Donnerstag, 31. März 2016

März 2016 – Giarmata in den Medien

Ein fluchender Priester
aus Telenova.ro, Timişoara / Temeswar; 01.03.2016
Giarmataer Gläubige haben sich jetzt an den orthodoxen Bischof des Banats Ioan gewandt und sich über die Flüche, die der Ortspope Ioan Petru Pană regelmäßig „in die Kirche wirft“, beschwert.

Kalter Krieg in Giarmata?
aus ZiuadeVest.ro, Timişoara / Temeswar; 01.03.2016
Diese Frage stellt sich der nicht genannte Verfasser eines Zeitungsberichts. Und er beginnt seinen Artikel mit der Feststellung, dass „Giarmata, ein Ort mit einer großartigen Geschichte, mit einer deutschen Ethnie, die Schwaben, die noch in der kommunistischen Zeit nach Deutschland ausgewandert sind, jetzt Hort für ein nicht immer glückliches Gemisch aus stabilen Alteingesessenen und neu gekommenen Gruppen ohne Bemühungen zur Eingliederung ist.“ Es dreht sich auch hier alles um den umstrittenen Pfarrer (Pope) Ioan Petru Pană, der das Pfarrhaus als Hotel für Anverwandte der Pfarrersfrau zweckentfremdet hat. Sein Fett kriegt in dem Artikel auch Vikarbischof Paisie ab, der den Pope nach Giarmata geschickt hat. Ihm wirft man vor, die kirchliche Ordnung im Banat zerstört zu haben, indem er „Inkompentente, Durchgefallene, Heißere, Unverschämte“ als Priester eingesetzt hat.

Einberufung des Gemeinderates
aus PrimăriaGiarmata.ro, Giarmata / Jahrmarkt; 03.03.2016
Mit der Disposition Nr. 43 vom 2. März 2016 wurde die Einberufung des Giarmataer Gemeinderates für den 7. März, 16:00 Uhr im Sitzungssaal des Gemeinderates im Kulturheim bekanntgegeben. Unterschrieben ist die Einberufung von Bürgermeister Ing. Bunescu Virgil und der Sekretärin Jr. Codreanu Cristina. 30 Tagesordnungspunkte waren zu bewältigen. Es ging um Grundstücksprobleme, Anträge für Sozialwohnungen, Umgestaltungs- und Mietanträge des Ärtztehauses in der Strada Izvorului (die ehemalige Grabengasse), aber auch ein Gesuch zur Bereitstellung eines Geländes für den Bau einer orthodoxen „Glaubensstätte“ (locaș de cult) und vieles mehr. Hier kann man die Tagesordnung nachlesen.

Zwei verletzte Kinder
aus Telenova.ro, Timişoara / Temeswar; 03.03.2016
Bei der Einfahrt in Giarmata hat ein Lkw zwei Kinder von vier und sechs Jahren verletzt.

Heimniederlage beim Rückrundenstart
aus SportTim.ro, Timişoara / Temeswar; 04.03.2016
C4 (Liga III – Serie IV) – 16. Spieltag
CS Millenium Giarmata – CS Măgura Cisnădie   0:2
Tabellenplatz:
15 - CS Millenium Giarmata  5
Trainer Răzvan Leucă hat sich über die Schiedsrichterleistung beklagt und angekündigt: „Wir werden bis zum letzten Spieltag kämpfen.“ Beide Gegentore fielen vom Elfmeterpunkt. Die äußeren Bedingungen waren äußerst widrig. Im Bericht dieser Sport-Webside ist von einer „Schlammschlacht“ die Rede.

Verkehrsunfall zweier Bekannten
aus Tion.ro, Timişoara / Temeswar; 06.03.2016
Bei einem nächtlichen Überholmanöver zwischen Giarmata und Dumbrăvița hat ein Fahrer in seinem Renou einen BMW von der Straße abgedrängt. Der Unfallverursacher hatte laut Polizeiangaben zu viel Alkohol im Blut. Nach dem Unfall stellte sich heraus, dass die zwei Unfallbeteiligten aus dem gleichen Dorf stammen und sich kennen.

Giarmataer Schülerinnen spielen Handball
aus SportTim.ro, Timişoara / Temeswar; 06.03.2016
In Jimbolia fand ein Minihandballturnier für Mädchen der Jahrgänge 2005 und kleiner (Juniorinnen V) statt. Die Schülerinnen aus Girmata haben dabei folgende Ergebnisse erzielt:
Leu GiarmataSârboaicele  10:4 (7:2)
Leu GiarmataAS Cîtu II  10:1 (7:0)
LPS Banatul ILeu Giarmata  19:5 (8:1)
HC JimboliaLeu Giarmata  30:2 (17:2)
Gespielt wurde in zwei Gruppen zu je fünf Mannschaften. Die Juniorinnen aus Giarmata belegten in ihrer Gruppe den dritten Platz. Finalspiele wurden keine ausgetragen.

Schmuck aus der Neuen Gasse
aus RenaștereaBănățeană.ro, Timişoara / Temeswar; 08.03.2016
ArtizAna
In der Giarmataer Strada Nouă (Neue Gasse) wohnt eine Frau in einem „koketten Häuschen, sauber wie ein Wasserglas, an das sich ein schöner Garten anschließt, voll mit ... Katzen“. Die Frau heißt Anamaria, wird im Dorf aber Ana oder die kleine Ana genannt. In Künstler- und Kunstliebhaberkreisen ist sie mitlerweile aber bekannt als ArtizAna. Sie fertigt Hals- und Armbänder, Ohrringe, Haarreife und alles, was man bei ihr so bestellt, an – aus kleinen Perlen. Die Temeswarer Zeitung hat der Künstlerin einen ausführlichen Artikel mit mehreren Fotos gewidmet.

Keine neue Kirche in Giarmata
aus ZiuadeVest.ro, Timişoara / Temeswar; 08.03.2016
Der Giarmataer Bürgermeister Virgil Bunescu hatte seinen Mitbürgern eine neue orthodoxe Kirche versprochen. Jetzt hat der Gemeinderat sich einstimmig gegen dieses Projekt ausgesprochen, woraufhin der Bürgermeister seinen Antrag zurückgezogen hat. Der Gemeinderat Dejeu äußerte sich auch zu dem Fall: „Wenn die Gemüter in der Giarmataer orthodoxen Kirche sich nicht beruhigen und man in der gleichen Manier weitermacht, werden in 10 Jahren die orthodoxen Gläubigen in der Minderheit sein.“
+ + + (Sollte Dejeu vielleicht sogar an eine Massenrückwanderung der Jahrmarkter Katholiken gedacht haben?) + + +

Die Trachtentruhe in Giarmata
(aus ZiaruTimişoara l.ro, Timişoara / Temeswar; 11.03.2016)
Lada cu zestre (Die Trachtentruhe) heißt der jährlich ausgetragene Wettbewerb Banater Volkskulturgruppen. Die Kulturgruppen werden ihre Programme auf den Dorfbühnen vorführen und im Mai wird es dann eine Hauptveranstaltung mit den Gewinnern geben. Das Festival wird heuer zum zehnten Mal ausgetragen. Im Giarmata werden am 10. April Kulturgruppen auftreten aus Ghiroda, Remetea Mare, Dumbrăvița, Bucovăț, Topolovățu Mare, Brestovăț, Ghizela, Giera, Secaș und natürlich die Gastgeber.

Wenn ich norr wisst ...
aus PrimăriaGiarmata.ro, Giarmata / Jahrmarkt; 11.03.2016
Das Bürgermeisteramt schreibt für den 29. März einen Wettbewerb zur „Besetzung der freien öffentlichen Ämter“ aus. Bereits beim ersten Punkt der „Allgemeinen Bewerbungsbedingungen“ heißt es: „Er [der Bewerber] hat die rumänische Staatsbürgerschaft, die Staatsbürgerschaft eines anderen EU-Landes oder eines Landes des Europäischen Wirtschaftsraumes und seinen Wohnsitz in Rumänien“.
+ + + Wenn ich norr wisst, um was forr Stelle es do geht. Des werd in dem Ausschreiwe mit kooner Silb erwähnt. Ich moon halt, do kännt ich mich doch aah bewerbe. Des mit dem Wohnsitz misst merr schun hinkrien. Un wegen dee Stelle kann merr jo nohfrooe. Ich muss mol mit meiner bessrer Hälft driwwer redde. Awwer noch net jetz, weil es wäscht grad ab un hot e Teller in der Hand. +++

Klatsche nach Führung
aus SportTim.ro, Timişoara / Temeswar; 12.03.2016
- C4 (Liga III – Serie IV) – 17. Spieltag
ASU Politehnica Timișoara - CS Millenium Giarmata   6:1 (1:1)
Torschützen: Andrei Dăruială (für Millenium) sowie Alexandru Bădăuță (3), Gălan (2) und Vucea
Aufstellung CS Millenium Giarmata: LucaF. Olariu, Dăruială, Soare, DiarraArtimon, DumiterCorlățeanu, Blănaru, StoicaTrifu, (Nicoară, M. Olariu, ButurăDomșa).
Tabellenplatz:
15 - CS Millenium Giarmata  5
Der Rückstand zum Vorletzten in der Tabele, ACSO Filiași, beträgt jetzt 7 Punkte. Giarmatas Trainer Răzvan Leucă, sagte nach dem Spiel, seine jungen Spieler waren nach dem Pausenergebnis, von der Möglichkeit, dem Tabellenersten erfolgreich die Stirn bieten zu können, erschrocken und hätten daher in der zweiten Hälfte psychisch abgebaut. Er sehe aber noch immer die Chance, den 14. Tabellenplatz zu erreichen, denn nur die letzte Mannschaft (15) wird absteigen.
+ + + Das wird nicht mehr aufzuholen sein. Der Abstieg in die D-Liga steht somit so gut wie fest. + + +
- Auch in den kleineren Fußballigen wird wieder gespielt
 Liga V Timiş – Serie II – 16. Spieltag
Millenium II Giarmata – Inter Foeni  3:1
Unirea Cerneteaz  - Progresul Ciacova  0:3
Tabelle: 8 - Unirea Cerneteaz  25
             11 - Millenium II Giarmata  16

Gemeinderatssitzung einberufen
aus PrimăriaGiarmata.ro, Giarmata / Jahrmarkt; 17.03.2016
Bildunterschrift hinzufügen
Für den 21. März wurde eine neue Sitzung des Gemeinderates einberufen. Vier Tagesordnungspunkte galt es abzuarbeiten. Es handelte sich um Grundstücksprobleme und bei zwei Punkten um die Verbesserung einiger „landwirtschaftlicher Zufahrtswege“.
+ + + Vleicht werd jo aah de Bentscheker Wech asphalteert. Do meecht sich bestimmt aah der oon odder anner Altjohrmarker driwwer gfreue. + + +

Răzvan Leucăs Optimismus bekommt neue Nahrung
aus SportTim.ro, Timişoara / Temeswar; 19.03.2016
C4 (Liga III – Serie IV) – 18. Spieltag
Minerul Motru - CS Millenium Giarmata   0:4 (1:1)
Torschützen: Blănaru (2), Corlățeanu und Florin Olariu
Aufstellung CS Millenium Giarmata: Luca (Jahrgang 1997) – Mihălceanu, Dăruială, Soare (Jg. 1995), Petri (Jg. 1997) – Florin Olariu (Jg. 1995),  Min. 80: Mașniță (Jg. 1997), Gaiță (Jg. 1997), Min. 70: Stoica (Jg. 1998), Mihai Olariu,  Min. 85: Nicoară (Jg. 1996), Dumiter (Jg. 1999), Min. 50: CorlățeanuBlănaru, Trifu.
Tabellenplatz:
15 - CS Millenium Giarmata  8
+ + + Das sind tatsächlich 9 von 15 eingesetzten Spielern, die 21 Jahre alt und jünger sind. Dumiter ist erst 17. Der Abstand auf den vorletzten und rettenden Platz hat sich auf 4 Punkte verringert. + + +

Nicht qualifiziert
aus SportTim.ro, Timişoara / Temeswar; 21.03.2016
In einem Handballturnier in Reșița haben die Mädchen von AS Leu Giarmata (Juniorinnen IV – Jahrgänge 2003/2004) sich nicht für das Halbfinalturnier auf nationaler Ebene qualifiziert. Sie waren im entscheidenden Spiel gegen die Mannschaft von Școala Generală 7 Timișoara mit 17:14 (6:7) unterlegen.

Zu lange Finger ...
aus Tion.ro, Timişoara / Temeswar; 21.03.2016
... hatte ein 35 Jahre alter Mann aus Giarmata. Er hat im Dezember in vier Temeswarer Läden drei Laptops und ein Handy mitgehen lassen. Das Diebesgut soll einen Wert von 17.500 Lei haben. Jetzt wurde der Mann verhaftet.

Das klingt nach einem Rekord fürs Guiness Buch der Rekorde
aus SportTim.ro, Timişoara / Temeswar; 25.03.2016
C4 (Liga III – Serie IV) – 19. Spieltag
CS Millenium Giarmata  - Metalurgistul Cugir  1:2 (0:0)
Torschützen: Itu und Ionuț Radu für die Gäste und Diarra für Millenium
Aufstellung CS Millenium Giarmata:
Tabellenplatz:
15 - CS Millenium Giarmata  8
Der Trainer von Cugir, Călin Moldovan, hat sich nach dem Spiel über den sehr schlechten Rasen, „eine Schande“, beklagt.
+ + + Millenium hat in dieser Meisterschaft (Hin- & Rückrunde) noch kein einziges Heimspiel gewonnen. Das ist rekordverdächtig. + + +
- Auch hier sieht es nicht gerade rosig aus
 Liga V Timiş – Serie II – 17. Spieltag
Progresul Ciacova - Millenium II Giarmata  2:1
Deta - Unirea Cerneteaz  3:0
Tabelle: 8 - Unirea Cerneteaz  25
             11 - Millenium II Giarmata  16

Keine Chance gegen den Tabellenführer
aus SportTim.ro, Timişoara / Temeswar; 27.03.2016
Liga V Timiş – Serie II – 18. Spieltag
Unirea Banloc - Millenium II Giarmata  4:0
Unirea Cerneteaz – Recolta Călacea  3:0
Tabelle: 8 - Unirea Cerneteaz  28
             11 - Millenium II Giarmata  16
Unirea Banloc führt die Tabelle mit 47 Punkten an.

Vorbereitungen für die Kommunalwahlen
aus PrimăriaGiarmata.ro, Giarmata / Jahrmarkt; 29.03.2016
Wahlberechtigte Bürger können sich jetzt für die Stelle eines „Wahlexperten“ bewerben. Die Ausschreibung sieht eine Prüfung vor, die 15 Fragen mit je drei Antworten, wovon eine die richtige ist, beinhaltet.
+ + + Die Wahlen finden im Juni statt. + + + 

Wojewodschaft Giarmata
aus FOAIA de GIARMATA, Timişoara / Temeswar; März 2016
Foto: Foaia de Giarmata
- Schon im Jahre 1241 wurde Giarmata in einem Dokument erwähnt, als Wojewodschaft. Viereinhalb Jahrhunderte später soll „Feldmarschall Eugeniu de Savoya“ dort vorbeigeschaut haben und die Sage vom Prinz-Eugen-Brunnen ward geboren. Der Brunnen steht noch, schreibt Diana Mihai, doch leider in einem nicht gerade einladenden Umfeld. „Aber“, zitiert sie Bürgermeister Virgil Bunescu, „ich will, dass wir den Brunnen wieder so gestalten, damit man gerne dorthin geht.“
(+ + + Das Foto nebenan zeigt, wie es jetzt dort aussieht. + + +)
- Am 14. Februar wurde auf die Totenkapelle im Oberen Friedhof ein neues Kreuz montiert. Eingeweiht wurde es vom Erzpriester (protopop) Mircea Silagyi. Der Priester fand lobende Worte für „den Einsatz der lokalen Behörde und das bisher Geleistete“.
 (+ + + Von eventuellen Spendengeldern aus Deutschland ist in dem Beitrag nicht die Rede. Dort wird ja schon seit Jahren mehr oder weniger fleißig für die Instandhaltung der katholischen Kirche und der Friedhöfe gesammelt. + + +)
- „Kommt, die Nachtigall singt!“, hieß es am 6. März im Giarmataer Kulturheim. Und gekommen waren nicht nur 80 Kinder der Schule mit einem reichhaltigen Kulturprogramm sondern auch „ein zahlreiches Publikum, Bürgermeister Virgil Bunescu und die Gemeinderäte“. Einstudiert wurde das Programm von Prof. Valentina Tomița. Es wurden Gedichte von Nichita Stănescu, Alexandru Macedonski, Lucian Blaga und Marin Sorescu rezitiert. Gefallen konnten besonders auch Ruxandra Ciora aus der Klasse 7B mit einem Klaviervortrag und Daiana Paul aus der 5a mit ihrer „Engelsstimme” in Franz Schuberts Ave Maria.
(+ + + Vor fast 50 Johr hun mer am Muttertach uf derselwet Biehne „Ein Mutterherz“ gsung: es Speckche, es Regerts Erna un ich mi'm Akkordeon. Wann's ka Bild vun dem Auftritt gewwe mächt, kennt merr soon, des is schun gar nemmi wohr. + + +)

Montag, 21. März 2016

BISS mit Biss – eine besondere Zeitschrift

BISS bedeutet eigentlich das Gegenteil von Biss. Und trotzdem, kann man sagen, hat BISS Biss. Es handelt sich nämlich um die Zeitschrift BÜRGER IN SOZIALEN SCHWIERIGKEITEN. Und sie wird von Bürgern in sozialen Schwierigkeiten verkauft - nicht in Buchhandlungen oder an Zeitungskiosken, sondern auf der Straße, allgemein an Orten mit viel Publikumsverkehr. Ich habe die hier vorgestellte Nummer (November 2015) in Ingolstadt erworben, von Günter Holzer, für 2,20 €, wovon der Verkäufer 1,10 € bekommt. Natürlich habe auch ich mir von drei Euro nichts mehr auszahlen lassen. Die Monatsschrift hat eine Druckauflage von 42.000 Exemplaren. Sie wird in München hergestellt und in mehreren Städten Bayerns vertrieben - von 100 Verkäufern, 45 fest angestellt.

Die Themen der November-BISS sind nicht neu, aber leider aktuell wie eh und je. Frauen auf der Flucht nennt sich die Artikelserie, die dieses Heft bestimmt. Drei Frauen aus dem Iran, aus Nigeria und Tschetschenien erzählen ihre Lebensgeschichten. 

Die Iranerin beging in ihrer Heimat ein Kapitalverbrechen und musste flüchten. Als Gymnasiallehrerin für Physik hatte sie nämlich mit ihren „älteren Schülerinnen über die Widersprüche zwischen Religion und Wissenschaft gesprochen sowie über Frauenrechte.“

Die Nigerianerin stammt eigentlich aus Lagos. Elternlos geblieben, zog sie zu Verwandten aufs Dorf, wo sie auf dem Heimweg von der Arbeit „von vier Männern angegriffen und vergewaltigt“ wurde. Das Resultat war eine Schwangerschaft, woraufhin die Leute im Dorf  sie verjagten. Über den Niger und Libyen landete sie auf Lampedusa. „In Italien ging ich wieder anschaffen, denn es gibt dort für die weiblichen Flüchtlinge aus meiner Sicht sonst keine Möglichkeit zu überleben.“ Jetzt ist sie in München und hofft auf einen positiv beschiedenen Asylantrag.

Die Tschetschenin – alle drei Frauen nennen ihre bürgerlichen Namen – kommt aus Dagestan und musste in Nürnberg erfahren, dass „die ganzen Beleidigungen und Nachstellungen, die [sie] als alleinstehende Frau mit Kind in Tschetschenien erlitten hatte, im Lager weiter gingen“. Nach einer Krebsbehandlung landete sie „in einer Art Reha-Unterkunft für Flüchtlinge, und dort fingen die Belästigungen von Neuem an. [...] Vier Jahre musste ich diese primitiven Männer ertragen und mich als Hure beschimpfen lassen.“ Jetzt wohnt sie mit ihrem siebenjährigen Sohn in einer Privatwohnung und hofft auf bessere Zeiten. Wieder mal.

Die weiteren Titel dieser BISS-Nummer gewähren einen Einblick in die Vielschichtigkeit der Probleme, mit denen Menschen am Rande der Gesellschaft konfrontiert sind: „Setz dein Kopftuch auf, du Schlampe!“ (Interview mit der Sozialpädagogin Anna Maya vom Internationalen Frauencafé in Nürnberg), „Sind wir Sinti weniger wert?“ (Interview mit Else & Hermann Höllenreiner, Ein Leben ohne Sicherheit (Artikel über Leiharbeiter, Mini- und Multi-Jobber und Scheinselbstständige), Die Kraken-Werkstatt (Bericht über ein Arbeitsbeschaffungsprojekt für Menschen, die lange Zeit keine Arbeit finden konnten) und Schreibwerkstatt (BISS-Verkäufer erzählen aus ihrem Leben).

Günter Holzer
Foto: Anton Potche
Auch Günter Holzer hat mir von seiner aktuellen Situation erzählt. Sein Schicksal ist im Verbreitungsgebiet des DONAUKURIER bekannt. Die Zeitung hat schon öfter von seinem Absturz aus der wirtschaftlichen Selbstständigkeit in die Obdachlosigkeit, flankiert von einigen familiären und gesundheitlichen Schicksalsschlägen, berichtet. Jetzt hat er endlich für sich und seinen treuen Hund Snoopy eine dauernde Bleibe gefunden – mit Heizung und Warmwasser. Er hoffe, erzählte er mir, die Winterfeiertage endlich in der eigenen Mietwohnung verbringen zu können. Hier sollte man anfügen, dass Herr Holzer wie auch seine Kollegen finanziell auf eigenen Füßen stehen und keinerlei staatliche Sozialleistungen in Anspruch nehmen.
Anton Potche

Montag, 14. März 2016

twitter-oma

- pamphlepigramm - 



erika-oma wird alt
und flüchtet verbittert
ins schwadronieren
auf dem bla-bla-twitter


ingolstadt, 2016
anton potche

Montag, 7. März 2016

Seppi und Peppi unterhalten sich über die „Konzeption zur Erforschung, Bewahrung, Präsentation und Vermittlung der Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa nach § 96 Bundesvertriebenengesetz (BVFG)“

Wenn etwas die zwei Stammgäste des Bahnhofcafés - oder zumindest einen von ihnen - besonders bewegt, reden sie immer in einem mir nur teilweise verständlichen Dialekt. Aber Gott sei’s Dank immer laut genug. Ich habe diesmal mitstenografiert und zu Hause die Zeichen in Buchstaben übertragen. Folgendes ist dann dabei herausgekommen.

- Also heute scheint es dir nicht besonders gut zu gehen.
- Das Leben ist zum Kotzen.
- Warum?
- Weil es oft schneller ist als du.
- Ich?
- Nein, allgemein gesehen.
- Etwas deutlicher bitte.
- Wie ich im 53er uf die Welt kumm sin hot de Bundestag es Lastenausgleichs- un’s Bundesvertriebenengsetz verabschied. Un dort steht aah drin, dass merr die Kultur vun de Ost- un Südostdeitsche am Lewe halle soll.
- Ja, un?
- Aah forr mich hun die des in's Gsetz gschrieb …
- ??
- … wann ich selmols aah noch dort unne im Banat war.
- Ich doch aah.
- Awwer du bist ka Kulturmensch, so wie ich.
- Do schau her.
- Ich hun schun, wie ich uf die Welt kumm sin, gewisst, dass ich Kulturreferent werre will.
- Wirklich?
- Jo, so etwas hot merr doch im Blut. Kulturreferent vun de Banader Schwowe. Des kann doch net e jeder Hergelaafne.
- Hm. Des stimmt. Und du bist de richtich Mann forr die schwer Aufgab. Forrwas bist’s awwer net wor? Zeit war doch genuch seit 1953.
- Hun ich der doch gsat: Weil’s Lewe manchesmol schneller is wie du, asso wie ich aah.
- Hässt dich halt dummle misse.
- Wie? Ich war doch dort unne. Un de Ceaușescu hot sei Außengrenze gsichert. Host des schun vergess? Die hun uf jede, der wu naus hot wolle, gschoss.   
- Un du warscht drin. Awwer die Schwowe ware doch selmols all noch drin. Hadde die ka freie Posten forr e Kulturreferent.
- Dee hot’s dort doch gar net gewwe, die hadde nor Kamindirektors, un des ware bei uns de Luka Mischko un de Professor Speck.
- Drum host du aah fort wolle.
- Na klor. Norr darum. Weil ich Kulturreferent hun wolle werre un net norr Kamindirektor.
- Jetz bist awwer do un kannst dich bewerbe bei de Schwowe aus’m Banat. Die hun doch so e Landsmannschaft odder wie der Verein haaßt.
- Hun ich der net gsaat, dass es Lewe manchesmol sogar forr so Leit wie mich zu schnell is?
- Schun zwaamol. Besser wär, du meechst merr endlich soon, wieso du noch immer ka Kulturreferent bist. Host du's iwwerhaupt ernst proweert, Chef iwer die Schwowekultur zu werre.
- Is jo net gang. Wie ich endlich raus hun därfe, war der Posten bei der Landsmannschaft bsetzt.
- Na ja, dort owwe is die Luft halt dinn un merr brauch vill Geduld, bis merr so e wichtiche Posten kriet.
- Geduld! Geduld! Die hatt ich bestimmt ghat. Norr hun ich im 2000er druf pheife känne. Selmols war de Michael Naumann Chef vun der deitsch Kultur. Un was hot der gemach?
- Ka Ahnung!
- Los mich ausredde. Er hot de Kulturreferenteposten bei de Landsmannschafte abgschafft.
- Einfach so?
- Einfach so!
- Schad. Awwer moonst du, du hättst des Amt aah so richtich ausfille känne?
- Na horch mol, des is doch ka Kunst. Do schau her, do steht gschrieb, was merr alles känne muss: „Aspekte der Geschichte und Religion, der Alltags-, Populär- und Hochkultur sowie der Kunst, Architektur, Literatur und Musik“.
- Un des kannst du alles?
- Wie net? Soll ich’s der beweise?
- Ich sin gspannt wie e frissne Reenschirm.
- Geschichte: Mei Berns-Otta war im eerschte Weltkriech. Is des net Geschichte genuch? Religion: De Kreider-Bischof hot mer in der Sakristei die Märchen vum alte Testament verzählt. Mit große farwiche Bilder. Meh Religion brauch merr doch gar net. Alltags- Populär- un Hochkultur: Ich hun beim Safer uf’m Musikantebaal de Vorhang uf un zu gezoo. Des hot immer uf die Sekund genau klappe misse. Des is doch Alltags- Populär- un Hochkultur in oom. Kunst: Mei Vatter hot in seiner Werkstatt Bilderrohme gemach. Des war Kunst forr die Kunst inrohme. Architektur: Schun als klooner Bu hun ich mit meine Kummrade hinne uf’m Feld ganze Schlässer aus Balottstroh gebaut. Do hätt sich so mancher Quader-Architekt, wie se heit iwerall rumlaafe, etwas onschaue känne. Literatur: Ich hun alle Karl-May-Bicher geles, die wu’s im Dorf gewwe hot. Des hot nemol de Reich-Ranicki, de Herrgott soll ne seelich hun, gschafft. Musik: Ich hun schun beim Renye in der Pionierblechmusik mitgspillt. Do war de David Garrett noch gar net uf der Welt. Meh Musik geht i’me Lewe doch gar net.
- Hut ab! Ka bessre Kulturreferent wie dich kännte die Schwowe wirklich net krien. Schad, dass es de Posten nemmi gebt. Awwer die Hoffnung sterbt doch es letzt, haaßt’s in der Alltagskultur. Vleicht gebt’s irgendwann mol wedder oone, no kannst jo de Finger hewe.
- Geht jo net! Was moonst, forrwas ich so sauer sin. Die hun jetz dort in Berlin bei der Regierung e sogenannti „Konzeption zur Erforschung, Bewahrung, Präsentation und Vermittlung der Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa nach § 96 Bundesvertriebenengesetz (BVFG)“ zammgstellt un dort steht uf der 18. Seit schwarz uf weiß: „Das in der kulturellen Vermittlung bewährte Instrument der den Landesmuseen zugeordneten und mit den jeweiligen Landsmannschaften eng zusammenarbeitenden Kulturreferate soll weiter ausgebaut werden. Dies betrifft insbesondere die Deutschen aus Russland und weiteren Nachfolgestaaten der Sowjetunion sowie die Siebenbürger Sachsen, deren junge Erlebnisgenerationen ihre Kultur und Herkunft weiterhin als identitätsstiftend betrachten. Es wird angestrebt, auch für diese Gruppen sowie für die Region Oberschlesien Kulturreferenten-Stellen neu einzurichten.“
- Na also.
- Was na also? Nicks na also. Host du do was gheert vun de Banader Schwowe. Nicks. Gar nicks. Norr die Sachse krien wedder e Kulturreferent. Die ware schun drunne immer was Bessres. Die hadde ehre Leit iwerall drin sitze, sogar im Comitetul Central in Bukarest.
- Tja, du host halt mol wedder Recht: Es Lewe kann manchesmol e bissje zu schnell forr dee oone odder annre sein. Awwer saa mol, wu host’n du des Schriftstick do her.
- Des geht dich nicks on. Ich hun halt mei Leit. Sogar in Berlin in der Regierung.
- Net schlecht. Ich meecht soon, do druff kännt merr e Doppelte gut vertroon. Bedienung!

Es blieb nicht bei dem einen Doppelten und die zwei diskutierten hitzig weiter. Ich machte mich aber auf den Heimweg, getrieben von der Neugierde, was meine Stenozeichen so alles hergeben werden.