Mittwoch, 5. Juli 2017

Musik meines bayerischen Landsmannes aus den Instrumenten seiner italienischen Landsleute

Es ist ja nicht so, dass bei einem gemischten Konzert mit Instrumental- und Vokalmusik das Publikum immer eine Zugabe von der Sängerin oder dem Sänger einfordert. Diesmal war es aber eindeutig so in der OrgelMatinee um Zwölf am 2. Juni 2017 in der Ingolstädter Asamkirche Maria de Victoria. Das soll natürlich nicht heißen, dass die Orchestermusiker keine gute Figur abgegeben hätten.

Gruppo Fiati Musica Aperta
Foto: Anton Potche
Im Gegenteil: Das Bläserensemble Gruppo Fiati Musica Aperta spielte unter dem Dirigat von Pieralberto Cattaneo, der das Ensemble 1976 in Bergamo gegründet hat, auf hohem Niveau das Divertimento B-Dur Hob. II: Chorale Sancti Antoni von Franz Joseph Haydn (1732 – 1809) - wobei nicht hundertprozentig geklärt ist, ob FJH auch wirklich der Autor ist -, von Johann Simon Mayr (1763 – 1845) das Sestetto Es-Dur für zwei Klarinetten, zwei Hörner, zwei Fagotte op. 9/1 und den Marcia religioso aus Atalia - Dramma per musica.

Zwei weitere Kompositionen stammten laut Programm von Gaetano Donizetti (1797 – 1848) und sollten von der südkoreanischen Sängerin Jaewon Yun vorgetragen werden. Die war aber verhindert, sodass ein Ersatz her musste. Die in die Bresche gesprungene Sängerin begeisterte das Publikum in der wie meistens bei dieser Konzertreihe fast bis auf den letzten Platz gefüllten Kirche

Réka Kristóf
Foto: Anton Potche
Réka Kristóf, eine in München studierende Ungarin, zog mit ihrer klaren und sehr sonoren Stimme, wie auch mit ihrem nuancierten Vortrag das Auditorium in ihren Bann. Die Sopranistin sang von Johann Simon Mayr Salve Regina C-Dur für Sopran  und Bläser sowie die Arie „Piangete voi“ aus der Oper Anna Bolena von dem Mayr-Schüler Donizetti. Besonders in der Arie schien das Publikum den Atem anzuhalten. Sogar ein quengelndes Kleinkind war plötzlich nicht mehr zu hören. Réka Kristóf beherrscht die für diese Arie benötigten Vocal-Mode. Ob Neutral oder Overdrive, die Stimme war nie zu leise und auch in den Fortissimopassagen nicht zu laut oder störend metallisch. Das Publikum wollte mehr davon und bekam eine Zugabe von der Sängerin und dem gut agierenden Orchester.

Dass ich eigentlich in dieses Konzert ging, um vor allem die Musik meines bayerischen Landsmannes Johann Simon Mayr - der den Großteil seines kreativen Lebens in Italien verbracht hat -, interpretiert von seinen italienischen Landsleuten, zu hören und darüber zu schreiben, war nach dieser Gesangsleistung auch für mich zweitrangig geworden. Wie auch immer, der Weg in die Asamkirche hatte sich wieder gelohnt.
Anton Potche

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