Freitag, 31. Juli 2015

Juli 2015 – Giarmata in den Medien

SportTim.ro, Timişoara / Temeswar; 02.07.2015
Trainer Rică Neaga und Sportdirektor Călin Cojocaru haben den Verein CS Millenium Giarmata zum Saisonende verlassen, und mit ihnen alle Spieler, deren Verträge ausgelaufen sind oder die nur verliehen waren. Geblieben sind acht (8) Fußballer: Bârză, Domşa, Gârba, Stoica, Ştefan, Mihai, Ilinca und der Kapitän Răzvan Leucă. Letzterer ist auch Gemeinderat in Giarmata, also hier beheimatet. Er hat vor Journalisten die Situation erläutert: „Ich bin zufrieden mit Călin Cojocaru, der die Mannschaft sechs Jahre lang gehalten und nur gute Sachen gemacht hat. Es ist eine große Tat und viele Firmenbesitzer der Gemeinde sollten sich ein Beispiel nehmen. Die Vorbereitungen werden am 15. Juli starten und dann werden wir wissen mit wem.“
+ + + Also das hört sich alles andere als gut an. + + +

TION.ro, Timişoara / Temeswar; 02.07.2015
In der Strada Industriei (Industriestraße) in Giarmata war ein Feuer ausgebrochen, das die Dächer einer Lagerhalle und eines benachbarten Wohnhauses zerstört hat. In der Halle waren Getränke und Möbel gelagert. Das Feuer konnte von der Ortsfeuerwehr und fünf Einsatzgruppen der Berufsfeuerwehr aus Temeswar gelöscht werden, bevor es auf die Möbel übergriff.
+ + +Es hätte auch noch schlimmer ausgehen können, denn Menschen scheinen nicht zu Schaden gekommen sein. Das Internetportal OPINIA TIMIȘOAREI hat eine Fotostrecke und zwei Videos von der Brandbekämpfung veröffentlicht.+ + +

ALLGEMEINE DEUTSCHE ZEITUNG FÜR RUMÄNIEN; Bucureşti / Bukarest; 04.07.2015
„Brand in Jahrmarkter Lagerhalle“ überschreibt die deutsche Tageszeitung einen Bericht zu diesem Ereignis und hält fest, dass „der Brand sich auf eine Fläche von 300 Quadratmetern ausgebreitet hatte“. „In der Halle waren Spirituosen und andere Getränke sowie Möbel gelagert“, heißt es weiter. Die Möbel blieb aber verschont und „die Höhe des Sachschadens wurde nicht bekanntgegeben“.
+ + + Ich moon, des is dort hinne, hinnrem Tscharte, wu frieher die Kiehställ ware. + + +

RENAȘTEREA.ro; Timişoara / Temeswar; 05.07.2015
Sânziene Bănățene Giarmata
Foto: RENAȘTEREA BĂNĂȚEANĂ
Das Giarmataer Volkstanzensemble Sânziene Bănățene feiert heuer sein 10-jähriges Gründungsjubiläum. Zu diesem Anlass ist eine große Veranstaltung auf der Bühne vor der Sporthalle mit vielen Gästen geplant. Als Organisatoren zeichnen der Gemeinderat Giarmata und der Kulturverein Pro Datina (Pro Brauchtum). Vom Kulturheim wird sich nach dem Empfang der Gäste ein Trachtenzug auf den Weg zur Sporthalle machen. Dort werden folgende Gruppen ihre Auftritte absolvieren: die kroatische Gruppe Karasevska Zora aus Carașova (Kreis Caraș Severin), das ungarische Ensemble Tormac (Kreis Timiș), das Folkloreensemble Sichievița (Kreis Caraș Severin), die ukrainische Gruppe Remeteanka aus Remetea Mare (Kreis Timiș), die bulgarische Gruppe Balgarce aus Vinga (Kreis Arad) und die aus Serbien kommende Tanzformation Zitiste (aus der gleichnamigen Ortschaft). Dazu werden auch zahlreiche Solisten erwartet, die im Laufe der letzten Jahre mit den Giarmataern aufgetreten sind. Musik macht die Band Pro Datina, geleitet von Prof. Adrian Scorobete.
+ + + Ka deitschi Tanzgrupp. Des saat mer, dass e Veerteljohrunnert, asso e Generation, ausreicht, um als Grupp odder Individuum aus’m Bewusstsein vun ooner Dorf- odder Stadtgemeinschaft zu verschwinne. Un des is aah richtich so. Alles annre is Geschichte un gheert ins Buch odder ins Museum. Obwohl … mei Ef un ich meechte schun aah noch geere in der Kerweihtracht ufmascheere. Asso ich jo net so, awwer ehns … + + +

RENAȘTEREA.ro; Timişoara / Temeswar; 06.07.2015
Vom 8. bis zum 12. Juli geht im Temeswarer Rosenpark das Festival der Herzen (Festivalul inimilor) über die Bühne. Auftreten werden Folkloregruppen aus Bulgarien, Kolumbien, Georgien, Mazedonien, Mexiko, Republik Moldau, Russland, Serbien, Spanien, Slowakei, USA, Türkei, Ungarn und viele Gruppen aus ganz Rumänien. Unter dem Programmpunkt Formationen der mitwohnenden Nationalitäten figuriert auch die Formația de dansuri germane din Giarmata (Formation der deutschen Tänze aus Giarmata).
+ + +Do schau her! Vleicht werd aus 25 Johr sogar e stick Ewichkeit. Des wär doch scheen! + + +

RENAȘTEREA.ro; Timişoara / Temeswar; 09.07.2015
- „Wenngleich die Temeswarer Autobahn eigentlich bei Giarmata beginnt, ist der Fortschritt augenscheinlich.“ Die Überschrift des Artikels mit diesem Satz lautet vielversprechend: „Ab Samstag werden wir auf der Autobahn direkt von Temeswar nach Wien fahren.“ Das letzte Stück der Trasse Nădlac - Arad wird im Beisein der Staatschefs Viktor Orban (Ungarn) und Victor Ponta (Rumänien) freigegeben.
+ + + Der Leser John stellt im Kommentarteil dieses Artikels die Frage: Cind intra autostrada in reparatie??////………. ca la noi asa se obisnuieste. (Wann wird die Autobahn repariert??//// … … … denn bei uns ist das guter Brauch.) Ist John besorgt oder macht er sich nur lustig?  + + +
- Beim Festival der Herzen „begeisterten“ am Donnerstag mehrere Volkstanzgruppen das Publikum im Rosenpark. Zu ihnen gehörte auch die Formația de dansuri Giarmata.
+ + + Ich geh’ jetzt mal davon aus, dass die Madls und Buben deutsche Tänze getanzt haben. Auf jeden Fall lässt ihre Tracht darauf schließen. Hier kann man die Giarmataer sehen. + + +

RENAȘTEREA.ro; Timişoara / Temeswar; 11.07.2015
Der Zusammenschluss der ungarischen Autobahn M43 und der rumänischen A1 ist vollzogen. Am Grenzübergang Nădlac II – Csanádpalota (auch neu, mit 20 Spuren) wurde das Ereignis feierlich begangen. Der ungarische Premier war aber nicht gekommen und der rumänische saß mit operiertem Knie etwas abseits auf einem Stuhl. Die Einweihungsansprachen hielten der Vizeprimminister für Nationale Fragen, Zsolt Semjen, für die ungarische Seite, und der rumänische Minister für Europäische Fonds, Marius Nica. Den Journalisten sagte der rekonvaleszente Victor Ponta aber, dass man im kommenden Jahr von Sibiu bis Ungarn auf der Autobahn fahren wird können und, „dass seit gestern 12 Milliarden Euro für Infrastrukturmaßnahmen in Rumänien unterzeichnet und genehmigt sind“. Auch sei Rumänien „zum ersten Mal in seiner Geschichte mittels einer Autobahn mit der EU verbunden“. Ferner heißt es in dem Artikel, die Temeswarer könnten jetzt „auf 80 km Autobahn von der Auffahrt Giarmata bis zum Zoll (vama)“ - gemeint ist der Grenzübergang zu Ungarn - fahren.
+ + + Mei Finanzministerin hot mich schun mol druf hingewies, dass es mit dem gscheide Spruch „in Ingolstadt druf un in Johrmark runner“ net abgeton is, weil ab der österreichisch Grenz geht’s schun loss mit de Autobahngebühre. … Un flieje tot ehns sowieso net … Asso bleibts mol wedder beim Hoomweh – bei mer, moon ich.   + + +

ZIARULTIMIȘOARA.ro; Timişoara / Temeswar; 16.07.2015
Der Journalist Alexander Stoica ist nur mäßig begeistert – um es vornehm auszudrücken - von der Autobahnverbindung Temeswar – Budapest – Wien. In einem längeren Artikel schreibt er: „Wie die Autobahn geplant wurde, fällt es mir schwer zu sagen, dass sie bei Temeswar vorbeiführt. Besonders wenn du sie als Route in den Westen denkst. An einem schlechten Tag mit viel Verkehr kannst du ruhig eine Stunde Fahrzeit vom Stadtzentrum bis zur Anschlussstelle Giarmata benötigen. Als Entfernung ist für einen Temeswarer eine Ausfahrt aus dem Land über Cenad um fast 30 km kürzer als über die Autobahn bei Nădlac.
+ + + Wie wäre es mit der Verlegung des Stadtzentrums nach Giarmata? Das wäre doch mal eine originelle rumänische Idee. Dass da noch keiner draufgekommen ist. Aber was nicht ist, kann ja noch werden. + + +

TIMIȘPLUS.ro; Timişoara / Temeswar; 20.07.2015
In Periam wird heuer vom Rumänischen Automobilclub (ACR) eine Auto- & Kartingrallye ausgetragen. Neben Dumbrăvița, Giarmata, Comloșu Mare, Pișchia und Chevereșu Mare ist das die sechste ländliche Ortschaft des Kreises Timiș, in der eine solche Veranstaltung über die Bühne geht. Der Wettbewerb gilt als 6. Etappe der Automobil-Kreismeisterschaft.
+ + + Es ist doch nur fair, wenn man die sinnlosen Autoabgase gleichmäßig auf den Verwaltungskreis verteilt. + + +

SportTim.ro, Timişoara / Temeswar; 22.07.2015
Der neue Trainer von Millenium Giarmata heißt wenig überraschend Răzvan Leucă. Er wird sekundiert von Alin Molcuț. Sportdirektor ist Daniel Moraru, der auch Vizepräsident des Vereins ist. Die Giarmataer haben das Training am 15. Juli aufgenommen und haben zurzeit ein Aufgebot von 23 Spielern, alle jünger als 23 Jahre. Zwei, drei erfahrene Kicker sollen bis zum Saisonauftakt Ende August noch hinzukommen.
+ + + Das scheint ein mutiger Schnitt zu sein. Da kann man den Verantwortlichen nur viel Glück wünschen. + + +
Vorbereitungsspiel
Lorena Giarmata ViiMillenium Giarmata  6:0
+ + + Uff. Des is schun mol gscheit in die Hosse gang. Die Iwerlänner spille in der virrt Liga. + + +


BANATER ZEITUNG Timişoara / Temeswar; 22.07.2015
Durch die Eröffnung des neuen Grenzübergangs zu Ungarn bei Nădlac II / Nadlak II wird der Übergang bei Nădlac I / Nadlak I an der Nationalstraße 7 nur noch in eingeschränktem Maße genutzt. Das hat für das Städtchen Nădlac Vor- und besonders wirtschaftliche Nachteile. Die BZ-Journalisten Siegfried Thiel (Text) und Zoltán Pázmàny (Fotos) widmen sich in einer ausführlichen Reportage diesen Auswirkungen und halten auch fest, dass auf der A1 „vorläufig nicht mal eine Autobahnmaut fällig ist. Erst bei der Autobahnausfahrt bei Jahrmarkt / Giarmata im Kreis Temesch brauchen Autofahrer nun eine Vignette für die Nationalstraßen und die können sie, gerade an der Ausfahrt erstehen, wie die Behörde für Nationalstraßen und Autobahnen vor Kurzem mitteilte.“
+ + + Des haaßt, forr dee Katzesprung vun der A1 bis uf  Johrmark muss merr Maut zahle. Do kann unser Dobrindt sich was abschaue. Un dass der mautfrei Zustand uf der A1 net lang standhalle werd, is aah  klor wie’s Amen im Gebet. + + +
PIPATSCH
Uf der Dialektseit vun der Ausgabe kann merr e lange Artikel iwer die Sacklaser-Kerweih lese. Unnerschrieb is der Text mit ha, ich moon des is die Pipatschschreiwerin Helan Alba. Sie hot sich uf jede Fall „dokumenteert aus der Internetseit der Banater Schwowe aus Reutlingen“. Des is wahrscheinlich wegen de Urheberrechtsbestimmunge so unner dem Artikel zu lese. Un im Aufsatz selwer hun ich aah dee Satz geles: „De Kerweiwein hat bsorcht gin misse, weil awer Sacklas ke Weingebiet war, hat mer in die Weingegende (Mariafeld, Rekasch, Johrmark ...) fahre un Wein kaafe misse.“
+ + + Dass Johrmark e Maurer-, Zimmerleit- un Musikantedorf war, hun ich schun hie un do mol gheert odder geles, awwer e Weindorf ... des is mer nei. Trotzdem sin ich als Alt-Johrmarker stolz, weil e jeder Titel is gut forrs Geschichtebuch. + + + 

SportTim.ro, Timişoara / Temeswar; 25.07.2015
Vorbereitungsspiel
Unirea Peciu NouMillenium Giarmata  1:2
Torschützen: Răzvan Leucă (15) und Alin Molcuț (61) für Giarmata und Adrian Hoţa (31) für die Gastgeber.
+ + + Die Giarmataer Torschützen sind auch die Trainer der Mannschaft. Selbermachen war schon immer das Beste!+ + +

SportTim.ro, Timişoara / Temeswar; 30.07.2015
Vorbereitungsspiel
Voința ZăbraniMillenium Giarmata  0:3
Torschützen: David Josu, Sebastian Stoica und Alin Molcuț.
+ + + Gegen unterklassige Gegner kann man auch Selbstbewusstsein tanken. + + +

ZIARULTIMIȘOARA.ro; Timişoara / Temeswar; 30.07.2015
In einem langen Beitrag macht Cosmin Țîntă sich Gedanken über den 3. August 1919, den Tag, an dem Temeswar und das Banat rumänisch, oder wieder rumänisch, wurden. (Die Temeswarer feiern ihn jährlich als Ziua Timișoarei – Tag Temeswars.) Es handelt sich ganz klar nicht um die Stellungnahme eines Historikers, sondern um die eines rumänischen Journalisten. Um seine Sicht besser darzustellen, lohnt es sich einen längeren Abschnitt zu zitieren: „Die Unzufriedenheit der Einheimischen [der Rumänen, A.d.Ü.] und soziale Unruhen explodieren 1736, als ein noch erdrückenderes Abgabesystem eingeführt wird. Im selben Jahr bricht der österreich-türkische Krieg aus (1736 – 1739) und das Banat wird Kriegsschauplatz. Bei dieser Gelegenheit, unzufrieden mit dem installierten Fiskalsystem, mit den bürokratischen Exzessen, den Deportationen und den total widerrechtlichen politischen Maßnahmen, lösen die Banater Rumänen den antihabsburgischen Aufstand aus. Was folgt, würde man heute mit Genozid und ethnischer Säuberung beschreiben … Besiegt, werden die Rumänen zur Zielscheibe äußerst harter Unterdrückungsmaßnahmen. Verschont bleiben weder Frauen, Alte oder Kinder, die Rumänen werden zu Hunderten hingerichtet und eine zweistellige Zahl von Dörfern werden dem Erdboden gleichgemacht … Eine der direkten Folgen (von denen auch kaum gesprochen wird) ist das Verlassen des Banats seitens eines guten Teils der einheimischen Bevölkerung, die sich auf den Weg über die Berge gemacht hat, in andere rumänische Provinzen. […]  Erinnern wir uns noch an den ‚Zauberʻ der dualen Epoche, als das Banat in den Verwaltungsbereich Ungarns fiel, um die Bedeutung des 3. August zu verstehen … Folge der imperialen Reform, Budapest erhält den Besitz von Gebieten, in denen die ungarisch sprechende Bevölkerung weit weniger als die Hälfte der Gesamtbevölkerung beträgt. Man schreitet zu einer scharfen Madyarisierungspolitik durch das Nationalitäten– und das Bildungsgesetz. Auch jetzt bin ich erschüttert, wenn ich daran denke, was die Alten meines Onkels, Schwabe aus Giarmata, mit Tränen in den Augen erzählten … Sie hatten fast verlernt deutsch zu schreiben, und das Bekennen zur deutschen Identität war ziemlich gefährlich geworden … Auch für sie kam die rumänische Administration wie eine Erlösung, denn sie konnten nach diesem 3. August wieder Deutsche 'in ihren Kleidern' werden. Mit ihren Schulen, in ihrer Kultur und ihren Gemeinschaften …“
+ + + Es gibt also nicht nur eine deutsche Sicht der habsburgischen Besiedlung des Banats. Welche die geschichtlich korrekte ist, wird selbst der objektivste Historiker kaum mit absoluter Sicherheit bestimmen können. Jede wissenschaftliche Seite hat in der Historie immer auch eine menschliche, also zutiefst subjektive, Gegenseite. + + +

deBANAT.ro, Timişoara / Temeswar; Juli 2015
Die Chefs der Verwaltungskreise Arad, Caraș-Severin, Hunedoara und Timiș  haben sich zur Erörterung der Verwendung von Geldern aus dem für Infrastrukturmaßnahmen vorgesehenen EU-Finanzvolumen für die Zeit 2014 – 2020 getroffen. Ergebnislos. Es wurde viel gestritten. Beobachter waren überrascht von der Haltung des Temescher Kreisratsvorsitzenden Titu Bojin, der kein Interesse an einem vierspurigen Ausbau einer Straße zwischen der „Autobahn und der Temeswarer Umgehungsstraße in Flughafennähe (centura) durch Giarmata“ gezeigt hat. Dieser Straßenausbau wird angeblich schon lange von Fernfahrern eingefordert. Der Kreisratsvorsitzende hat argumentiert, dass dieser Ausbau sowieso eines Tages von der Regierung in Bukarest gefördert werden wird und es daher keinen Sinn mache, dafür EU-Gelder auszugeben.
 + + + Ich moon, do geht’s net um unser gudi, aldi Landstroß. Des muss e annri Stroß sein. + + +  

SportTim.ro, Timişoara / Temeswar; 31.07.2015
So sieht die Zusammensetzung der Fußballmeisterschaft C4 (Liga III – Serie IV) für die kommende Saison aus: CS Nuova Mama Mia Becicherecu Mic, CS Vulturii 2009 Lugoj, CS Millenium Giarmata und ASU Politehnica –  alle aus dem Kreis Timiș; CS Pandurii Lignitul II Târgu Jiu und CS Minerul Motru 2008 – aus Gorj; ACSO Filiaşi und CS Universitatea Craiova II SA - aus Dolj; CS Ineu und Național Sebiș – aus Arad; CS FC Hunedoara und CNS Cetate Deva – aus Hunedoara; ACF Metalurgistul Cugir 1939 und ACS Performanţa Ighiu – aus Alba, sowie CS Măgura Cisnădie - aus Sibiu.
+ + + Da gibt es ganz schöne Strecken zu bewältigen. + + +

FOAIA de GIARMATA, Timişoara / Temeswar; Juli 2015
- Giarmata hat neben Sorin Vasiu einen zweiten orthodoxen Priester bekommen: Ioan Petru Pană. Seine Einführung ins Amt fand Ende Juni statt und Bürgermeister Virgil Bunescu äußerte bei der Einführungszeremonie die Hoffnung, dass die beiden „sich gut verstehen“.
+ + + Asso Männer, scheen brav sein. De Nikolaus Anton un de Pastl hun jo aah mitnanner auskumme misse. + + +  
- Das Ensemble Sânziene Bănățene hat mit vielen Gästen sein zehnjähriges Bestehen gefeiert. Auf einer Freilichtbühne wurde musiziert und getanzt. (Die Giarmataer sind auch zu Hause in schwäbischer Tracht aufgetreten.) Aus einer Ansprache des Bürgermeisters erfährt man, dass einige Mitglieder bereits zu Profiensembles „ausgeflogen“ sind. Das spricht natürlich für die qualitätsvolle Arbeit der Verantwortlichen, die da wären: Veronica Kretten (Choreografie), Maria Petchescu (Betreuung der Vokalsolisten), Radu Cuciureanu (musikalische Leitung) und Rusalin Hoarcă (Direktor). Erwähnung in dem Artikel finden auch die Solisten Daniel Scorobete, Dominica Titieni, Dalina Micșa, Cristian Spoeală, Larisa Zaharia, Ancuța Coșoveanu, Ion Minea und Daiana Matrinel.
+ + + Wahnsinn! Des sin jo meh wie uf’m Safer seim Musikantebaal. + + +
Anton Potche

Montag, 27. Juli 2015

Open-Air-Konzert mit Extrawürsten

Audi ist der einzige Industriekonzern, der sich ein eigenes Musikfestival leistet: die Audi Sommerkonzerte. Und das seit 25 Jahren. Und mit stetig steigendem Erfolg. In diesem Vierteljahrhundert haben sich viele der berühmtesten Musiker der Welt auf den Ingolstädter Bühnen ein Stelldichein gegeben, ob als Solisten, Dirigenten oder eben Konzertmusiker. Stellvertretend seien hier einige Namen genannt: Lorin Maazel, Emerson String Quartet, Kronos Quartet, Luis Di Matteo, Tadashi Tajima & Reiko Kimura, BR Symphonieorchester (alle 1999), Lisa Bathiashvili (2000), Barbara Bonney, Rudolf Buchbinder, German Brass, Chor und Symphonieorchester des BR (2001) und viele, viele andere.

Natürlich ließ Audi sich heuer bei den Jubiläumskonzerten vom 30. Juni bis zum 27. Juli nicht lumpen. Der Chef der Audianer, Rupert Stadler, schreibt im Vorwort des Festival-Programmheftes: „2015 feiern wir 25 Jahre Audi Sommerkonzerte. Dieses Jubiläum ist Anlass, stolz zurück und erwartungsvoll nach vorn zu blicken. Gefragte Solisten und renommierte Ensembles sind unserer Einladung gefolgt und versprechen ein abwechslungsreiches und erstklassiges Jubiläumsprogramm.“ Will man den Zeitungskritiken Glauben schenken, dann ist dieses Vorhaben auch heuer weitestgehend gelungen. Die Namen sprechen auch hier für sich: Marie-Sophie Pollak, Julian Prégardien, Klaus Mertens, Audi Jugendchorakademie, Kent Nagano, Thomas Zehetmair, Ensemble Modern, Martin Steidler, Mihoko Fujimura, Augsburger Domsingknaben, Reinhard Kammler,  London Symphony Orchestra, Die Singphoniker, Ensemble Mixtura, Folkert Uhde, VOCALCONSORT München, Johanna Soller, Minguet Quartett, Sergey Khachatryan, San Francisco Symphony Youth Orchestra, Donato Cabrera, Veronika Eberle, Michail Lifits, Thomas Hampson, Wolfram Rieger, Anna Lucia Richter, Katharina Magiera, Alex Esposito, Salzburger Bachchor, Alois Glaßner, Mozarteumorchester Salzburg, Andrés Orozco-Estrada, Spark, KrausFrink Percussion, Georg Conrad, Avi Avital, Kremerata Baltica, Till Brönner, Sergei Nakariakov, Stephan Braun, Dieter Ilg, Gil Goldstein, Lilian Genn, Stefan Dünser, Martin Schelling, Martin Deuring und Goran Kovačević.


Zu diesen illustren Namen gesellten sich auch heuer wieder die zwei Ingolstädter Ensembles Georgisches Kammerorchester Ingolstadt (mit zwei Konzerten), Leitung Ruben Gazarian, und die Audi Bläserphilharmonie, Leitung Christian Lombardi. Ihnen waren auch heuer die Abschlussabende in Form zweier Open-Air-Konzerte im Klenzepark zu Ingolstadt vorbehalten. Freitags musizierten die Audianer und am Samstagabend (jeweils ab 20:30 Uhr) die Georgier. Das war natürlich nicht immer so, denn auch Festivals unterliegen dauernd Änderungen. Im Juli 2009 titelte der DONAUKURIER noch: Schwebende Galaxien, zischende Kometen – 7000 Musikfreunde besuchten den Eröffnungsabend der Audi-Sommerkonzerte im Klenzepark. Und dazu hieß es: „Die Bläserphilharmonie schürte Emotionen, die an die fast 20-jährige Geschichte des Musikfestivals ebenso denken ließen wie an die 100 Jahre Audi oder an 60 Jahre Automobilbau in Ingolstadt.“ Den zweiten Konzertabend im Klenzepark bestritt damals die Philharmonie Brünn

Open-Air-Konzert 2015 mit der
Audi Bläserphilharmonie 
Ltg.: Christian Lombardi
Man hat sich also, aus Sicht der Audianer, nicht nur vom Werkorchester zur Bläserphilharmonie entwickelt, sondern auch vom Einheizer zum Höhepunktgestalter. Oder zum Rausschmeißer? Das mag Geschmacksache bleiben. Natürlich kann man als amtierendes Amateurorchester nicht mit den oben angeführten Namen konkurrieren, man darf ihnen aber nacheifern und so von Jahr zu Jahr seine Qualität steigern. Wenn der Weg das Ziel ist, dann beschreitet die Audi Bläserphilharmonie seit Jahren schon den richtigen Weg. So betrachtet, darf man sie als Höhepunktgestalter, mit Feuerwerk, sehen. Auch ihr Programm 2015 war ehrgeizig und anspruchsvoll. Zu anspruchsvoll? Wollten die 15.000 Besucher vom Freitagabend diese anspruchsvolle Musik überhaupt? Wer sich unter sie mischte, durfte daran seine gerechten Zweifel haben. Das Konzert begann mit der Oberon-Ouvertüre von Carl Maria von Weber, also mit einem Piano-Einstieg. Es dauerte Minuten, bis viele der mit ihrem Essen, Trinken und besonders Schwatzen (vielleicht auch Schmatzen) beschäftigten Open-Air-Besucher überhaupt realisierten, dass auf dieser großen Bühne, dort in der Ferne, überhaupt etwas passierte. Hier hätte ein knallender Aussischmeißer schon zum Auftakt nicht geschadet.

Lieber Christian Lombardi, spielt ihnen einen Marsch, den hungrigen, durstigen und vor allem so mitteilungsbedürftigen Open-Air-Besuchern. Hallo, bitte zuhören! Mal fünf oder auch zehn Minuten die Gaumengymnastik einstellen! Hier entsteht Kunst! 

Vielleicht wäre das das richtige Stichwort: entsteht. Wer die Open-Air-Konzerte der Berliner und Münchner Symphonieorchester am Fernseher verfolgt hat, wird diese Riesenbildschirme kennen, auf denen den Konzertbesuchern das Geschehen auf der Bühne in Nahaufnahmen näher gebracht wird. Dieses Geschehen zeigt nichts anderes als das Entstehen von Musik, und das ist in der Regel ein sehr faszinierender Prozess. Der könnte vielleicht sogar Menschen fesseln, die gar nicht wegen der Musik in ein Open-Air-Konzert gehen.

Und weil ich schon beim Vergleich mit Berlin und München bin – es gibt natürlich auch noch andere Beispiele -, Ingolstadt hat neben der enormen Publikumslautstärke (während die Musik spielt) auch noch eine andere Eigenart zu präsentieren, die ich bei den Klassik-Open-Air-Konzerten in beiden Hauptstädten nicht gesehen habe. Es gibt in Ingolstadt einen eingezäunten VIP-Bereich für Extrawürste aus … Keine Ahnung, wer alles das gemeine Volk so scheut! Sollte es vielleicht gar an der Geschwätzigkeit und Geschmatzigkeit der Masse liegen? Wer will das schon wissen? Auf jeden Fall kann ein Schutzareal niemand vor der Feierlaune der Ingolstädter Open-Air-Besucher, die mit Zuhören überhaupt nichts zu tun hat, schützen – auch Extrawürste aus irgendwelchen Kreisen nicht.
Anton Potche



Montag, 20. Juli 2015

De Lord John

Gedicht vum George Coşbuc 
in der Folkliedversion vum Mircea Vintilă
iwersetzt in de Johrmarker Dialekt
vum Berns Toni

In de Zeidunge hot’s gstann,
In Irland lebt
E arich stärker Mann.
John, de Lord,
Hot wisse wolle,
Ob merr des forr wohr kann halle.

Wie so vill vum alte Stamm 
Aus’m hoche Norden,
Is ah John e gstandner Mann.

Pheife un Singe uf’m Wech,
Un beim Raafe stets de Eerscht,
So is’r de stärkst Lord.

Es Dorf war schließlich funn.
Der Bauer laaft
Beim Zammkehre mi’m Besm rum.
De Lord, der holt ne ins Visier
Un steiert schnurstracks uf sei Ziel,
Ohne Gun Tach in seim Gepäck.

Sei Raaflust war geweckt,
So geht er uf de Bauer zu:
- Du saast, du wärscht so stärk.
Dei Nome heert merr iwerall,
Sogar in London klingt sei Schall.
Asso will ich mich mit der verpacke. -

De Bauer macht’s Kreizzeichen,
Speert sei Handfläche brenne:
Aus mi'm Faulenze uf'm berrtne Besm.
Er spautzt in die Hänn,
Grapscht sich de Lord am Zwerchfell
Un schleidert, un schleidert ne iwer de Zaun.

- Jetz werr ich mit der kämpfe,
Willst sunst noch was? 
Asso der hot komische Gedanke. -

John, de Lord, schaut voller Neid,
Halt sich im Kreiz.
Norr sei Pherd soll ehm de Bauer
Noch riwer werfe.
Er will norr weider, weider reide.


[Johrmark, 1982 & Uf der Schanz, 2004]



(Worterklärung: arich = sehr, außergewöhnlich; raafe = raufen; funn = gefunden; asso = also; berrtne Besm = Reisigbesen; reide = reiten; weider = weiter

Lesung uf YouTube


Montag, 13. Juli 2015

Mensch, Nicki! Mensch, Ossi!

Wie die Zeit vergeht! Des is wedder so iwer mich kumm, wie ich do unlängst naachts net schlofe hun känne. Ich hun noo wie so oft – mei Fraa saat, vill zu oft, awwer die Weiwer iwertreiwe jo geere – mei Computer ingschallt, die Egerländer uf YouTube gsucht, un schun war die Naacht gerett. Do gebt’s die ganz hervorragende Videos vun de Egerländer ehrem letzte Open-Air-Konzert in Altusried. Des is so e großi Biehne im Freie. In Johrmark ware des in seiner deitsch Zeit die Biehne im Park forr die Spitziche un de Hof im Kamin forr die Stumpiche. Wann de Wind in die richtich Richtung geblos hot, hot merr im Kaminhof bissje was gheert aus’m Park un wann er in die anner Richtung geblos hot, war des halt umgekehrt.

Selmols hot im Park aah de Turmanns Nicki mitgeblos un im Kaminhof de Specks Ossi. Jetz mache alle zwaa Musik bei de Egerländer. Des is forr mich noch immer die best Blechmusikkapell uf der Welt. Un wie ich mer die Videos vun dem Freilichtkonzert in Altusried ongschaut hun – mit Koppheerer nateerlich, net dass mei bessri Hälft noch wackrich werd; na des hätt mer grad noch gfehlt -, hun ich mit ufrichticher Bewunnerung feststelle känne, derfe, misse, dass die Kapell wirklich noch besser klingt wie zum Ernst Mosch seiner Zeit. Gut, des kann aah an de immer bessre Instrumente un an der Verstärkungstechnik leije, awwer bestimmt net norr; die Leit wu do spille ... des is jo de Wahnsinn. Wann ich de Prof. Dr. Joachim Kaiser wär, kännt ich des vleicht erkläre, awwer so loss ich’s liewer. Uf jede Fall gilt des aah forr de Gsang. Die zwaa Stimme vum Praher Kathi un vum Turmanns Nicki sin wirklich gezeidicht in de letzte Johre wie die Fricht a’me kerngsunde Boom.

Des alles war forr mich als bekennender Blechmusikonhänger nateerlich meh wie e Entschädichung forr e schlechtes Inschlofe. Un mit dem war noch gar net genuch. De Conferencier (odder de Moderator) vun de Egerländer – in Johrmark war des de Ansager –, de Graf Edi,  hot aah bei dem Konzert immer was verzählt zwischen de Sticker, dass de Musikante ehre Lefze wennichstens e bissje ruhe hun känne. Un was der Mann gsaat hot, war so richtich noh meim Gschmack. Er hot de Zuschauer verzählt, dass es Praher Kathi un de Turmanns Nicki jetz ehre 10-jähriches Biehnejubiläum mit de Egerländer Musikante feire. Mensch, Nicki!, hun ich merr do gedenkt, wie die Zeit vergeht, gester noch im Park geblos, dass mer’s gheert hot bis in de Kaminhof, un heit mi’m Kathi un de Egerländer singe, dass mer’s in der ganz Welt heere un siehn kann. So därf's nateerlich weider gehn!

Un’s is wirklich weider gang. De Graf Edi saat bei de Egerländer net norr es Programm on, er feehrt ah ziemlich genau Statistik, iwer des, was die Musikante so alles treiwe. Asso ich meecht jetz net bees wärre un soon, dass ich do e bissje an die Stasi odder sogar die Securitate gedenkt hun. Naa, des hun ich net, awwer dass die aah gere alles ufgschrieb hun, is jo ka Geheimnis. Un de Edi gebt jo sei Ufgschriebnes aah net der Owrichkeit weider, er verrot’s norr de Konzertbesucher, un die därfe iwer ehre Idole jo aah alles wisse. Un dass die - ich moon die Zuschauer - des net weiderverzähle werre, is doch klor wie de Sunneschein. De Edi hot in de vergangne zehn Johr, asso seit 2003 ganze 502 Konzerte gezählt. Merr waaß jo, dass die Egerländer vill meh Musikante hun, wie die, wu bei’me Konzert uf der Biehne sitze. Drei, wirklich norr drei (3) - ich hun mer des äfter onghorcht - hun alle 502 Konzerte mitgspillt: de Dieter Jürgen – der is Schlagzeiger un Roadmanager (ich moon, des is de Schaffeer), de Hutter Ernst - der is seit 2003 de Kapellemaaster, un ... de Specks Ossi mit seim Bass.

Mensch, Ossi!, hun ich mer do gedenkt, wie die Zeit vergeht, gester noch ... Awwer des verzähl ich eich liewer e bissje ausfeehrlicher. Mer ware uf der Haad e Kerweih spille. Ich hat die Pubertät korz hinner mer, de Ossi hatt se noch vor sich ghat. Er war awwer damals schun de Liebling vun der Kapell, weil die Leit in de Banader Därfer sich immer gstaunt hun, wu der groß Bass mit dem kloone Bu hingeht. In wellem Dorf des selmols war, waaß ich nemmi. Uf jede Fall sin mer dort aah zu de Kerweihmäd un –buwe ufgetaalt wor zum Esse un Schloofe. De Ossi un ich ware in oom Haus. Es war Hochsummer, heiß, un uf der Haad hot’s vill Micke gewwe. Die Hausfraa hot sich alli Mieh gewwe un forr ehre Hausleit un uns zwaa Musikantegäst e oonstänniches Paprikasch gekocht. De Ossi war hungrich. Klor, der Bu war im Wachse. Un des Paprikasch hot so gut geroch. Die Läffle hun ongfang zu kläppre in de Tellre un de Ossi ... hot uf mol ka Hunger meh ghat. Er un ich hun newenanner gsitzt. Er hot sich e bissje geger mich geloss un gsaat: „Toni, ess du des.“ In seim Paprikasch sin a paar – ich wills net iwertreiwe, es ware norr zwaa odder drei – Micke rumgschwomm, un die hot de Ossi, so hungrich wie er war, net mitesse wolle. Noh dem Video do sin ich awwer gscheider, weil de Edi hot der ganz Welt verrot, dass de Ossi heit vegetarisch esst. Ich moon, er hot schun selmols ongfang, sich uf die Ernährung umzustelle, weil Micke im Paprikasch sin jo aah Fleisch.

Tja Buwe! Macht norr weider so, losst die annre Banader Schwowe bei de Egerländer wie iwerhaupt alle Egerländer Musikante un ehre Kapellemaaster scheen grieße und saat ne, dass se mit ehrer Musik em Toni es Altwerre um Einiches leichter mache. Jetz stei ich wedder in mei Bett, ganz vorsichtich, dass mei Aldi net zum Schluss noch wackrich werd. Wer brauch schun die Schennerei noh Mitternaacht.

Berns Toni

Do kännt dehr eich des Video uf YouTube onschaue.



Montag, 6. Juli 2015

Dana Grigorcea und die Faszination der Juroren

Der 39. Bachmann-Literaturwettbewerb, für die Österreicher ist es ein Bewerb, ist nach vier spannenden und durchaus auch unterhaltsamen Tagen in Klagenfurt zu Ende gegangen. Am letzten dieser Tage der deutschsprachigen Literatur 2015 wurden die Preise vergeben: Den mit 25.000 Euro dotierten Bachmannpreis sprach die siebenköpfige Jury, bestehend aus Kritikern beiderlei Geschlechts aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, der Dichterin Nora Gomringer zu – für einen sehr poetischen Prosatext -, Valerie Fritsch bekam sowohl den Kelag-Preis (10.000 €) als auch den BKS-Publikumspreis (7000 €) und Dana Grigorcea freute sich über den 3sat-Preis (7500 €). Alle drei Preise (außer dem Publikumspreis) wurden von der Jury in einer sehr spannenden öffentlichen Kür vergeben.

Dana Grigorcea ist die erste rumänische oder aus Rumänien stammende Autorin, die einen Preis bei diesem begehrten Wettbewerb gewonnen hat. 1990 hat Franz Hodjak (Klausenburg) mit seinem Text Die Jacke den Preis des Landes Kärnten (75.000 Schilling) zugesprochen bekommen. Es gab in der 39-jährigen Geschichte des Bachmannpreises weitere Teilnehmer mit Bezug zu Rumänien: 1977 – Vintilă Ivănceanu aus Wien, 1982 – Irina Zaharescu-Spira aus Innsbruck, 1985 – Peter Grosz aus Mainz und1999 – Aglaja Veteranyi aus Zürich. 

Dana Grigorcea ist gebürtige Bukaresterin. Sie hat in ihrer sehr saloppen, einnehmenden Art den Text Das primäre Gefühl der Schuldlosigkeit vorgetragen: ein leicht verdauliches Häppchen gut erzählter Prosa aus einem Romanmanuskript. (Der Roman soll im Herbst erscheinen.) Der vorgetragene Text – es war wirklich ein Vortrag -, kam im Vergleich zu anderen Texten dieses Wettbewerbs ziemlich anspruchslos daher, fesselte, ja, unterhielt teilweise das Publikum daher umso mehr. Er ist in drei Teile gegliedert. Im ersten Teil lebt die Ceauşescu-Epoche durch den Blick eines Mädchens, Victoria, auf. Und siehe da: Es gibt nicht nur die zerstörerische Form der Diktatur wie bei Herta Müller. Zum Glück, muss man heute nach 25 Jahren sagen dürfen, sonst wäre sie ja nicht erträglich gewesen. Dana Grigorceas Securitate-Oberst Dobrescu ist ein ziemlich harmloser Typ, der eben auch die damalige Zeit verkörpert. Ein so lockerer, immer wieder Schmunzeln hervorrufender Text verträgt auch gar keine Schergen. Im zweiten Teil mündet die Erzählung in die für manche Rumänen ewig währende Transformationszeit der 1990er Jahre. Literatur kann so einfach und so köstlich sein. Wenn es etwa zu einem Konzert Michael Jacksons in Bukarest heißt: „Zwei große Bildschirme flackerten auf in der Nacht und zeigten  je einen übergroßen Michael Jackson in rot-blauer Offiziersuniform der königlichen Garde mit goldener Schnur. [...] ‚Hello, Budapest!‘, rief Michael Jackson.“ Erheiterung im Publikum und am Jury-Tisch. Mir fiel sofort ein: Hat nicht George W. Bush auch mal in dieses Fettnäpfchen getreten. Aber es blieb zum Nachsinnen keine Zeit, denn die sehr fließend lesende Dana Grigorcea war schon im dritten Teil ihres Textes angelangt. Und damit in der Gegenwart. Die ist nicht weniger skurril als ihre vorhergegangenen Epochen. Preisfrage: Worüber unterhalten sich aus dem Ausland heimgekehrte junge Rumänen und Rumäninnen bei einem Besuch im Haus des Volkes, in dem heute das rumänische Parlament tagt? Hier kommt die Auflösung: <„Meinst du, die beiden hatten vor, hier jemals Sex zu haben?“, fragte mich die junge  Moinescu. – „Wer?“ – „Die Ceauşescus, wer sonst. „Ich glaube nicht. Das Haus sollte ja keine Wohnung werden, sondern ein Parlamentsgebäude. – „Na und, kann man in einem Parlamentsgebäude keinen Sex haben? “ – „Ich glaube nicht, denn sie waren ja immer in offizieller Begleitung. “ – „Sie hätten sich aber kurz davonschleichen und schnell Sex auf der Toilette haben können, um es allen zu zeigen, insgeheim. “ - „Ich denke nicht, dass sie allein bleiben wollten, sie hatten ja Angst vor Anschlägen.“> Man kann aus solchen harmlosen Dialogen viele Schlüsse ziehen, viel hinein- und ebenso viel herausinterpretieren.

Die sieben Literaturkritiker hatten auf jeden Fall ihre helle Freude an diesen Möglichkeiten und haben auch fleißig Gebrauch davon gemacht. Das hat mir wieder mal gezeigt, wie fantastisch anmutend diese Welt, in der auch ich aufwuchs und pubertierte, für Menschen – es müssen nicht unbedingt Literaturkritiker sein – westlich des ehemaligen Eisernen Vorhangs sein muss. Was wir dort unten als normalen Alltag empfanden, mit all den unzähligen Witzen über den Diktator und seinen Clan, empfinden Betrachter aus heutiger zeitlicher und örtlicher Distanz als Geschichten aus Absurdistan. So oder so ähnlich muss es auch den Juroren ergangen sein.

Hubert Winkels, der ab heuer den Vorsitz der Jury innehat, fand den Text „sehr witzig“ und „sehr gut gelesen“, eben „eine herrliche Satire in drei Etappen über die Geschichte Rumäniens“. Wie ein Märchen hörte sich für Sandra Kegel diese Lesung an, und sie musste an „alte osteuropäische Filme denken“. Für Meike Feßmann ist dieser Text eine Burleske, die ihr sehr gut gefallen hat. Der österreichische Kritiker Klaus Kastberger ist überzeugt, dass dieses Stück Prosa das Potenzial für ein größeres Werk hat. Stefan Gmünder sprach in seiner Kurzanalyse von einer „große[n] Komödie“ und gleichzeitig einer „große[n] Tragödie“, „wahnsinnig gut“ und „wahnsinnig schön gemacht“. Hildegard E. Keller, die nach den Regularien dieses Wettbewerbs Dana Grigorcea als Teilnehmerin vorgeschlagen hatte, sieht in dieser Erzählung eine gelungene „Heimkehrergeschichte“. Und nicht zuletzt hat der Schweizer Juri Steiner sich so begeistert in eine Theorie des Absurden in Bezug auf Rumänien verstrickt, dass er zur Heiterkeit des Publikums und seiner Jurorenkolleginnen und –kollegen sogar den Faden verlor.

Wie jede Medaille hat auch dieser literarische Erfolg zwei Seiten: Die deutsche Literatur hat eine leicht schwebende, nie moralisierende, aber trotzdem eindringliche, fantasie- und facettenreiche Stimme gewonnen, während die rumänische Literatur einem solchen Verlust nur nachtrauern kann – vorausgesetzt, man hätte Grigorceas Talent auch entdeckt, worauf Einiges hindeutet. Jetzt lebt diese sprachgewandte Schriftstellerin aber mit ihrem Mann, dem Schriftsteller Perikles Monioudis, ein Schweizer griechischer Herkunft, und ihren zwei Kindern in Zürich und schreibt deutsch. 2011 hat sie den Roman Baba Rada. Das Leben ist vergänglich wie die Kopfhaare veröffentlicht.

In rumänischen Literaturzeitschriften sind vereinzelt auch Texte von Dana Grigorcea erschienen. Der rumänische Kritiker Constantin Ţoiu schrieb schon 2002 in der Literaturzeitschrift ROMÂNIA LITERARĂ zu Grigorceas Erzählung Musca (Die Fliege): „bündiger Stil, plastisch, mit Geistesblitzen, fesselnd, ergänzt von einer persönlichen Sicht der Dinge, komisch-grotesk, wie auch einem perfekten Kennen der Vorstadt“.

Ach ja, und was die rumänische Literaturszene noch missen muss: ein vereinnahmendes, immerwährendes Lächeln in einem Gesicht mit immer wachen, dich direkt anblickenden Augen.

Anton Potche