Freitag, 25. Februar 2011

Der DJ mit den Jahrmarkter Wurzeln

Am Abend des 17. Februar erreichte mich eine Mail mit folgendem Inhalt:
Die persönliche Mitteilung des Absenders lautet:
Michael Kronenberger in der Süddeutschen
Gruß Helen
Die  weitergeleitete Mail mit einem Artikel in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG vom 10. Februar 2011 stand direkt darunter.


Danke Helen! Wir werden es nie schaffen, von unserem Dorf loszukommen. Und das ist gut so!

Es sind und bleiben die Menschen, deren Wirken in der Gegenwart uns immer wieder den einen und anderen Blick in die Vergangenheit ermöglicht. Dabei muss man diese Menschen gar nicht persönlich kennen. Der Bezugspunkt ist entscheidend. Und der heißt auch bei Michael Kronenberger Jahrmarkt. Die betreffenden Konnotationen sind  von Individuum zu Individuum verschieden. Der eine findet familiäre Anknüpfungen, der andere soziale und der dritte kulturelle.

Meine Kinder staunten nicht schlecht, als ihr blasmusikbesessener Vater vor einigen Jahren plötzlich nach Milk & Sugar fragte. Sie wussten natürlich sofort Bescheid und rieten mir, nachdem ich ihnen den Zusammenhang erklärt hatte, zu "Non-Stop-Mix 10 Years of Milk & Sugar Recordings". OK! 17,99 Euro hab ich für Egerländer-CDs auch schon im Laden gelassen. Konnotationen haben nun mal ihren Preis, auch bei dem in Jahrmarkt geborenen DJ. Wie solche Konnotierungen allerdings funktionieren - zumindest bei mir - könnte für Dritte nachvollziehbar werden, wenn man folgenden Text liest:
Aus dem Blasmusikdorf in den DJ-Olymp

Dass Michael Kronenberger (Foto links) und sein Partner Steffen Harning einen ernsten und bestimmt nicht einfachen Job ausüben, kann man in dem Artikel der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG nachlesen:
Musik mit Milch und Zucker
Anton Potche
(Foto: Süddeutsche.de)

Dienstag, 22. Februar 2011

Als unsere Vorderen noch österreich-ungarische Staatsbürger waren

Es war im Dezember 1899, als Karl Kraus mal wieder über seine Politikerlieblinge im Wiener Parlament wetterte. In seiner FACKEL hatte er es diesmal besonders auf den Minister des Auswärtigen, Graf Goluchowski, abgesehen.

Das Abgeordnetenhaus wird von der Außenpolitik ausgeschlossen, heißt es sinngemäß, was dazu führt, dass "allmählich unsere Abgeordneten gleichgiltig [werden] gegen die Probleme, die aus unserer Stellung als Weltmacht sich ergeben". Graf Goluchowski zeigte in seinem Handeln mehr Schwächen als Stärken. Der Minister, schreibt der Journalist, spricht nicht von seinen "Thaten", sondern "schildert seine Gefühle für die fremden Staaten, lobt die kleinen und katzbuckelt vor den großen". Immerhin: "Er ordnet sie nach ihrem Wohlverhalten und findet dieses bei Rumänien: vorzüglich, [...]"

Damals lebten unsere Vorderen aber nicht im Österreich wohlgesinnten Rumänien sondern in der ungarischen Hälfte Österreich-Ungarns. Und da war das gegenseitige Wohlwollen eher bescheiden. So ist es nun mal, wenn es um harte Fakten, Zahlen und Geld geht. Das "ungarische Recrutenkontingent" betrug kurz vor der Wende zum 20. Jahrhundert 43.889 Mann und das österreichische 59.211 Mann. Die ungarische Armee hatte einen Mannschaftsanteil von 42,6 Prozent, zahlte aber nur einen Anteil von 34,4 Prozent in die Militärkasse, klagte der Journalist. Und die Abgeordneten in Wien? Die waren eben "gleichgiltig".

Zu diesem "ungarischen Recrutenkontingent" dürfte auch so mancher Banater Schwabe gehört haben. Ausgleich hin oder her, unsere Urur- und Urgroßeltern waren von diesem Nationenhickhack bestimmt betroffen, auch wenn es den meisten von ihnen wahrscheinlich nie bewusst war. Etwas bewusster durften dann ihre Urur- und Urenkel die Politik Rumäniens wahrnehmen.
Anton Potche

Freitag, 18. Februar 2011

Seppi & Peppi & Dr. Karl-Theodor zu Guttenberg

Das Licht im Bahnhofscafé ist schwach. Die Stimmung mies. Draußen nieselt es. Seppi & Peppi schweigen bis ...

- Sag mal, hast du schlecht geschlafen?
- Ich habe gar nicht geschlafen.
- Bist du krank?
- Nein, ich war im Internet.
- Bist du süchtig? Na hör mal, die ganze Nacht im Internet. Schöne Weiber, was?
- Nein. Deutsche Treue!
- Solltest du vielleicht nicht doch lieber schlafen gehen?
- Nein, meine Mission ist noch nicht beendet.
- Mission?
- Ja, ich bin jetzt Plagiatjäger? Ich war die ganze Nacht auf der Pirsch.
- Nach Dr. Karl-Theodor zu Guttenbergs Plagiaten.
- Jawohl! Der deutsche Verteidigungsminister ist in der Defensive. Der Verdacht wiegt schwer. Eine schnelle und gezielte Informationsverarbeitung ist zum Markenzeichen einer ganzen Generation geworden, die von und mit dem Internet lebt. Eklatantes Beispiel: Helene Hegemann mit ihrem Erstlingsroman "Axolotl Roadkill". Besonders schwer aber wiegt, dass Guttenberg sich als Politiker den Anstrich von Anstand und Glaubwürdigkeit gibt.
- He, das stammt doch nicht von dir. Wenn du mir jetzt nicht diesen Zeitungsartikel zeigst, bist du ein Plagiatwild und kein -jäger.
- Man darf doch wohl noch Zeitung lesen.
- Aber nicht so tun, als wäre das auf seinem eigenen Mist gewachsen, was da ein Journalist geschrieben hat.
- Dann dürfte man ja über gar nichts mehr reden.
- Und schon lange nicht seine Nächte mit irgendwelchem Schwachsinn totschlagen.
- Das ist Bürgerpflicht. Wir Deutschen müssen sauber bleiben. Wie willst du dich mit einem Minister verteidigen, der abschreibt, ohne die Quelle zu nennen.
- Ich hatte einen Schulkollegen, den K.H., der hat mal aus Versehen die Seitennummer und eine Abbildungsnummer aus dem Schulbuch unter der Bank abgeschrieben. Dafür gab's 'ne glatte 6. Das war doch Quellennennung. Weißt du, was der Mann heute ist? Pfarrer. Ich habe damals gar nichts abgeschrieben. Und was bin ich? Bandarbeiter. Hätte der gute Guttenberg also zugegeben, wo er überall abgeschrieben hat, hätte er seinen Dr.doch nie bekommen.
- Da war ich wohl unnötig auf der Pirsch?
- Jawohl! Es wär besser, du würdest jetzt nach Hause gehen und bis morgen früh durchschlafen. Dann kannst du auch mit klarem Kopf über die deutschen Saubermänner nachdenken.

Verdammt. Es nieselt ununterbrochen. Die Feuchtigkeit kriecht einem regelrecht unter die Haut.

Samstag, 12. Februar 2011

Eine gute Werbung für Rumänien

Man ist da schon ein bisschen sonderbar berührt, wenn man einen literarischen Text liest, der Orte beschreibt, die man eigentlich zu kennen glaubt. Rudolf Hollinger (1910 – 1997) hat im Mai 1961 den sehr anmutig – aus jedem Satz spricht hier auch der Lyriker – klingenden Text über Eine kleine Wanderung durch die „große Natur“ geschrieben. Da heißt es an einer Stelle: „Doch dann kam der Übergang über das Gleis, und wir hielten uns nun an jenes, das nach Radna führt, aber schwächer gebaut ist, denn hier fährt – was man früher mit einer leichten Färbung ins Idyllische nannte – eine Vizinalbahn. [...] An die Gleise, die nach Radna führen, bewahre ich aus der Kindheit noch unverwischbare Erinnerungen, auch schaukelt es sich so gut in den Waggons, weil die feinen Abweichungen diese auf dem Gleis tanzen machen. An der Westseite des Gleises ziehen sich die letzten Ausläufer jenes großen Waldes hin, der sich vor Hunderten von Jahren im Nordosten unserer Stadt ausgebreitet hatte, seitdem jedoch ziemlich gelichtet worden ist.“

Als Jahrmarkter bin ich diesen Weg viele Jahre lang auf der Vizinalbahn – ich habe diese Bezeichnung hier zum ersten mal gelesen – zur Arbeit gefahren, in die Stadt und auch wieder zurück, am Jagdwald, Jachtwald haben wir gesagt, nach Hause ins Handwerker- und Musikantendorf rings um den Großen Brunnen. Um wie viel ärmer war dabei aber mein hastiges Vorbeirauschen als Rudolf Hollingers tiefes Naturempfinden an gleicher Stelle? Wie trivial, ja, gefühlsarm muss mein Empfinden im Waggon gewesen sein, wenn ich jetzt lese, was man dort draußen, außerhalb der Vizinalbahn erleben konnte: „Und ein Kuckuck rief, sieghaft, unentwegt, hier selten zu hören und deshalb umso gewichtiger sein Ruf als Wort des Schicksals: zehnmal ein Kuckuck – zehn Jahre Treue – zehn Jahre Glück ... Aber dann schwieg er, und wir schritten auf den geteerten Schwellen der Vizinalbahn.“

Es ist wieder mal die rechte Zeit, Erinnerungen zum Durchbruch zu verhelfen. Die Winterszeit ist dazu bestens geeignet. Und mit etwas Glück stößt man beim Stöbern in alten Zeiten auf wahre Schätze, wie die zitierten Zeilen es nicht besser beweisen könnten. 

Das Deutsche Jahrbuch für Rumänien 2010 ist so ein Schatz, der es verdient, geborgen zu werden. Ich habe es rein zufällig unter der Schneedecke entdeckt, sprich, ein Bekannter hat es mir zum Lesen überlassen. Und darin fand ich diesen Text von Rudolf Hollinger neben vielen, vielen interessanten Reportagen, Porträts, Biographien, Skizzen, Interviews, Gedichten, Erzählungen und was von Textgattungen noch alles in einen Kalender passt. Die vielen hervorragenden Bildreproduktionen sollen auf gar keinen Fall hier unerwähnt bleiben.

Es kann für Rumänien wohl kaum eine bessere Werbung als diesen Kalender der deutschen Minderheit in Rumänien geben. Wie einträchtig in dem Buch Vergangenheit und Gegenwart daherkommen, ist schlicht und einfach ergreifend. So wie ich von einer ganz persönlichen Regung bei der Lektüre eines Textes regelrecht heimgesucht wurde – wer würde sich auch schon dagegen wehren wollen? -, so kann es so manchem anderen Leser mit banatschwäbischen und siebenbürgischen Wurzeln auch ergehen. Und Reisefreunden aus deutschen Landen, die nicht nur Faulenzen in der Sonne bei All-Inclusive-Verköstigungen suchen, kann dieses Jahrbuch mehr als ein informatives und vergnügliches Lesebuch sein. Es kann nämlich auch zu sehr lehrreichen Bildungsreisen an die äußeren Ränder der Einflusszonen deutscher Sprache und Kultur anregen.

Anton Potche

Deutsches Jahrbuch für Rumänien 2010; Redaktion: Rohtraut Wittstock, Ralf Steinbrück, Christine Schwarz; (Dieses Jahrbuch erscheint mit der Unterstützung des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien und der Botschaft der Bundesrepublik Deutschland in Rumänien. Das Buch wird kostenlos vertrieben.) Allgemeine Deutsche Zeitung für Rumänien, 013701 Bukarest, Piaţa Presei Libere 1  

Mittwoch, 9. Februar 2011

Două imprimate, două orientări economico-sociale

De 40 de ani apare în Germania ziarul bilunar AKTIV, editat de Institutul pentru Economia Germană din Köln. Finanţarea este însă asigurată de 60 de organizaţii de patroni. Acum Ulrich Brodersen, editorul ziarului, se bucură de aproape 2 milioane de cititori, cum afirmă în editorialul primului număr pentru anul 2011.

Chiar dacă ziarul apare doar într-un tiraj de 900.000 de exemplare, se pare că editorul este convins de o citire în familie. Deci nemţii nu citesc numai BILD, cel mai mare ziar din Europa, la micul dejun, ci din când în când şi un ziar pur economic. Fără îndoială, un lucru îmbucurător, dar şi oarecum normal într-o ţară care şi-a câştigat bunăstarea materială şi socială în primul rând din munca industrială.

Bineînţeles că există o sumedenie de ziare cu conţinut economic. Dar nu cred că unul din ele poate să concureze la numărul cititorilor cu AKTIV. Motivul este cât se poate de simplu: pe când, de exemplu, revista MANAGER MAGAZIN costă 8 €, revista AKTIV nu costă nimic. Da, nici transportul poştal nu trebuie plătit. 4000 de întreprinzători au abonat ziarul pentru angajaţii lor.

Cu aceste cifre poate să concureze doar revista lunară METALL a sindicatului muncitorilor din industria de metal şi electrotehnică. Ea are circa 2,3 milioane de abonaţi. Dar aceştia plătesc o cotizaţie lunară. Deci, pe gratis se poate citi numai despre poziţia întreprinzătorilor, informaţiile sindicatelor costă ceva. Un avantaj evident al capitalului, căci AKTIV şi METALL nu sunt altceva decât două imprimate cu orientări economico-sociale opuse. Doar ideologia le este comună: capitalismul.

Anton Delagiarmata

Mittwoch, 2. Februar 2011

Frostige Zeiten im Eiskeller zu Ingolstadt

Der Eiskeller in der Ingolstädter Jesuitenstraße ist ein Lokal im Keller der alten Stadtmauer. Die letzten Jahre wurde es als Disco betrieben. Das brachte die Einwohner über dem Keller in Rage und der Lokalzeitung Stoff zum Schreiben.

Der Neubau über dem Keller beherbergt 45 Wohnungen und scheint kein Armenheim zu sein, wenn sich unter den Einwohnern auch so prominente Leute wie der ehemalige bayerische Innenstaatssekretär Hermann Regensburger befindet. Das Hickhack mit der Stadtverwaltung ist nicht neu. Der Betreiber des Lokals, Claus Bechmann, lässt sich in dem Streit mit Ingolstadt von Staranwalt Hans Nüsslein vertreten. Der Mann hat den Stadtjuristen schon einiges Kopfzerbrechen bereitet.

Schleierhaft bleibt mir bloß, wieso es im DONAUKURIER zu den Stellungnahmen einiger Anwohner heißt: "Weder er noch andere Nachbarn wollen ihren Namen in der Zeitung lesen." Ich meine, wenn mir nachts einer ins Treppenhaus pinckelt, kann ich das doch öffentlich beanstanden. Ist ja nicht vom Feinsten, diese Art nächtlicher Entleerung von Discobesuchern.

Foto: Anton Potche
Als ich mich vor Jahren mal bei der Stadtverwaltung über nachst rangierende Loks vor meinem Schlaffenster beklagte, antwortete man mir mit der rhetorischen Frage: "Wer war früher dort, Sie oder die Bahn?" Verdammt schlechte Karten, würde ich sagen. So hieß es dann auch in einer Diskussion in der Familie recht bald: "Als wir in dieser Disco tanzten, wohnten die noch nicht oben."

Alles klar. Wenn man die Discobesucher ein wenig erziehen und den Geräuschpegel runterfahren würde, könnten die Anwohner von oben vielleicht eines Tages auch mal runterschauen, besonders an heißen Sommertagen. Dazu müsste aus der Disco aber ein gemütliches Lokal werden, mit Musik. Warum nicht? Und vor allem müsste es am Tag öffnen und nicht erst abends ab 23.00 Uhr.
Anton Potche