Mittwoch, 27. April 2016

Seppi und Peppi unterhalten sich über Ralph Hasenhüttl

Die Stimmung im Bahnhofscafé ist getrübt. Auch bei Seppi und Peppi.

- Wir sind ja reich gesegnet mit Österreichern.
- Meinst du mit wir die Ingolstädter.
- Ja: Piëch, Ullrich, Hasenhüttl und bestimmt noch andere auch, die ich nicht kenne.
- Ist doch gut. Die waren doch ein Segen für uns in der Wirtschaft, und im Sport sind sie es immer noch.
- Aber nicht mehr lange. Der Hasenhüttl will ja weg. Zu Leipzig.
- Ja und? Es zieht ihn halt zu seinen Landsleuten. Was ist denn da so verkehrt.
- Das Geld zieht ihn, sonst nichts.
- Auch das ist normal. Ich weiß gar nicht, warum diese Ingolstädter so ein Lebtag draus machen. Reisende soll man nicht aufhalten.
- Der hat doch einen Vertrag bei uns bis 2017. Ja gibt’s denn gar keine Moral mehr in diesem Land?
- Ach, du meinst den ehrlichen Kaufmann? Den gibt es bestimmt noch. Aber nicht im Fußball. Dort gelten ganz andere Spielregeln, die mit Moral, Anstand, Ethik, Charakter, Ehre und anderen Eigenschaftsbegriffen wenig bis nichts zu tun haben. Verträge sind dort nur Spielzeuge und meistens das Papier nicht wert, auf dem sie stehen. Dieser Jackwerth und seine Gefolgsleute machen sich doch nur lächerlich durch ihr schon fast weinerliches Festhalten an einem Trainer. Mehr ist dieser Österreicher doch auch nicht: ein Fußballtrainer. Und der geht dorthin, wo’s mehr Kohle gibt. Vertrag hin oder her. Oder glaubst du vielleicht, der wäre heute noch in Ingolstadt, wenn die Mannschaft gegen den Abstieg spielen müsste? Den hätte der gleiche Jackwerth, der jetzt da herumjammert - schau her, da steht’s im DONAUKURIER: „Das ist eine Charakterfrage, eine Frage der Ehre“, hat er gesagt -, derselbe Jackwerth hätte ihn, den Hasenhüttl, schon längst zum Teufel gejagt.
- Meinst du?
- Nein, das meine ich nicht. Das ist so sicher wie das Amen im Gebet. Du musst bloß schauen, wie viele Trainer der FC Ingolstadt schon hatte.
- Kannst du dich noch an alle Namen erinnern?
- Probier du’s. Du bist doch FC-04-Fan, nicht ich.
- Gut. Pass auf: Jürgen Press, Thorsten Fink, Horst Köppel ...
- ... war da nicht noch ein gewisser Wiesinger dazwischen ...
- ... doch, doch, Michael heißt der, Michael Wiesinger, aber der war nicht lange. Nach dem Köppel ist dann der Benno Möhlmann gekommen, und danach ...
- Fanlücke, was?
- Schmarrn ... jetzt, jetzt hab ich’s: der Tomas Oral war der nächste, dann der Marco Kurz und jetzt der Ralph Hasenhüttl.
- Und seit wann gibt’s den FC 04 Ingolstadt?
- Seit 2004. Steht doch im Namen des Vereins.
- Das sind jetzt knappe 12 Jahre. Und wie viele Trainer waren das? Hast du mitgezählt? Nicht? Ich schon: 8. Das wären genau 1½ Jahre für einen Trainer. Das hat mit Nachhaltigkeit so viel zu tun wie deutsche Autos mit sauberen Dieselmotoren. Nicht nur bei VW und Audi. Bei allen.
- Was willst du mit diesem Vergleich jetzt sagen.
- Nur dass der FC Ingolstadt ein ganz normaler Profifußballklub wie alle anderen auch ist. Und das dort die gleichen moralischen Werte gelten, wie in den Firmenetagen, aus denen die Sponsorengelder kommen. Da wie dort gibt es immer nur eine Prämisse, und die lautet: Geld muss fließen. Je mehr, je besser. Das Mittel zum Zweck ist absolut zweitrangig. Oder glaubst du vielleicht, dass diese Trainer bei Ingolstadt ihre Verträge erfüllt haben. Sie wurden gefeuert. So wie das der ganz normale Wahnsinn im Geldfußball als Tagesgeschäft vorsieht. Rühmliche Ausnahmen wie zum Beispiel der SC Freiburg – gut der ist auch ein SC und kein FC, da scheint wirklich noch der Sport im Vordergrund zu stehen – bestätigen nur die Regel.
- Aber der Ralph wird nicht gefeuert.
- Eben nicht. Das Geschäft beruht ja auf Gegenseitigkeit. Jetzt feuert halt der Ralph. Ähnliche Beispiele gibt es doch auch genug. Jetzt langt’s mir aber wirklich. Wer ist Fußballfan, du oder ich?
- Ich natürlich. Wann warst du den zum letzten Mal beim FC 04?
- Ich muss erstmal mein erstes Mal schaffen, bevor ich überhaupt von einem letzten Mal sprechen kann.
- Du solltest dich schämen. Darauf lass ich mir jetzt aber einen ausgeben. Bedienung, zwei Calvados bitte!

Unglaublich! Schlimmer kann es für Jackwerth und Co. nicht mehr kommen: Schnee im April und der Hasenhüttl vom Fußball zum Rasensportball.  

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