Samstag, 30. April 2016

April 2016 – Giarmata in den Medien

Kein Aprilscherz
aus SportTim.ro, Timişoara / Temeswar; 01.04.2016
C4 (Liga III – Serie IV) – 20. Spieltag
CSM Lugoj - CS Millenium Giarmata   1:2  (1:0)
Torschützen: Ștefan Blănaru zweimal für die Gäste und Miculescu für die Lugojer
Tabellenplatz: 15 - CS Millenium Giarmata  11
Trainer Răzvan Leucă äußerte nach dem Spiel die Hoffnung, diesem Sieg einen zweiten folgen zu lassen. Das nächste Spiel findet zu Hause gegen den Vorletzten aus Filiași statt.

Auswärtssieg für die Zorner
aus SportTim.ro, Timişoara / Temeswar; 03.04.2016
Liga V Timiş – Serie II – 19. Spieltag
Utvin - Unirea Cerneteaz  3:4
Tabelle: 8 - Unirea Cerneteaz  31
           11 - Millenium II Giarmata  19

Erster Heimsieg
aus SportTim.ro, Timişoara / Temeswar; 08.04.2016
C4 (Liga III – Serie IV) – 21. Spieltag
CS Millenium Giarmata – ACSO Filiași  3:1  (3:1)
Torschützen: Ștefan Blănaru und zweimal Trifu für die Gastgeber sowie Duriță für die Lugojer
Tabellenplatz: 15 - CS Millenium Giarmata  14
Trainer Răzvan Leucă freute sich und erinnerte daran, dass „alle ihn auslachten“, als er nach der Pleite gegen ASU Poli (1:6) vom Verbleib in der dritten Liga sprach.
+ + + Es ist wirklich nur noch ein Punkt bis zum rettenden Ufer, und das ist in dieser Gruppe de vorletzte Platz.
+ + +

Fleißige Gemeinderäte
aus PrimăriaGiarmata.ro, Giarmata / Jahrmarkt; 08.04.2016
Für den 14. April wird eine Gemeinderatssitzung mit 25 Tagesordnungspunkten einberufen. Die meisten Probleme drehen sich um Grundstücke, Wege und Immobilien. Der zweite Tagesordnungspunkt sollte allerdings die Medien auf den Plan rufen: „Proiect de hotarare privind punerea in executare a Sentintei civile nr. 1534/10.11.2015/Tribunalul Timis din Dosar nr. 3025/30/2014 ramasa definitiva prin Decizia Civila nr. 633 din 08.03.2016 a Curtii de Apel Timis“. In diesen beiden Gerichtsverfahren ging es nämlich um den Posten des Vizebürgermeisters in der Gemeinde Giarmata, der für einen jahrelangen Streit sorgte.
Beim Punkt 2.6 geht es um eine Unterstützung für Familien, die aus finanzieller Not ihre Kinder nicht in einen Kindergarten schicken können oder wollen. Es soll aber erst mal ein Beschluss gefasst werden, der die Modalität festschreibt, nach der man diese Familien überhaupt ausfindig machen kann.
2.9 behandelt den Übergang eines Grundstückes von 1000 m² in den Besitz der Gemeinde nach einem bereits 2006 vereinbarten Grundstückstausch mit dem Bürger Laus Nicolae.
Bei Punkt 2.19 soll ein Vertrag mit dem Arzt Iancu Ciprian-Ion abgesegnet werden, damit er seine Tätigkeit im Multifunktionalen Permanenzzentrum aufnehmen kann.
+ + + So wie man die streitlustigen Giarmataer Abgeordneten kennt, könnte auch das eine lange Sitzung werden. + + +

Răzvan Leucă trainiert auch die zweite Mannschaft von Giarmata
aus SportTim.ro, Timişoara / Temeswar; 10.04.2016
Liga V Timiş – Serie II – 20. Spieltag
Gloria Uivar - Millenium II Giarmata  1:3
Răzvan Leucă hatte folgende Spieler nominiert: Marian MihaiRobert Vereţki, Ciprian Bogdan, Adrian Kalanyoş, Laurenţiu Sinauschi, Florin Herman, Sebastian Stoica, Alin Cenghel, Cristian Florea, Alin Mihai, Andrei Dumiter. Corneliu Vlad wurde eingewechselt. Die Tore für Giarmata erzielten Sebastian Stoica, Andrei Dumiter und Alin Cenghel.
Unirea Cerneteaz – Rapid Săcălaz  4:1
Tabelle: 8 - Unirea Cerneteaz  34
           10 - Millenium II Giarmata  22

„Die Trachtentruhe“ in Giarmata
aus Telenova.ro, Timişoara / Temeswar; 11.04.2016
Das Kulturheim in Giarmata war einer von mehreren Austragungsorten der Kreisphase des Volkskunst-Wettbewerbs Lada cu zestre – Die Trachtentruhe. In Giarmata zeigten Kulturgruppen aus Recaș, Ghiroda, Dumbrăvița und Giarmata ihr Können. Man kann sich Teile aus dem Programm hier und hier ansehen. Das war bereits die dritte Wettbewerbsstufe, die von den anwesenden Gruppen erklommen werden musste. Die besten Formationen des Kreises Timiș / Temesch gestalten Mitte Mai ein großes Folklorefestival in Timișoara / Temeswar.
+ + + Nach alter Jahrmarkter Tradition hat auch dieser Wettbewerb mit einem Marsch, gespielt von der Rekascher Blaskapelle, begonnen. Vor dem, was danach folgte, kann man nur den Hut ziehen. Besonders die Auftritte der Giarmataer (Ende des zweiten Teils) haben schon etwas mit professionellem Volkstanz zu tun. + + +

Nur die Zorner haben gespielt
aus SportTim.ro, Timişoara / Temeswar; 17.04.2016
Liga V Timiş – Serie II – 21. Spieltag
Millenium II Giarmata  - spielfrei
Ripensia II Timișoara - Unirea Cerneteaz  3:2
Tabelle: 8 - Unirea Cerneteaz  34
            11 - Millenium II Giarmata  22

Komplizierte Kommunalpolitik in Giarmata
aus ZiuadeVest.ro, Timişoara / Temeswar; 18.04.2016
Die Geschichte ist schon zwei Jahre alt und geht stark vereinfacht so: Der Gemeinderat in Giarmata hat den Abgeordneten Florin Farkaș zum Vizebürgermeister gewählt. Diese Wahl wurde auch gerichtlich bestätigt. Nur, Virgil Bunescu, der amtierende Bürgermeister, hat es geschafft, die Amtseinführung des Gewählten zu verhindern und am bisherigen Vize Ionel Carabulea festzuhalten. Jetzt hat der Bürgermeister aber überraschend erklärt, dass Farkaș seit dem 14. April im Amt des Vizebürgermeisters sei. Und die Zeitung fragt sich spontan, ob dieser Sinneswandel etwas mit den Kommunalwahlen im Juni zu tun haben könnte oder gar mit den „schmutzigen Geschäften“ des Ionel Carabulea.
+ + + Un’s Kilzer Kathrin moont i’me Kommentar zu dem Artikel, dass die Dorfleit jo im Juni e annre Richter wähle känne, in ooner „alegere demokratică“. Na schau merr mol, saat de Berns Toni. + + +

Erneute Heimpleite
aus SportTim.ro, Timişoara / Temeswar; 19.04.2016
C4 (Liga III – Serie IV) – 23. Spieltag
CS Millenium Giarmata – Pandurii II Târgu Jiu 1:2
Tabellenplatz: 15 - CS Millenium Giarmata  14


Merkwürdiges
aus BANATER ZEITUNG, Timişoara / Temeswar; 20.04.2016
Dr. Dan Cărămidariu hat sich in der Temeswarer Altstadt umgesehen und ist dabei auf Gutes, Schlechtes und Merkwürdiges gestoßen. Zu den merkwürdigen Inaugenscheinnahmen kann man auch folgende zählen: „Die Eugen-von-Savoyen-Gasse kann nicht an einem Ende >Eugen de Savoia<, am anderen >Eugeniu de Savoya< und in der Mitte >E. Savoia< heißen. Bemerkt sei, dass dieses >E. Savoia< von der Unkenntnis der Stadtplaner und Projektleiter zeugt, der Prinz ist doch mit dem Vornamen bekannt und geschätzt worden, von Prinz Eugen singt das volkstümliche Lied und genauso heißt der Brunnen in Jahrmarkt / Giarmata.“

De „Vetter Niklos, e Johrmarker Schwob“
aus BANATER ZEITUNG / PIPATSCH, Timişoara / Temeswar; 20.04.2016
Die Mundartschriftstellerin un –dichterin Helen Alba hat mit Vetter Niklos – „er is e Johrmarker Schwob“ – über „de alde Eiskaschte“ und „die Oma vun selmols“ philosophiert. Dabei kommt Vetter Niklos ausführlich zu Wort: „Es fehlt an alli Ecke unser Oma vun selmols. Ich kann mich noch gut erinnre, wie se uns Kiner immer ingetrechtert hat: So was gheert sich nit! Des macht mer nit! Des is e Ding der Unmeeglichkeit! Tätscht dich gar nit schäme? Unersteh dich nit! Un des alles is phicke geblieb for e Lewe lang. Mir wisse haargenau, was sich gheert un was nit! Was mer tun un losse soll! Es froot sich jetz nor: Ja, die Oma gits doch heit ach noch! Tut oder hat die nix me zu saan? Horcht vleicht kenner me uf die Oma?”
+ + + Fleißaufgabe forr die paar Altjohrmarker, die wu’s uf der Welt noch gebt: Wer is der Vedder Niklos. Norr so vill verrot ich Eich: Er is schun als junger Mann in die Stadt gezoo un lebt bis heit dort. Des wär doch so e Gsprächsstoff forr zum Schwowetreffe an Phingste. + + +

Auswärtspunkt
aus SportTim.ro, Timişoara / Temeswar; 22.04.2016
C4 (Liga III – Serie IV) – 24. Spieltag
CS FC Hunedoara - CS Millenium Giarmata  1:1  (1:1)
Torschützen: Petresc für die Gastgeber und Blănaru für Giarmata
Tabellenplatz: 15 - CS Millenium Giarmata  15
Aufstellung CS Millenium Giarmata: LucaMihălceanu, Soare, Artimon, PetriFlorin Olariu (58, Stoica), Domșa, Corlățeanu (87, Mihai Olariu), BlănaruDiarra (89, Mașniță), Dumiter (62, Trifu).
Trainer Răzvan Leucă war unzufrieden mit dem einen Punkt: „Ich glaube, das war das Spiel mit den meisten Torchancen, daher können wir von einem Punkteverlust sprechen.“

Auswärtsschlappe & Heimsieg
aus SportTim.ro, Timişoara / Temeswar; 24.04.2016
Liga V Timiş – Serie II – 22. Spieltag
Unirea Sânnicolau Mare II - Millenium II Giarmata  6:2
Unirea Cerneteaz  - FC Parța  4:0
Tabelle: 8 - Unirea Cerneteaz  37
            11 - Millenium II Giarmata  22

Der neue Vize muss warten, bis der alte Vize aus dem Krankenurlaub kommt
aus ZiuadeVest.ro, Timişoara / Temeswar; 25.04.2016
Das berichtet die Zeitung. Florin Farkaș, der endlich neue Vizebürgermeister von Giarmata – gerichtlich bestätigt – kann sein Büro noch nicht beziehen, weil der bisherige Träger dieses Amtes, Ionel Carabulea, nicht da ist. Sein Krankenurlaub folgte direkt auf einen Erhohlungsurlaub und müsste jetzt nach Meinung der Zeitungsschreiber ungültig sein, wo der Mann doch nicht mehr Vizebürgermeister sei.
+ + + Nun bin ich kein Jurist, glaube aber, dass der gute Carabulea trotzdem krank sein darf, was ihn aber nicht daran hindern sollte, die Büroschlüssel seinem Nachfolger, dem bestimmt ebenso guten Farkaș, auszuhändigen. Das muss ja nicht unbedingt persönlich sein. Andernfalls könnten die Handschellen „klingeln“, schreibt ZIUA DE VEST. Also Leute vertragt euch und macht es nicht so wie die Jahrmarkter Kapellmeister von anno dazumal. Damals hatte die Militz auch mal einen mitgenommen, weil beide das Gleiche wollten: nämlich den Kerweihschlüssel. Also eine schlichte Schlüsselübergabe sollte heute doch ohne Polizeieinsatz möglich sein – sogar im Dorf der ehemaligen Musikantenraufbolde. + + +

Die Heimpleitenserie bleibt konstant
aus SportTim.ro, Timişoara / Temeswar; 29.04.2016
C4 (Liga III – Serie IV) – 25. Spieltag
CS Millenium Giarmata – CS Național Sebiș  1:3  (0:1)
Torschützen: Diarra (58) für die Gastgeber und Keita (22), Z. Radu (61) sowie Avramescu (84) für die Gäste
Tabellenplatz: 15 - CS Millenium Giarmata  15
Aufstellung CS Millenium Giarmata: LucaMihălceanu, Soare (Nicoară), Artimon, Petri Domșa (Florin Olariu), Corlățeanu (Mihai Olariu), Stoica (Dumiter), DiarraBlănaru, Trifu
„Eines unserer schlechtesten Spiele in der Rückrunde“, sagte Răzvan Leucă nach dem Match.
+ + + Der Dreipunkterückstand auf den Vorletzten, Minerul Motru, lässt noch immer auf ein Fußballwunder hoffen. Vielleicht bringt ja der rumänische Osterhase die Kräfte für den illusorisch scheinenden Klassenerhalt. + + +

Paște fericit - Frohe Ostern
aus FOAIA de GIARMATA, Timişoara / Temeswar; April 2016
- Bürgermeister Virgil Bunescu wünscht allen Bürgern der Gemeinde ein „frohes Osterfest und besinnliche Feiertage“. Das orthodoxe Osterfest wird heuer in Rumänien am 1. und 2. Mai gefeiert.
- In der Schule finden Aktionen statt, die unter dem Motto „Schule anders“ stehen. „Professorin Valentina Tomița koordiniert die außerschulischen Erziehungsprojekte in der Allgemeinschule Giarmata.“ In der Woche 18. – 23. April wird gespielt, gekocht, Filme werden angesehen und Bäume gepflanzt.
- Wer „Wahlexperte“ für die Kommunalwahl am 5. Juni werden will, kann seine Bewerbung bei der Gemeindesekretärin Cristina Codreanu abgeben. Auch beim Sitz der Präfektur in Timișoara kann man sich bewerben.
- Der Ortspope Sorin Vasiu erinnert seine orthodoxen Schäfchen an die heilige Pflicht des Fastens: „Damit das Fasten uns auch etwas bringt, müssen wir zuerst unseren Geist kreuzigen, also nichts Schlechtes mehr denken; dann die Ohren, Augen, den Mund, das Herz, damit wir nichts Schlechtes hören oder eine fremde Schönheit anschauen oder Unbotmäßiges reden oder uns vom Hass leiten lassen.“
+ + + Wenn ich jetzt von meinem Laptop aufblicke, schaue ich direkt auf Salvador Dalis Galatea of the Sferes. Die Schöne ist zwar um ein Jahr älter als ich, aber zum Unterschied von mir noch immer beneidenswert jugendhaft – und dazu noch eingerahmt von zwei wunderschönen Blumensträußen aus dem Malpinsel von Katharina Kellinger. Tut mir leid, Sfinția Voastră, die schöne Galatea bleibt in meinem Wohnzimmer hängen, auch wenn sie nur ein Druck ist und keineswegs zum Fasten anregt.  + + +

Mittwoch, 27. April 2016

Seppi und Peppi unterhalten sich über Ralph Hasenhüttl

Die Stimmung im Bahnhofscafé ist getrübt. Auch bei Seppi und Peppi.

- Wir sind ja reich gesegnet mit Österreichern.
- Meinst du mit wir die Ingolstädter.
- Ja: Piëch, Ullrich, Hasenhüttl und bestimmt noch andere auch, die ich nicht kenne.
- Ist doch gut. Die waren doch ein Segen für uns in der Wirtschaft, und im Sport sind sie es immer noch.
- Aber nicht mehr lange. Der Hasenhüttl will ja weg. Zu Leipzig.
- Ja und? Es zieht ihn halt zu seinen Landsleuten. Was ist denn da so verkehrt.
- Das Geld zieht ihn, sonst nichts.
- Auch das ist normal. Ich weiß gar nicht, warum diese Ingolstädter so ein Lebtag draus machen. Reisende soll man nicht aufhalten.
- Der hat doch einen Vertrag bei uns bis 2017. Ja gibt’s denn gar keine Moral mehr in diesem Land?
- Ach, du meinst den ehrlichen Kaufmann? Den gibt es bestimmt noch. Aber nicht im Fußball. Dort gelten ganz andere Spielregeln, die mit Moral, Anstand, Ethik, Charakter, Ehre und anderen Eigenschaftsbegriffen wenig bis nichts zu tun haben. Verträge sind dort nur Spielzeuge und meistens das Papier nicht wert, auf dem sie stehen. Dieser Jackwerth und seine Gefolgsleute machen sich doch nur lächerlich durch ihr schon fast weinerliches Festhalten an einem Trainer. Mehr ist dieser Österreicher doch auch nicht: ein Fußballtrainer. Und der geht dorthin, wo’s mehr Kohle gibt. Vertrag hin oder her. Oder glaubst du vielleicht, der wäre heute noch in Ingolstadt, wenn die Mannschaft gegen den Abstieg spielen müsste? Den hätte der gleiche Jackwerth, der jetzt da herumjammert - schau her, da steht’s im DONAUKURIER: „Das ist eine Charakterfrage, eine Frage der Ehre“, hat er gesagt -, derselbe Jackwerth hätte ihn, den Hasenhüttl, schon längst zum Teufel gejagt.
- Meinst du?
- Nein, das meine ich nicht. Das ist so sicher wie das Amen im Gebet. Du musst bloß schauen, wie viele Trainer der FC Ingolstadt schon hatte.
- Kannst du dich noch an alle Namen erinnern?
- Probier du’s. Du bist doch FC-04-Fan, nicht ich.
- Gut. Pass auf: Jürgen Press, Thorsten Fink, Horst Köppel ...
- ... war da nicht noch ein gewisser Wiesinger dazwischen ...
- ... doch, doch, Michael heißt der, Michael Wiesinger, aber der war nicht lange. Nach dem Köppel ist dann der Benno Möhlmann gekommen, und danach ...
- Fanlücke, was?
- Schmarrn ... jetzt, jetzt hab ich’s: der Tomas Oral war der nächste, dann der Marco Kurz und jetzt der Ralph Hasenhüttl.
- Und seit wann gibt’s den FC 04 Ingolstadt?
- Seit 2004. Steht doch im Namen des Vereins.
- Das sind jetzt knappe 12 Jahre. Und wie viele Trainer waren das? Hast du mitgezählt? Nicht? Ich schon: 8. Das wären genau 1½ Jahre für einen Trainer. Das hat mit Nachhaltigkeit so viel zu tun wie deutsche Autos mit sauberen Dieselmotoren. Nicht nur bei VW und Audi. Bei allen.
- Was willst du mit diesem Vergleich jetzt sagen.
- Nur dass der FC Ingolstadt ein ganz normaler Profifußballklub wie alle anderen auch ist. Und das dort die gleichen moralischen Werte gelten, wie in den Firmenetagen, aus denen die Sponsorengelder kommen. Da wie dort gibt es immer nur eine Prämisse, und die lautet: Geld muss fließen. Je mehr, je besser. Das Mittel zum Zweck ist absolut zweitrangig. Oder glaubst du vielleicht, dass diese Trainer bei Ingolstadt ihre Verträge erfüllt haben. Sie wurden gefeuert. So wie das der ganz normale Wahnsinn im Geldfußball als Tagesgeschäft vorsieht. Rühmliche Ausnahmen wie zum Beispiel der SC Freiburg – gut der ist auch ein SC und kein FC, da scheint wirklich noch der Sport im Vordergrund zu stehen – bestätigen nur die Regel.
- Aber der Ralph wird nicht gefeuert.
- Eben nicht. Das Geschäft beruht ja auf Gegenseitigkeit. Jetzt feuert halt der Ralph. Ähnliche Beispiele gibt es doch auch genug. Jetzt langt’s mir aber wirklich. Wer ist Fußballfan, du oder ich?
- Ich natürlich. Wann warst du den zum letzten Mal beim FC 04?
- Ich muss erstmal mein erstes Mal schaffen, bevor ich überhaupt von einem letzten Mal sprechen kann.
- Du solltest dich schämen. Darauf lass ich mir jetzt aber einen ausgeben. Bedienung, zwei Calvados bitte!

Unglaublich! Schlimmer kann es für Jackwerth und Co. nicht mehr kommen: Schnee im April und der Hasenhüttl vom Fußball zum Rasensportball.  

Freitag, 15. April 2016

danubia connection N° 2 - Ein gutes Festival lebt von der Steigerung - 3.Tag

Und das ist den Organisatoren mit dem dritten Tag des Veranstaltungsmarathons im Rahmen von danubia connection N° 2 gelungen. Sehr gehaltvolle Vorträge, szenische Lesungen und Diskussionen. Eröffnet wurde dieser Tag des rumänischen Theaters mit einem Vortrag des deutschen Diplomaten Klaus Christian Olasz, seines Zeichens Referatsleiter an der deutschen Botschaft in Bukarest. Sein Betätigungsfeld deckt die Bereiche Kultur, Bildung und Probleme der deutschen Minderheit in Rumänien ab. Der Mann kennt sich aus, das steht ganz außer Frage. Nach bester diplomatischer Gepflogenheit nahm er zwar keine Bewertung der Kultursituation Rumäniens vor – „Das steht mir nicht zu.“ -, zeichnete aber sehr anschaulich ein Gesamtbild der kulturellen Lage. Rumänien wird bekanntermaßen von einem technokratischen Übergangskabinett regiert, das nur bis zu den nächsten Wahlen im Herbst im Amt sein wird. Dementsprechend kurz- oder mittelfristig können auch die angegangenen Projekte in der Kulturpolitik nur sein. Kulturminister Vlad Alexandrescu hat trotzdem erklärt, er versuche Projekte auf den Weg zu bringen, die eine nachhaltige Komponente enthalten und so von seinem Nachfolger fortgesetzt oder erfolgreich beendet werden können. Ein Blick in die Theaterszene zeigt, dass die Intendanten in der Regel sehr lange im Amt sind, was natürlich nicht zu einem flexiblen und für neue Wege offenen Apparat führt. Die Theater in staatlicher Trägerschaft werden großzügig gefördert, was logischerweise zu einer gewissen Abhängigkeit führt und es den unabhängigen Theatermachern umso schwerer macht. Der Referent streifte auch kurz das Thema der deutschen Minderheit. Die Minderheitenpolitik Rumäniens sei einzigartig in Europa und durchaus nachahmenswert. Es gibt noch immer zwei deutsche Theater, in Temeswar/Timişoara und Hermannstadt/Sibiu, und mehrere deutsche Zeitungen. Die Interessen der laut Volkszählung von 2011 noch rund 37.000 Deutschen, die auch einen Abgeordneten im Parlament haben, werden vom Demokratischen Forum der Deutschen vertreten. Dieses Forum ist aber keine politische Partei, sondern eine reine Interessenvertretung. Klaus Christian Olasz hielt kein steifes Schulreferat, sondern erzählte frei und locker von seiner Arbeit, den positiven Seiten, aber auch von den Unwegbarkeiten, denen man im Kulturalltag Rumäniens so begegnet. Das war nach ca. 45 Minuten ein sehr guter Auftakt zum dritten Akt der rumänischen Theatertage in Ingolstadt. 

Irina Wolf & Elise Wilk
Foto: Anton Potche
Wenn Hotelzimmer erzählen könnten! Elise Wilk, die rumänisch schreibende, deutsche Theaterschriftstellerin aus Siebenbürgen, hat vier voneinander unabhängige Geschichten ins Zimmer 701 geschrieben (Deutsch: Daria Hainz). Drei dieser merkwürdigen, skurrilen, lächerlichen, aber zutiefst menschlichen Szenen wurden im weiteren Verlauf des Theatertages von Donald Berkenhoff, Dramaturg und stellvertretender Intendant am Stadttheater Ingolstadt, als szenische Lesung auf die Bühne gebracht. Ob als Stripper, Selbstmörderin, Fotograf, Braut mit schwulem Bräutigam usw., das erfahrene Ingolstädter Trio Ingrid Cannonier, Jan Gebauer und Ulrich Kielhorn brachte das Publikum immer wieder zum Lachen – auch wenn es manchmal gar nichts zu lachen gab. Ich allerdings hatte den (natürlich subjektiven) Eindruck, dass die drei erfahrenen Bühnendarsteller ihre Sache nicht ganz ernst nahmen. Wie das auf den jeweils einzelnen Zuschauer wirkte, war dann eine rein individuelle Rezeptionsangelegenheit. Im Publikumsgespräch – diesmal konnte man Daria Hainz eine wohlverdiente Pause gönnen - erzählte Elise Wilk über die Entstehungsgeschichte dieses Stückes und es stellte sich heraus, dass die Autorin auch hierzulande kein unbeschriebenes Blatt ist. Eine Zuschauerin zeigte sich begeistert von ihren Arbeiten, die sie bisher gelesen habe. 

von links: Daria Hainz,
Alexandra Badea, Irina Wolf

Foto: Anton Potche
Gleiches Haus aber ein anderer Saal – Theaterschuppen wäre nicht unangebracht. Die letzte szenische Lesung des Festivals war angesagt: Zersplittert von Alexandra Badea, deutsche Fassung Frank Weigand. Vier erschöpfte Gestalten lagen mehr als sie saßen auf ihren Stühlen, als die Zuschauer den Raum betraten. Zwei Manager (gespielt von Jörn Kolpe und Matthias Zajgier), eine Managerin (Sandra Schreiber) und eine chinesische Bandarbeiterin (Mara Amrita). Vier junge, gehetzte, Menschen. Opfer des unbedingten Profits und einer Rastlosigkeit, deren Folgen nicht nur die Protagonisten selbst, sondern auch ihr soziales und vor allem familiäres Umfeld zu spüren bekommt. Getriebene unserer bis in die letzten Winkel vernetzten Zeit. Für diese Inszenierung – es war tatsächlich viel Theaterspiel dabei, und das war sehr, sehr gut – zeichnete Boris Brandner. Die Autorin dieses zeitgenössischen Theaterdokuments lebt in Frankreich und schreibt „nur in Französisch“, wie sie nach der Lesung/Aufführung dem Publikum erzählte. Ihre Stücke werden zwar auch in Rumänien gespielt, müssen aber zu diesem Zweck in ihre Muttersprache übersetzt werden. Das ist eigentlich bei Elise Wilk nicht anders, nur heißt es bei ihr von der Landessprache in die Muttersprache und nicht von einer Fremdsprache in die Muttersprache. Wie auch immer, das Resultat dieses Sprachenzickzacks kann sich sehen lassen. Und sie, diese sprachgewandten Autorinnen, wandeln ja auf den Spuren großer Vorgänger: Cioran, Eliade, Ionescu u. a.

von links: Irina Wolf, Elise Wilk,
Ramona Olasz,
Klaus Christian Olasz

Foto: Anton Potche
Zum Ausklang des sehr abwechslungsreichen Theaterfestivals danubia connection N° 2 – Junge rumänische Autorinnen im Scheinwerferlicht trafen sich alle in Ingolstadt vorstellig gewordenen Protagonisten noch einmal zu einer Podiumsdiskussion. Und da ging es dann im wahrsten Sinne des Wortes lebhaft und für das Publikum spannend und lehrreich hin und her. Erörtert wurde vor allem die finanzielle, personelle und perspektivische Situation des unabhängigen, privaten Theaters in Rumänien. Ramona Olasz, die mit ihrem Mann Klaus Christian Olasz das Theaterlaboratorium Bukarest  (TLB) gegründet hat, war wahrlich nicht zum Beschönigen aufgelegt: „In Rumänien ist es wahnsinnig schwierig Theater zu machen.“ Das TLB haben sie in Bukarest gegründet, weil sie dort immerhin eine Gemeinschaft von „um die sieben-, achttausend“ Menschen vorfanden: meist Schüler, die Deutsch lernen, und kein deutsches Theaterangebot haben. Die Familie Olasz beschäftigt in ihrem TLB sieben Schauspieler. Einer wird sich jetzt aber verabschieden, weil „man vom Theater nicht wirklich leben kann“. Die kleine Bühne finanziert sich ohne jegliche Zuschüsse, während das staatliche „Nationaltheater jährlich 8 Millionen Euro nur Betriebskosten zur Verfügung hat“. Und doch zahlt TLB seine Schauspieler besser als die staatlichen Theater. Das liegt auch daran, „dass sie einfach mehr spielen“. Trotzdem ist es schwierig, in Bukarest gute deutschsprechende Schauspieler und besonders geeignete Spielstätten zu finden . Es gibt in der rumänischen Hauptstadt auch Versuche, in kleinem Rahmen Boulevardkomödien zu spielen. Wenn diese aber „anecken“, verschwinden sie schnell von der Bühne.

Gianina Cărbunariu konnte von diesen Schwierigkeiten ein eigenes Lied singen, hatte sie doch selber zehn Jahre lang eine eigene Theatertruppe in Bukarest. Nach ihrer Auffassung gibt es aber einen klaren Unterschied zwischen unabhängigem (independent) und komerziellem (comercial) Theater. Die Wirklichkeit widerspiegelt diesen Unterschied aber nicht, dort vermischen sich die zwei Arten. Es wurde schnell klar, dass die engagierte Autorin und Regisseurin einen klaren Strich zwischen ernstem und nur der Unterhaltung dienendem Theater zieht - wie beim oft bemühten Unterschied zwischen E- und U-Musik. Dabei beklagte sie, dass sich immer mehr Gruppen als seriös ausgeben, aber nur ökonomische Interessen verfolgen. Trotzdem will sie in naher Zukunft erneut einen Start mit einem unabhängigen Theaterprojekt wagen. Angebote von sogenannten Staatstheatern hat sie schon gleich nach ihrem Studium abgelehnt. „Ich war keine Arbeitslose, sondern habe die Unabhängigkeit gewählt.“ Koproduktionen mit ausländischen Produzenten gewährleisten ihr eine gewisse, auch finanzielle, Unabhängigkeit und Sicherheit. Abschließend hielt auch sie fest, dass „es sehr schwierig ist, in diesem System [A.d.V.: dem rumänischen] Theater zu machen“.

von links: Ioana Păun,
Alexandra Badea
, Daria Hainz,
Gianina Cărbunariu
, Irina Wolf 

Foto: Anton Potche
Die Regisseurin Ioana Păun, angesprochen auf die Eröffnungsvorstellung des Festivals, Domestic Products, erzählte, dass dieses Stück eigentlich als Höhrspiel angedacht war und sich erst während der Arbeit zum Schauspiel entwickelt hat. Es gibt einen rumänischen Theaterfond, aus dem Theaterstücke angekauft werden. Wenn dieser aber erschöpft ist, haben eingereichte Projekte eben Pech gehabt. So erging es auch diesem Stück. Es gibt eigentlich keinen Produzenten, der es in seinem Repertoire hat, so dass es dem Zufall überlassen ist, wann es in Rumänien mal auf eine Bühne kommt. Heuer ist es allerdings so, dass überraschend viele Projekte gefördert werden sollen, so dass sich viele Künstler zurzeit um diesen Topf versammelt haben. Es stellt sich dabei allerdings auch die Frage „wie viel projektbezogene Fastfood-Kunst“ dabei herausschaut. Man weiß noch nicht, wie diese eingetretene Förderfreundlichkeit des Kulturministeriums sich auf die alternative unabhängige Kulturszene auswirken wird.

Klaus Christian Olasz 
als Konsul in Temeswar
(2009 - 2013)

Fotoquelle: Opina Timişoarei
Klaus Christian Olasz unterstrich im Wesentlichen das Gesagte und fügte hinzu, dass es für Diplomaten immer „ein schwieriger Lernprozess sei“, die Gegebenheiten eines Landes zu erfassen. Dazu „braucht man schätzungsweise immer die Hälfte der Zeit, die man in einem Land verbringt.“ Und man macht dann natürlich seine Erfahrungen, die in diesem Fall den Ausführungen der jungen rumänischen Protagonisten auf dem Podium inhaltlich durchaus entgegenkommen. Als Beispiel führte er an, dass die deutsche Botschaft in Rumänien das Deutsche Staatstheater in Temeswar jahrelang finanziell unterstützt hat, um dann bei einer Prüfung festzustellen, dass dieses Haus von kommunaler Seite finanziell so gut gepolstert ist, dass es auf die Förderung seitens der Botschaft gar nicht angewiesen war und auch heute nicht ist. Die Deutsche Botschaft bemüht sich daher, „nur freie Gruppen zu unterstützen“. Dass so etwas dann in der Praxis nicht immer reibungsfrei abläuft, liegt in der Natur der Sache. Denn als „sogenannter Diplomat“ ist man eher von „Intendanten und Generaldirektoren der üppig finanzierten staatlichen Institutionen umschmeichelt“ als von Künstlern aus dem freien Sektor.

Nach so viel Kulturpolitik kam die Moderatorin Irina Wolf dann doch noch auf reine Theateraspekte zu sprechen. Und erntete sofort energischen Widerspruch. Sie meinte nämlich, dass zu ihrer Rechten drei Autorinnen & Regisseurinnen säßen und zu ihrer Linken eine „klassische Dramatikerin“. Und das könnte vielleicht auch das Verhältnis dieser neuen Tendenz, als Regisseur seine Stücke selber zu schreiben, widerspiegeln. Angesprochen war als „klassische Dramatikerin“ Elise Wilk. Die wollte aber von diesem Verhältnis nichts wissen. Sie war der Meinung, dass „es genug Leute gibt, die für das Theater nur schreiben, ohne ihre Texte zu inszenieren“. Man könne von einer Halb-Halb-Situation sprechen, aber keineswegs von einem Trend, denn das Phänomen sei nicht neu, auch ältere Kollegen würden schreiben und inszenieren. Daraus entwickelte sich ein lebhaftes Hin und Her, das wie bei solchen Podiumsdiskussionen üblich kein Licht ins Dunkel brachte. Elise Wilk plädierte für ein besseres Einbeziehen des Autors in die Inszenierungsarbeit. „Das kann nur gut sein.“

Alexandra Badea ist natürlich die richtige Ansprechpartnerin, wenn es um das französische Theater geht. Irina Wolf wollte von ihr aber wissen, wie man in Frankreich das rumänische Theater sieht. Und da gab es dann überraschende Antworten. Man kennt es nämlich gar nicht. In Frankreich werden nur einzelne Personen der rumänischen Theaterszene wahrgenommen: Schauspieler, Regisseure oder auch Autoren. Was Alexandra Badea dann weiter zum Besten gab, war nicht nur anekdotenhaft, sondern hatte auch eine Dosis schwarzen Humors. Vor etwa zehn Jahren fuhren französische „scouts“ nach Rumänien, um Ausschau nach Talenten zu halten. Dort wendeten sie sich aber ans Kulturministerium in dem Irrglauben, ein ähnliches System wie in Frankreich vorzufinden. Man zeigte diesen „Kulturscouts“ dann aber „ziemlich verstaubte Stücke“, so dass sie nicht wiederkehrten. Auf das rumänische Theater wurde man erst wieder aufmerksam, als Texte der jungen Autorengeneration in Frankreich zu zirkulieren begannen. In Frankreich ist der rumänische Film viel präsenter als das Theater. 

Man kann den darauffolgenden Einwurf von Ramona Olasz als essenziellen Schlussmonolog werten. Sie als Theaterproduzentin muss letztendlich einen Bezug zum Publikum haben, und den in der „zersplitterten“ Szene herzustellen, ist sehr schwer. Das Publikum in Rumänien kann nicht zu einer Entität heranwachsen, es fühlt sich nicht an eine Theaterinstitution gebunden. Man weiß von rumänischen Künstlern, „die im Ausland ein größeres Publikum als zu Hause haben".

Als sich eine Stunde angeregter Podiumsdiskussion dem Ende näherte, es fehlten wirklich nur wenige Minuten, meldete sich Gastgeber Knut Weber noch einmal zu Wort. Er erwiderte den von Irina Wolf im Namen der Gäste ausgesprochenen Dank und bekundete, dass er „viel gelernt [habe] über die Autorinnen- und die Theaterszene.“ Für ihn waren das spannende Tage, und er meinte, dass sich doch viele der diskutierten Probleme denen in Deutschland ähneln, „gerade was so das Verhältnis von freier Szene und etabliertem Theater betrifft“, um dann mit einem Ratschlag für die Gäste aus Rumänien aufzuwarten: „Ich glaube, dass Rumänien jetzt vielleicht die Schritte nachholen muss, für die in Deutschland länger Zeit war. [...] Es gibt in Deutschland die Bundeskulturstiftung und die könnte möglicherweise auch für Rumänien eine interessante Institution sein, weil sie mit relativ viel Geld die etablierte Szene mit der freien Szene verbindet.“ Und dann zum Schluss gab es noch einen kleinen Hoffnungsschimmer (keine Zusage) als Zuckerl vom Intendanten. Er hält es nämlich für durchaus möglich, dass in Zukunft das eine oder andere Stück der anwesenden und anderer junger rumänischer Autoren und Autorinnen Eingang ins Repertoire des Ingolstädter Stadttheaters finden könnte.

Dann war aber wirklich Schluss ... mit dem Reden. Es begann die letzte Szene des dritten Akts. Und die war der Musik vorbehalten: Balkanmusik, Klezmer, irische, russische und südamerikanische Weisen gespielt von der Vier-Mann-Band Gitanes Blondes.

Was diesem Festival fehlte, war das Publikum. Dessen Zahl stand alle drei Tage im umgekehrten Verhältnis zur Quantität und Qualität der Darbietungen. Schade! 
Anton Potche

Mittwoch, 13. April 2016

danubia connection N° 2 - Keine Chance für Mugur Călinescu – 2. Tag

Der zweite Ingolstädter Tag der Junge[n] rumänische Autorinnen im Scheinwerferlicht begann unter außergewöhnlichen Schutzmaßnahmen. Eine Hundertschaft von Bereitschaftspolizisten hatte das Kleine Haus am Brückenkopf umstellt. Alle Zufahrtswege waren mit Polizeiautos abgeriegelt. Schwer bewaffnete Polizisten, Schauspieler und Zuschauer benutzten gemeinsam die Toilette im Theaterprovisorium an der Donau. (Nichts hält länger als ein Provisorium, sagt der Volksmund.) Dass es  unter diesen äußeren Umständen für den drinnen im kleinen Saal den Akten der Securitate entstiegenen Mugur Călinescu keine Chance zum Entkommen gab, wäre eindeutig gewesen, wenn ... ja wenn die Polizisten wegen ihm angerückt wären.

Dem war aber nicht so. Die waren vor Ort, um dafür zu sorgen, dass rechts und links der Donau versammelte Demonstranten (Der III. Weg) und Gegendemonstranten vom lokalen Bündnis Ingolstadt ist bunt sich nicht zufällig in die Quere kamen. Das sollte aber den Gymnasiasten Mugur Călinescu nicht aufatmen lassen, denn um ihn kümmerten sich auf der Bühne des Kleinen Hauses sehr intensiv Kollegen, Lehrer, Parteibonzen, Securitateoffiziere und nicht zuletzt seine geschiedenen Eltern. Sie alle machen mit ihrer Fürsorge das Theaterstück Schrift in Großbuchstaben (aus der Anthologie Machtspiele. Neue Theaterstücke aus Rumänien, Verlag Theater der Zeit, Berlin, 2015), verfasst von Gianina Cărbunariu und ins Deutsche übersetzt von Daria Hainz, aus.

Wie die Autorin selbst sagte, hat sie dieses Stück nicht geschrieben, sondern aus Aktenzitaten des rumänischen Geheimdienstes Securitate zusammengesetzt. Also ein Collagen-Stück von der Form her ähnlich mit Herta Müllers Collagen-Gedichten. Aber warum kümmern sich alle so um den Schüler Mugur Călinescu, der doch nur die Losung „Freiheit! Wir fordern, dass die Menschenrechte respektiert werde!“ an eine Wand gesprüht hatte. Wer Ort und Zeit der Handlung erfährt und sich nur ein wenig in der Geschichte Rumäniens auskennt, weiß sogleich Bescheid: Botoşani im Jahre 1981. Die dunkelste Periode des rumänischen Nationalkommunismus war angebrochen. Der Geheimdienst des Diktators Nicolae Ceauşescu verbreitete Angst und Schrecken im Land. Wer aufmuckte, stand schnell allein und verlassen da. Das Stück demaskiert nicht nur die Grausamkeit eines diktatorischen Regimes, sondern zieht auch die Unverhältnismäßigkeit der Securitatemaßnahmen ins Lächerliche, ganz abgesehen von der simplen von Primitivismus strotzenden Phrasendrescherei des Geheimdienstes, um zum Schluss die Heuchelei der Geheimdienstler und ihrer Helfershelfer bloßzustellen.
Fotos: Anton Potche

Eine gelungene szenische Lesung war das, was der Ingolstädter Schauspieler Sascha Römisch im an diesem Nachmittag (16:00 Uhr) rundum abgesicherten Kleinen Haus des Stadttheaters Ingolstadt inszeniert hatte. Zuerst waren die Losungen da, dann kamen die Ankläger und als die Losungen verschwanden, stand der Angeklagte da - schutzlos den Häschern der Securitate ausgeliefert. Auch eine Lesung (mit viel Spiel) benötigt gute Darsteller, wenn sie gut sein soll. Diese hier war gut, dank Victoria Voss, Olaf Danner, Peter Greif, Benjamin Kneser (als Mugur Călinescu), Ralf Lichtenberg und Marc Schöttner.


von links: Daria Hainz,
Gianina Cărbunariu, Irina Wolf
Nach der szenischen Lesung stellte sich die auch international bekannte Autorin und Regisseurin Gianina Cărbunariu den Fragen des Publikums. Ihre Übersetzerin Daria Hainz stand ihr dabei hilfreich zur Seite. Schnell entwickelte sich eine lebhafte Diskussion, die von Neugierde, aber auch von Selbsterlebtem seitens des Publikums geprägt war. Die Fragenden hatten es mit einer sehr charmanten, aufgeschlossenen, gut informierten und auch schlagfertigen Gesprächspartnerin zu tun. Dass die Securitate sogar unter den minderjährigen Schulkindern Spitzel rekrutierte, traute ich persönlich diesem Geheimdienst zwar zu, dass die Ausmaße aber so aberrant hoch waren, hätte ich mir dann doch nicht vorgestellt. Gianina Cărbunariu erwähnte einen Fall von 120 zu Spitzeltätigkeiten rekrutierten Jugendlichen in einem Gymnasium mit nur einigen Hundert Schülern. Sie Securitate sei nicht tot, erzählte sie weiter. Die Geheimdienstmitarbeiter von damals hätten nach 1990 eine Weile innegehalten, um dann im neuen SRI (Serviciul Român de Securitate – Rumänischer Geheimdienst) wieder aktiv zu werden. Als Sucherin in den Akten gesteht die Autorin sich selbst einen voyeuristischen Ansatz zu, der einfach entsteht, wenn man sich in diese Geschichten vertieft. Man stellt aber auch fest, dass sich in den Dossiers Realität und Fiktion sehr nahe kommen. Besonders die Denunziationen stammen oft aus dem Reich der Fantasie. Als Beispiel führte sie einen sehr fleißigen Denunzianten an, der jede Geste seines Opfers kommentierte, und auf dessen schriftliche Eingabe der die Akte begutachtende Securitateoffizier den Vermerk notierte: „Die Interpretation nehmen wir vor.“ Das wiederum hat einen Zuschauer zu der Frage veranlasst, ob im heutigen Rumänien angesichts der vielen verhafteten Politiker überhaupt noch zwischen Denunziation und Zivilcourage unterschieden wird. Die konkrete Antwort blieb aus. Gianina Cărbunariu beschränkte sich auf den Unterschied zwischen Denunziation (rum.: turnătorie) und Zivilcourage. Es ist aber nach ihrer Überzeugung sicher so, dass sowohl die gewesenen Securitatemitarbeiter als auch deren Nachfolger bestimmt wussten und wissen, dass sie sich des Denunziantentums und nicht der Zivilcourage bedienten und wohl auch heute noch bedienen. „Es gibt eben Dinge, die sind legal, aber nicht moralisch. Wie eben das Beispiel Panama zeigt.“ Als ein sich bekennender Siebenbürger Sachse die 1977 geborene Autorin fragte, ob sein Landsmann Klaus Johannis „da unter den Rumänen eine Zukunft habe“, bekam er die schlagfertige Antwort: „Er hat vor allem eine Vergangenheit.“ So war diesem eigentlich todernsten ersten Teil des Theaternachmittags vom 9. April noch ein heiterer Ausklang beschert.

Auch der zweite Teil wurde von einem Theaterstück Gianina Cărbunarius ausgefüllt. Die szenische Lesung des Stückes Spargel (gleiche Anthologie) wurde von Mona Sabaschus in Szene gesetzt. Die in einem Supermarkt beim Warten auf erhoffte Preissenkungen kurz vor Ladenschluss ins Gespräch gekommenen Georg, Rentner, und Dani, rumänischer Leiharbeiter, wurden von Jan Gebauer und Béla Milan Uhrlau gespielt. Im Programmheft kann man zu diesem Stück lesen: „Die Autorin nimmt die westliche Konsumgesellschaft ins Visier und widmet sich gleichzeitig mit einer frechen Portion schwarzem Humors den aktuellen Themen Migration und Toleranz.“

Auch diesem Stück folgte ein Publikumsgespräch, womit der verlängerte Theaternachmittag mit erhöhten Sicherheitsmaßnahmen aber noch lange nicht zu Ende war. Die Bühne wurde nämlich von der Band Toulouse Lautrec besetzt, die zu einem Buffet und vielleicht auch Tanz aufspielte (ich war schon nach dem ersten Theaterstück gegangen, war doch weit und breit keine Blasmusik in Sicht), um so den Festivalcharakter von danubia connection N° 2 auch voll und ganz zu gewährleisten.
Anton Potche

Montag, 11. April 2016

danubia connection N° 2 - Einblick in die alternative rumänische Theaterszene – 1. Tag

Knut Weber
Foto: Anton Potche
Im Kleinen Haus des Theaters Ingolstadt gaben sich am vergangenen Wochenende junge rumänische Theatermacherinnen – zwei Männer waren von rumänischer Seite auch in das Geschehen involviert – ein bemerkenswertes Stelldichein. Knut Weber, der Intendant des Stadttheaters, begrüßte zur Eröffnung des dreitätigen Theaterfestivals bei einem Stehempfang neben den angereisten Regisseurinnen und Autorinnen auch eine Reihe von Gästen, die als Beobachter oder Unterstützer zugegen waren: Irina Cornişteanu, Direktorin des Rumänischen Kulturinstitus Wien, Alexandra Crăsnaru, Kulturreferentin am Rumänischen Kulturinstitut Berlin, Klaus Christian Olasz, vom Referat für Kultur, Bildung und die deutsche Minderheit an der Deutschen Botschaft Bukarest, Ramona Olasz, Gründerin des deutschsprachigen Theaterlaboratoriums Bukarest, Dr. Alexandrina Panaite, erste Sekretärin an der Rumänischen Botschaft in Berlin, Ramona Trufin, Vorsitzende des Rumänischen Freundeskreises Ingolstadt, und last but not least Dorina Butucioc, Theaterkritikerin aus der Republik Moldau.

Darf man den Tod eines Menschen als ein gutes Omen deuten? Diese verrückte Frage stellte ich mir instinktiv, als die in Bukarest geborene und in Wien lebende Journalistin und Theaterkritikerin Irina Wolf die aus ihrer Sicht zu langsame Trendwende vom großen staatlichen Theater zu kleinen, flexiblen Experimentbühnen in Rumänien beklagte. Das Makabre in meiner gedachten Frage könnte etwas mit der Langsamkeit des Wandels in der Theaterwelt – einige mögen es als Trägheit empfinden – liegen, Wandel, der oft nur mit einem Generationswechsel entschieden einhergehen kann. 

Irina Wolf
Foto: Anton Potche
Irina Wolf referierte an der Ingolstädter Bühne im Rahmen der Veranstaltung danubia  connection N° 2 (N° 1 streckte vor vier Jahren seine Fühler nach Ungarn aus) über die rumänische Theaterszene und sicherte so den Einstieg in ein dreitägiges Minitheaterfestival unter dem Motto Junge rumänische Autorinnen im Scheinwerferlicht, vom 8. bis zum 10. April. In Rumänien gibt es zurzeit noch 50 staatlich geförderte Theater und viel weniger freie Bühnen. Viele der Spielstätten sind sanierungsbedürftig. Durch das Ingolstädter Publikum ging ein leises Raunen. Die Parallele zum örtlichen Stadttheater war, wahrscheinlich völlig unbewusst, gezogen. Die Theatersorgen scheinen sich entlang der Donau grenzübergreifend zu ähneln.

Nach dem Sturz der kommunistischen Diktatur dauerte es in Rumänien ganze fünf Jahre, bis die ersten privaten Projekte im Theatersektor Gestalt annahmen. Sie gehen meistens auf Studenteninitiativen zurück und beschränken sich auf wenige Großstädte. Die Referentin erwähnte besonders Theaterplattformen, an deren Gründung einige der in Ingolstadt anwesenden Autorinnen beteiligt waren. Diese ohne staatliche Finanzierung agierenden Gruppen schrieben die ersten Wettbewerbe der rumänischen Theaterszene aus: 2002 einen Projektwettbewerb für junge rumänische Regisseure und  2010 den Projektwettbewerb für junge rumänische Regisseure und Bühnenbildner. Die Zukunft der jungen rumänischen Theaterszene sei ungewiss, schloss Irina Wolf ihren Vortrag. Und das, obwohl einige der Autorinnen durchaus auf internationale Resonanz verweisen können.

Darf man den Tod eines Menschen als ein gutes Omen deuten? Der Generationswechsel ist auch in Rumänien in vollem Gange. Mir fiel die am Morgen des gleichen Tages von den rumänischen Medien verbreitete Nachricht ein: Mircea Albulescu ist im Alter von 81 Jahren verstorben – einer der ganz großen Schauspieler Rumäniens. Er wurde am letzten Tag des kleinen Ingolstädter rumänischen Theaterfestivals in Bukarest mit militärischen Ehren bestattet. Diese Ehre wurde meines Wissens noch keinem deutschen Schauspieler zuteil. Also kann es um die Zukunft des rumänischen Theaters so schlecht nicht bestellt sein.

Anschließend an diesen Vortrag wurde Xandra Popescus Stück Domestic Products aufgeführt. Die Regie hatte Ioana Păun inne. Es spielten Ioana Flora und Smaranda Nicolau. Als unsichtbare Stimme war die von Diana Miron zu hören. Für die deutschen Zuschauer wurde der Text übertitelt. Das Stück erzählt die Geschichte eines illegal in Rumänien lebenden phillipinischen Kindermädchens, das des Landes verwiesen wurde. Die Parallele zu illegaler Beschäftigung bei uns, besonders im Pflegebereich, liegt auf der Hand.

Nach der Aufführung gab es noch Gelegenheit zum Gespräch mit der Regisseurin. Der erste Tag von danubia  connection N° 2 klang mit Gesprächen bei einem Buffet aus.
Anton Potche

Donnerstag, 7. April 2016

bis doher

stichlerei im johrmarker dialekt



wer sich in deitschland
iwer de sultan
lustich macht
hot schnell ausgelacht


uf der schanz, 2016
berns toni

Montag, 4. April 2016

Klassikpotpourri als Modell für symphonisches Hörerlebnis

„Ein Potpourri ist in der Musik eine Komposition, die aus bereits bestehenden Kompositionen zusammengesetzt wird und nachträglich eine neue, mehr oder weniger harmonische musikalische Einheit bildet.“ Diese Definition bietet Wikipedia an. Und sie ist so jedem Volksmusikhörer bekannt. Ob sie auch in der Klassik Geltung findet, dürfte umstritten sein. Fakt ist, dass es Komponisten gibt, die dieses Metier des Zusammensetzens bestehender Musikfragmente zu einem neuen Werk für sich entdeckt haben. Friedmann Dreßler ist einer dieser Erneuerer in der klassischen Musik. Der in Dresden geborene Musiker spielt seit 1987 als stellvertretender Solocellist bei den Duisburger Philharmonikern und gastiert seit 1994 regelmäßig im Festspielorchester von Bayreuth – auch 2015.

Dieses Wirken in Bayreuth muss man als biographische Wegmarke im musikalischen Werdegang des komponierenden und arrangierenden Orchestermusikers Friedmann Dreßler hervorheben, scheint sie doch einen erheblichen Einfluss auf seine Komponisten- und Arrangeurtätigkeit zu haben. Eines seiner umfangreichsten Werke ist Der symphonische Ring, eine Bearbeitung – laut obiger Wikipedia-Definition kann man auch von einer Komposition sprechen – von Richard Wagners (1813 – 1883) Der Ring des Nibelungen.


Der symphonische Ring wurde im Juni 2011vom Nationaltheater-Orchester Mannheim an zwei Abenden aufgeführt und kann als Livemitschnitt auf einer Doppel-CD angehört werden. Was Dan Ettinger, ein weitgereister und sehr vielseitig agierender Dirigent, mit seinem Orchester dargeboten hat, kann nicht nur für Wagner-Fans eine interessante musikalische Erfahrung sein. Die Partitur dieses Symphonischen Rings trägt die Werkpräzisierung Ein orchestrales Drama in zwei Teilen. Das heißt, dass man Teile des Rings des Nibelungen ganz ohne Gesang erleben kann. Was man von Ouvertüren und diversen Vorspielen der Gattung Oper kennt, erfährt hier eine neue Dimension, die, wie im Titel angekündigt, wahrlich symphonische Ausmaße annimmt.

Ein vielversprechendes Experiment, und wer sich darauf einlässt, wird wahrlich nicht enttäuscht. Man darf sich dieses zweiteilige Werk aber nicht als Melodienfolge instrumental vorgetragener bekannter Arien vorstellen, wie man es von Konzerten großer Bläserphilharmonien kennt. Friedmann Dreßler hat die Begleitmusik des Bühnengeschehens im Ring des Nibelungen zu einem neuen symphonischen Gebilde verschmolzen. Entstanden ist eine Symphonie des Rings, ein Werk das zwar nicht von Ohrwürmern strotzt, aber dafür mit etwas mehr thematischen Höhepunkten als eine Symphonie in genrespezifischer Form aufwartet.

Das Gefühl, einer neuen Komposition zu lauschen, kommt schon nach den ersten Übergängen im Rheingold auf, um sich dann vom Vorspiel zum Gesang der Rheintöchter und weiter zu Alberichs Liebesfluch, der Götterburg Walhall, über Das Schmieden bis zu Donners Ruf zu verfestigen. Unterliegt man als Zuhörer mit dem Booklet in der Hand bei diesem orchestralen Anfang des Symphonischen Rings noch dem Gewohnheitsimpetus, jeden Einzeltitel als selbstständige Komposition wahrzunehmen, so ändert sich das spätestens bei den Orchesterteilen der Walküre. Ich hatte das Inhaltsverzeichnis längst beiseitegelegt und mich dem Lauschen hingegeben. Es spielte auch keine Rolle mehr, ob ich die Übergänge von Siegmund und Sieglinde zu Die Winterstürme oder Wotans Abschied zu Feuerzauber und andere bewusst erlebte. Ich lauschte längst einem neuen Werk, das für mich überhaupt nichts Epigonales ausstrahlte.

Der Symphonische Ring war in Mannheim auf zwei Abende angelegt. Man könnte auch von zwei Symphonien sprechen. In der ersten wurde Wagners Orchestermusik in neuer Bearbeitung (oder als neue Komposition) aus Rheingold und Walküre gespielt und in der zweiten erklangen Themen aus Siegfried und Götterdämmerung. In dieser Einteilung sind die zwei Konzerte auch auf CD 1 und CD 2 aufgenommen. 

Die Musik auf der zweiten CD – also Der Symphonische Ring Teil 2 – entwickelt sich im Vorspiel zum 2. Aufzug des Siegfried regelrecht aus der Lautlosigkeit. In einem Opernführer aus dem Jahre 1948 kann man zu dieser Ring-Oper lesen: „In dem von Tragik umwitterten Ablauf des Ringes bildet der Siegfried ein Idyll. Dieses Werk ist wohl die schönste künstlerische Gestaltung deutschen Naturempfindens.“ Leider, leider auch schändlich missbraucht! Über die Grundstimmung dieser Ring-Oper (Uraufführung am 16. August 1876 in Bayreuth) besteht aber Konsens über die geschichtlichen Epochen hinaus. Im Booklet dieser Doppel-CD kann man nämlich lesen: „Die hier zu Klang gewordene Naturpoesie gehört wohl zum Schönsten, was die abendländische Musik hervorgebracht hat.“

Natur kommt ohne feine Nuancierungen nicht aus. Das weiß jeder, der ein Auge für sie hat. Das trifft auch auf die Musik zu. Und sie können auch düster sein, die Natur wie die Musik Richard Wagners und hier jene Friedmann Dreßlers. In den Tiefen der über tremolierenden Bratschen und Celli erklingenden Tuba (hier gespielt von Siegfried Jung) schlummert das Dunkel der Neidhöhle. Aber in ihrem langsam anschwellenden Ton bis hin zum Fortissimo deutet sich schon Siegfrieds Kampf mit dem Drachen an. Viel Pathos und viel Tragik liegen in der Luft. Das spürt man auch ohne Gesang und Bühnenhandlung.

Aber auch wie viel Schönheit! (Und sie kommt dankenswerterweise vor dem Kampfgetöse, für das Wagner sogar vierfache Bläserbesetzung vorgeschrieben hat.) Waldweben. Diese Klarinette. Zart deutet sie das Wälsungenwehmotiv an. Und diese Flöte. Ist das nicht ein Vöglein? Und das alles über einem leisen Raunen der Streicher. Morgensonne eben, die ihre ersten Strahlen durch das Dickicht wirft. Und so geht es mit gespaltenen Gefühlen – Liebhaber von Bläsermusik können sich wohl kaum satt hören - weiter durch den Siegfried auf die Götterdämmerung zu.

Das ist Schicksalsmusik schlechthin. Alles bisher Gehörte verdichtet sich noch einmal und steuert im Duett Siegfried-Brünnhilde auf einen hellen Hornruf Siegfrieds hin, der nahtlos in Siegfrieds Rheinfahrt übergeht. In diesem Orchesterzwischenspiel klingen mehrere Hauptmotive des Rings an.

Die Hornrufe im Vorspiel zum 3. Aufzug gehören zu den schönsten Momenten dieser Doppel-CD obwohl sie auf die Ermordung Siegfrieds durch Hagens Speer zusteuern. Siegfried stirbt, doch nicht ohne seine letzten Gedanken Brünnhilde zu widmen. Wie sehen die letzten Gedanken an einen geliebten Menschen aus? Das weiß wohl niemand. Aber so könnten sie sich anhören: wie bereits aus dem Jenseits stammende Harfenklänge und eine weinende Geige. (Siegfrieds Erinnerung an Brünnhilde).Was bleibt, ist irdisch: Siegfrieds Tod und Trauermarsch. Und die Musik dazu ist eine Andeutung aller musikalischen Motive, die den toten Helden durch den Ring begleitet haben.

Nun mag man Wagners Musik anderen Sphären zuschreiben, auch die oder besonders die des Rings, letztendlich bleibt sie aber doch geerdet. Auch wenn alle entschwinden, bleibt der Mensch zurück. Das Schmerz tragende und aushaltende Individuum. Brünnhildes Schlussgesang ist von vielen hohen, ja schrillen Tönen durchzogen. Aber auch von herrlichen Motiven, die wir kennen und die uns Mut zum Weiterleben geben – nach der Götterdämmerung.

Die letzten Akkorde sind der reinste Sonnenschein. Das ist wirklich eine hörenswerte Symphonie in zwei Teilen, die Friedmann Dreßler hier geschaffen hat, eine Richard-Wagner-Symphonie. Dieser unbestimmte Artikel ist mit Absicht gewählt, denn der große Opernkomponist Richard Wagner war sich der symphonischen Qualitäten seiner Kompositionen anscheinend voll bewusst. Nicht umsonst hat er seiner Frau Cosima das Siegfried-Idyll, ein symphonischer Satz für kleines Orchester, in dem Motive aus der Nibelungen –Trilogie zu einem neuen Werk verarbeitet wurden, gewidmet.

Der Symphonische Ring kann bei Amazon als MP3-Version zum Preis von 16,39 € erworben werden. Als Audio-CD ist er zurzeit im Handel leider nicht auffindbar.
Anton Potche