Donnerstag, 30. April 2015

April 2015 – Giarmata in den Medien

sport9.ro, Timişoara / Temeswar; 06.04.2015
Der seit fünf Jahren in Giarmata tätige Trainer von Millenium, Călin Cojocaru, hat sein Amt an einen anderen Trainer, den er selber ausgesucht hat, weitergegeben. Der Neue ist ein ehemaliger Steaua-Stürmer namens Adrian Neaga. Die zwei kennen sich seit langem. Cojocaru wird den Verein aber nicht verlassen, sondern als Sportdirektor weitermachen. Neaga hat in seinem Vertrag eine sofortige Ausstiegsklausel, falls ihm ein besseres Angebot unterbreitet werden sollte.
+ + + Es könnte also schnell passieren, dass der Neue bald der Ehemalige ist. So schnelllebig ist Fußball – auch in Giarmata. + + +

SportTim.ro, Timişoara / Temeswar; 07.04.2015
Die Jugendmannschaften von Millenium Giarmata waren im Einsatz.
C-Junioren (Jahrgänge 2000/2001)
LPS Banatul I - Millenium Giarmata  3:1
D-Junioren (Jahrgänge 2002/2003)
CFR II - Millenium Giarmata  1:0
E-Junioren 2004 /2005)
Millenium Giarmata CS Unirea Sânnicolau Mare  1:3
+ + + Niederlage auf ganzer Linie. Und trotzdem: Sieg auf ganzer Linie. + + +

TION.ro, Timişoara / Temeswar; 09.04.2015
Eine 60 Jahre alte Frau und ihr ein Jahr jüngerer Mann wurden wegen Zigarettenschmuggel in Giarmata verhaftet. Die Polizei hat 1500 Zigaretten und 6275 Lei beschlagnahmt.
+ + + Na ja, bei dieser Art von Gesetzesbrechung kennt man auch bedeutend stolzere Zahlen. Aber illegal bleibt illegal auch bei kleinen Vergehen, und auch die müssen geahndet werden. + + +

RATHAUS UND GEMEINDERAT, Giarmata /Jahrmarkt, 09.04.2015
Das Einberufungsschreiben (Convocator) zu einer Sitzung des Gemeinderats vom 9. April enthielt zwei Tagesordnungspunkte. Beim ersten Punkt ging es um eine Vertragsänderung mit der Firma S.C. Gaz Vest S.A. Arad und beim zweiten um einen nicht näher benannten „Contract de Concesiune“, also einen Konzessionsvertrag oder Vertrag zur Genehmigung eines Gewerbes.
+ + + So lange Menschen ein Gewerbe anmelden, ist das erst mal eine gute Sache. + + +

RATHAUS UND GEMEINDERAT, Giarmata /Jahrmarkt, 10.04.2015
In der Gemeinderatssitzung wurde Bürgermeister Virgil Bunescu beauftragt, Verhandlungen mit der Firma S.C. Gaz Vest S.A. Arad zu führen, um auch eine Anbindung des zu Giarmata gehörenden Dorfes Cerneteaz / Zorn an das Gas-Netz in die Wege zu leiten. 14 Gemeinderäte haben die Hand für dieses Projekt gehoben. 15 Räte hat der Giarmataer Gemeinderat.
+ + + Der Fortschritt pas cu pas, wie der Rumäne sagt, also Schritt für Schritt, hat auch etwas von Nachhaltigkeit inne. + + +

SportTim.ro, Timişoara / Temeswar; 10.04.2015
C4 (Liga III – Serie IV) – 19. Spieltag
UTA Bătrâna Doamnă – CS Millenium Giarmata  1:1
Tore: C. Rus und Bîrză (36) für die Gäste.
Tabelle: 5 - CS Millenium Giarmata  28
+ + + Das ist das Verrückte am Fußball: Kaum ist ein neuer Trainer auf der Bank und schon läuft’s. Zumindest für eine Zeit lang. + + +

SportTim.ro, Timişoara / Temeswar; 11.04.2015
Liga V Timiș – Serie II – 20. Spieltag
Millenium II Giarmata – Utvin  9:0
Unirea Cerneteaz – Atletico Liebling  7:1
Tabelle: 3 - Unirea Cerneteaz  36
              4 - Millenium II Giarmata  34
+ + + 9+7=16. Das kann sich doch sehen lassen. + + +

SportTim.ro, Timişoara / Temeswar; 15.04.2015
C-Junioren (Jahrgänge 2000/2001)
CS Millenium Giarmata - Ciacova  9:0
D-Junioren (Jahrgänge 2002/2003)
CS Millenium Giarmata – ACS Poli II  0:4
E-Junioren (Jahrgänge 2004 /2005) …
CS Millenium Giarmata Dumbrăvița 
+ + + Von den Kleinsten war das Resultat noch nicht bekannt. + + +

SportTim.ro, Timişoara / Temeswar; 17.04.2015
C4 (Liga III – Serie IV) – 20. Spieltag
CS Millenium Giarmata – Minerul Motru  2:0
Tore: Gârba (14) und Bîrză (37)
Aufstellung Millenium Giarmata: Păduraru – Soare (60, Firan), Gârba, Avram, Diarra, Fuchs, Leucă (82, Stoica), Mihuța, Leonte (72, Ilinca), Ștefan, Bârză (90, Domșa).
Tabelle: 5 - CS Millenium Giarmata  31
„Man sieht eine Veränderung bei der Mannschaft, seit Rică Neaga Trainer ist.“
+ + + Das sagt Călin Cojocaru, der alte Trainer und neue Sportdirektor von Millenium. + + +

SportTim.ro, Timișoara / Temeswar; 18.04.2015
Liga V Timiș – Serie II – 21. Spieltag
Inter Foeni - Millenium II Giarmata   3:1
Unirea Ghilad - Unirea Cerneteaz  0:1
Tabelle: 3 - Unirea Cerneteaz  39
              5 - Millenium II Giarmata  34
+ + + Die Zorner als Beispiel nehmen, sollte es für die Giarmataer Hilfskräfte heißen.  + + +


tvrplus.ro - Germana... la 1; Bucureşti / Bukarest; 20.04.2015
Die mittlerweile europaweit bekannte Timişoara Big Band hat im Temeswarer Capitol-Saal ein Konzert gegeben und dabei ein neues Sängerpaar vorgestellt: Andra Alexandra Icleanu & Nicolae Haţegan (Foto). Ausgebildete Stimmen, da gibt es nichts zu kritisieren, auch wenn sie nicht zur böhmischen Blasmusik passen. Franz Hoffner, der diesen Klangkörper seit Jahren leitet – ich glaube, er hat ihn sogar gegründet -, hat dem Fernsehreporter einige Einzelheiten zu dem Sängerpaar verraten und unter anderem präzisiert: „Andras Mutter lebt bei Heidelberg und ist mit einem Deutschen aus Jahrmarkt verheiratet.“
+ + + Do kannst mache, was’d willst, Johrmark un die Blechmusik kumme immer zamm. + + +

SportTim.ro, Timişoara / Temeswar; 22.04.2015
C-Junioren (Jahrgänge 2000/2001)
CS Millenium Giarmata - Raris  4:2
D-Junioren (Jahrgänge 2002/2003)
CS Millenium Giarmata – Juventus Colterm  2:1
E-Junioren (Jahrgänge 2004 /2005)
Dumbrăvița - CS Millenium Giarmata  4:3
+ + + Auch bei den Junioren gibt es eine Play-Off-Runde. + + +

SportTim.ro, Timişoara / Temeswar; 23.04.2015
Nur die D-Junioren von Millenium Giarmata haben sich für die Play-Off-Runde mit je vier Mannschaften qualifiziert.
+ + + Also: Groß und Klein von den Mittleren ein Beispiel nehmen. + + +

deBanat.ro, Timişoara / Temeswar; 23.04.2015
Das Giarmataer Bürgermeisteramt wurde wegen Wahlunregelmäßigkeiten in der Gemeinde zu einer Konventionalstrafe von 1000 Lei verurteilt.
+ + + Es wird nicht berichtet, um welche Wahlen es sich handelt. + + +

SportTim.ro, Timişoara / Temeswar; 24.04.2015
C4 (Liga III – Serie IV) – 21. Spieltag
Știința Turceni - CS Millenium Giarmata  1:0
Tor: Fotescu (60)
Aufstellung Millenium Giarmata: PăduraruSoare, Avram (Oneț), Gîrba, DiarraȘtefan, Leucă - Fuchs (Stoica), Ilinca (Domșa), Bîrză și Leonte (55, Firan)
Tabelle: 5 - CS Millenium Giarmata  31
+ + +Mit den Oltenern tun sich die Giarmataer in der Regel schwer. + + +

SportTim.ro, Timișoara / Temeswar; 25.04.2015
Liga V Timiș – Serie II – 22. Spieltag
Millenium II Giarmata  - Unirea Banloc  0:0
Unirea CerneteazACS II Poli Timișoara  0:5
Tabelle: 3 - Unirea Cerneteaz  39
              6 - Millenium II Giarmata  35
+ + + Die Zorner bleiwe forre. Des muss doch weh ton.  + + +

SportTim.ro, Timişoara / Temeswar; 28.04.2015
D-Junioren (Jahrgänge 2002/2003) - Viertelfinalspiele
ACS Poli - CS Millenium Giarmata   3:0
Diese Jungs standen für Giarmata auf dem Kunstrasen des Temeswarer Sportkomplexes Dan PăltinișanuAşteleanBenea, Mladin, Grigoriu, Senco, Radu, Cobzariu, Găină und Mezei. Eingewechselt wurden noch Lupo, Ghera und Mihai. Betreut wurden sie vom Trainer Răzvan Leucă.
+ + + Nu-i nimic băieți! A pierde în fața lui Poli, n-a fost niciodată o rușine. + + +

FOAIA de GIARMATA, Timișoara / Temeswar; April 2015
Im Januar ist in Giarmata der pensionierte Priester Augustin Butaș im Alter von 70 Jahren verstorben. Am 28. März fand in der „mit Gläubigen gefüllten“ Dorfkirche – gemeint ist die orthodoxe Kirche – ein Requiem für den 42 Jahre lang in Bencecu de Jos und Bencecu de Sus (Bentscheck) tätigen orthodoxen Priester statt. Das war schon darum ein Ereignis, weil auch seine Hohe Heiligkeit Ioan, Metropolit des Banats die Messe zelebrierte. Er wurde „am Dorfeingang, wie es die Tradition verlangt“ von Bürgermeister Virgil Bunescu und dessen Frau „mit Brot und Salz“ empfangen. Silvia Fechete von FOAIA de GIARMATA hat bei dieser Gelegenheit die Witwe des verstorbenen Priesters, Frau Sonia Vlaicovici Butaș, interviewt, und die hat sich bitter darüber beschwert, dass ihr Mann im Jahre 2011 „gezwungen wurde, in Rente zu gehen“. Gefragt, ob sie in diesen schweren Tagen jemanden einen Dank aussprechen wolle, bedankte sie sich bei Pfarrer Sorin Vasiu und Bürgermeister Bunescu, von dem sie beeindruckt ist, weil er sich unter anderem auch „für eine neue Kirche einsetzt, die sehr notwendig ist, da die Ortschaft sich entwickelt“.
+ + + Forrwas wolle die jetz e neii Kerch in Giarmata baue. Dort steht doch e leeri im Mitte Dorf. Merr muss norr weider tron repreere un se rumtaafe. Un aus’m Kolling seim Saal kännt merr wedder des mache, was es mol war: e Tanzsaal odder e gscheidi Disko. Des wär doch mol e sinnvolli Investition in die Zukunft un ka nausgeworfnes Geld forr die Vergangenheit. De Herrgott bleibt jo sowieso derselwet. Wie die, die  wu an ne glaawe, sich nenne, Orthodoxe odder Katholike, spillt iwerhaupt ka Roll. + + +  

Montag, 20. April 2015

rumäniendeitschi orden-inflation

stichlerei im johrmarker dialekt


forrwas norr
sin ich net geblieb
jetz hätt ich bestimmt
aah schun e orden kriet

[uf der schanz, 2015]
berns toni

Montag, 13. April 2015

Eine Lektüre aus dem Antiquariat

George Călinescu: Rätsel um Ottilie, Roman; Buchverlag Der Morgen, Berlin 1963; 622 Seiten (mit Nachwort & Anmerkungen); 12,- DM (DDR).

Enigma Otiliei. So heißt der Roman in seiner Originalsprache Rumänisch. Wenn ich mich gut erinnere, war das Werk in Rumänien sogar Schullektüre. Das war in den Anfangssiebzigern des 20. Jahrhunderts. Also ein dem sozialistische Realismus geschuldetes Werk, könnte man sagen. Wenn man die Umstände kennt. Beim Lesen kommt man aber kaum auf diese Idee. Erst das Nachwort von Dr. Romul Munteanu gibt diesbezüglich Aufschluss. Da heißt es nämlich abschließend: „Als Chefredakteur verschiedener Zeitungen und Zeitschriften, als zutiefst begeisterter Berichterstatter der Errungenschaften des Sozialismus, als Journalist voller Schwung und ständig neuer Gedanken, als Politiker mit einem hohen gesellschaftlichen Bewußtsein hält George Călinescu, der Gelehrte und Schriftsteller – jugendlich, nie müde werdend und von einem Werk zum anderen immer erneuert -, Schritt mit dem stürmischen Rhythmus der Epoche, in der ein immer schöneres und blühenderes Rumänien aufgebaut wird.“ Da lohnt sich natürlich ein Blick auf den Verlag, der Rätsel um Ottilie in deutscher Sprache veröffentlicht hat, zu werfen: Buchverlag Der Morgen, Berlin, 1963. Mit Berlin ist die Hauptstadt gemeint. Also die DDR. Dazu passt dann auch die Logik des Schlusswortes.

Mit all dem hat der Roman aber nichts zu tun. Er wurde 1938 vom damals 39-jährigen George Călinescu fertiggestellt und hat mit dem Ansinnen einer sozialistischen Kulturpolitik, als deren Verfechter der Autor hier geadelt wird, nichts, aber auch gar nichts zu tun. Sein Engagement als kommunistischer Abgeordneter ab 1946 bis zu seinem Tode im Jahre 1965 war nach 1990 ein viel diskutiertes Thema im rumänischen Feuilleton.

Rätsel um Ottilie ist ein Sitten- und Gesellschaftsgemälde höchster literarischer Güte. Man kann nur staunen, wie es dem Autor gelingt, die Spannung über 613 klein bedruckte Seiten aufrechtzuerhalten, wo doch in dem Roman nichts Sensationelles passiert. Bukarest im Jahre 1910 ist auch wahrlich nicht der Nabel der Welt. Und seine Menschen sind auch nicht anders gepolt als ihresgleichen woanders. Diese kleinbürgerliche Gesellschaft an der Nahtstelle zwischen Orient und Okzident hat ihre spießbürgerlichen Sonderheiten, die sowohl zum unglaublichen Kopfschütteln als auch zum Schmunzeln anregen.

Die Menschen in diesem Roman, etwa ein Dutzend, machen eigentlich nichts anderes, als sich gegenseitig zu belauern. Felix’ Liebe zu Ottilie ist ein einziges, vielköpfiges und an den Nerven zehrendes Misstrauen. Die gesamte Verwandtschaft des geldsüchtigen Kostake Giurgiuveanu, Ottilies Stiefvater, belauert den Alten rund um die Uhr mit der Hoffnung, an sein Vermögen zu kommen. Der Bojar Paskalopol, mit einem Gut im Bărăgan, wo „sich die Linien des Panoramas abrundeten und die Proportionen zwischen den Dingen mangels eines einheitlichen Maßstabes ins Phantastische verschoben“, traut Felix nie so richtig über den Weg, liebt er die viel jüngere Ottilie doch in einem Gemisch von väterlicher Zuneigung und männlichem Verlangen. Selbst Nebenfiguren wie Weißmann, ein Kommilitone des Medizin studierenden Felix, werden belauert – besonders von der dem Status einer alternden Jungfrau entgegenschlitternden Aurika. Dieses den ganzen Roman durchziehende Beäugen führt oft zu komischen Szenen. George Călinecu verfällt aber nicht der Versuchung, sie in billige Witzsequenzen ausarten zu lassen. Sein Humor ist fein; und sein Spott, der selbst vor dem Pope Tzuika, der sein Menschsein auch im Chorstuhl nicht vergisst und die stolabedeckte Aurika tröstet, nicht haltmacht: „Bist du eine Jungfrau, zum Kuckuck, sag mir folgendes: Du hast doch nicht etwa ... häßliches Wort ... gesündigt als heiratsfähiges Mädchen oder als du verlobt warst ... Und wenn du schon gesündigt hast, [...], was ist schon dabei? Gott verzeiht, denn der Mann ist ein Schwein.“

George Călinescu gilt ja vor allem als einer der großen rumänischen Literaturkritiker. Umso bereichernder kann daher seine Epik sein. Wir sprechen von einem Romancier, der alle Facetten einer hochkarätigen Prosa beherrscht.

Im vorliegenden Werk haben wir es mit einem Figuren-Roman zu tun. Und einige dieser Figuren sind unterwegs, sogar bis Paris. Aber auch im heimatlichen Umfeld. Und sie spüren die Natur im unmittelbaren Zuhause wie dazumal gestalten bei Klopstock oder Goethe. „Otillie wartete gar nicht erst die Antwort ab, führte Felix an der Hand in das Klavierzimmer, hob den Deckel, blies einmal über die Klaviatur und begann, Chant sans paroles von Tschaikowski zu spielen und dazu zu pfeifen. Danach sprang sie ans Fenster und blickte in den Hof. Es schneite große Wollflöckchen, deren Niederfallen ein Gefühl der Langsamkeit und Lautlosigkeit mit sich brachte. Die Bäume bogen sich unter der Schneelast, und die Baumaterialien des alten Kostake hatten mit ihrem weißen Pelzüberzug das Aussehen polarer Architektur.“ Ein Bukarester Stimmungsbild anno 1910, literarisch gemalt von George Călinescu (1899 – 1965).

Für einen mit der rumänischen Schrift vertrauten Leser muten die von der Übersetzerin Dr. Ingeborg Seidel gewählte Namensschreibweise etwas gekünstelt an. Mit Kostake ist natürlich Costache gemeint, Ratziu ist Raţiu so wie Aurika Aurica ist. Und der Pope (orthodoxer Priester) Tzuika spricht sogar gerne der Ţuica (dem Schnaps) zu. Ansonsten ist es bestimmt keine Zeitverschwendung auf diesen Roman zurückzugreifen, falls er noch irgendwo auffindbar ist. Ich habe mein Exemplar vor einigen Jahren in einem Bayreuther Antiquariat gefunden.

Bei Amazon war das Buch gestern (12.April 2015) bei sechs Anbietern zu erwerben. Die Preise lagen zwischen 1,99 und 18,93 Euro plus jeweils 3 Euro Versandkosten. Dabei handelt es sich um verschiedene Ausgaben, was heißen will, dass der Roman auch in deutscher Übersetzung mehrere Auflagen erfahren hat.
Anton Potche

Mittwoch, 8. April 2015

Seppi und Peppi unterhalten sich über den Spiegel

Auf dem Tisch im Bahnhofscafé liegt ein SPIEGEL.

- Oh, oh. Aufgestiegen. Politische Kultur vom Feinsten, was?
- Jawohl! Sogar abonniert.
- Den SPIEGEL abonniert? Sag mal …, das kostet doch Geld.
- Mich nicht.
- Mitarbeiter? Do schau her. Oder eher ein Spender?
- So kann man’s auch sehen.
- Und darf man fragen, wer der großzügige …
- Ja, natürlich: meine Frau.
- Habt ihr getrennte Haushaltskassen, was?
- Nein, das Abonnement kostet sie nichts.
- Das soll ich dir jetzt glauben?
- Musst du nicht, ist aber so.
- Na also, erzähl schon.
- Die haben sie angerufen.
- Wer?
- Na die vom SPIEGEL.
- Also doch. Werbeaktion.
- Nein, die wollten nur etwas wissen. Und dafür, haben sie gesagt, gibt es vier SPIEGEL kostenlos. Das ist doch ein Monatsabonnement. Oder nicht?
- Klar. Und die haben wirklich Wort gehalten.
- Zur Hälfte.
- ??
- Zwei SPIEGEL haben wir bekommen.
- Fehlen noch zwei zu einem Monatsabonnement.
- Nach Adam Riese ja. Aber nach dieser Nummer da, also der zweiten aus unserem versprochenen Abonnement, hat wieder eine freundliche Frau angerufen.
- Und?
- Diesmal war ich am Telefon.
- Und was wollte sie?
- Dieses kostenlose Monatsabonnement für weitere neun Monate zu einem Angebotspreis verlängern …
- Und?
- Ja, da war schon noch was dabei, aber ich war freundlich.
- ??
- Ja, ich habe nicht gesagt, sie soll mich mal … und so, was ungebildete Menschen machen.
- Sondern?
- Ich hab mich für die vier Ausgaben des SPIEGEL bedankt und gesagt, dass ich kein Zeitungsleser bin und meine Frau genug zu tun hat und dass das SPIEGEL-Lesen sie nur von der Haushaltsarbeit abhalten würde, die ich dann machen müsste und dann nicht mehr mit dem Hund Gassi gehen könnte.
- Und was hat die Frau gesagt?
- Nicht mehr viel. Aber sie hatte so einen komischen Bruch in der Stimme. Und ich hab’ dann auch aufgelegt.
- Immerhin. Zwei Nummern kriegst du ja noch.
- Ja klar, am Sanktnimmerleinstag.
- Ah so? Die zwei letzten Nummern sind also nicht mehr gekommen.
- Nein.
- Und was machst du jetzt?
- Das siehst du doch. Ich lese abwechselnd immer in den zwei Nummern meines gehälfteten SPIEGEL-Monatsabonnements. So habe ich das Gefühl, alle versprochenen Ausgaben bekommen zu haben.
- Toll. Ansonsten geht es dir gut?
- Ja, schon. Nur diese Inversionslage über der Donau macht mir heute etwas zu schaffen.
- Dem werden wir gleich Abhilfe schaffen. Bedienung!

Der SPIEGEL ist und bleibt Deutschlands seriöseste Wochenzeitschrift. Da sind Seppi und Peppi sich einig und beneiden all jene Menschen, die ihn sich wöchentlich leisten können.