Mittwoch, 31. August 2016

August 2016 – Giarmata in den Medien

Die folgende Spielzeit in den rumänischen Fußballligen beginnt mit dem Rumänien-Pokal
aus TimișPlus.ro, Timişoara / Temeswar; 04.08.2016
Millenium Giarmata muß nach Crăciunești im Landkreis Hunedoara reisen. Die gegnerische Mannschaft ACS Șoimul Băița spielt in der 4. Liga.

Zu viele Schwerlaster auf den Temescher Kreisstraßen unterwegs
aus ZiarulTimişoara.ro, Timişoara / Temeswar; 10.08.2016
Schwerlaster dürfen auf Kreisstraßen nur mit einer Sondergenehmigung unterwegs sein. Im gesamten Kreis Temesch gibt es nur 17 Laster, die eine solche Genehmigung bekommen haben. Dazu sagt der Kreisratschef Sorin Grindeanu: „Wenn wir uns in Pișchia, Fibiș oder Giarmata postieren, zählen wir in einer Stunde mehr als 10 Laster, die nicht fahren dürften. Das macht die Straßen kaputt und führt zu neuen Investitionen.“ Man will erreichen, dass die Schwerlaster über die Landstraßen ihre Ziele anfahren. Jetzt denkt man an Überwachungskammeras, die an den Kreisstraßen aufgebaut werden sollen.

 Sieg im Rumänien-Pokal
aus SportTim.ro, Timişoara / Temeswar; 10.08.2016
Șoimul Băița - CS Millenium Giarmata  1:3 (0:2)
Torschützen für Millenium: Trifu(16), Soare (27) und Stoica (62)
Aufstellung CS Millenium: Darius LucaClaudiu Mihălceanu, Eduard Soare, Robert Artimon, Ovidiu Ştefănescu, Romică Corlăţeanu, Radu Domşa, Mihai Olariu, Florin Olariu, Sebastian Stoica, Patrian Trifu.
Eingewechselt wurden: Adrian Kalanyos, Adrian Petri und Nicolae Maşniţă.
Trainer Răzvan Leucă sagte nach dem Spiel: „Ich beglückwünsche die Jungs, dass sie mit größter Seriosität diesen KO-Wettbewerb betrachtet haben, gleich in der ersten Runde des Rumänien-Pokals, in der viele Mannschaften ausscheiden wollen und diesen Wettbewerb nicht korrekt behandeln. Und zum Schluss haben uns sogar die einheimischen Zuschauern applaudiert!“
+ + + Diese Einstellung an der Basis schadet dem gesamten Fußballbetrieb in Rumänien. Das war zur Zeit eines Gigi Hagi etwas anders. + + +

Grindeanu hat es eilig
aus ZiuadeVest.ro, Timişoara / Temeswar; 12.08.2016
Der Vorsitzende des Kreisrates Timiș / Temesch Sorin Grindeanu Macht Druck in der Causa Autobahnzubringer. Er will die vier Spuren von der A1-Ausfahrt bei Giarmata bis Timișoara auf dem schnellsten Weg haben. Dazu, sagte er der Zeitung, könne es auch zu „Enteignungen“ kommen.

Verordnung Nr. 223
aus PrimăriaGiarmata.ro, Giarmata / Jahrmarkt; 12.08.2016
mit dieser Verordnung wird der Gemeinderat zu einer Sitzung am 16. August einberufen. Die Tagesordnung sieht die Änderung einiger älterer Beschlüsse vor.

Noch immer nicht in Betrieb
aus BanatulMeu.ro, Timişoara / Temeswar; 20.08.2016
Das multifunktionale Gesundheits-, Polizei- und Feuerwehrzentrum kann seine Tätigkeit noch immer nicht in vollem Umfang ausüben. Besonders der medizinische Bereich ist betroffen. Călin Dobre, der PSD-Kreisvorsitzende, beklagt die fehlende Betriebsgenehmigung seitens der Temescher Gesundheits-Versicherungskammer (Casa Județeană de Asigurări de Sănătate). Obwohl man in Giarmata nur in den medizinischen Bereich dieses Interventionszentrums 150.000 Euro investiert hat, heißt es jetzt bei dem zuständigen Amt in der Kreishauptstadt, dass es „bereits ähnliche Einrichtungen in Temeswar gäbe und daher die in Giarmata keine Berechtigung mehr habe“. Der Politiker nennt die Situation in Giarmata „aberant“, also abweichend von der Normalität.
+ + + Das wäre wirklich eine teure Rechnung, die ohne den Wirt gemacht wurde. Andererseits krankt das rumänische Gesundheitswesen in erster Linie an mangelndem Personal, was in den Überlegungen der Versicherungskammer eine Rolle spielen könnte. Wie auch immer: Der geschädigte bleibt wie so oft der Patient. + + +

Diebe unterwegs
aus VoceaTimișului, Timişoara / Temeswar; 24.08.2016
Drei Jugendliche zwischen 17 und 19 Jahre alt waren in Giarmata auf Diebestour. Sie haben aus einem Haus Schmuck und einen Laptop im Wert von 25.000 Lei mitgehen lassen. Am 23. August wurden sie von der Polizei verhaftet.
+ + + Pech der Spätgeborenen: Hätten sie in der kommunistischen Zeit gelebt, wären sie an diesem Tag beim Aufmarsch der Arbeiterklasse gewesen und hätten keine Zeit für Dummheiten gehabt. + + +

Im Rumänienpokal ausgeschieden
aus RenaștereaBănățeană.ro, Timişoara / Temeswar; 26.08.2016
Millenium Giarmata ist in der zweiten KO-Runde des Rumänienpokals gegen Şoimii Lipova ausgeschieden. Nach Verlängerung hieß es 3:2 für die Lipaer, nachdem es nach 90 Minuten 2:2 stand. Die Tore für Millenium erzielten Soare und Semenea. Die Giarmataer begannen das Spiel mit RusuSoare, Artimon, Petri, Fl. Olariu, Maghici, Corlăţeanu, Stoica, Semenea, Domşa, Trifu und wechselten dann noch Luca, M. Olariu und Leucă ein.
+ + +  Die Meisterschaft in der dritten rumänischen Fußballliga, in der Auch Millenium spielt, beginnt am ersten Septemberwochenende. + + +

Es soll ganz schnell gehen
aus ZiuadeVest.ro, Timişoara / Temeswar; 28.08.2016
Sorin Grindeanu, der Vorsitzende des Kreisrates Timiș & Temesch macht Tempo in Sachen Autobahnanzubringer Timișoara - Giarmata. Das Projekt soll in der nächsten Kreisratssitzung auf die Tagesordnung. Für die notwendigen Grundstücksenteignungen sind bereits 1,4 Millionen Lei bereitgestellt.

Drei Abgänge und neun Zugänge
aus TimișPlus.ro, Timişoara / Temeswar; 31.08.2016
Mit drei Niederlagen, zwei Unentschieden und nur einem Sieg haben die Fußballer von Millenium Giarmata ihre Vorbereitungen für die an diesem Wochenende in der dritten rumänischen Fußballliga beginnende Spielzeit 2016/2017 beendet. Drei Stützen der vergangenen Saison haben den Verein verlassen: Blănaru, Dumiter und Diarra. Gekommen sind die neuen Spieler: Casian Maghici, Rusu, Ștefănescu, Dorin Codrea, Semenea, Mandachi, Popa, Ghighilicea und Marius Călin. Răzvan Leucă und seine Jungs haben sich vorgenommen, ein besseres Ergebnis als in der letzten Saison zu erzielen.
+ + + Möge es ihnen gelingen! + + +

Bürgermeistertreffen
aus FOAIA de GIARMATA, Timişoara / Temeswar; August 2016
- 70 Bürgermeister aus den Kreisen Timiș, Caraș-Severin, Hunedoara und Arad haben sich in Coșteiu getroffen, um die Vereinigung der Rathäuser aus dem Historischen Banat zu gründen. (+ + + In anderen Zeitungen wird von 50 Teilnehmern gesprochen. + + +) Virgil Bunescu gehört zu den Gründungsmitgliedern.
+ + + Wenn ich mich nicht irre, gehören doch zum historischen Banat auch Gebiete in Ungarn und Serbien. Davon ist hier aber nicht die Rede. + + +
- Das zu Giarmata gehörende Dorf Cerneteaz, die Altjahrmarkter nannten es Zorn, hat 1700 Einwohner und wird in Zukunft wachsen, da es viele Hausparzellen mit Größen zwischen 3000 und 4000 m² besitzt, die aufgeteilt werden können. In Internetforen wird positiv über die Wohnmöglichkeiten in diesem Dorf geschrieben, berichtet Diana Mihai in einem Artikel.
- In einem weiteren Beitrag wird die Vorsitzende der Heimatortsgemeinschaft Jahrmarkt (Deutschland), Helene Eichinger, wie folgt zitiert: „Obwohl ich mich 1982 in Deutschland niederließ, habe ich immer versucht, Bischof Sebastian Kräuter zu besuchen und er hat sich über unser Wiedersehen gefreut. Giarmata war seine zweite Heimat. Heute hat die Gemeinde sich zum Guten gewandelt, man sieht viele Unterschiede, die Straßen sind hergerichtet.“
+ + +  Die Giarmataer werden es gerne hören + + +

Montag, 22. August 2016

Der Name Giarmata ist älter, als ich dachte

Wer war Johann Hieronymo? Da kommt einiges zusammen. Der Mann war „Freyherrn von und zum Jungen, Kayserl. würklichen geheimen Rath, General-Feld-Marschall, Obristen eines Regiments zu Fuß, und Chef der Kayserl. Völker in der in den Österreichischen Niederlanden“. Mit seinem Tod ist auch das Geschlecht der „Freyherrlichen Familie von und zum Jungen“ am „A. 1732 den 25 August gänzlich erloschen“.

Dass so ein Mann sich auch mit Geschichte beschäftigt, fand ich gar nicht so abwegig und glaubte, den Autor des 1684 veröffentlichten Werkes Relatio Historico-Politica // occupata circá // … // Die der Aristoteles Historiam … nennet; //  Hinderbringt dem Günstigen und curieusen Lectori // Alle von dem Höchstlöbl. // Erz-Haus Oesterreich // Als dieser Zeit // Einiger Vormauer des Vaterlands Teut- // scher Nation // Mit dem grausamen Türken geführter glücklicher und unglück- // licher Kriege; // Mit Darstellung // Gottes augenscheinlicher Assistenz / diesem höchst-lobl. // Erz-Haus allezeit erwiesen / wider Ihre heimliche und // öffentliche Feinde: continuirt // Bis auf die letzte Action des Christ-hüllflichen Entsatzes der // geliebten Residenz-Stadt // Wien // und Eroberung der Vestung // Gran. // Von // Johann Hieronymo Im Hof // von Merlach / Hoch-Fürst. Bamberg. Rath / und // Pflegern zu Vilseck. // Sulzbach // In Verlegung Johann Hofmann / Buch- und Kunst Händlers // in Nürnberg // Anno M. DC. LXXXIV. gefunden zu haben.

Allerdings kamen mir dann bei den Autor- und Verlegerangaben Bedenken. Da hat alles einen fränkischen Bezug, während die „Freyherrlichen Familie von und zum Jungen“ ein mitterheinisches Adelsgeschlecht war. Das sprach zwar noch nicht gegen den Freiherrn von und zum Jungen, eröffnete aber auch die Möglichkeit einer anderen Autorschaft. Die könnte sich besonders aus der ziemlich freien Rechtschreibung jener Zeit ergeben, dachte ich mir und suchte weiter. Bis ich in einer Datenbank auf ihn stieß: Im Hof, Johann Hieronymus (1627 - 1705), Jurist, aus Nürnberg; Sohn des gleichnamigen Nürnberger Stadtrichters (1598 - 1663); verh. mit Regina Clara, geb. Imhof; Pfleger, Geheimer Rat, pfalz-neuburgischer Regierungsrat, Historiker und Publizist.

Bekannt ist sein Werkverzeichnis von neun historisch-politischen Veröffentlichungen in der Zeitspanne 1652 bis 1706. (Das hier erwähnte Werk fehlt leider.) Es werden sage und schreibe 20 Namensvarianten für diesen Herrn angegeben. Unter ihnen ist auch der Name Im Hof von Merlach, Johann Hieronymus. Dass auf dem Buchdeckel der Name Johann Hieronymo und nicht Johann Hieronymus steht wird etwas mit der lateinischen Schreibweise dieses Namens zu tun haben. Wir befinden uns nämlich in einer Zeit, in der unsere deutsche Sprache sich erst so richtig zu etablieren begann. Die Schriften waren meistens in einem Deutsch-Latein verfasst, dass sich auch im Druck widerspiegelte: lateinische Ausdrücke in lateinischen Buchstaben und deutsche Wörter in der Sütterlindruckschrift. Sogar einzelne Wörter wurden mit verschiedenen Schriftarten geschrieben. (Das muss eine spannende Zeit gewesen sein, die es aber auch heute noch zu geben scheint. In Moldawien etwa schreibt man rumänisch noch teilweise mit kyrillischen Buchstaben.)

Nun war ich mir fast sicher, dass dieser Herr Im Hof von Merlach, Johann Hieronymo der von mir gesuchte und im Archiv des Germanischen Nationalmuseums Nürnberg als Imhoff von Lonnerstadt, Johann Hieronymus (1624 - 1705) geführte Autor obigen Buches ist. Ziemlich viel Aufwand für ein 332 Jahre altes Buch, das von den Türkenkriegen erzählt, könnte man sagen. (Auf Auktionen wird es immerhin für 1000 Euro angeboten.) Das hätte ich wahrscheinlich auch gesagt, wenn ich nicht wieder mal meiner Schmökerleidenschaft freien Lauf gelassen hätte. Und die führte mich auf die Seite 154, wo das vierte Kapitel (Caput IV.) beginnt. Der Titel: „Nun wollen wir kürzlich/ ehe wir auf den Ragozischen und daraus erfolgten Türkischen Krieg/ in unser Relatione Historica kommen/ Chronologicé entwerffen/ was von Jahren zu Jahren die Ottomanische Macht der Christenheit abgenommen/ und was dieselbe unter der mächtigen Hand des Erz-Herzoglichen Haus Oesterreich/ item der angrenzenden Respubl. Venedig/ noch bis dato in Ungarn/ Dalmatien/ Croatien/ Slavonien/ besitzet: und das gleichsam in einer kurzen Tabel, dem Hochgeneigten Leser entwerfen.

Es handelt sich also um eine Tabelle mit den Jahreszahlen, die den Vormarsch der Osmanen in Europa zeitlich markieren. Der erste Listeneintrag gilt der Unterwerfung der „Landschaft Bithyniam, eine Provinz in Asia Minore gelegen“. Man schrieb das Jahr 1300. Und es ging in recht flottem Eroberungsrhythmus durch das 14., 15. und 16. Jahrhundert. Auf der Seite 156 kann man dann folgenden Eintrag lesen: „Hingegen aber hat Ferdinandus I. Römischer Käyser/ welcher sich Anno Christi 1521 mit Anna/ Königs Ludovici Schwester verheyrathet/ nach gedachtes Ludovici unglücklichen Tod/ Anno 1526. die Cron Ungarn Jure hæreditario anzutretten/ und seiner posterität zu zueignen/ entschlossen ; Hierauf die Residenz-Stadt Ofen ihme dem Türken wieder abgenommen/ der Türk hingegen Anno 1541. solche wiederum unter seine Gewalt gebracht/ darauf sich
Anno C. 1543 an Walponiam, Stul-Weissenburg und Totis gemacht.
Anno C. 1552 an Temeswar. Lippa. Solymos. Chianadi. Zolnock. Seczieno. Dregella. Giarmata.“

In unser heutiges Deutsch übertragen, heißt das soviel wie: Giarmata, von den später angesiedelten Deutschen Jahrmarkt genannt, ist im Jahre 1552 unter türkische Verwaltung gefallen. Diese Jahreszahl ist in der Geschichte Jahrmarkts bekannt. Neu ist aber die Tatsache, dass nicht das Gut „Gyarmatha“ (wie bei Franz Urban und Stefan Stader) in einem relativ zeitnahen historischen Werk genannt wird, sondern „Giarmata“, wie die Ortschaft auch heute noch heißt. Auch in späteren Jahren wird die vom Gut (im 14. Jahrhundert auch unter Zamar, Gormat, Garmad oder Garmat bekannt) zum Dorf gereifte Ortschaft mit verschiedenen Namen in diversen Geschichtsquellen erwähnt: Gyarmata-Utraque, Jermat (sogar zwei Ortschaften: Veliki und Mali) sowie Temesgyarmat. Nur wann zum ersten Mal die heutige Schreibweise benutzt wurde, war bisher (zumindest mir) nicht bekannt. Umso mehr wunderte es mich beim Durchblättern der Relatio Historico-Politica des Im Hof von Merlach, Johann Hieronymo dass der Name „Giarmata“ schon 1684 in einem deutschen Werk auftaucht. Darauf dürfen auch die heutigen Bewohner Giarmatas stolz sein. Und die ehemaligen Einwohner Jahrmarkts sowieso.

Anton Potche

Donnerstag, 18. August 2016

Ein Ständchen für Vater und Großvater Mercy

Es wird wohl niemand anzweifeln, dass die im rumänischen Banat liegende Großstadt Timişoara, zu Deutsch Temeswar, heute noch unter otomanischer Verwaltung stehen würde, hätte ein edler habsburgischer Ritter mit französischem Ahnenpass sein durstendes Heer nicht in einer Talsenke im kleinen serbischen Dorf Gyarmath, heute Giarmata und bis 1980 überwiegend von Deutschen bewohnt, die es Jahrmarkt nannten, in letzter Sekunde vor dem kollektiven Verdursten gerettet. Auch wie er das bewergstelligte, dürfte allgemein bekannt sein, also muss man die Geschichte nicht neu aufrollen.

Das alles geschah vor genau 300 Jahren. Und der edle Ritter wurde längst Namensgeber eines Marsches. Jeder einigermaßen gebildete Mensch kennt den Prinz Eugen Marsch. Ja, deren gibt es sogar zwei: Einen hat der Österreicher Josef Strauss (1827 – 1870) als sein Opus 186 komponiert und der andere stammt von dem Böhmerländer Andreas Leonhardt (1800 – 1866). Auch der Ort des sagenumwobenen Prinz-Eugen-Brunnens wurde bereits mit einem Marsch bedacht, den sein Komponist Peter Loris (1876 - 1952) mit Gruß aus Jahrmarkt betitelt hat.

Damit aus dem serbischen Dorf Gyarmath das deutsche Dorf Jahrmarkt werden konnte, bedurfte es aber eines imensen Kollonisationswerkes, das damals von einem gewissen Claudius Florimund Graf Mercy (1666 - 1734) organisatorisch verantwortet wurde. Der Mann war kaiserlicher Feldmarschall sowie General und Präsident der Banater Landesadministration. Trotz seiner Verdienste um die südosteuropäische Region Banat musste er fern dieses Landstriches auf einem Schlachtfeld, von denen es damals weiß Gott genug in Europa gab, sein Leben lassen. Und einen Marsch bekam er auch keinen - bis jetzt.

Der Graf Mercy Marsch ist auf der aktuellen CD der Egerländer Musikanten zu hören. Sein Komponist ist kein Geringerer als Nick Loris, kein Nachkomme von Peter Loris, aber doch aus dem gleichen Dorf Jahrmarkt stammend. Somit hat auch Claudius Florimund Graf Mercy eine musikalische Würdigung bekommen.

Dass dieser Marsch jetzt die bestmögliche musikalische Interpretation erfahren hat und weiterhin bei Konzerten erfahren wird, entspricht voll der Größe des von Graf Mercy in die Wege geleiteten Zivilisationswerkes in Südosteuropa. Schon für diesen Marsch lohnt es sich, die CD Das große Jubiläums-Album zu erwerben (12,99 €). (Für Feinschmecker der böhmischen Blasmusik gibt es aber noch weitere dreizehn musikalische Leckerbissen zu genießen.)

Auf der Bühne sollte der Graf Mercy Marsch unbedingt auch am 16. Oktober beim Konzert der Egerländer Musikanten in Ingolstadt, mit Ernst Hutter als Chef und Nick Loris als Sänger, zur Aufführung kommen. Denn vor Ort gibt es tatsächlich Mercys, die dieses Ständchen verdient hätten. In der altehrwürdigen Moritzkirche, gar nicht weit vom Theaterfestsaal, wo die Egerländer konzertieren werden, entfernt, kann man nämlich noch heute zwei Grabplatten sehen, die der Welt seit Jahrhunderten vom Tode der Vorfahren Graf Mercys kund tun: Peter Ernst Graf von Mercy (1641 – 1686), Claudius Florimunds Vater, war Feldmarschallleutnant und ist im Kampf gegen die Osmanen bei Ofen durch zwei Schwerthiebe tödlich verletzt worden, und über Franz Freiherr von Mercy (1597 – 1645), den Großvater, kann man heute noch im Sterberegister der Moritzkirche den lateinische Eintrag mit folgendem Inhalt lesen: „4. September 1645. In unserer Moritz-Pfarrkirche wurde mit einer feierlichen Leichenprozession der hochberühmte und edle Herr Franz Freiherr von Mercy, Herr zu Mandre und Collenberg, Generalfeldmarschall und Statthalter von Ingolstadt bestattet, der am 3. August in der Schlacht als ruhmvoller Offizier gefallen ist.“

Ja, da bin ich mir ganz sicher: Die beiden Herren blauen Blutes in der Ingolstädter Moritzkirche werden sich über einen musikalischen Gruß aus dem fernen Banat freuen.

Anton Potche

Montag, 8. August 2016

Die Sicht eines Wissenschaftlers auf Südosteuropa

Anton Sterbling: Entwicklungsläufe, Lebenswelten und Migrationsprozesse – Studien zu ländlichen Fragen Südosteuropas; Institut für regionale Forschung e.V.; Shaker Verlag, Aachen, 2010; ISBN 978-3-8322-9598-1; 213 Seiten; EUR 10,--.

Die Herangehensweise beim Lesen eines Sachbuches bleibt natürlich dem Leser überlassen und ist wahrscheinlich so differenziert wie die unterschiedlichen Leserbiografien. Damit wäre auch schon das Stichwort für meine Herangehensweise an dieses Buch gefallen: Biografie. Während der Lektüre ertappte ich mich immer wieder bei den Vergleichen der verschiedenen erörterten Theorien mit meinen eigenen „Lebenswelten“. Das wäre vielleicht nicht so intuitiv geschehen, wenn der Schwerpunkt der hier ausgebreiteten Forschungsergebnisse sich nicht auf Südosteuropa und besonders auf Rumänien bezöge, wo ich immerhin meine Kindheit und Jugend verbracht habe. Oder anders gesagt: Wo meine erste Heimat liegt.

Prof. Dr. Anton Sterbling kennt sich bestens in diesem Teil Europas aus, wurde er doch 1953 in Sânnicolau Mare / Großsanktnikolaus im rumänischen Banat geboren und war in den 1970er Jahren Mitglied der rumäniendeutschen Autorengruppe Aktionsgruppe Banat, deren Verfolgung und Zerschlagung zu den unzähligen Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen des rumänischen Geheimdienstes zählte. (Dass die Securitate bei diesen jungen Dichtern wirklich eine Gefahr für die paranoide Diktatur Rumäniens witterte, wird ja wohl niemand ernsthaft glauben. Hingegen ist allgemein bekannt, dass von der Observierung dieser und anderer Gruppen unzählige Securisten und zum Teil auch Spitzel gut bis sehr gut lebten. Gäbe es nicht die vielen Opfer, die mehr oder weniger unter diesen Paranoiainszenierungen eines ganzen Apparats zu leiden hatten, könnte man das Ganze als schlechte Farce abtun.)

Die in diesem Band versammelten Texte sind größtenteils in der Zeitschrift LAND-BERICHTE. SOZIALWISSENSCHAFTLICHES JOURNAL erschienen, deren Mitherausgeber Anton Sterbling ist. Sie sind in drei Kapitel gegliedert. Im ersten Teil befasst der Autor sich mit den Entwicklungsverläufe[n] in Südosteuropa, dann mit dem Thema Das Banat und die Banater Schwaben  und schließlich mit Migrationsprozesse[n] und soziale[n] Folgen.

Nun könnte man meinen, das wären alles trockene Theorien. Nicht aber, wenn man sie auf die eingangs erwähnten eigene Biografie und „Lebenswelt“ (ein immer wieder eingesetzter Markierungspunkt in dieser Arbeit) bezieht. Zur Erläuterung dieses Begriffs heißt es an einer Stelle im Buch: „Das Kernelement der >Lebenswelt< bildet das alltägliche soziale Geschehen, die >Wirklichkeit der Alltagswelt<, die sich aus dem praktischen Handeln sowie den alltäglichen Interaktionsvorgängen und den darin involvierten Sinnmustern und Relevanzstrukturen sowie dem darauf  bezogenen Alltagswissen ergibt.“ In der Alltagssprache heißt das nicht mehr, als dass es sich um eine wissenschaftliche Erklärung unseres – ich beziehe mich jetzt auf die Südosteuropäer – damaligen Lebens handelt. Natürlich erinnert sich jeder noch an seine „Lebenswelt“. Und der eine oder andere gesteht sich vielleicht auch ein, dass er damals nicht immer wusste, wie ihm geschah. Dieses Buch könnte ihm im Nachhinein die eine oder andere Aufklärung liefern.    

Da gab es doch zum Beispiel in so manchem Dorf diese haarsträubenden Geschichten mit einem banatschwäbischen Mädchen, das sich in der Stadt in einen rumänischen Schul- oder Arbeitskollegen verliebte - oder umgekehrt, ein deutscher Junge ... Die wissenschaftliche Erklärung dieses unerhörten familien- und gemeinschaftsschädigenden Verhaltens liefert Prof. Dr. Anton Sterbling in einem Satz: „Die Eingliederung der Banater Schwaben in kleinere oder größere staatliche Betriebe und insbesondere die damit verbundenen Mobilitätsprozesse wirkten sich, wenngleich zeitlich verzögert und vielfältig relativiert, doch tendenziell entfremdend und auflösend auf ihr kleinräumig strukturiertes, ethnozentrisches soziales und kulturelles Leben aus.“ 

Solche Sätze gibt es viele in diesem Buch. Und wenn man auch den einen oder anderen vielleicht besser gleich zweimal oder öfter lesen und womöglich auch ein Fremdwörterbuch griffbereit halten sollte, kann man eine solche Lektüre nur empfehlen. Es kann ganz interessant – und manchmal auch ärgerlich – sein, zu wissen, welches kleine und unscheinbare Rädchen man auf seinem Erdentrip war und noch immer ist. Wer sich auf die Aufsätze dieses Buches einlässt, wird bestimmt mit so mancher Erkenntnis bereichert, denn die angeschnittenen Themen sind weit vielschichtiger, als man sie in einer Rezension erläutern kann.

Ein Aufsatz trägt die Überschrift: Die Deutschen aus Rumänien und die Hinterlassenschaften der Securitate – eine unbewältigte Vergangenheit. Auch Sterbling war ein Opfer der Securitatebespitzelungen. Er stellt heute mit wissenschaftlicher Nüchternheit (insofern das als Betroffener möglich ist) fest: „Die Täter finden nicht nur oft mehr Interesse in der Öffentlichkeit als die Opfer, sondern neigen nicht selten auch dazu, ihre Opfer zu diskreditieren, um die eigene Schuld zu verharmlosen oder zu relativieren.“ Damit meint er die deutsche Öffentlichkeit. Und das wiederum ist ein Kapitel für sich, auch für die deutsche Justiz nicht unbedingt rühmliches. Dass hierzulande lebende und enttarnte Securitatespitzel irgendwelche schmerzhaften Konsequenzen ihrer schmutzigen Tätigkeit zu spüren bekommen hätten, ist zumindest mir nicht bekannt. Im Gegenteil, es gibt Opfer, denen ein Maulkorb verpasst wurde. Dass die Lage in Rumänien nicht besser ist, macht den Scheuklappenblick deutscher Richter leider für die Opfer nicht verträglicher. Die Täter scheinen auf jeden Fall mit ihrer Schuld sehr gut zurechtzukommen.     
Anton Potche

Mittwoch, 3. August 2016

O întâlnire cu Xari

Era una din acele zile de iulie în care nori mai mult sau mai puţin ameninţători acopereau cerul. În parcul Klenze din Ingolstadt era programat un concert open air cu Filarmonica de Suflători Audi. În perioada 1985 – 2010 am fost însumi membru în această orchestră şi ca atare nu mă ţineau nici ştirile meteorologice nefavorabile acasă. Simţeam pur şi simplu nevoia de a fi acolo unde va concerta orchestra cu care am avut norocul să trăiesc atâtea momente frumoase, în parte chiar emoţionante.

Bucuria anticipată cu care m-am îndreptat pe bicicletă spre parcul Klenze s-a concretizat pe deplin. Mii de oameni, tineri, vârstnici şi oameni cu dezabilităţi în scaune rulante, au ocupat terenul imens din faţa scenei de concert. Muzicienii au intonat primele melodii, fiind dirijaţi de Christian Lombardi care conduce această orchestră de câţiva ani buni. Zumzăitul şi deplasările oamenilor nu au încetat nici un moment – o caracteristică specifică a acestui gen de concerte. M-am plimbat şi eu cu aparatul de fotografiat dintr-o parte în cealaltă a peluzei, acoperită cu mii de scaune pliante şi pături, chiar şi mese mici, pe care spectatorii şi-au întins gustările şi băuturile aduse de acasă sau cumpărate de la chioşcurile instalate pe marginea terenului. 

Deplasându-mă încet în căutarea unui loc potrivit, cu ochii şi urechile pe scenă, de unde răsunau melodii de musical, am auzit o voce strigându-mi numele: Toni, Toni. M-am uitat împrejur şi l-am zărit pe Xari. Stătea pe un scăunel pliant, cu şapca în mână – ca la biserică. L-am salutat şi m-am aşezat pentru câteva minute lângă el. I-am simţit emoţia cu care urmărea evenimentele de pe scenă, procesul de creaţie a actului muzical, de fiecare dată autentic şi unic. (Aceeaşi piesă cântată poate numai o oră mai târziu va fi deja alta. Tocmai în acest lucru constă fascinaţia muzicii interpretată live, în comparaţie cu cea înregistrată în studiou.)

Xari, cum l-am stricat întotdeauna, numele lui de botez fiind Xaver, a fost şi el suflător (fligorn) şi pianist (la unele piese) în această formaţie cu ceva peste 60 de membri. Şi-a încetat activitatea muzicală un an după mine – numai că el îşi începuse pe a lui deja în anul 1962, deci avea o vechime de 49 de ani în aceeaşi formaţie. Era membru fondator – şi va rămâne în vecii vecilor – a Filarmonicii de Suflători Audi. Atunci – eu aveam nouă ani şi mă jucam pe străzile unui sat bănăţean – fanfara creată la firma Audi din Ingolstadt primise numele de Audi Werkorchester, adică Orchestră de Uzină Audi. Audi era o fabrică producătoare de automobile din Ingolstadt cu câteva mii de muncitori, azi fiind un concern cu peste 86 de mii de angajaţi în multe ţări ale lumii. 

Xari în anul 1962
Timpul a trecut peste noi: Xari şi mine. Ce ne-a rămas sunt multe, multe amintiri frumoase. Şi Xari le poartă cu el chiar în portmoneul lui cu actele de identitate. Pe când întunericul începea să se lase asupra parcului Klenze şi lumea devenea tot mai atentă la muzica cântată pe scenă, Xari şi-a deschis portmoneul, a scos o fotografie mică, pătrată, şi mi-a arătat-o: un om în plină putere a vieţii, într-o uniformă cu insigna firmei Audi şi cu o trompetă în mână. M-am uitat ... la poză şi apoi în ochii lui uşor înlăcrimaţi. „Asta am fost eu în anul 1962, când am înfiinţat această orchestră“, a spus Xari, îndreptându-şi privirea spre scena iluminată.
Anton Delagiarmata