Wer diese 1,54-Minuten-Melodie noch nie gehört hat, kann mit klassischer Musik im Allgemeinen und mit Kirchenmusik im Besonderen nur wenig oder gar nichts anfangen. Ich meine das Rondeau aus Jean-Joseph Mourets (1682 – 1732) Fanfares, seiner ersten Suite de Symponies. Das ist wahrlich ein Einstiegsstück für Neugierige auf klassische Musik. Der Ohrwurm hat einen sehr hohen Wiedererkennungswert. Wenn er dann auch noch auf allerhöchstem musikalischem Niveau – interpretativ und tontechnisch – daherkommt, ist die Voraussetzung geschaffen, dass man dieses liebliche Stückchen Musik ein Leben lang als Erinnerungsstück an seine Begegnung mit der Klassik oder zumindest einer ihrer unendlichen Facetten bei Gelegenheit wieder erkennen wird. Mir ging es so ähnlich, als ich dieses Rondeau, eigentlich die Spätform eines mittelalterlichen Tanzliedes, in einem Kirchenkonzert live hörte – damals, es ist jetzt auch schon mehr als 20 Jahre her, mit drei Trompeten, Pauken und Orgel.
Soeben habe ich es von einer CD vernommen, ja, ihm fast
andächtig gelauscht und sofort ein zweites Mal laufen lassen, bevor ich mir
die ganze Scheibe zu Gemüte geführt habe. Nein, das ist jetzt keine pathetische
Übertreibung. Concerto – Konzerte und Suiten für Trompete und Orgel dreht
sich noch immer im CD-Player.
Ich höre weitere Stücke von Leopold Mozart (1719 – 1787), Tomaso
Albinoni (1671 – 1751), Giuseppe
Torelli (1658 – 1709), Vincenzo
Bellini (1801 – 1835), Georg Friedrich
Händel (1695 – 1759) sowie Johann
Sebastian Bach (1685 – 1750) und bin tief beeindruckt von der
außerordentlichen Qualität dieser Musik. Ein Trompeter und ein Organist haben
gemeinsam mit einem Toningenieur, Kai
Schlünz, eine CD produziert, die jeden Ansprüchen, und mögen sie noch so
anspruchvoll daherkommen, genügt: Franz
Tröster & Dominik Axtmann.
Ich ließ mir erzählen, dass die Einspielung in der St. Bonifatius-Kirche zu
Karlsruhe in den frühen Morgenstunden, als die Stadt noch schlief und keinen
Verkehrslärm verursachte, vorgenommen wurde. Das frühe Aufstehen hat sich voll
und ganz gelohnt.
Wer sich davon überzeugen will, sollte sich diese CD nicht
entgehen lassen. Sie bietet zu der hervorragenden Musik auch ein zweisprachiges
(D, GB) informatives und graphisch gefälliges Booklet. Man erfährt
Interessantes über die Komponisten und ihre Werke sowie über die zwei Musiker. Franz Tröster hat am Konservatorium in
Klausenburg / Rumänien Trompete studiert und Dominik Axtmann hat an der Musikhochschule seiner Heimatstadt
Karlsruhe das Orgelspiel perfektioniert. Beide Musiker haben eine eigene
Homepage und man kann ihre Musik auch auf YouTube erleben.
Anton Potche
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