Montag, 30. November 2015

November 2015 – Giarmata in den Medien

SportTim.ro, Timişoara / Temeswar; 03.11.2015
- Zwei Minifußballtourniere für Jungen der Jahrgänge 2006 und 2007 finden im Temeswarer Sportkomplex „Dan Păltănișanu“ statt. Die zwei Tourniere tragen die Namen Cupa Gheorghe Ola (2006) und Cupa Gheorghe Ene (2007). Gespielt wird in der Besetzung 5+1 in zwei Halbzeiten zu je 20 Minuten, dazwischen eine Pause von 5 Minuten. Auch CS Millenium Giarmata hat eine Mannschaft angemeldet.
+ + + Das erinnert mich an die F-Jugendzeit meines Sohnes. Während ich am Rande als begeisterter Fan tobte, stand mein Filius seelenruhig auf dem Fußballplatz und bestaunte einen vorbeifahrenden Zug. + + +
- Temescher Junioren-Kreismeisterschaft 
D-Junioren (Jahrgänge 2003/2004)
CS Millenium Giarmata  - Mama Mia  3-0
E-Junioren (Jahrgänge 2005/2006)
Vom Spiel CS Millenium Giarmata – Ghiroda lag kein Ergebnis vor.
+ + + Auch im Internetzeitalter liegen bei Redaktionsschluss nicht immer alle Daten vor.  + + +

SportTim.ro, Timişoara / Temeswar; 06.11.2015
- C4 (Liga III – Serie IV) – 11. Spieltag
CS Millenium Giarmata – Performanța Ighiu  0:3
Torschützen: Potopea (23), David (50) und Negură (54)
Aufstellung Millenium: TomaFlorin Olariu (80, Buzdugan), Soare, Gîrba, CiobănicăDomşaGaiţă (46, Butura), Corlăţeanu (80, Costea), Mihai Olariu (55, Leucă), StoicaDiarra.
Tabellenplatz:
15 - CS Millenium Giarmata  5
+ + + Also eine Performance war das nur für die Gäste - während die Giarmataer das Schlusslicht übernommen haben. + + +
- Das Autorennen Memorialul Corneliu Tiț startet an diesem Freitag um 12:01 Uhr in Giarmata und endet nach 55,10 km in Ianova.
+ + + Kann mir vielleicht jemand erklären, warum die nicht um 12:00 Uhr starten? + + +

ZiuadeVest.ro, Timişoara / Temeswar; 08.11.2015
Die Firma Hamilton Central Europe, mit ihrem Hauptsitz in der Schweiz, hat in Giarmata einen neuen Produktionsstandort eröffnet, nachdem sie die Produktion von Mikroliter-Spritzen bereits 2013 in Temeswar aufgenommen hatte. Bei der Inbetriebnahme des neuen Standortes waren auch die Chefs der Firma aus der Schweiz angereist: Wieland Andreas und Calouri Patrick. In Temeswar beschäftigt Hamilton Central Europe 86 „Maschinenführer, Ingenieure, Techniker und Logistiker“. Die Niederlassung in Giarmata wurde auf einer Fläche von 9,5 ha errichtet und hat 10 Millionen Euro gekostet. Zurzeit wird Personal für die Fabrik in Giarmata rekrutiert. Über die Mail-Adresse ITomos@hamilton-ce.com oder die Telefonnummer 0040/0356 635 136 kann man sich bewerben.
+ + + Ich hun schun e Bewerbungsmail gschickt – forr mei Fraa. Hoffentlich holle se’s aah. + + +

SportTim.ro, Timişoara / Temeswar; 10.11.2015
- Beim A-Car Rally Raid Timiș – Memorialul Corneliu Țiț mit 285 km und vier Spezialproben waren nur 10 Fahrerteams am Start. Ionel Patrichi, der Wettbewerbsdirektor, erklärte das mit einer Rally, die an diesem wochenende in Bukarest ausgetragen wurde, und der erst kürzlich ausgetragenen Transcarpatic Brașov, die mit ihren 1300 km viele Autos so in Mitleidenschaft gezogen hat, dass sie für die Rally im Kreis Timiș / Temesch noch nicht fahrtüchtig waren. Die erste Spezialprobe der Rally wurde am Freitag um 12:01 Uhr in Giarmata gestartet. Ein zweiter Start fand am Samstag um 9:31 Uhr bei dichtem Nebel statt. In der Gesamtwertung der Rally konnten Domide Ovidiu Nistor Daniel den ersten Platz belegen. Ein wichtiges Ereignis dieses Rally-Wochenendes war die Vorstellung des Buches Automobilismul sportiv din România 1969-2014 (Der Automobilsport in Rumänien 1969-2014), das der Meister des Sports Corneliu Țiț noch kurz vor seinem Tode im Jahre 2014 beenden konnte.
+ + +  Ein letzter Sieg, doch leider post mortem. + + +
- Temescher Junioren-Kreismeisterschaft
D-Junioren (Jahrgänge 2003/2004)
ACS United – CS Millenium Giarmata  3:2
+ + + Das war ein Nachtragsspiel. + + +

SportTim.ro, Timişoara / Temeswar; 13.11.2015
- C4 (Liga III – Serie IV) – 12. Spieltag
CS Ineu - CS Millenium Giarmata   1:0
Torschütze: Ciocan
Aufstellung Millenium : TomaFlorin Olariu (82, Costea), Soare, Gîrba, CiobănicăLeucăButura, Gaiță (70, Stoica), Corlățeanu, DiarraMolcuț (55, Mihai Olariu).
Tabellenplatz:
15 - CS Millenium Giarmata  5
+ + + Oh weh, Schlusslicht!  + + +
- Am 21. und 22. November findet in der Giarmataer Sporthalle ein Minifußballturnier für 7-, 8- und 9-jährige Buben statt. Die Veranstalter FC Porto Bega und Banat Sport Events  hoffen, auch Mannschaften aus den Landeskreisen Caraș Severin, Mehedinți und Hunedoara begrüßen zu können.
+ + + Das besonders Giarmata Nachwuchs braucht, zeigt obige Tabelle. + + +

SportTim.ro, Timişoara / Temeswar; 14.11.2015
Handball – Nationalmeisterschaft  - Juniorinnen IV – Kreisphase Timiș & Temesch
ACS Leu GiarmataHC Jimbolia  10-21
Școala Gimnazială 7 ”Sfânta Maria” - ACS Leu Giarmata  16:11
Die Giarmataer Mädchen werden von Alina Cioriciu betreut. Gespielt wurde in der Sporthalle von Giarmata. Noch vier Tourniere werden ausgetragen, um den Kreismeister zu küren.
+ + + Diesmal hat der Heimvorteil den Mädchen aus Giarmata zu keinem Sieg verholfen. + + +

SportTim.ro, Timişoara / Temeswar; 17.11.2015
Temescher Junioren-Kreismeisterschaft 
D-Junioren (Jahrgänge 2003/2004)
CS Millenium GiarmataLPS Banatul II  0-9
+ + + Das war deutlich. Trotzdem belegen die Jungs aus Giarmata nach elf Spieltagen den dritten Platz mit 21 Punkten. LPS ist klarer Spitzenreiter. + + +

SportTim.ro, Timişoara / Temeswar; 21.11.2015
C4 (Liga III – Serie IV) – 13. Spieltag
CS Millenium Giarmata – Cetate Deva  0:2
Aufstellung Millenium : LucaSoare, Domșa, Gîrba, Florin SoareButură, Gaiță (46, Stoica; 88, Kalanyos), Leucă, Mihai Olariu (66, Costea), CorlățeanuDiarra
Tabellenplatz:
15 - CS Millenium Giarmata  5
Asistenttrainer Molcuț hat seinen Abschied verkündet. Wegen persönlichen Problemen, wie es heißt.
+ + + Das riecht nach Abstieg aus der dritten Liga. + + +

SportTim.ro, Timișoara / Temeswar; 22.11.2015
- Liga V Timiş – Serie II – 15. Spieltag
Millenium II Giarmata - Unirea Cerneteaz   0:1
Tabelle: 8 - Unirea Cerneteaz  25
             12 - Millenium II Giarmata  13
+ + + Die Zorner hadde aah im Lokalderby die Nas vorre. Wann sich do net ball was ännert, muss ich selwer mol nunnerfahre und schaue, was dort loss is. So geht’s uf koone Fall weider. + + +
- Handball – Nationalmeisterschaft  - Juniorinnen IV – Kreisphase Timiș & Temesch
Diniășanca - ACS Leu Giarmata  16-13 (8-3)
 AS Săcălaz - ACS Leu Giarmata   7-24 (4-11)
+ + + Nach vier ausgetragenen Tournieren haben die Mädchen aus Giarmata vier Siege und drei Niederlagen zu verbuchen. + + +

SportTim.ro, Timişoara / Temeswar; 27.11.2015
C4 (Liga III – Serie IV) – 14. Spieltag
CS Universitatea II Craiova - CS Millenium Giarmata  2:0
Torschützen: Scarlat (71) und Petre (74)
Aufstellung Millenium : LucaFlorin Olariu, Gîrba, Soare, DiarraButură, Gaiță (75, Costea), Leucă, Mihai Olariu, StoicaCorlățeanu
Tabellenplatz:
15 - CS Millenium Giarmata  5
Spielertrainer Răzvan Leucă klagte nach dem Spiel: „Wir sind sehr großzügig! Wir vergeben und bei der ersten Chance des Gegners bekommen wir ein Tor. Es ist nicht das erste Mal …“
+ + + In der Praxis heißt das: sieben sieglose Spiele und bereits drei Punkte hinter dem Vorletzten in der Tabelle. + + +

FOAIA de GIARMATA, Timişoara / Temeswar; November  2015
- Das Einweihungsband zur Firma Hamilton ist durchschnitten. Ca. 500 Arbeitsplätze sollen dort geschaffen werden. Bei der Eröffnungsfeier sagte Giarmatas Bürgermeister Virgil Bunescu: „Sie werden sich wahrscheinlich fragen, warum Hamilton in Giarmata ist. Ich habe zwei Erklärungen: eine göttlichen und die andere weltlichen Ursprungs. Warum göttlich? Weil Gott uns auf diesen Platz gestellt hat, wo wir aus diesen Vorteilen Nutzen ziehen können. Warum weltlich? Aus mehreren Gründen: Weil Herr Hamilton sich in Giarmata verliebt hat und Herr Andreas mit seiner Durchsetzungskraft beschlossen hat, diese Investition hier zu tätigen.“
+ + + Aus, fertich! Jetz kann mei bessri Hälft soon was es will. Ich tret iwwer zu de Orthodoxe. Unser katholischer Herrgot hot uns selmols norr de Ceaușescu gewwe, un die Rumänre krien jetz de Hamilton – odder sei Fawrik. + + +
- Im Giarmataer Kulturheim wurde zum zweiten Mal der Seniorenball abgehalten. Die Veranstaltung fiel mit zwei Namenstagen zusammen: Mihail und Gavril. Die bekamen natürlich Geschenke, wie auch die besten Tänzer und das älteste Paar. Das Ehepaar Maria und Teodor Oarcea wird zu dem Fest zitiert: „Der Ball ist super, wir waren auch voriges Jahr, auf den gleichen Plätzen, die wir auch in Zukunft noch lange besetzen wollen.“
+ + + Să vă fie de bine! Multă sănătate!“ + + +

Montag, 23. November 2015

Pictorul din Chieşd expune la Vohburg

Sub genericul Vohburger Kulturherbst, adică Toamna Culturală din Vohburg, orăşelul bavarez de pe malul Dunării organizează anul acesta pentru a cincea oară un festival de cultură cu concerte, cabaret şi expoziţii de artă. În cadrul acestui lanţ de evenimente culturale pictorul şi graficianul Lucian Binder-Catana, născut în anul 1963 în comuna transilvăneană Chieşd, judeţul Sălaj, şi locuind la Vohburg, şi-a prezentat operele de artă în cadrul unui vernisaj. Acest act de cultură a avut loc la 10 octombrie 2015 în incinta primăriei din Vohburg. O deosebire esenţială între spectacolele muzicale, teatrale, cabaretistice şi un vernisaj constă în percepţia acestor evenimente. Pe când spectacolele de toate felurile pot fi agreate (sau neagreate) numai într-un interval de timp anume, vernisajele constituie abia întroducerea într-un act cultural mai îndelungat – şi anume expunerea unor opere de artă într-o fereastră de timp. 

Această fereastră cu picturile şi graficele lui Lucian Binder-Catana va rămâne deschisă la primăria din Vohburg până la 10 ianuarie 2016. Operele cu dimensiuni între 21x29 cm şi până la 100x120 cm sunt expuse pe două etaje în holurile primăriei şi pot fi vizitate zilnic (în afară de sâmbătă şi duminică) între orele 8 - 12, iar joi şi între orele 13 - 18.

Într-o emisiune culturală din anul 1913 moderatoarea dr. Isabella Kreim de la RADIO IN a spus despre pictorul român, stabilit în Germania: „Lucian Binder-Catana are o privire foarte proprie dar şi opiniatră asupra lumii şi a oamenilor. Cam pieziş intră figurile sale în tablou – şi bufon.“

Mädchen mit Hund
(Fată cu câine)
Această caracteristică îşi păstrează şi doi ani mai târziu valabilitatea. Expoziţia din Vohburg o dovedeşte. Caracterul expresionist a tuturor operelor expuse constituie o simbioză între conceperea sacrală şi cea modernă a lumii, simbioză care în realitatea dură a vieţii de zi cu zi nu funcţionează fără diferite greutăţi. Din acest punct de vedere artistul Lucian Binder-Catana este un vizionar. În lumea lui toţi găsesc un loc, şi cei strâmbi, cei slabi, cei de la marginea societăţii. De mirare nu este această amalgamare între lumea de ieri şi cea de azi, lumea şesurilor şi dealurilor din largurile transilvănene, în care a jucat şi a învăţat copilul Lucian, şi cea a indivizilor uitaţi din lumea perfecţiunilor glamoroase a sferelor de publicitate, în care a studiat şi lucrează artistul Binder-Catana. În România pictorul, graficianul şi ilustratorul a fost elev la Liceul de Artă din Sibiu (1977 – 1981) iar în Germania student la Facultatea de Configuraţie şi Medii Noi din Augsburg (1992 - 1996).

O privire generală (care bineînţeles nu poate fi şi absolută) asupra picturilor, graficilor şi ilustraţiilor ale lui Lucian Binder-Catana ne arată o operă cu un subtil caracter de critică socială, care îşi trage seva artistică din biografia artistului, lucru reieşind şi din denumirea tablourilor expuse: Der Insektenverkäufer (Vânzătorul de insecte), Die Puppenspielerin (Jucătoarea de marionete), Donaulandschaft im Winter (Peisaj de iarnă dunărean), Haus in Chiesd (Casă în Chieşd), Ecaterina Vacaresco (Ecaterina Văcărescu), Türkisches Mädchen (Fată turcească), Holzkirche aus Chiesd (Biserică de lemn din Chieşd), Winter in Mailing (Iarnă la Mailing) ş.m.a.

                                                       Anton Delagiarmata


Montag, 16. November 2015

Die Nachricht vom Tode Helmut Schmidts

Es passiert mir immer wieder, dass ich mich genau erinnere, in welcher Konstellation ich von großen geschichtlichen Umwälzungen oder vom Tode prominenter Menschen erfuhr. Wir hatten uns für einen Urlaub im Schwarzwald entschieden – eine Woche ohne Medien jedweder Art. Als wir nach sieben Tagen den einsamen Bauernhof verließen und einen Supermarkt in der Nähe von Freiburg betraten, fiel mir am Zeitungsstand zuerst die Nachricht in die Augen, dass Gorbatschow weg und Jelzin da war, also im Kreml. Ein anderes Mal fuhren wir auf einer Autobahn in der Nähe von Berlin, als meine Frau mich plötzlich bat, mit dem Erzählen inne zu halten, und das Radio lauter machte. Die Agenturen meldeten soeben, dass Diana in einem Autounfall ums Leben gekommen war.

Ein solcher Moment könnte auch die 16-Uhr-Nachricht von Bayern 4 Klassik vom 10. November 2015 gewesen sein: Altbundeskanzler Helmut Schmidt ist tot. Ich saß im Auto auf dem Parkplatz einer Ingolstädter Schule und wartete, bis meine Enkelinnen ihre Turnstunde absolviert hatten. Auf die Nachricht folgte eine kleine Programmänderung in der folgenden Sendung, die unter dem Namen „Leporello“ werktags ab 16 Uhr ausgestrahlt wird. Es erklang das Adagio aus Mozarts Konzert für 3 Klaviere und Orchester, F-Dur, gespielt vom London Philharmonic Orchestra und den Solisten Christoph Eschenbach (auf dem Cover rechts), Justus Franz (links) und … Helmut Schmidt.

Genau die richtige Musik, um sich zu erinnern. Als ich meinen Militärdienst in Rumänien antrat, war in Deutschland Willy Brand (SPD) Regierungschef. In Rumänien war es der Kommunist Nicolae Ceaușescu. Als ich nach 16 Monaten Militärdienst nach Hause kam, war der Sozialdemokrat Helmut Schmidt in Deutschland Bundeskanzler. In Rumänien war noch immer Genosse Ceaușescu an der Macht.

Am 31. Januar 1967 hatte die Bundesrepublik Deutschland mit der Sozialistischen Republik Rumänien, als erstem Staat des sozialistischen Ostblocks, diplomatische Beziehungen aufgenommen. Tags zuvor gab es zu diesem Ereignis ein Staatsbankett, das Willy Brand die Gelegenheit gab, sich in seiner Tischrede mit folgenden Worten an den rumänischen Außenminister Corneliu Mănescu zu wenden: „Unsere Völker standen seit altersher als Gebende und Nehmende in einem fruchtbaren geistigen Austausch. In der Druckerei des Stadtrichters Lukas Hirracher in Siebenbürgen druckte vor 400 Jahren der Diakon Coresi die ersten rumänischen Texte. Der rumänische Staatsmann Kogălniceanu sprach die Erfahrungen vieler rumänischer Deutschlandreisender aus: >Die deutsche Universität … schenkte mir die Liebe zum Vaterland und den Geist der Freiheit.< Andrerseits ehrte Deutschland den greisen Tudor Arghezi stellvertretend für viele rumänische Dichter im Jahre 1964 mit dem Herderpreis und applaudiert fast in jedem Stadttheater heute den Werken Ihres großen Ionesco. […] Einst wirkten deutsche Handwerker am Aufbau einer eigenständigen rumänischen Wirtschaft mit. Damals sagten die Rumänen, die zum Handwerker gingen: >Ich gehe zum Deutschen.< […] Unsere Völker hatten und haben sich in der Tat viel zu geben.“ Wie die rumänischen Diplomaten – der Delegation gehörten auch Chivu Stoica und Ion Gheorghe Maurer an – auf diesen geschichtlich-kulturellen Farbtupfer in der Rede Willy Brandts reagierten, ist nicht überliefert. Sie gehörten auf jeden Fall noch zur alten Garde des 1965 verstorbenen Gheorghe Gheorghiu Dej, ein Beleg dafür, dass Nicolae Ceaușescu seine Macht noch nicht gefestigt hatte. Ich war damals Schüler in der Jahrmarkter Volksschule und hatte noch kein Gespür für Politik.

Die hatte allerdings Brandts Nachfolger im Amt des Bundeskanzlers, Helmut Schmidt, vonnöten, als er am 6. und 7. Januar 1978 dem auf einen Diktatorstatus zusteuernden Ceaușescu in Bukarest gegenübersaß. Zwei Genossen: ein kommunistischer und ein sozialdemokratischer. Wobei Letzterer, also Schmidt, das Wort „Genosse“ überhaupt nicht mochte, wie Michael Naumann in einem Nachruf in der FAZ bemerkte. Aber „er wusste, wie Geschichte gemacht wird – und von wem.“

Helmut Schmidt & Nicolae Ceaușescu
Quelle: tagesspiegel.de
Zwei Jahre später verabschiedeten die Landsmannschaften der Banater Schwaben und Siebenbürger Sachsen eine Resolution, in der es unter anderem hieß, dass sie „mit großer Dankbarkeit feststellen, dass die Familienzusammenführung aus Rumänien – gestützt auf die Absprachen zwischen Bundeskanzler Schmidt und Staatspräsident Ceaușescu vom Januar 1978 in den vergangenen zwei Jahren gute Fortschritte gemacht hat. In den Jahren 1978 und 1979 sind insgesamt 21.738 Deutsche aus Rumänien zu uns in die Bundesrepublik Deutschland gekommen.“ Heute weiß man, dass im Brandtschen Sinn sich auch während Helmut Schmidts Kanzlerschaft Rumänien und die Bundesrepublik Deutschland „in der Tat viel zu geben“ hatten: Menschen gegen Devisen.

Ich war damals noch in Jahrmarkt / Giarmata und spürte, wie sich Schritt für Schritt, langsam aber stetig alles nur um ein Thema zu drehen begann: Auswanderung. Die von Schmidt und Ceaușescu ausgehandelte Quote hatte sich schnell herumgesprochen und vermittelte das Gefühl, die Hoffnung „es geht weiter“.

Am 1. Oktober 1982 war Helmut Schmidt weg und Helmut Kohl da – im Kanzleramt. In Rumänien war noch immer Genosse Ceaușescu an der Macht. Und ich war mit Frau und Kind noch immer in Rumänien. Nicht dass es uns erbärmlich schlecht gegangen wäre – im Vergleich zu den Flüchtlingen aus Aleppo lebten wir in paradiesischen Verhältnissen -, aber das Fieber war nun mal da und der Artikel 116 im deutschen Grundgesetz mehr als verlockend. (Bettina Höfling schrieb 1993 in einem Essay für die Broschüre der Hans Seidel Stiftung Politische Studien: „Diejenigen beispielsweise, die als >Volksdeutsche< ein grundrechtlich geschütztes Recht auf Rückkehr bzw. Zutritt in die Bundesrepublik Deutschland haben, lassen jeweils nichtdeutsche Freunde, Nachbarn und Gemeinden zurück, deren Wanderungsmotivation genauso ausgeprägt und aus den selben Ursachen gespeist sein können, wie dies bei den durch Art. 116 GG rechtlich Privilegierten der Fall ist.") So versuchte auch ich, meinen Obolus bei den Menschenhändlern in Temeswar zu zahlen. 1984 haben sie ihn mir dankend abgenommen und ich gehörte zu den „durch Art. 116 GG rechtlich Privilegierten“.

Das Adagio war längst verklungen. Aus dem Radio kam ein anderes Stück. Oder war es vielleicht sogar schon das zweite oder dritte nach Helmut Schmidt & Co.? Ich warf einen Blick auf die Handuhr. Aber jetzt schnell, sonst geraten meine Kleinen in Panik. Wenn die Turnstunde vorbei ist, hat der Opa da zu sein. Auf dem Weg zur Turnhalle blitzte noch kurz der Gedanke auf: Du hattest nur Glück, unverschämt viel Glück. Dann vernahm ich schon die lärmenden Kinder im Treppenhaus. Das Leben geht weiter. Irgendwie. Hoffentlich auch für die vielen Kinder auf den Meeren und in den Schluchten des Balkan.

Anton Potche

Montag, 9. November 2015

Seppi und Peppi unterhalten sich über eine Lauschaktion auf dem Sozialamt

Seppi und Peppi genießen in ihrem Bahnhofscafé den ersten Herbsttag mit menschlichen Temperaturen.

- Warst du auf dem Sozialamt?
- Ja.
- Und?
- Lustig.
- Ich wusste gar nicht, dass es dort auch lustige Sachen gibt.
- Wenn man die Ohren spitzt schon.
- Soll das heißen, du hast dein Ohr an eine Bürotür gepresst oder gar durchs Schlüsselloch gekuckt?
- Nein. So etwas würde ich doch nie machen. Aber es war einer dieser heißen Augusttage und alle Bürotüren standen offen. Da habe ich halt gehört, was die drin gesprochen haben.
- Wer?
- Na die Beamtin und die russlanddeutsche Babuschka.
- Und das war interessant?
- Und wie!
- Also, spann mich nicht auf die Folter.
- Die korpulente Babuschka wollte Geld.
- Vom Sozialamt? Das wollen doch alle, die dort hingehen.
- Ja, aber zum Leben.
- ??
- Die russlanddeutsche Babuschka wollte es für die Toten.
- ??
- Zu Hause in Kasachstan. Für die Pflege der Gräber ihrer dort gebliebenen Angehörigen.
- Und was hat die Frau vom Sozialamt gesagt?
- Erst mal gar nichts. Ich hab sie ja nicht gesehen, obwohl ich auf dieses Gesicht schon neugierig war.
- Es muss wohl sehr lange gewesen sein.
- Ja. Das denke ich auch.
- Aber sie muss ja doch etwas geantwortet haben.
- Ja. Nachdem sie wahrscheinlich ausgiebig nach Luft geschnappt hatte, sagte sie, dass sie selber hier in Deutschland doch auch für die Grabpflege ihrer verstorbenen Angehörigen aufkommen müsse. Und dass sie noch nie gehört habe, dass das Sozialamt in Deutschland für ähnliche Leistungen in Kasachstan aufkommen müsse.
- Und die Babuschka, was hat die dazu gesagt?
- Das habe ich nicht mehr gehört, denn meine Wartenummer erschien auf dem Bildschirm im Warteraum und ich musste in ein anderes Zimmer gehen.
- Schade.
- Eigentlich schon.

Tja, bei diesen Sommertemperaturen ist eben alles möglich. Und wer weiß schon, wie lange die russlanddeutsche Babuschka aus Kasachstan an diesem Tag in der Sonne gesessen hat. 

Mittwoch, 4. November 2015

Die musikalisch lustige Welt eines kleinen „großen“ Bob Ross

Bob Ross: Pfiffe & Applaus – Ein humorvoller Führer durch die Welt der klassischen Musik; Aufgeschrieben von Diana Faust; mit Karikaturen von Carlo Günther; Langen Müller in der F. A. Herbig Verlagsbuchhandlung GmbH, München, 2006; ISBN 978-3-7844-3066-9; 158 Seiten; 14,99 € (bei Amazon).

Bob Ross (1942 – 1995) am Fernseher beim Malen zuzuschauen ist ein Genuss. Bob Ross (*1954) am Fernseher oder live beim Musizieren zuzuhören und zuzuschauen ist ein doppelter Genuss. Aber auch ihm beim Erzählen zu lauschen, ist nicht minder ein Vergnügen. Dazu gesellt sich das Lesen. Zwar nicht von dem lebenden Bob Ross allein zu Papier gebracht, Diana Faust hat sich um die Niederschrift gekümmert, aber exklusiv von ihm erzählt: Begebenheiten aus dem Musikerleben des nicht übergroßen Schotten Bob Ross, seines Zeichens Hornist bei den Münchner Philharmonikern und Leiter des ebenso berühmten Bläserensembles Blechschaden.

An der Oberfläche ermöglicht dieses Buch eine einzige Gaudilektüre. Ulk. Klamauk. Derbe Witze. In der Tiefe aber gewährt es Einblicke in einen Musikbetrieb, der dem Konzertbesucher weitgehend verborgen bleibt. Da deuten schon die einleitenden Worte zu diesem Buch die zwei grundverschiedenen Sichtweisen auf das Musikerleben – wir bleiben immer bei der Créme de la Créme – an: die des Orchestermusikers und die des Dirigenten. Zwei Sätze Zum Einstimmen wurden für dieses Buch von Zubin Mehta verfasst. Und einer lautet so: Pfiffe und Applaus ist eine Buch, das 100-prozentig aus der Sicht eines erstklassigen Orchestermusikers geschrieben ist – es könnte genauso lustig sein, der Sicht eines Dirigenten zu folgen, aber das wäre eine andere Geschichte.“ Klar, eine solche Sicht gibt es auch in Buchform und sie ist wirklich nicht langweilig, die Stenographische Umarmung des Sergiu Celibidache, derselbe, von dem Bob Ross in seinen Pfiffe[n] & Applaus schreibt: „Beispielsweise wird viel über Celibidache berichtet, weil ich 17 Jahre lang bei den Münchner Philharmonikern unter seiner Leitung gespielt habe. Wir fingen 1979 gleichzeitig in München an, darum habe ich alle seine Eskapaden am eigenen Leib zu spüren bekommen.“ Eine spannende Beziehung, wohl war. Aber auch eine lustige. Zumindest so, wie Bob Ross sie hier zum Besten gibt.

Dann sind in diesem Buch aber auch die Sätze aus der Tiefe. Keine Analysen. Nur einfache Feststellungen. Aber nachdenklich machende. Sehr nachdenkliche, wenn es etwa heißt: „Unter Musikern gibt es außergewöhnlich viele Scheidungen, sogar Selbstmorde sowie Alkohol- und Betablocker-Abhängigkeiten.“

Auch kleine Seitenhiebe auf die Politik hat Bob Ross parat – natürlich in seinem unverwechselbaren, selbstironischen Stil. Zum ewigen Thema der Etatkürzungen, meint der Schotte, „dass man [ihn, Bob Ross A.d.R.] nicht mehr kürzen kann“, da er „zumindest sonntags, 1,55 Meter groß“ sei.

Das ist wahrlich nicht groß. Umso größer ist aber seine Musizier- und Erzählkunst. 2014 wurde der von ihm gegründete Blechschaden 30 Jahre alt. Man kann den Entertainer Bob Ross mit seinen phänomenalen Bläsern auf verschiedenen Kanälen immer wieder hören und sehen. 

Bob Ross - Ehrendirigent der 
Blaskapelle 
Mailing-Feldkirchen
Ingolstadt
Aber auch als Dirigent von Amateurorchestern ist sich der kleine große Schotte nicht zu schade. Und wenn er dann samstags in einer Fußgängerzone mit einer Blaskapelle musiziert, lädt er die amüsierten Zuhörer und Zuschauer auch schon mal ein, doch seine Heimat Schottland zu besuchen, denn dort liege an Wochenenden die Temperatur konstant bei 30º C: am Freitag 10º, am Samstag 10º und am Sonntag 10º.

Anton Potche