Etelka Grimm:
Südöstlicher Spaziergang – Ein Reigen von Erzählungen und Episoden; Fides
Verlagsgesellschaft, München, (keine weiteren Angaben); 111 Seiten; Amazon und
andere Internet-Anbieter haben noch Exemplare auf Lager.
„Ein Reigen von Erzählungen und Episoden“ heißt es im
Untertitel dieses Bändchens. Der Reigen ist ein Tanz, in dem die Tänzer/innen
oder Pärchen sich in einer Reihe oder einem Kreis aufstellen. Früher hat man
für Reigen auch Reihen benutzt, ein heute veralteter Begriff.
Veraltet ist in dem vorliegenden Bändchen vor allem die
Sprache. Fast warnend (oder entschuldigend) heißt es dann auch im Vorwort –
ganze drei Sätze -, dass, „als diese Erzählungen geschrieben wurden, die
Verfasserin nicht an eine Veröffentlichung dachte“. Und wahrlich, eine
lektorierende Hand hätte den kurzen und noch kürzeren Erzählungen, den
Episoden, gut getan.
Denn es gibt unter den 18 Texten durchaus auch lesenswerte –
was die Handlung betrifft. Ein
Faschingsmärchen erzählt zum
Beispiel die rührende Geschichte einer 55-Jährigen, die sich maskiert ins
Faschingsgetümmel stürzt, in der Hoffnung, die eigene Jugend wieder lebendig
werden zu lassen. Wer von den Älteren, so ab 50, kennt diese Versuchung nicht?
Und es endet auch hier wie so oft im wirklichen Leben mit dem Untergang aller
Illusionen.
Die Menschen, denen wir in dieser Sammlung begegnen, sind
einfache Leute vom Land oder aus der Stadt, die meisten aus dem Banat: aus
Giera, Toager, Ciacova und Temeswar. Aber auch in Târgu-Jiu, im Regat, spielt eine Geschichte,
ereignisarm aber immerhin mit einem gesellschftskritischen Ende. Straßenmädchen
werden ihren schlechten Ruf nunmal nicht los.
Südöstliche
Spaziergänge können bei aller Kargheit der Sprache trotzdem auch ein Gewinn
sein. Sie bringen dem bundesdeutschen Leser eine weitgehend noch unbekannte
Welt näher. Wer diese aber detaillierter und besonders literarisch anspruchsvoll
dargestellt kennenlernen will, sollte
nicht bei diesem Bändchen, das „nicht aus litrarischem Ehrgeiz entstanden” ist,
innehalten, sondern auf Werke zurückgreifen, die mitlerweile der Bezeichnung
Weltliteratur gerecht werden. Vielleicht von Herta Müller.
Anton Potche
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