Dienstag, 30. September 2014

September 2014 – Giarmata in den Medien

SportTim.ro, Timișoara / Temeswar; 03.09.2014
Die Rally Kart Giarmata – Pişchia 2014 findet am 7. September schon zum zweiten Mal statt. Das hat Ladislau Giurisici von Seiten der Veranstalter zu der Feststellung veranlasst, dass die Rally „dadurch bereits Tradition wird“.
+ + + Es geht heutzutage halt alles viel schneller, auch bei den Traditionen. + + +

RENAȘTEREA  BĂNĂȚEANĂ , Timișoara / Temeswar; 03.09.2014
Beim Planen der Westautobahn A1 hat man an alles gedacht, nur nicht an die Auffahrten. Der Vorsitzende des Temescher Kreisrates, Titus Bojin, will jetzt erreichen, dass vier weitere Anschlussstellen gebaut werden, und zwar bei Recaș, Șanovița, Bethausen und nicht zuletzt bei Sânandrei. Letztere ist trotz ihrer Distanz zum Temeswarer Stadtzentrum von 20 km als Entlastung des Zubringers über Giarmata, immerhin auch mit 14 km Länge, gedacht.
+ + + Ja mei, wer kann schon an alles denken? + + +


RENAȘTEREA  BĂNĂȚEANĂ , Timișoara / Temeswar; 05.09.2014
Das Kirchenjahr beginnt bei den Orthodoxen mit der Geburt Marias am 8. September. Und weil die orthodoxe Kirche in Giarmata genau diesem Ereignis geweiht ist, findet in Giarmata die „ruga“ (Kirchweihfest) am Sonntag und Montag (7./8. September) mit Sportveranstaltungen, Volksmusikdarbietungen und einer Open-Air-Disko statt. Moderiert wird die „Kerweih“ von dem Fernsehstar Mihaela Tatu.
+ + + Des werd bestimmt e scheenes Fest – im Park unner de große Schießbeem un am langsam vorbeifließende Große-Brunne-Wassergrawe. Dort kann merr es Bier ganz umweltbewusst kiehl halle. + + +

RADIO TIMIȘOARA, Timișoara / Temeswar; 07.09.2014
Der Sender hat in seiner Sportsendung von 10:00 Uhr (MEZ) berichtet, dass in der Sporthalle von Giarmata ein Tournier um den Pokal der Europameister (Cupa Campionilor Europeni) im Frauentischtennis stattgefunden hat. Der rumänische Meister heißt CS Dumbrăvița und hatte als Gegner die Meistermannschaften aus Holland, Spanien und Zypern zu Gast. Die Rumäninnen haben gegen die Zypriotinnen und Spanierinnen gewonnen und nur gegen die Holländerinnen die Segel streichen müssen. Das reicht aber aus zum Weiterkommen in die nächste Runde des Pokals der Europameister.
+ + + Eine wahrlich positive Geschichte. + + +
Im Nachrichtenblock hieß es dann, dass gestern in der C4-Fußballiga auch folgendes Ergebnis verzeichnet wurde: Național Sebiș - Millenium Giarmata  2:0.
+ + + Das klingt schon nicht mehr so positiv. + + +

OPINIA TIMIȘOARei, Timișoara / Temeswar; 07.09.2014
Die Rally Kart Giarmata – Pişchia 2014 hat mehr als 50 Fahrer beim Start im Zentrum von Giarmata vereint. Vier Mannschaften mussten wegen Motorschaden aufgeben. Das Tandem Giurisici – Rotaru wird als Sieger der „Orientierungsrally“ (raliul de orientare) angeführt. Einige Mannschaften sollen besonders in den Gässchen (strădulețe) von Bencecul de Sus und –de Jos sowie in Pișchia Orientierungsschwierigkeiten gehabt haben.
+ + + Wer findet sich schon in Metropolen auf Anhieb zurecht? + + +

RENAȘTEREA  BĂNĂȚEANĂ , Timișoara / Temeswar; 09.09.2014
Sărbătoare mare la Giarmata (Großes Fest in Giarmata) titelt die Zeitung, und die Journalistin Mihaela Maghiar beginnt ihren ausführlichen Beitrag (mit Fotostrecke) wie folgt: „Vor einigen Jahrzehnten war die Bevölkerung Giarmatas mehrheitlich von Deutschen geprägt. Die sind aber in die Gegenden, die einst von ihren Ahnen auf der Suche nach einem besseren Leben verlassen wurden, zurückgekehrt.  Nach Giarmata kamen damals, angezogen vom reichen Banat, Rumänen aus mehreren Landesteilen. Und fast alles hat sich in der einst deutschen Ortschaft geändert. Auch das Fest der Gemeinschaft wurde ein anderes: Es ist nicht mehr die Kirchweih, sondern „hramul“ der orthodoxen Kirche der Ortschaft (sinngemäß dasselbe).“
+ + + Wie ich des geles hun, is mer wedder mol klor wor, dass ich selwer schun Geschichte sin. + + +
Und weiter kann man auch folgende Stellungnahme des stellvertretenden Bürgermeisters von Giarmata, Ionel Carabulia,  der sich um die Organisation gekümmert hat, lesen: „Ich bin zufrieden, dass alles so gelaufen ist, wie wir uns das gewünscht haben. Nächstes Jahr, wenn es uns gelingt, die Arbeiten am Quelle-Park zu beenden, der Platz, an dem vor Zeiten die Kirchweih der Deutschen abgehalten wurde, werden wir die ‚ruga’ dorthin verlegen. Ich hoffe, dass uns das gelingt.“
+ + + Na, des wär doch de passend Moment, wedder nunner zu fahre: mit Räck und Hiet un Blechmusikante. Norr die Schießbeem von anno dazumal känne leider ka Schatte meh werfe. Weil ich des meiner Frisur awwer net onton kann, wart ich liewer, bis die neie Beem ehre Schatte uf die Biehne un die rund Tanzfläch werfe – so wie  selmols. Wie die Johrmarker, Pardon, die Giarmataer Kerweih heit ausschaut kann merr sich do onschaue. Un wann's Eich gfall hot, kännt der do weider schaue .+ + +

GAZETA de VEST , Timișoara / Temeswar; 12.09.2014
Zwischen dem Ministerium für Regionale Entwicklung und Verwaltung (Ministerul Dezvoltării Regionale şi Administraţiei) und einigen Kommunen des Kreises Timiș / Temesch wurde ein Infrastrukturabkommen unterschrieben, das auch Maßnahmen für die Gemeinde Giarmata beinhaltet. Für die Kanalisierung der Straßen strada Nouă, strada Bătrână und strada Viilor werden 150.000 Lei zur Verfügung gestellt.
+ + + Wäre doch immer Wahlkampf! + + +

SportTim.ro, Timișoara / Temeswar; 12.09.2014
C4 (Liga III – Serie IV) – 3. Spieltag
Millenium GiarmataACSO Filiaș  0:3
Tore: Buciuman,  (36.), Crețu (39.), Bălă (80.)
Aufstellung Millenium: PăduraruArtimon, Dancia, Prioteasa, Diarra, Sorescu, Leucă Fuchs, Mihuţa, Anagor und Fara. Eingewechselt wurden: Soare, Gideon, Leonte und Firan.
Tabelle: 9  Millenium Giarmata  3
+ + + 13 Mannschaften spielen in dieser Gruppe. Nach deutschen Profifußballgepflogenheiten säße der Trainer jetzt schon auf wackligem Stuhl. + + +

SportTim.ro, Timișoara / Temeswar; 13.09.2014
Liga V Timiș – Serie II – 5. Spieltag
Utvin - Millenium II Giarmata  3:3
Atletico Liebling - Unirea Cerneteaz  0:3
Tabelle: 3 - Unirea Cerneteaz  12
              7 - Millenium II Giarmata  7
+ + +16 Mannschaften sind hier am Start.. + + +

TION.ro, Timișoara / Temeswar; 18.09.2014
Die Schweizer Gesellschaft Artemis Holding AG, die sich mit dem Ankauf und Weiterverkauf von Liegenschaften beschäftigt, will im Raum Timișoara 128 ha Land erwerben, um Gewerbeparks und Wohnanlagen zu bauen. Das größte Projekt ist der Swiss Park Giarmata. Dort hat die Gesellschaft eine 103 ha große Fläche nahe der Autobahnausfahrt von der A1 erworben.
+ + + Des kännt am Geldknäppche sein. + + +

TION.ro, Timișoara / Temeswar; 19.09.2014
Die Gemeinde Giarmata verschenkt 351 Baugrundstücke zu je 550, 650 oder 700 m² an junge Menschen unter 35 Jahren. Um die Erschließung der Parzellen zu finanzieren, werden weitere 100 Bauplätze zur Lizitation ausgeschrieben, und das zum Startpreis von 11 bis 14 Euro pro Quadratmeter. Für die geschenkten Bauparzellen besteht ein Bauzwang von drei Jahren. Die berechtigten Anwärter dürfen sich ihren Bauplatz aber nicht suchen, sondern müssen ihn aus einem Topf mit 351 Grundbuchurkunden ziehen. Wer danach tauschen will, muss das innerhalb von 60 Tagen tun. Dieses System soll eine Diskussion, dass „wir jemand dorthin oder dorthin“ vermittelt hätten, erst gar nicht aufkommen lassen, erklärte Bürgermeister Virgil Bunescu.
+ + + Erst jetzt wird mir richtig bewusst, dass ich das Himmelreich verlassen habe. Als ich das las, war mein erster Gedanke: Zurück! Doch als ich dann auf dem Weg zu meiner Frau ins andere Zimmer war, um ihr das Unglaubliche vorzulesen und sie vielleicht für eine Rückkehr zu gewinnen, fiel mein Blick zufällig in den Spiegel… Am liebsten hätte ich ihn zertrümmert. + + +

SportTim.ro, Timișoara / Temeswar; 19.09.2014
C4 (Liga III – Serie IV) – 4. Spieltag
Vulturii 2009 Lugoj - Millenium Giarmata   0:0
Aufstellung Millenium: PăduraruArtimon, Dancia, Oneț, Diarra, Fuchs, Mihuţa, Boldea, Anagor, Leonte und Fara. Eingewechselt wurden: Gideon, Sorescu, Corlățeanu und Beloescu.
Tabelle: 9  Millenium Giarmata  4
+ + + Wer wenig nicht ehrt… Also ist der Punkt aus Lugoj ok. + + +

SportTim.ro, Timișoara / Temeswar; 20.09.2014
Liga V Timiș – Serie II – 6. Spieltag
Millenium II Giarmata - Inter Foeni  3:2
Unirea CerneteazUnirea Ghilad  2:1
Tabelle: 3 - Unirea Cerneteaz  15
              5 - Millenium II Giarmata  10
+ + +Bravo! Das kann sich sehen lassen.. + + +

deBANAT.ro, Timișoara / Temeswar; 20.09.2014
Das Giarmataer Baugrundprojekt macht Schlagzeilen. Der aus Giarmata stammende Kreisratsabgeordnete Cătălin Tiuch sagt dazu: „Ich erinnere mich nicht, dass in den letzten 20 Jahren ein Bauplatz (plaț de casă) vergeben wurde. Für sie (die Menschen in Giarmata) ist es fast ein Wunder.“
+ + + Schon gibt es Stimmen im Internet, die vor einem Betrug warnen. Es handle sich bei den Bauplätzen um eine Erbpacht und nicht um eine Schenkung. + + +

RENAȘTEREA  BĂNĂȚEANĂ , Timișoara / Temeswar; 23.09.2014
Im Rumäniencup (Cupa României) spielt Millenium II Giarmata auswärts gegen Unirea Sânnicolau Mare. Das Spiel beginnt am Mittwoch, 24. September 2014, um 16:30 Uhr.
+ + + Hai Giarmata! Die erste Mannschaft ist ja aus dem aktuellen Wettbewerb ausgeschieden. Die zweite Mannschaft spielt schon im folgenden. + + +

SportTim.ro, Timișoara / Temeswar; 24.09.2014
Rumäniencup - Kreisphase
Unirea Sânnicolau MareCS Millenium II Giarmata  5:2
+ + + Was die Großen schaffen, können wir schon längst. + + +

SportTim.ro, Timișoara / Temeswar; 26.09.2014
C4 (Liga III – Serie IV) – 5. Spieltag
Drobeta Turnu Severin - Millenium Giarmata   0:1
Aufstellung Millenium: PăduraruArtimon, Dancia, Oneț, Diarra, - Leonte (55, Sorescu), Fuchs, Mihuţa (Firan), Beloescu (Boldea) – Anagor (Gideon), Fara.
Tabelle: 5  Millenium Giarmata  7
+ + +Na also. Geht doch. + + +

FOAIA de GIARMATA, Timișoara / Temeswar; September 2014
Die September-Nummer ist ganz dem Kirchweihfest vom 8. September gewidmet. Die Seite steht unter der Überschrift A fost rugă mare-n satEs war große Kirchweih im Dorf. Für den Beitrag hat die Journalisten Silvia Fechete auch zwei Protagonisten des Festes interviewt: Bürgermeister Virgil Bunescu und den Volksmusiksänger Traian Barbu, berühmt besonders für seine Doinas. Letzterer antwortete auf die Frage, wie er Giarmata nach seinem letzten Besuch in der Ortschaft (1991) finde: „ Giarmata ist sehr verändert. Es waren damals viele Deutsche, ich habe mitgekriegt, dass sie weggegangen sind und dass ein guter Teil schon wieder zurückgekommen ist. Es ist wunderschön, dass das geschieht. Auch ich war lange Zeit weg, aber keinen Augenblick habe ich daran gedacht, anderswo zu bleiben, als Zuhause.“
+ + + Mei Fraa packt schun zamm, was in die Kiste kummt. + + +

Montag, 22. September 2014

Schwere Tage

Ich habe schwere Tage hinter mir. Meine Frau behauptete, sie müsse sich mit mir schämen, wenn wir Fahrrad fahren. Ingolstadt sei eine noble Stadt, mit vielen großen, glänzenden Vierringeautos und mit 50 kunstbeflissenen Stadträten. Mein Fahrrad hingegen habe Rost angesetzt, besonders an den Schutzblechen, wo jeder Nichtblinde ihn sehe.

Ja, ist schon gut, sie hat ja Recht. Aber mein alter Drahtesel hat mich viele Jahre lang ans andere Ende der Stadt gebracht, bei grimmigster Kälte – einmal waren mir die Augenlider so angefroren, dass ich erst nach einer viertelstündigen Auftaufase wieder blinzeln konnte – und unerträglicher Hitze, über die Donau, tagein, tagaus. Treuer wie ein Hund. Nur in einem Jahr, kurz nach der Jahrtausendwende, hatte ich in einem Winter fünf Pannen. Das war aber ein singulärer Fall.

Und jetzt das. Tagelang bin ich durch die Stadt gerannt. Sinnlos. Ziellos. Zu Hause habe ich immer wieder versucht, meine Gattin von meiner Beziehung zu meinem Fahrrad zu überzeugen. „Du scheinst dieses verrostete Stück Eisen ja mehr zu lieben als deine Frau“, giftete sie mich an. Immer häufiger suchte ich außerhalb des trauten Heims meinen Frieden. Ich wollte allein sein mit meinem Schmerz, mit meinem alten, treuen Drahtesel. Ich suchte mir ruhige, menschenleere Parkanlagen zum Rückzug, fuhr langsam durch das Glacis, stieg ab, schob meinen so liebgewonnen Begleiter durch einen großen Teil meines Lebens und sprach mit ihm. Ich suchte nach Worten, um ihm begreiflich zu machen, in welch misslicher Situation ich mich befand. Meist schnürte mir schon im Ansetzen zum Sprechen ein Kloß im Hals die Worte ab. Jeder neue Versuch musste kläglich scheitern und ich überließ mich meinen Tränen. So war es besser, die Welt durch einen Schleier zu sehen. Diese unbarmherzige Welt. Und diese Frau zu Hause. Wie kann man nur so gefühlskalt sein.

Der Schatten im Glacis tat gut, kühlte mein erhitztes Gemüt. Wir gingen nebeneinander her, mein vielgeliebter Zweiräder und ich. Ab und zu schweifte mein Blick über den Glacissaum. Dort. Das Kavalier Heydeck. Davor die große Wiese. Und auf der Wiese... Oh Gott! Komm, wir fahren dort hin. Ich stieg auf. Trat in die Pedale. So leicht ist mein guter Alter noch nie gelaufen. Ich habe ihn fotografiert, meinen lieben, alten Drahtesel, vor diesen zwei kostbaren, total verrosteten Eisenstücken. Das eine gebogen, das andere nur zugeschnitten. Ja, ja, der Himmel hat sie uns beiden geschickt, denn sie sind es, die zwei Stücke verrostetes Eisen, die der Bildhauer Alf Lechner, der Stadt Ingolstadt als Leihgabe überlassen hat. Doch jetzt will er das Material wieder haben, um es in einer anderen Form dem Rost preiszugeben. Da ging ein Aufschrei durch den Stadtrat. Nein, das ist Kunst in höchster Vollendung, Rost als künstlerisches Element. Das monumentale Rostwerk muss erstanden werden. Und wahrlich, kein Stadtrat musste dem Verlustschmerz erliegen. Ingolstadt hat die zwei (zugegeben großen) Stücke Eisen dem Bildhauer Alf Lechner abgekauft: für 100.000 Euro. Ich habe meinen vielgeliebten, verrosteten Alten sofort in Fotopose gebracht und beide abgelichtet, das Werk des großen Künstlers und ihn, meinen ewiglich treuen Drahtesel.

Und siehe da: Es ist Friede eingekehrt in unser Heim. Gemeinsam haben wir, meine bessere Hälfte und ich, den Taschenrechner zur Hilfe genommen und sind zu dem Schluss gekommen, dass die Stadt Ingolstadt uns bestimmt für das irgendwann total verrostete Fahrrad mindestens 5000 Euro geben wird. Mein Lebensabschnittsgefährte in mehr als 20 Jahren wird noch lange leben. Bis er ganz verrostet ist! Dann werden wir ihn der Stadt als Kunstwerk anbieten, zum Aufstellen im öffentlichen Raum - als Proletarierfortbewegungsmittel in der Autostadt an der Donau. So wird er weiterleben, mein lieber Alter, und wir werden dafür 5000 Euro oder mehr kassieren. Doch es ist nicht das Geld, nein, nein. Nur sein Drahteselleben im Schutze des Kunstrostes, das allein ist unser Grund zum Handeln. Und es ist diese Stadt, und nur sie, die das ermöglichen kann, denn nirgends auf der ganzen Welt ist das Verständnis, ja die Liebe für Gegenstände und Kunst aus Rost größer als in Ingolstadt.

Unbeschwerte Tage stehen ins Haus. So schön kann Familienleben sein.
Anton Potche

Mittwoch, 17. September 2014

Frisch vun der Lewwer geles, ufgsaat un verzählt

Kult is so e Art iwertriebni Verehrung vun irgendetwas odder irgendjemmand un urig, asso urich, des is etwas Urtümliches, wie die Herrische soon meechte. Wann merr aus dee zwaa Wärter oons macht, kummt kulturig raus. Des Wort kummt aah raus, wann merr die zwaa letzte Buchstawe vun Kultur un die zwaa eerschte vun urig iwernanner leet. So odder so ähnlich muss merr des im Ingolstädter Kulturamt vor zwaa Johr gemach hun. Uf jede Fall is kultURIG de Nome vun oom vun dee ville Ingolstädter Fetivals un Märkte un Feste un so weider un so fort, die wu oonfange, wann de eerschte Schnee schmelzt, un ufheere, wann de eerschte Schnee fallt.

kultURIG find alle zwaa Johr statt. Desjohr hot merr des Volkstumfestival, im Programm steht „eine Veranstaltung der Stadt Ingolstadt und der Stadtheimatpflege“, es zwatte Mol organiseert. Wann ich schun beim Programm sin, schreib ich wedder glei ab: „Blasmusik, Volkstanz und Trachten, Mundartlesungen, Biergarten“. Wie alles rum war, hot de DONAUKURIER vun 8000 Besucher gschrieb. Die Zahl stammt awwer net vun der Polizei, sondern vum Wert, der wu forr die Verkästichung gsorcht hot. Na, der werd jo wisse, wivl Maß Bier, dass er ausgschenkt hot.

Dass Bier in Bayern etwas mit Kult zu ton hot, lernt merr do schun im Kinnergarte. Un dass Blechmusik un Trachte im weiß-blooe Freistaat urig, asso urich, sin, sieht merr in de Festzelte. Wann noo aah noch so gered un gsung werd, wie eme jede de Schnawl gewachs is, noo kann merr leicht verstehn, dass kultURIG e dorchaus sinnvolli Sach sein kann.

In Bayern gebt’s e Förderverein Bairische Sprache und Dialekte. Der hot sich uf dem kultURIG-Festival um die Sproch gekimmert, die bayrisch. Des geht nateerlich gut mi’me Infostand un noch besser mit ooner Mundartlesung. Am Sunntachnammittach hun ich mer des im Lesezelt aah ongschaut. Gerammelt voll. Meh brauch merr net soon, moon ich. Mit Leit wie ich... iwer 60. E bayrischi Dichterlesung. Die Leit, wu dort ware, hun verstann. Un sogar ich hun fast alles mitkriet.

Drei Weiwer, asso Dichterinne, un e Mann, der wu meh Witze verzählt, un net so vill Gedichter geles hot. E Hausmusiktrio, des wu sich angeblich Zuafallsmusi nennt, hot zwischen de Texte ufgspillt. Scheen, wirklich scheen!

 Die Mundartliteratur is jo im Volk verworzelt, jo, merr kann soon, sie is die Stimm vum Volk, sie artikuleert alles Gude wie Schlechte in der Mottersproch. Un die kann manchesmol schun ganz scheen bissich sein. Uf jede Fall schreckt se vor nicks zrick un saat, oft in Reime verpackt, eigentlich alles, was die Leit aah geere soon meechte, sich awwer net getraue, odder es oonfach net so formuleere känne. Des war aah bei der Lesung do so geween. Do hot sogar de Bischof sei Fett abkriet. Mensch is halt Mensch. Un die Phatre sin’s aah. Sogar wann se e Breet zwischen sich un die Kechin leeje.

Uschi Kufer
Nateerlich hot jedi Autorin odder jeder Autor sei eigne Stil. Un des macht die Sach eigentlich so korzweilich. Die Uschi Kufer hot die Gewohnheit, vor me jede Vortrach, die Zuheerer uf des vorzubereide, was do kummt. Sie stammt selwer aus der Holledau. Dass in oom vun ehre Gedichter vun ooner herrisch Hopfezupferin die Red is – e Berlinerin, wann ich mich gut entsinn -, werd nimmand wunnre. Un dass die Dame mit ehre gfärbte Nääl net so gut devun kummt, kann merr sich aah leicht vorstelle. Die Norddeitsche hadde bei der Lesung iwerhaupt e schweere Stand. Un doch gebt’s aah ernsti Mundartpoesie. Die Uschi Kufer hot e Gedicht iwer die Freindschaft geles. Do wär nateerlich besser geween, wann des Zelt e bissje weider weg vum Blechmusiktrubl vun draus gstann hätt. Die Leserinne und ehre männliches Pendant hun aah ohne Mikrofon geles un reziteert. Do war de Festivalkrach vun drauß schun e Störfaktor.

Waltraud Götz
Die Waltraud Götz aus Neuburg an der Donau is e bekannti Mundartautorin. Sie hot schun meh Bicher veröffentlicht und schreibt newer Gedichter aah Theatersticker. Bei kultURIG  2014 hot die Künstlerin – sie malt aah un macht Musik - aus ehre veröffentlichte Bicher geles. Ehre Gedichter fange ganz harmlos on, no passeert etwas ganz Unerwartetes, manchesmol schun do Urkomisches, des wu zu ooner dramatisch Entwicklung feert un zum Schluss in ooner mol feiner, mol growwer Poante e Enn find. Wie zum Beispiel die Fraa, die wu in ehrer Vergesslichkeit, es Bizikl in der Stadt stehn losst un in de Bus steit, forr Hoom fahre. Wie se ehre Tolpatschichkeit bemerkt, fahrt se zrick und denkt iwer e Gelübte noh. Soll se 20 odder norr 10 Euro de Franziskaner spende, wann se ehre Bizikl noch dort find, wu se’s stehngeloss hot. Sie entschließt sich forr 10, find ehre Drohtesel wirklich noch uf’m alte Platz, fahrt ins Franziskanerkloster, spend 10 Euro un merkt beim Rauskumme: „ - Die haben mir mei Radl klaut. -/ Die arm Frau hat’s nicht glauben woll’n. / - Vleicht hätt ich doch e Zwanziger spenden soll’n. -“

Helga Lallinger
Zwischem guder Mundartdichtung und gudem Kabarett fließe die Grenze. Des hot merr bei der Helga Lallinger gut beowachte känne. Sie hot ehre korze, meistens gut gewärzte Gedichter frei vorgetraa. Des steht er schun darum gut, weil se e helli, klori Stimm hot. Un so kann merr noo e Gspräch vu’me wahrscheinlich nemmi ganz so junge Ehepaar uf der Rolltrapp im Herti schun so riwerbringe, dass es die Leit zum Lache bringt. Die Wimmerin, e bayrischi Beierin, macht uf der Rolltrapp ehre Mann druf ufmerksam, dass paar Stufe vor ehne e Mann seiner Fraa grad e Bussi gebt, un aah sie selwer nicks dagee hät, wann ... Em Bauer sei Kommentar dazu is ziemlich praktisch: „Ja meechst jetz vielleicht ’s Bussirn anfange, / De nächste Stock wird z’fuß naufgange.“ E bissje annerscht hot’s awwer noo schun geklung, wie uf der anner Rolltrapp e etwas ältre Herr sei anscheinend vill jingri und mit’re guder Figur ausgstatti Fraa odder Partnerin abbusselt: „Do sagt Wimmerin, /  - Schaug hi, wie der noch balzt. - / Da kimmt vom Sepp der leise Kommentar: / - Ja no, bei dere, do dat ich’s aah. –“

Simpert Witti
De Simpert Witti, is e gstandnes Mannsbild un voller Witz wie die Kuh voller Färz. Der kummt nateerlich gut on, wann merr ausgang is, um sich zu unnerhalle. Sei Vorträch ware mol gereimt un mol frei verzählt. Des war so e stännicher Iwergang, ohne dass merr’s eigentlich immer gemerkt hot. Un weil es Auditorium, wie ich schun gsaat hun, nemmi es jingste war, kumme Altagsgschichte bsonders gut on, bsonders wann se e paar Täch vorher aah noch in ernstem Ton in der Zeidung thematiseert sin wor. Do is es in der Ingolstädter Zeidung um’s freiwilliche Abgewwe vum Führerschein gang. De Simpert Witti hot die Gschicht vu’me Mann, „der war schun weit über siebzig“, verzählt, der zum Fahrlehre gang is un gsaat hot, dass er de Busführerschein mache will. Der hot nateerlich e bissje verdutzt aus der Wäsch gschaut. Noo hot der etwas betagt Herr ehm verzählt, dass er in der letzt Wuch mit seim Auto e paar annre Autos ongfahr hot, un so e Jungspund vun der Polizei ehm no geroot hot: „In dem Alter wär’s gscheider, wenn’s mi’m Buss fahr’n tat’s.“

Nohdemm wu schun glei am Onfanf die Preiße mit ehrem „Tschiss“ ganz scheen ins Kreizfeier vun de bayrische Dialektschreiwerinne un -schreiwer gerot ware, hot de Simperl Witti die Lesung nateerlich mi’me urbayrische Gruß ausklinge geloss: „Pfuat eich Gott und Tschiss beinand.“

Modereert hot die Veranstaltung – e gudi Stunn hot se gadauert – de Harry Deiner vum Förderverein Bairische Sprache und Dialekte. Un dass er bei der Gelgenheit aah die Werbetrummel forr sei Verein – in Ingolstadt 300 Mitglieder – richtich gschlaa hot, is verständlich un aah gut so.

Berns Toni (Text & Fotos)

Montag, 8. September 2014

Erkenntnisgewinn mit fadem Beigeschmack

Johann Lippet: Das Leben einer Akte – Chronologie einer Bespitzelung durch die Securitate; Verlag Das Wunderhorn, 2009; ISBN: 978-3-88423-331-3; 158 Seiten; 18,90 Euro.

Man liest gewöhnlich Romane, Erzählungen, Gedichte, seltener Theaterstücke, aber auch Bio- und Autobiographien, natürlich auch Märchen (oft im Opa-Alter mehr als im Kindesalter) und ab und zu vielleicht auch ein Sachbuch mit mehr oder weniger Gewinn. Ganz selten dürfte aber die Chronologie einer Bespitzelung zum persönlichen Kanon gehören.

Der aus dem rumänischen Banat stammende Schriftsteller Johann Lippet (*1951) hat eine solche Bespitzelungschronologie verfasst. Er ist zu diesem Zweck nach Bukarest gefahren und hat seine Securitate-Akte beim Sitz der CNSAS (Consiliul Naţional pentru Studiul Archivelor Securităţii – Nationalrat zum Studium der Securitate-Archive) eingesehen.

Das Resultat ist ein rotes Buch im wahrsten Sinne des Wortes. Rot, die Farbe des Einbandes, war die Farbe des Kommunismus. Rot sieht man aber auch, wenn man eine Gefahr wittert oder in Rage gerät ob der ein oder anderen Erkenntnis. Und rot kann man aus Scham werden. Aber am allerwenigsten werden das wohl die Spitzel selber. Die Realität hat nämlich gezeigt, dass die Dreistigkeit eines Securitatezuträgers, den Bespitzelten per Gerichtsurteil den Mund verbieten zu lassen, durchaus zum Erfolg führen kann. Wohlgemerkt: in Deutschland – nicht in Rumänien! Was kann deutlicher für die Amoralität dieser Typen sprechen? Wer mit einem so schamlosen Unrechtsbewusstsein herumläuft, dem ist natürlich alles, aber wirklich auch alles zuzutrauen. Johann Lippet muss diese Gefahr schon vor 2009, als die bürgerlichen Namen einiger rumäniendeutscher Securitatespitzel in den bundesdeutschen Medien auftauchten, erkannt haben. Seine Chronologie ist zwar in jenem Jahr erschienen, aber die im Anhang des Buches abgelichteten Akten tragen den Stempel des Einsichtdatums: C.N.S.A.S., 14 MAR 2008.

Demzufolge widerfährt keinem der glorreichen Spitzel, die da als Dieter, Max, Voicu, Walter, Puiu, Sandu, Tiberiu, Mayer, Nelu, Sanda, Barbu, Karina, Ionescu, Eva, Robert, Petrică, Gabriela, Miguel, Cristina (die Übersehenen werden es mir hoffentlich nachsehen) firmieren, die Ehre, mit ihrem bürgerlichen Namen, mit dem sie uns auch heute vielleicht freundlich begegnen, genannt zu werden. Das mag aber nicht nur an der Vorsicht des Autors liegen, sondern entspricht eigentlich dem sehr schlichten Ton der gesamten Chronologie. Lippet analysiert nicht, hadert nicht mit seinem Schicksal, verteilt seinen Spitzelfreunden keine Noten, sondern schildert und zitiert cool über die und aus den 360 Seiten Spitzelberichten und den daraus folgenden Securitatemaßnahmen sowie den 163 Seiten Abhörprotokollen.

Einen Seitenhieb konnte er sich dann aber doch nicht verkneifen. Und der hat mit den Spitzelmädchen und –buben eigentlich gar nichts zu tun. In einem Anhang zum 5. Kapitel, Wesen des Inhalts, ist der Leserbrief des damals in Köln lebenden und aus Siebenbürgen stammenden Schriftstellers Ingmar Brantsch (1940 - 2013) an die Zeitschrift die feder abgedruckt. Dieser hat darin die 1986 erfolgte Aufnahme – sie war als Schutzmaßnahme gedacht – von Herta Müller, Richard Wagner, William Totok und Johann Lippet in den deutschen Verband der Schriftsteller (VS) durchaus kritisch gesehen.

Ich habe dieses Buch mit viel Erkenntnisgewinn gelesen. Und doch lege ich es mit einem faden Beigeschmack zur Seite. Man kann sich nämlich auf der vorletzten Seite des Buches auch folgenden Absatz zu Gemüte führen: „Als ich von meiner Absicht erzählte, Einsicht in meine Akte zu beantragen, meinte so mancher Bekannte aus Rumänien, ich hätte doch gewußt, daß ich bespitzelt wurde. Was ich mir denn von dieser Einsicht verspreche? Und letztendlich sei ich doch nicht zu Schaden gekommen. Wer so argumentiert, hat nichts begriffen oder spielt, aus welchen Gründen auch immer, die Gefahr herunter, in der sich ein Bespitzelter befand, und den psychischen Terror, dem er ausgesetzt war.“

Das erinnert mich an ähnliche Reaktionen von Menschen aus meinem Umfeld, als ich in jenen Jahren das Securitate-Thema ansprach. Und das stimmt mich heute, wo längst Gras über diese Zeit gewachsen ist, noch immer traurig.
Anton Potche 

Donnerstag, 4. September 2014

Ein steiniger Weg für Klaus Johannis

Dass rumänische Regierungen gerne mit Verordnungen (ordonanţe) regieren, ist längst kein Geheimnis mehr. Die letzte dieser ominösen Regierungserlasse trägt die Nummer 55. Sie soll den Parteiwechsel der Funktionsträger in Kreisen, Städten und Gemeinden legalisieren; heißt, dass alle „politischen Migranten“, wie die rumänische Presse sie nennt, ihre warmen Posten und Pöstchen behalten werden, wenn sie ihre politische Gesinnung inklusive Partei wechseln. Das muss aber in den nächsten 45 Tagen passieren, denn nur so lange soll „Ordonanţa 55/2014“ ihre Wirkung zeigen, also bis kurz vor der anstehenden Wahl zum Präsidenten Rumäniens (2. und eventuell 16. November 2014).

Es gibt ein Gesetz aus dem Jahre 2004, das den Status des gewählten Funktionsträgers festschreibt. Dadurch werden die Gewählten verpflichtet, den Parteien, auf deren Listen sie kandidiert haben, treu zu bleiben. Die Alternative wäre der Verlust des Mandats. Betrachtet man aber die sehr lebhafte politische Szene in Rumänien, in der es immer wieder zu Parteineugründungen und zu Spaltungen etablierter Parteien, aber auch zu mehr oder weniger dauerhaften Parteiallianzen kommt, kann man nachvollziehen, dass der ein oder andere Bürgermeister oder Vorsitzende eines Kreisrates schon mal die Fahne wechseln würde.

Diese Maßnahme sei richtig und notwendig, um „die den Bürger direkt betreffende Verwaltungsarbeit effizienter zu gestalten“, heißt es in dem veröffentlichten Wortlaut der Verordnung. Aus Sicht der Regierungsparteien PSD, UDMR, PC und UNPR ist das natürlich schon darum in Ordnung, weil sie auf regen Zulauf hoffen dürfen, werden doch viele Gelder für lokale Infrastrukturmaßnahmen noch immer von Bukarest genehmigt. Das könnte dann folgerichtig dem Präsidentschaftskandidat der Sozialdemokraten (PSD) und ihren Verbündeten, Victor Ponta, dem gegenwärtigen Regierungschef, in die Hände spielen, wenn es im Herbst um das höchste Amt im Staat geht.

Klaus Johannis
Die Opposition um den Siebenbürger Sachsen Klaus Johannis (PNL) sieht hingegen rot. Der national-liberale Parteivorsitzende ist nämlich der große Gegenspieler Victor Pontas. Auch er will Präsident Rumäniens werden. Und einige Analysten sehen seine Chancen gar nicht so schlecht, wie die Ponta-Seite es immer wieder darstellt. Johannis wird von dem neuen Parteienbündnis Christlich-Liberale Allianz (ACL) – National-Liberale Partei (PNL) & Demokrat-Liberale Partei (PDL) – unterstützt und sieht sich wie sein liberaler Bündnispartner Vasile Blaga im Wahlkampf stark benachteiligt, zumal die ersten Parteiübertritte ins Lager der regierenden Parteien schon zu verzeichnen sind. Beide Politiker haben den Gang vors Verfassungsgericht angekündigt, um diese Verordnung noch rechtzeitig außer Kraft setzen zu lassen.

Ob das allerdings gelingen wird, kann angesichts der Tatsache, dass zur rumänischen Gesellschaftscharakteristika auch eine sehr langsam agierende Justiz gehört, angezweifelt werden. Auf jeden Fall ist jetzt schon absehbar, dass auf den Weg des Klaus Johannis zum Präsidentenamt Rumäniens noch einige Felsbrocken stürzen werden.
Anton Potche

Dienstag, 2. September 2014

vorhangzuundallefragenoffen

- pamphlepigramm -


auch dieses sommertheater
fand sein ende
meteorologisch genau
am 1. september

ingolstadt, 02.09.2014
anton potche