Das allerdings war den Weg zu dieser Kirche in der
Ingolstädter Innenstadt wert. Johann
Ludwig Krebs (1713 – 1780) stand auf dem Programm. Seine Fantasia und Fuga F-Dur sprüht nicht
unbedingt vor Lebensfreude. Die Jann-Orgel unter den Händen und Füßen von Christian Ledl verströmte eine eher
düstere Atmosphäre. Nicht dass diese Musik traurig stimmen würde, aber
irgendwie gemahnend zu Besinnlichkeit, vielleicht sogar ein wenig Demut. Der
erfahrene Musiker ist Organist und Chorleiter an der St. Moritzkirche, der
einzigen Kirche in Ingolstadt bis zur Fertigstellung der „Oberen Pfarr“ –
gemeint ist das Liebfrauenmünster -, von deren „übermächtigen Eindrücken“ unser
Schriftsteller sich im „Betsaal der Maria Viktoria“ erholen musste. (Musik am
Pfingstsonntag).
Francesco Manfredini (1684
– 1762) – Concerto D-Dur für zwei
Trompeten und Orgel hatte sofort eine andere Strahlkraft. Im Zusammenspiel
zeigt sich erst die Professionalität eines Musikers. Das Zuhören und Gewähren
des Vortritts wenn nötig, gehören zu den Grundvoraussetzungen eines gelungenen
Vortrages. Christian Ledl begleitete
die zwei Trompeter mit der nötigen Zurückhaltung, aber ohne dem Part der Orgel
das königliche Selbstbewusstsein zu nehmen. Hans-Paul Fuss, Lehrer an der Städtischen Musikschule Rottenburg an
der Laaber, und sein Sohn Christian Fuss,
Student im Fach Trompete an der Musikhochschule München, spielten die zwei Allegro-Sätze sicher und entsprechend
virtuos. Der Lento-Mittelsatz ist
nicht mit Trompete besetzt. Ungewöhnlich für ein Trompetenkonzert. Sollte es etwa
damit zu tun haben, dass Francesco
Manfredinis Vater Posaunist war, also etwas vom Ansatz bei
Blechblasinstrumenten verstand?
Das dritte Stück der Matinee war wieder der Orgel
vorbehalten. Und wieder hieß der Komponist Johann
Ludwig Krebs. Dass dieser Krebs einer
der Lieblingsschüler Johann Sebastian
Bachs war, hört man seiner Musik natürlich an. Das Trio C-Dur ist aber eher ein lieblicher Melodienreigen. Diese
universale Klangfülle bachscher Musikwelt, die manchmal auch ermüdend wirken
kann, ist hier nicht eingeflossen. Der Heilige Geist liebt nun mal die kreative
Freiheit. Dank gebührt sowohl Komponist als auch Organist für ein wunderschönes
kleines Musikstück.
Als nächstes folgte Vivaldissimo für zwei Trompeten und Orgel. Eine anspruchsvolle
Geschichte, die der viel gespielte Komponist Enjott Schneider (*1950) da geschrieben hat. Die Trompeten schienen
sich gegenseitig anzutreiben, regelrecht zu jagen, den Berg hinauf, in steile
Höhen, wo die Luft eng wird. Aber Vater und Sohn haben es schließlich
geschafft. Auch mit der fachlich sehr soliden Unterstützung der Orgel.
Der letzte Programmpunkt dieser Pfingstmontagsmatinee
stellte unter Beweis, dass, erstens, gute klassische Musik nicht nur von
Koryphäen komponiert werden kann, sondern auch von Amateuren und dass,
zweitens, Viersatz-Stücke nicht unbedingt lang sein müssen. Von 1653 bis 1728
lebte ein Mann namens Jean-Baptiste
Loeillet, der angeblich im Laufe seines Lebens in Genf Barbier, Wundarzt
und sogar Hellebardier gewesen sein soll. Gewiss ist das aber nicht, sowie
nichts sicher in der Biographie dieses Menschen ist, nicht einmal seine
Geburts- und Sterbedaten. Und schon längst nicht seine zahlreiche
Nachkommenschaft. Vielleicht hatte der gute Mann von Musik gar keine Ahnung und
die ihm zugeschriebenen Werke stammen von einem oder auch mehreren seiner Nachkommen.
Wie auch immer, was unter dem Namen Jean-Baptiste
Loeillet existiert, hat musikalische Qualität, sonst hätte es nicht bis in
unsere Tage überlebt. Deutlicher sind die musikalischen Werdegänge der drei
Protagonisten in der OrgelMatinee um Zwölf – nachzulesen
im Programmheft. Und deutlich klang auch die Musik des schleierhaften Franzosen
oder Wallonen aus dem 17./18 Jahrhundert. Sein (oder auch nicht sein) Concerto D-Dur für zwei Trompeten und Orgel ist
trotz seiner Kürze ein anspruchsvolles Werk. Die klassische Form langsam –
schnell – langsam – schnell verlangt natürlich besonders den Trompetern einiges
ab. Aber die Erfahrung des Älteren – Hans-Paul
Fuss war im Alter seines Sohnes Solotrompeter an der Staatsphilharmonie im
siebenbürgischen Hermannstadt – gepaart mit dem Elan und der Virtuosität des
Jüngeren ließen dieses Werk zum Höhepunkt der Matinee am Pfingstmontag werden.
Es ist ein Glücksfall für eine Stadt, eine solche
Einrichtung wie die Orgelmatinee um Zwölf am Leben erhalten zu können. (Die
Konzerte sind kostenlos.) Und das schon seit 1990. Besonders für junge Künstler
ist sie eine hervorragende Bühne, eine große Chance, Erfahrung für den
hierzulande wegen dem hohen Niveau sehr schwierigen Beruf des Berufsmusikers zu
sammeln. Christian Ledl ist im Raum
Ingolstadt ein bekannter Name. Christian
Fuss ist auf dem besten Weg einer zu werden. Die Unterstützung seines
erfahrenen Vaters, Hans-Paul Fuss,
ist ihm sicher. Und Josef Hofmiller würde
sich über
diese Konstellation bestimmt freuen.
diese Konstellation bestimmt freuen.
Anton Potche
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