schon wieder. Das war eigentlich zu wenig Regen. Diese letzten Maitage werden wohl auch trocken bleiben. Laut DONAUKURIER zumindest. Das ist nicht so gut.

Samstag, 21. Mai 2011

Der Freundschaftsspielgegner aus dem Kommunismus

Es war wie so oft. Ich zögerte. Soll ich oder soll ich nicht? Schließlich saß ich über einer Rezension zu Herta Müllers Essay Cristina und ihre Attrappe oder Was (nicht) in den Akten der Securitate steht. Ich legte den Bleistift nieder und schaute zum Himmel. Vielleicht kommt ja ein Gewitter. Dann bleibt man zu Hause. Noch ein Satz. Aber eine Nationalmannschaft kommt nicht jeden Tag nach Ingolstadt.

Nun kennt meine Frau ihren Pappenheimer. Hier, 30 Euro, und hau endlich ab. Mach ich. Der alte Drahtesel wird aus der Garage geholt. Ich steige auf. Dann fahre ich durch ein ruhiges Stadtviertel, kaum Autos unterwegs. Mein Weg führt weiter durch ein sehr belebtes Werbegebiet. Viele Menschen sind hier unterwegs an diesem sonnigen Maisamstagnachmittag.

Komisch. Da ist das pralle Leben. Viele Farben, Reklameschilder, frohe und geschäftige Menschen wohin man schaut. Und gerade jetzt denke ich an Herta Müllers Essay. Ich bin auf dem Weg zum ersten Testspiel der deutschen Frauen-Fußballnationalmannschaft  vor der WM, und zwar gegen die Mannschaft aus der Demokratischen Volksrepublik Korea. Der Freundschaftsspielgegner aus dem Kommunismus. Herta Müllers immer wieder bis zur Obsession angeprangerte Gesellschaftsordnung lebt – und ist nirgends leibhaftiger als in diesem asiatischen Land, von dem sich Ceauşescu in den 70er Jahren so viel Unseliges abgeschaut hatte. 

Man weiß das auch in Deutschland. Der DONAUKURIER titelt heute: „Kein Kommentar – Nordkoreas Fußballerinnen sind in Ingolstadt eingetroffen, mauern aber eisern.“ Nicht fußballerisch, sondern menschlich ist das gemeint. Die Zeitung zitiert Claudia Roth (Die Grünen) mit der Aussage: „Ich hoffe, dass über ein solches Spiel Begegnungen möglich sind, wo sonst Schweigen herrscht.“ Damit wird Sport zum Politikum und zum Hoffnungsträger für eine demokratische Welt.

Sie haben gut gespielt, diese quirligen Spielerinnen aus Asien. Aber die Deutschen haben sich schließlich dank ihrer Routine und körperlichen Überlegenheit durchgesetzt. Deutschland – Korea DVR 2:0. Das geht voll in Ordnung. Die Ingolstädter haben eine stimmungsvolle Kulisse für dieses Freundschaftsspiel abgegeben. Der Stadionsprecher war bemüht, ja keinen Fehler zu machen. Er sprach nie von Korea, sondern immer von der Demokratischen Volksrepublik Korea. 


Ein Bus verlässt das Stadion. Sofort nach dem Spiel. In ihm sitzen die koreanischen Spielerinnen. Er fährt den gleichen Weg, den ich gekommen bin. Was werden diese Mädchen und jungen Frauen sich jetzt denken, was werden sie fühlen, wenn ihre Blicke diese frohen, Schals und Fahnen schwingenden Menschen auf dem Heimweg vom Fußball sehen? Werden ihre Gedanken in die trostlose nordkoreanische Heimat fliegen? Spüren sie das Bedürfnis, mehr von dieser Welt, durch die sie, abgeschirmt von koreanischen Funktionären, gekarrt werden? Entstehen in dem einen oder anderen Kopf vielleicht sogar Fluchtgedanken?

Im koreanischen Kader stehen 21 Spielerinnen. Davon sind fünf Debütantinnen und weitere neun haben weniger als 10 Einsätze in der Nationalmannschaft absolviert. Das muss eine blutjunge Mannschaft sein - bestimmt auch besser zu behüten.

Fußballdeutschland beginnt langsam, der Frauen-WM (26. Juni – 17. Juli) entgegenzufiebern. Es werden auch Spielerinnen auflaufen, die mit Sicherheit mehr als nur Siege aus unserem demokratischen Deutschland mit nach Hause nehmen. Das werden Eindrücke sein. Da können noch so viele Aufpasser mitreisen, die Welt von draußen wird durch Busscheiben und Hotelwände dringen. Sie wird sich in den Köpfen der jungen Menschen einnisten und sie ein Leben lang begleiten; auch wenn Stefan König im DONAUKURIER auf die Feststellung Claudia Roths, dass diese Frauen „nicht mehr dieselben sein werden, wenn sie wieder heimkehren“, folgerichtig schlussfolgert: „Kann schon sein. Erfahren wird es aber niemand.“

Ich wende mich wieder Herta Müllers Essay zu und wage zu behaupten: Irgendwann werden auch die koreanischen Akten geöffnet. Dann verlassen die gespeicherten Eindrücke die Köpfe und tragen dazu bei, dass auch die letzten Reste dieser gescheiterten Gesellschaftsordnung, des Kommunismus, verschwinden.
Anton Potche

Donnerstag, 19. Mai 2011

Seppi und Peppi und die Rente mit 69

Seppi und Peppi sitzen wie so oft in der Café-Bar des trostlosesten Bahnhofs einer deutschen Großstadt.

- Rente mit 69.
- Zeig mal her. Tatsächlich. Die spinnen.
- Das kommt aus der gleichen Ecke als damals die Rente mit 67.
- Die Deutschen wollen das.
- Jetzt spinnst aber du.
- Wieso? Die haben doch gegen die Rente mit 67 auch nichts unternommen. Die paar Leute, die auf der Straße waren? Das war doch nicht der Rede wert. Die mussten sich ja bestätigt fühlen.
- Wer?
- Na die alle. Besonders die SPD.
- Dafür wurden sie aber auch abgewählt.
- Und heute? Schau mal nach Hamburg, Stuttgart, Worms. Die regieren doch weiter oder sind im Kommen. Alles vergessen.
- Das waren doch die fünf aus dem Morgenland, wie heißen die nur?
- Weisen.
- Ja genau, da steht's: Wirtschaftsweisen. Die wollen die Rente mit 69.
- Die haben den Schlamassel auch mit 67 damals angefangen. Die würde ich alle ans Band in eine Autofabrik stecken.
- Sei nicht gleich so aufgebraust. Schau mal, was der Zeitungsmann hier dazu schreibt: "Allerdings ist die Anhebung des gesetzlichen Rentenalters nur eine Facette des tiefgreifenden gesellschaftlichen Umbaus. Wenn sie nicht auf eine Rentenkürzung durch die Hintertür hinauslaufen soll, müssen die Beschäftigten in die Lage versetzt werden, auch wirklich länger zu arbeiten: durch beständige Weiterbildung, Gesundheitsförderung - und natürlich auch entsprechende altersgerechte Arbeitsplätze."
- Bla, bla, bla. Mein Meister hat kürzlich Stehhilfen für unsere Abteilung beantragt. Wohlgemerkt, nicht zum Sitzen, nur zum kurz Verschnaufen.
- Nicht schlecht.
- Ja - wenn die Abteilungsleitung sie nicht abgelehnt hätte.
- Na klar! Mit 69 brauchst du sowieso eine Gehhilfe. Mit Bremse ausgestattet, ist das dann eine Stehhilfe. Siehst du? Deine Chefs denken zukunftsweisend.

Samstag, 14. Mai 2011

Jetzt hat es auch mich erwischt

Seit dem 1. Juli 2003 veröffentliche ich ab und zu Texte in rumänischer Sprache auf der Hobby-Autoren-Homepage poezie.ro ( auch agonia.net) - Poezie.ro - Anton Delagiarmata.
Was das für Texte sind? Auf jeden Fall anspruchslose. Über viele muss ich heute schmunzeln oder nachsichtig lächeln: „Lass ihn doch, so sind sie nun mal, die Gernedichter.“

Und ich war eigentlich immer stolz, dass man meine Texte überhaupt leben ließ. Gestrenge Literaturkritiker sind natürlich auch auf dieser Homepage unterwegs. Und wo es mit meinem Rumänisch gerade mal so ... na ja! Einem Literaten (den ich übrigens sehr schätze) hab ich vor Jahren versucht zu erklären, wie das so ist mit unseren rumäniendeutschen Rumänischkenntnissen. Diferenţa între limba învăţată şi cea congenitală


Jetzt aber hat es mich erwischt. Eine gestrenge Literaturrichterin hat eine meiner Übersetzungen – man will mit seinen bescheidenen Möglichkeiten doch auch zu einem innereuropäischen Kulturaustausch beitragen – von der Seite verbannt. Und das ist ihre Argumentation, im Original, inklusive Rechtschreibung und Absätze. 


te rog să nu te superi, dar ai tradus groaznic textul. dacă ar mai trăi, sigur s-ar îngrozi autorul.
ritmul, rimele - groaznice
nu ai respectat mai nimic din textul original.
ba ai mai şi folosit cuvinte care nu aveau ce să caute la acea vreme în vocabular (vezi "nasol" în loc de ticălos/pungaş/nenorocit)
apoi "medioacră", "şpalieră" - nici nu ştiu ce înseamnă.

serios, e sub orice critică textul aşa cum l-ai tradus.
eu nu pot aproba în pagina principală aşa ceva.
îmi pare rău

Nun weiß ich wahrlich nicht, was Karl Kraus (1874 - 1936) von einem „nasol” gehalten hätte. „Nasvalo“ sagen die Zigeuner zu einem schlechten Menschen, also zu einem „Schuft“. Dass es daran zu seiner Zeit in der Monarchie nicht mangelte, nehme ich ihm gerne ab. Man muss nur eine FACKEL aufschlagen. Wie es aber zurzeit in der von Ewigkeit geschlagenen rumänischen Transformationsgesellschaft aussieht, weiß meine strenge Richterin bestimmt besser. Schufte, also „nasoli“, scheint es darin keine zu geben, sonst hätte sie das Wort bestimmt nicht so anstößig gefunden. In meinen rumänischen Jahren wurde es auf jeden Fall fleißig benutzt. Das ist allerdings auch schon fast 30 Jahre her. Da spielte meine Literaturkritikerin noch im Sand und hatte kaum schon konkrete Vorstellungen, wie „nasol“ das Leben sein kann. Welch ein Wort! Es wird in der rumänischen Umgangssprache sowohl als Haupt- wie auch als Eigenschaftswort benutzt. Was natürlich nicht heißen soll, dass es nicht auch Gesellschaftskreise gibt, in denen solche Ausdrücke gemieden werden, aus welchen Gründen auch immer. Da Karl Kraus aber, weiß Gott, kein Kind von Traurigkeit war, kann ich mir, im Unterschied zu meiner Kritikerin, gut vorstellen, dass dieses Wort ihm gefallen hätte. So weit ich weiß, kannte er aber die rumänische Sprache nicht. Schade!


„Poate pentru unii aceste imagini vor părea absurde, dar sunt constatări ai unor ani grei de zbucium într-o lume medioacră, dar ce îşi dă aer de superioritate.“ Mit Consideraţii asupra lui ,,Carpe diem”, ist der Text, aus dem dieser Satz stammt, überschrieben. Liudmila Carta, eine aus der Republik Moldau, auch Moldawien genannt, stammende Studentin der Universität Jassy, hat ihn auf ihrem Blog niedergeschrieben. Was mag sie dazu verleitet haben, von einer „lume medioacră” statt einer „lume mediocră”, also einer „mittelmäßigen Welt” zu schreiben. Es muss wohl eine Eingabe gewesen sein, die das strahlende „a” als Betonung der Weiblichkeit einer wie immer gearteten Welt in ihre alles andere als schmeichelhafte Charakterisierung einfließen ließ. Das soll mich jetzt aber nicht an der weiblichen Intuitivkraft meiner unerbittlichen Kritikerin zweifeln lassen. Aber vielleicht muss man ja von den Rändern einer Sprache kommen, um selbst strenge (wissenschaftliche) Orthografieregeln spielend, aber immer klar verständlich, umgehen zu können. 

Und wenn wir uns schon an den geographischen Rändern der rumänischen Sprache aufhalten, kann auch ein Blick in eine offizielle Normativkakte der Republik Moldau nicht schaden. Dort heißt es nämlich unter Kapitel 1 Punkt 1: „Demontarea stâlpilor de şpalieră din metal”. Na gut, es wird schon seinen Grund gehabt haben, warum man plötzlich kein Spalier, also aufgereihte Pfosten aus Beton, haben wollte. Spalier stehen ist eines, aber Spalier stehlen etwas ganz anderes. „Un bărbat din Fitioneşti a furat şpalierii de la via unui consătean”, schrieb der MONITORUL DE VRANCEA am Anfang dieses Monats. Macht man so etwas? Karl Kraus hätte da bestimmt über den oder die oder ein ganzes „Spalier von Beutelschneidern” geschimpft.


Über Reim und Rhythmus bei Übersetzungen lässt es sich nach wie vor vorzüglich streiten. Ich vertrete da knallhart die Linie der Inhaltstreue. Die muss gewahrt und vor allem respektiert werden. Wer eine Übersetzung liest und dabei erwartet, mehr als die Seele des Originals ergründen zu können, der sollte wirklich nur Texte in seiner Muttersprache lesen. Jede Übersetzung ist und bleibt ein neues literarisches Werk, dass nie und nimmer dem Original in allen Gesichtspunkten ganz gerecht werden kann. Sie (die Übersetzung) ermöglicht immer nur Annäherungen, mehr oder weniger gelungene, an einen Text in der Ursprache. 

Wie soll denn diese Sicht der Dinge, also meine eigene, auch meiner unerbittlichen Literaturkritikerin vom Dienst eigen sein, wo sie doch nicht einmal Wörter der eigenen Sprache intuitiv einem Textinhalt zuordnen kann, geschweige denn, wenn es sich um eine Übersetzung aus einer Sprache handelt, die sie nach meinem Kenntnisstand nur in sehr bescheidenem Umfang beherrscht. Da konnte meiner Übersetzung nur ein Schicksal blühen – die Verbannung aus dem virtuellen Poezie.ro–Raum.

Ach ja! Um welches Gedicht es sich handelt? Um das folgende:

Karl Kraus

In diesem Land

In diesem Land wird niemand lächerlich,
als der die Wahrheit sagte. Völlig wehrlos
zieht er den grinsend flachen Hohn auf sich.
Nichts macht in diesem Lande ehrlos.

In diesem Land münzt jede Schlechtigkeit,
die anderswo der Haft verfallen wäre,
das purste Gold und wirkt ein Würdenkleid
und scheffelt immer neue Ehre.

In diesem Land gehst du durch ein Spalier
von Beutelschneidern, die dich tief verachten
und mindestens nach deinem Beutel dir,
wenn nicht nach deinem Gruße trachten.

In diesem Land schließt du dich nicht aus,
fliehst du gleich ängstlich die verseuchten Räume.
Es kommt die Pest dir auch per Post ins Haus
und sie erwürgt dir deine Träume.

In diesem Land triffst du in leere Luft,
willst treffen du die ausgefeimte Bande,
und es begrinst gemütlich jeder Schuft
als Landsmann dich in diesem Lande.


În această ţară

Nimeni nu se face de râs în această ţară,
decât cel care spune adevărul. Fără apărare,
atrage batjocura rânjindă şi medioacră.
Nimic nu te dezonorează în această ţară.

În această ţară se plăteşte orice răutate,
care în altă parte ar fi fost sancţionată,
cu aur curat şi haine de demnitate,
fiind din nou şi nou onorată.

În această ţară mergi printr-o şpalieră
de pungaşi care te dispreţuiesc adânc,
având cel puţin punga ta în vizieră
dacă nu salutul tău blând.

În această ţară nu te excluzi,
eviţi imediat încăperile otrăvite.
Ciuma şi prin poştă ţi-o aduc
sugrumându-ţi orice vise.

În această ţară nimereşti în aer gol,
vrei să nimereşti banda vicleană,
şi te batjocoreşte oricare nasol
de consătean în această ţară.


[Traducere din germana: Anton Potche]


Anton Potche

Sonntag, 8. Mai 2011

Das Geheimnis

Es war dieses Bild in meinem Kopf. Und es nahm Gestalt an. Wort für Wort. Vers für Vers. Das Gedicht floss aus dem Bild in meinem Kopf. Es war so weit, so unendlich weit weg. Für ewig unerreichbar. Und für viele nicht zugänglich. Jetzt ist es da - das Bild vom




Es war nicht nur in meinem Kopf. Auch in ihrem Kopf. Jetzt ist es plötzlich für viele zugänglich. Das Bild vom Sonnenuntergang. Und es müssen ähnliche, wenn nicht gar die gleichen Gefühlswelten gewesen sein, die dieses Bild unabhängig von einander in unseren Köpfen generiert haben. Wir saßen in derselben Klasse der Jahrmarkter Volksschule, die Malerin Katharina Kellinger und ich.

Nur wusste ich es bis heute nicht. Dass eine talentierte und wie es scheint erfolgreiche Malerin meine Klassenkollegin war, "es Maurer Kathi". Unsere Schul- und Lebenswege trennten sich bereits 1968. Jetzt, vor wenigen Minuten, habe ich die Jahrmarkter Homepage besucht und von dem Link auf diese Seite erfahren:

Nein, ich beurteile nicht. Ich schaue einfach nur. Und staune ob diesen Geheimnisses. Jetzt ist es gelüftet. Und meine Freude darüber darf ungehemmt in die unendlichen Sphären des Internets fliegen. Viel, viel Erfolg!

Anton Potche

Dienstag, 3. Mai 2011

Ronald Völker - ein Ausnahmefahrer

Der Speed League Racing Club Ingolstadt 06 e.V. hat am 30. April - 1. Mai 2011 die Deutsche Indoor Meisterschaft Tourenwagen organisiert. Zum Einsatz kamen Modellautos im Maßstab 1:10. Die rund 100 Fahrer traten in drei Rennsportklassen an: Hobby, Sport und Modified.

Die Nummernschilder der vor der Mehrzweckhalle Lindenkreuz in Manching parkenden Autos zeigten, dass hier Fahrer aus allen Teilen der Republik angereist waren: von Jugendlichen bis zu über Vierzigjährigen. Dementsprechend gab es auch Plazierungen für Jugend-, Junioren- und 40+-Fahrer. Der Rennteppich nimmt eine Fläche von 600 m² ein und die Rennbahn ist 140 Meter lang. An Schickanen und engen Kurven fehlt es wahrlich nicht. Diese Hürden galt es neben den Konkurrenten zu bezwingen.

Nachdem sich in den Vorläufen die Startordnungen der verschiedenen Klassen herauskristallisiert hatten, ging es in die Finalrennen. Es wurden je drei Finals ausgetragen, deren kummulierte Ergebnisse die Sieger ergaben. Das hieß zwei Tage Spannung pur. Bei dieser großen Teilnehmerzahl und den verschiedenen Klassen kann man als Zuschauer allerdings schon mal die Übersicht verlieren. Daher wäre es von Vorteil, wenn die jeweiligen aktualisierten Rennlisten auch im Zuschauerraum ausgehängt würden und nicht nur für die Fahrer zugänglich bleiben. Die zeitweise wirklich beeindruckend hohe Zuschauerzahl spricht nämlich für das steigende Interesse an dieser abwechslungsreichen und umweltfreundlichen (Elektroautos) Sportart.

Schön gemütlich waren die Hobby-Fahrer unterwegs. Allerdings nur im Vergleich mit den schnellen Flitzern der Modified-Klasse, denn auch hier ging es teilweise ganz schön zur Sache, wie halt überall wo Punkte, Plätze und letztendlich Pokale zu vergeben sind. Apropos Pokale: die waren hier bayerische Löwen und Bierkrüge. 19 Fahrer wetteiferten in dieser Klasse um die Trophäen. Am Ende des zweiten Wettbewerbstages standen Christian Wehrmann vom MSV 06 Berlin, Johannes Anton Sperr vom MAC Mettenheim sowie Karl Reiner Mürder vom MCSS Althengstett auf dem Siegerpodest.

36 Fahrer sind in der Sport-Klasse angetreten. Und was sie dem Publikum boten war Sport im wahrsten Sinne des Wortes. Ihre Autos waren schon deutlich schneller unterwegs, die Kämpfe um die Platzierungen hartnäckiger und auch so mancher spektakuläre Überschlag ließ die Zuschauerkulisse begeistert mitgehen. Auf das Treppchen schafften es zum Schluss in dieser Reihenfolge: Daniel Wohlgemuth (MCSS Althengstett), Tim Wahl (MCG Strohgau) und Martin Hofer (ohne Verein).

 In der Modified-Klasse gingen 37 Fahrer an den Start. Ihre Modellrennwagen können auf der Geraden Höchstgeschwindigkeiten von 75 km/h erreichen. Und was in dieser Klasse geboten wurde, war einer Deutschen Meisterschaft im wahrsten Sinne des Wortes würdig. Spektakuläre Überholmanöver, Verlust und Rückgewinnung bis dahin behaupteter Positionen, Unfälle un sportliches Warten der Unfallverursacher auf die Weiterfahrt des gerammten Konkurrenten und Vieles mehr provozierten immer wieder Szenenapplaus. Mehr als 10 Autos durften bei einem Rennen nicht dabei sein. dass hieß, dass es mehrere Finalgruppen gab - in dieser Klasse D - C - B - und A-Finalrennen. In den drei spannenden A-Finals gab es nach den Platzierungsrennen eigentlich nur eine Frage: Wird Lokalmatador Dominik Fleischmann den amtierenden deutschen Meister, mehrfachen Europameister und Vizeweltmeister Ronald Völker vom MCB Goldstein/Frankfurt am Main als Deutschen Meister ablösen können? Um es vorwegzunehme: Es blieb bei der Jagd. Der Frankfurter fuhr drei fabelhafte A-Finals. In den ersten beiden blieb der Ingolstädter ihm zwar auf den Fersen, hatte nach einem Zusammenprall im dritten Finale aber dann doch mit deutlichem Zeitrückstand das Nachsehen. Das folgende Video zeigt das 2. A-Finale. Die ersten drei Startplätze hatten : Ronald Völker, Dominik Fleischmann (SLRC Ingolstadt 06) und der Jugendfahrer Dionys Stadler (MCC Konstanz) inne.


So blieb es auch bis zum Schluss des Rennens. Und auch das Gesamtklassament der Modified-Klasse ergab das gleiche Bild: 1. Ronald Völker - Deutscher Meister 2011,  2. Dominik Fleischmann - Deutscher Vizemeister 2011, 3. Dionys Stadler - deutscher Jugendmeister 2011 der Deutschen Indoor Meisterschaft Tourenwagen. Die Ingolstädter hatten zwei weitere Fahrer unter den Top 10: Bernhard Bopp (5) und Florian Bernklau (7).

Keine einzige Dame ließ ein Auto über den Teppich flitzen. Und doch  wäre ohne sie diese hervorragende Sportveranstaltung nicht möglich gewesen. Den Damen dieser Veranstaltung gebührt deshalb ein  extra Dankeschön für die vorzügliche Verpflegung mit Speise und Trank.

Anton Potche