Montag, 10. November 2025
Jahrmarkt vor 100 Jahren – 5
Die
Vorkommnisse in einem Dorf sind je vielfältiger, je größer die
Ortschaft ist. Und Jahrmarkt gehörte schon vor hundert Jahren zu den
großen Dörfern des Banats. Es gab damals Vorfälle, auf die man
nicht unbedingt stolz sein konnte.
Am 4. Juli
1925 veröffentlichte die BANATER DEUTSCHE ZEITUNG (BDZ) einen in
Erzählungsform (mit Dialog) geschriebenen Leserbrief, der den Titel
trug Das Nachtquartier auf der Steintreppe und mit H. Bbr.
signiert war. Der Autor berichtet von einer abendlichen Begegnung auf
den Treppen eines Temeswarer Klosters mit einer obdachlosen Frau im
ungefähren Alter zwischen 40 – 45 Jahren. „Die Arme erzählte
mir“, schreibt er, „daß sie aus Jahrmarkt sei und keinen Dienst
habe. Sie schläft bei Quartiersfrauen.“ Zum Schluss des Artikels
oder Leserbriefes macht der Verfasser einen sozialpolitischen Exkurs
in die Verhältnisse jener Zeit. Er schreibt von „massenhaft nach
Temesvar kommenden schwäbischen Dienstmädchen“, die ein
„willkommenes Ausbeutungsobjekt so mancher gewissenlosen
»Gnädigen«“
geworden sind. Diese Mädchen vom Dorf sind „billig, fleißig und
rein.“ Bei fortgeschrittenem Alter „verproletarisieren sie in der
großen Stadt Temesvar. [...] Was geschieht dann mit ihnen?“, fragt
sich der Autor des Textes zum Schluss.
Am 4. November
1925 hätte eine Jahrmarkter Witwe gerne ihrer Kuh ein Obdach
geboten. Wenn … ja wenn die nicht weggelaufen wäre. Frau Roth
hat daher eine Suchanzeige in der Zeitung veröffentlicht: „Seit
28. Oktober l. J. hat sich auf der Jahrmarkter Weide eine 6 jährige
Kuh verlaufen. Bei Auffindung derselben wolle man dies Witwe Roth,
Jahrmarkt, mitteilen.“
Am 19.
November hatte die gute Frau ihre Kuh noch immer nicht gefunden und
ihre etwas nebulöse Anzeige vom 4. November deutlicher formuliert.
Hier scheint die Reaktion der BDZ behilflich gewesen zu sein, denn
die Vermisstennachricht erschien nicht als bezahlte Anzeige, sondern
in einer Kurzmitteilungsrubrik. Und zwar so: „Rotweiße Kuh
verloren. Wer etwas weiß, wolle dies freundlichst mitteilen an Witwe
Johann Roth, Jahrmarkt, Nr. 464.“ Ob die Frau ihre Kuh
gefunden hat, ist bis heute in keiner Geschichtspublikation über die
Gemeinde rund um den Großen Brunnen vermerkt.
Liebesräusche
hat es in den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts zur Genüge
gegeben. Nicht nur im mondänen Berlin, sondern auch in Jahrmarkt.
Zumindest waren sie gut für eine Kolportage. Die BDZ berichtete am
28. November 1925 von Frau Sofia Pancia, dass sie die „nahezu
60 Lenze zählende“ Witwe Nr. wegen Liebedienerei angeklagt
habe. Frau Nr. habe sich „glühende Liebesdienste“ mit
Schnaps von „jungen Männern“ erkauft. Wahrheit oder nur
Verleumdung? Die Geschichte landete vor dem Temeswarer
Bezirksgericht. Bezirksrichter Dr. Fiala sah Verleumdung im
Spiel und bestrafte Sofia Pancia mit einer Zahlung von 1000
Lei. Die Zeugen hatten sich für die Unschuld von Nr.
ausgesprochen.
Da schickten
im Dezember 1925 Leute Geld nach Hause und ein 30 Jahre alter
Postbeamte konnte seinem Drang nach leicht erworbenem Weihnachtsgeld
nicht widerstehen. Aurel Marinescu hieß der Postbeamte, und
die Summen, die er unterschlagen hat, lagen bei 226 Doller und
130.000 Lei. Dazu kamen noch „größere Geldbeträge aus den
Geldbriefen des Friedrich Sehl (Jahrmarkt), der Anna Sandu
(Feheregyhaza) und des Anton Martin (Blumenthal)“. Die
Geschichte mit dem Krug und dem Brunnen kennen wir ja. So war es auch
hier. Aurel Marinescu wurde bei seiner „diebischen
Manipulation“ ertappt und landete für ein Jahr im Gefängnis. Ich
aber war neugierig – nicht damals, sondern jetzt – wer mein
Landsmann Friedrich Sehl war. Das Ortssippenbuch
Jahrmarkt nennt bloß einen Mann mit diesem Namen, der mit
zwei Frauen 14 Kinder gezeugt hat und im Juli 1926 im gesegneten
Alter von 80 Jahren verstorben ist – in Jahrmarkt. Das sagt mir,
dass sein „Geldbrief“ wohl kaum aus den Vereinigten Staaten vom
Amerika gekommen war wie einige der vom betrügerischen
Postmitarbeiter unterschlagenen Sendungen. Aber g‘wiss ist nichts.
Für die
Weihnachtszeit war das eine ganz schlechte Nachricht. Am 15. Dezember
1925 veröffentlichte die BANATER DEUTSCHE ZEITUNG einen
ausführlichen Bericht über die Folgen der in Bessarabien
ausgebrochenen Hungersnot. Dort lebten viele Deutsche, und das ließ
die Banater Schwaben nicht unberührt. Dörfer wie Kneß, Warjasch,
Lenauheim haben Abgesandte nach Bessarabien geschickt, um von der
Armut bedrohte Bessarabiendeutschen Arbeitsplätze in der
Landwirtschaft im Banat anzubieten. Auch viele andere Ortschaften
planten solche Hilfsmaßnahmen, unter ihnen auch Jahrmarkt. Ohne
beidseitigen politischen und administrativen Einsatz ging das
natürlich nicht. Wortwörtlich hieß das laut BDZ: „Diese
Hilfsaktion leitet im Banate die Hauptstelle der Deutsch schwäbischen
Volksgemeinschaft, während der Deutsche Volksrat in Tarutino unsere
Entsendeten, die hauptsächlich die Gemeinden des Hungergebietes
aufsuchen müssen, mit Rat und Tat unterstützt. […] Die Kneßer
erzählen, daß die bessarabischen Schwaben trotz aller Not sich nur
schwer zum Verlassen ihrer Heimat entschließen.“ Ja, ja, so ist
das mit der Heimat!
Noch kurz vor
Weihnachten wurden die Sitze der Bezirksgerichte und die zu ihnen
gehörenden Gemeinden und Dörfer in der BDZ am 20. Dezember
veröffentlicht. Die Beisitzer der Bezirksgerichte befanden sich in
den Ortschaften Billed, Lugosch, Detta, Hatzfeld, Lippa, Rekasch,
Großsanktnikolaus, Temesvar und Vinga. Jahrmarkt gehörte zum 2.
Bezirksgericht der Stadt Temesvar. Dazu gehörten ferner „die in
der Umgebung der Stadt liegenden Dörfer“. Zum ersten (1.)
Bezirksgericht gehörte nur Temesvar.
Und weil
dieses Jahr für Jahrmarkt irgendwie nicht mit einer guten Nachricht
ausklingen wollte, sei noch erwähnt, dass die gleiche Nummer der
BANATER DEUTSCHEN ZEITUNG unter der Rubrik Fern von der Heimat
gestorbene Banater folgende Botschaft veröffentlichte: „Aus Chikago wird
berichtet: Am Freitag, den 13. November, starb nach achtwöchentlichem
schweren Leiden, das er sich durch einen Unfall zugezogen hat, der
aus Jahrmarkt stammende Johann Loriß. Der Verstorbene stand
im 47. Lebensjahre. Er wird von seiner Gattin und vier Kinder
betrauert.“
Mittwoch, 5. November 2025
Freitag, 31. Oktober 2025
Oktober 2025 – Giarmata in den Medien
Kein
Strom
aus
TION.ro, Timișoara
/ Temeswar, 06.10.2025
-
In
der Woche 6. - 12. Oktober wird in Temeswar und dem Kreis Timiș /
Temesch die Stromzufuhr zwecks Instandhaltungsarbeiten unterbrochen.
In Giarmata wird das am Montag (6. Okt.) von 9:00 bis 17:00 Uhr der
Fall sein. Obwohl nicht die ganze Gemeinde betroffen sein wird, hat
die Firma Rețele
Electrice Banat
keine Details angegeben.
+
+ + Die Leit siehn jo, wann ’s Licht nemi brennt. + + +
-
In einem ausführlichen Interview mit tion.ro sagte Alfred
Simonis, Vorsitzender des Kreisrates Temesch, zu den
Autobahnauf und -abfahrten im Landkreis: „Die Auffahrt bei
Sânandrei wird nach 15 Jahren Autobahn nach Nădlac vierspurig über
die Arader-Straße, nicht durch Remetea, nicht durch Giarmata und
Dumbrăvița wie heute - eine Albernheit (o inepție) - ausgebaut. Wir
arbeiten an zwei weiteren Anbindungen bei Remetea Mare und im Norden
des Flughafens. Dann werden wir effektiv mit den Autobahnanbindungen
sein. Spät, aber lieber später als gar nicht.“
+
+ + Die Johrmarker werre ehre vierspurichi Zufahrt awwer bhalle, mit
de Agase un em Krach. Mindestens so lang bis norr meh Elektroautos
fahre. No werd ’s fleicht etwas ruhicher . . . Wann, ja wann dann
net dauernd Fliegre ufsteie, forr em Wladimir sei Rakete abzuschieße.
+ + +
Vortrag von Katharina Kilzer
aus
RADIO TIMIȘOARA - DEUTSCHE SENDUNG, Timişoara / Temeswar; 08.10.2025
20
Minuten dauerte der Vortrag über die Aromunen, den die Journalistin
und Literaturkritikerin Katharina
Kilzer
im letzten Frühjahr bei den Deutschen Literaturtagen in Reschitza
hielt, und den die Deutsche Sendung des Temeswarer Rundfunks jetzt
ausgestrahlt hat. Die Referentin stützte sich dabei vorwiegend auf
das Buch Aromunen,
Vlachen, Makedo-Romanen – Geschichte und Ethnogenese
von Yiani Mantsu,
das 2024 im Berliner Verlag Frank & Timme erschienen ist. Das war
ein sehr aufschlussreicher Essay über Geschichte und Gegenwart des
Volkes der Aromunen, das keineswegs ein Nomadenvolk war und ist,
sondern einen eigenständigen Volksstamm bildet. Leider wird er nicht
als solcher überall dort anerkannt, wo seine Mitglieder heimisch
sind. Wie zum Beispiel in Rumänien, was heißt, dass die Aromunen
sich nicht der Minderheitenrechte (politisch & finanziell) wie
andere Volksgruppen erfreuen. Es war ein angenehmes Erlebnis,
Katharina
Kilzer
in ihrem getragenen Vortragsstil zu folgen.
+ + + Un ich hun immer gemoont,
Aromune un Zigeinre sin oon un desselwe. Wie so oft hun ich mol
wedder denewer gelee. Forr des will ich mich do in aller Form bei
alle zwaa Volksgruppe entschulliche.+ + +
Auf reparierter Straße in den
Kreis Arad
aus
deBANAT.ro;
Timişoara
/ Temeswar; 09.10.2025
Beim Kreisrat Timiș / Temesch wurde der
Bauvertrag für die Instandsetzung der Kreisstraße DJ 691 von
Giarmata bis zur Grenze zum Landkreis Arad unterzeichnet. 100 Millionen Lei
soll die Neugestaltung dieser stark befahrenen Straße kosten und in
18 Monaten fertig sein. Die Straße führt durch Pișchia, Fibiș und
Mașloc.
+ + + Wann alles gut geht, känne die
Brikenaer uf ’re nei Stroß fahre, wann se die alt Heimat ufsuche.
In Deitschland uf die Autobahn, in Johrmark runner uf die alt nei
Landstroß un schwuppti wupp is merr de Hoom. + + +
Sieg
in Perjamosch
aus
SportTim.ro, Timişoara
/ Temeswar; 11.10.2025
Fußball
– D-Liga – Timiș / Temesch - 8.
Spieltag
CS
Avântul Periam - CSC
Millenium Giarmata 2:3
(1:1)
Torschützen:
Alexandru
Ghiuruțan
(Min.
4) und
Alex
Baranyi
(Min.
85) für
die Heimmannschaft
sowie
Alexandru
Popovici
(Min.
44, 55,
90+3) für die Gäste aus Giarmata.
Aufstellung
CSC
Millenium:
Vlascici
– Dofronea,
Iordan,
Vida,
Angheli,
Popovici,
Pefoura,
Tudosie,
Semco,
Mesaroș,
Gînju.
Trainer:
Daniel
Moraru
Reservespieler:
Domșa,
Popeci
(eingewechselt)
Tabellenplatz: 10
CS
Millenium Giarmata 9
DN
69A
aus
TION.ro, Timișoara
/ Temeswar, 13.10.2025
Die
Autobahnanbindung bei Sânandrei ist ab dem 13. Oktober befahrbar.
Die Zufahrtsstraße – vier Bänder – vom Norden Temeswars (Arader
Straße) bis zur Autobahn A1 ist 10 km lang und wird mit DN 69A
benannt.
+
+ + Jetz
känne net norr die Johrmarker uf der Autobahn bis in die alt Heimat
fahre, sondern aah die Andreser. Do kann merr norr e guti Fahrt
winsche. +
+ +
Die
Gemeinde schickt hier zwei Mannschaften ins Rennen
aus
SportTim.ro, Timişoara /
Temeswar; 14.10.2025
Fußball
- Promoţie Timiș - Seria III Municipal 1 Timişoara - 6. Spieltag
Gruppo
Select - CSC Millenium
2 Giarmata
1:3
Unirea
Cerneteaz - Gloria
3 Moşniţa Nouă 2:3
Tabellenplatz: 2 Unirea
Cerneteaz 12
6 Millenium 2 Giarmata 9
+
+ + Zorn besser wie Johrmark. + + +
Bravo!
aus
SportTim.ro, Timişoara /
Temeswar; 18.10.2025
Fußball
- Liga V Timiș – Serie II – 9. Spieltag
ACS
Kids Sânmihaiu Român
– CS
Unirea
Cerneteaz 1:4
Tabelle: 10 Unirea
Cerneteaz 11
+
+ + 16 Mannschaften spielen in dieser Gruppe. + + +
Eine Jahrmarkterin auf der Buchmesse
aus
ADZ.ro;
București
/
Bukarest;
24.10.2025
Die aus Jahrmarkt /
Giarmata stammende Ex-Journalistin Katharina
Kilzer war
auf der Frankfurter Buchmesse. Und sie schreibt dazu:
„Die Frankfurter Buchmesse hat sich in all den Jahren, seitdem ich
sie regelmäßig als Gast oder Moderatorin und Übersetzerin besuche,
sehr verändert.“ Hier äußert sich also ein Stammgast. Und wer in
der Buchmessewoche das deutsche Feuilleton verfolgt hat, wird sich
auch hier nicht
wundern, dass die Literaturexpertin in ihrem ausführlichen Artikel
in der ADZ nicht gerade in Begeisterung schwelgt. Wie auch immer: Es
kann ja nur besser werden, denn Katharina
Kilzer
lässt die ADZ-Leser wissen: „Wie mein Mann, Aufbauingenieur und
-techniker der Buchmesse, mir mitteilte, wurde für die nächste
Buchmesse ein neues Konzept angekündigt. Wir lassen uns überraschen.
+
+ + Ich sin aah neigeerich, aah wann ich schun zu alt sin, wegen e
paar Bicher bis uf Frankfurt zu fahre. + + +
Pleite
auswärts
aus
SportTim.ro, Timişoara
/ Temeswar; 25.10.2025
Fußball
– D-Liga – Timiș / Temesch - 10.
Spieltag
CSO
Deta
- CSC
Millenium Giarmata 3:0
(2:0)
Tabellenplatz: 13 CS
Millenium
Giarmata 9
+
+ + Das geht aber steil abwärts. + + +
Besser
als die höherklassig spielenden Giarmataer
aus
SportTim.ro, Timişoara /
Temeswar; 25.10.2025
Fußball
- Liga V Timiș – Serie II – 10. Spieltag
ACS
Galaxy
– CS
Unirea
Cerneteaz 1:3
Tabelle: 8 Unirea
Cerneteaz 14
+
+ + Im
vorläufig beruhigenden Mittelfeld.
+ + +
Feuer
aus
RENAȘTEREA.ro,
Timişoara
/ Temeswar, 26.10.2025
Um
6:45 Uhr ist in einem Anbau eines Anwesens in
Giarmata ein Feuer ausgebrochen. In dem zweistöckigen Bau waren Holz
und einige Maschinen zur Holzbearbeitung gelagert. Aus Timișoara
und Pișchia herbeigeeilte Feuerwehrmannschaften haben gemeinsam
mit der ortseigenen freiwilligen Feuerwehr das Feuer bis 7:25 Uhr
gelöscht. Menschen sind nicht zu Schaden gekommen.
Wieder Strom
weg
aus
TION.ro, Timișoara
/ Temeswar, 27.10.2025
Am
28. Oktober wird in einigen Teilen von Giarmata zwischen 9:00 und
17:00 Uhr der Strom zwecks Instandhaltungsarbeiten unterbrochen. Wo
genau wird nicht mitgeteilt.
Gekränkte
Ehre
aus
PrimăriaGiarmata - FACEBOOK, Giarmata
/ Jahrmarkt, 29.10.2025
-
Die Sitzung des Gemeinderates von Giarmata fand am Mittwoch, dem 29.
Oktober statt und dauerte eine Stunde und 50 Minuten. Alle 15
Gemeinderäte waren anwesend. Nur zwei online.
-
Eigentum von Grund und Boden spielte auch diesmal eine erhebliche
Rolle. Es ging gleich los mit einem Eigentumsverzicht mehrerer
Personen an die Gemeinde, die das Grundstück für den Bau eines
Weges benötigt.
-
Zum wiederholten Mal wird das Geothermal-Projekt angesprochen und
auch vorsichtig angestoßen. Es handelt sich um eine Investition von
ca. 5 Millionen Euro. Dazu meinte Bürgermeister Claudiu
Mihălceanu:
„Momentan
kann diese Gemeinde sich eine solche Investition nicht leisten.“
Trotzdem will man eine neue Ausschreibung für entsprechende
Bohrungen nicht verpassen. Sollte man gewinnen … wird man weitersehen.
Fünf Jahre sind für die Bohrungen vorgesehen. Und wer weiß,
vielleicht kann man dort ein Thermalbad errichten, meint der
Bürgermeister.
-
Es gibt in Giarmata viele Halter
von Grundstücken, die
nach dem Gesetz 15/2003 erworben wurden
und
leider seit Jahren brach liegen.
„Man müsste
mit diesen Leuten ins Gespräch kommen“, meinte der Bürgermeister,
„um
sie zu Konzessionen oder Erbpacht zu bewegen“.
-
Auch die Müllentsorgung in der Gemeinde war wieder ein zum Teil
kontrovers diskutiertes Thema. Es gibt jetzt eine neue
Entsorgungsstelle zwischen Giarmata und Cerneteaz. Man unterhielt
sich lebhaft darüber, ob die Leute ihre Abfälle selber dorthin
bringen müssen, oder ob der Kommunalbetrieb sie von jedem Haus
abholt. Kosten soll das alles aber nichts.
-
Auch die Maut für schwere Fahrzeuge in den Straßen Giarmatas war
ein Diskussionspunkt. Ein Vorschlag lautete 8000 Lei pro Jahr. Das
ist zwar nachvollziehbar für Fahrzeuge ortsansässiger Firmen. Aber
fremde durchfahrende Fahrzeuge? Da sind noch einige Fragen offen
geblieben.
-
Die Gemeinde hat der Sekretärin des Rathauses, Frau Gherman
Sorina-Ana,
eine Wohnung in der Hauptgasse zur Verfügung gestellt, „denn wir
wollen sie ja nicht verlieren“. Da waren sich alle im Raum einig.
-
Der Haushalt wurde korrigiert. Es ging da um die ansehnliche Summe
von ca. 1 Million Lei.
-
Für den Punkt Diverse hatte Altbürgermeister Virgil
Bunescu
die Ratshauspostille dabei. Mit der war er nicht ganz zufrieden. Aus
zwei Gründen: 1.) Auf dem Deckblatt war Bürgermeister Mihălceanu
abgebildet – „Wir
hatten schon einmal jemand, der immer auf der ersten Seite war.“ -
und 2.) die Ex-Bürgermeister werden nicht entsprechend gewürdigt.
-
Der
Gemeinderat Martin
Iulian hat
das Gremium darüber informiert, dass die Friedhöfe mit
Kunststoffkränzen zugemüllt seien. Er wandte sich bei dieser
Gelegenheit an alle Bürger, die Friedhöfe zu pflegen und auch zu
berücksichtigen, dass es bereits seit zwei Jahren gesetzlich
verboten ist, Grabschmuck aus Kunststoff auf den Gottesäckern liegen
zu lassen. Der orthodoxe Pfarrer von Giarmata, hat versprochen, am 1.
November dieses Thema bei seinen Friedhofsbesuchen anzusprechen.
+
+ + Die Zeide, wu die Schwowe an Allerheiliche nunner gfahr sin,
scheine aah zu Enn zu gehn. + + +
Montag, 20. Oktober 2025
Jahrmarkt vor 100 Jahren – 4
1925
fand im Komitat Temesch=Torontal eine Verwaltungsreform statt. Von 11
wurde die Anzahl der Bezirke auf 14 angehoben. Das ging natürlich
nur mit einer Neuaufteilung der Ortschaften. Jahrmarkt
und Csernygehaz (heute Cerneteaz, von den Deutschen Zorn genannt)
gehörten ab sofort zusammen mit 18 anderen Ortschaften zum
Zentralbezirk mit der Verwaltung in Temeswar. Diese 20 Dörfer hatten
damals zusammen 42.483 Bewohner. Das kann man nachlesen in der
DEUTSCHEN BANATER ZEITUNG vom 28. Mai 1925.
Menschen waren
schon immer auch behördlicher Willkür ausgesetzt. Der aus Altringen
stammende und in Jahrmarkt arbeitende Riemermeister Josef
Zimmermann klagte bei der Zeitung, dass drei Gendarmen sich in
seinem Haus in Altringen, das von einem alten Ehepaar bewohnt und
gepflegt wird, breitgemacht hätten. Die Deutsch-Schwäbische
Volksgemeinschaft hat den Fall dem stellvertretenden Präfekten
Kornel Bejan gemeldet und der hat Abhilfe versprochen. „Darf
sich so etwas in einem Staat mit geordnetem Rechtsverhältnis
zutragen?“, stellt die DBZ vom 2. August 1925 zum Schluss des
Artikels die Frage.
Nicht immer
wurden die Rekruten (Einberufungsjahrgang) in Jahrmarkt mit Blasmusik
(manchmal sogar mit zwei konkurrierenden Kapellen) zum Bahnhof
begleitet, um mit dem Frühzug ins Temeswarer
Militärkreiskommissariat zu fahren und dort eine Musterung
(Militärtauglichkeit) über sich ergehen zu lassen, wie das in den
1960 und -70er Jahren noch üblich war. Vor 100 Jahren, also ca. acht
Jahre nach dem I. Weltkrieg, hieß es in der BDZ vom 28. Oktober 1925
diesbezüglich so: „Wir meldeten bereits, dass mit dem 1. November
die Vidierung des Militärbüchleins der in den Jahren 1878 bis 1900
geborenen Männer (Reservisten, gewesene Kriegsgefangene, Enthobene,
frühere Invalide, die bei der letzten Überprüfung für Militär=
oder Hilfsdienst tauglich befunden wurden), ferner die Überprüfung
der Enthebungen beginnen werden. […] Die Kontrollversammlung der im
Zentralstuhlbezirke wohnenden Männer findet in Temesvar,
Elisabethstadt, im Michelsschen (früher Novotny) Gasthause in
folgender Reihenfolge statt: [...] 11. - 12. Nov. Csernegyhas (damals
gehörte dieses Dorf noch nicht zu Jahrmarkt, aber heute schon), […]
16. - 19. Nov. Jahrmarkt.“
Montag, 13. Oktober 2025
Poesiewurzelgrund
Harald Grill: Hinter drei Sonnenaufgängen – Balkan-Streifzüge durch Rumänien und Bulgarien bis Odessa; lichtung verlag GmbH, Viechtach, 2018; ISBN 978-3-941306-81-3; 463 Seiten, 22,00 EURO [D].
Harald Grill (*1951) ist ein bayerischer Dichter, Romancier, Dramaturg (Theater, Hörspiel, Radio-Futures, Hörbücher) und nicht zuletzt Reiseschriftsteller - und noch dazu ein guter, denn er kann vor allem spannend schreiben, was man zum Beispiel bei Reiseberichten ja nicht immer erlebt.
Harald Grill verheddert sich
nicht im Beschreiben. Er drängt vorwärts. Und trifft immer auf
Menschen. Nicht unbedingt zufällig, denn diese Reise über mehrere
Monate war minuziös vorbereitet – trotz aller Wegabschweifungen.
Diese Fahrt Richtung Südost findet
im Jahr 2015 statt, also zu einer Zeit, als Putin längst mit
seinen verbrecherischen Schandtaten begonnen hatte. Und das in einem
Auto, das „immerhin 200.000 Kilometer auf dem Buckel“ hat. In
fünf großen, fettgedruckten und unzähligen kursiv geschriebenen
Titeln hat Harald Grill das auf dieser Reise ins
Unbekannte Festgehaltene und danach Erinnerte skizziert und so dem
Erlebten vorweggenommen – aber nicht unbedingt zu dessen Nachteil.
Schon die Haupttitel (Etappen) geben aneinandergereiht eine Vorahnung
auf das vom Autor Erlebte: „Von der ungarischen Grenze durchs
rumänische Banat zur Donau“, „Mit der Fähre von Rumänien
nach Bulgarien, am Iskar entlang ins Balkan-Gebirge, auf Umwegen nach
Veliko Tarnovo und an der Jantra zurück zur Donau“, „Wieder
in Rumänien: Am Olt entlang durch die Kleine Walachei nach
Siebenbürgen und durch die Große Walachei zurück zur Donau“,
„Von Russe durch die Dobrudscha nach Odessa – eine
Hängepaertie“ und „Rückfahrt zur Donau, weiter entlang
der Küste des Schwarzen Meeres, an der türkischen, griechischen,
serbischen Grenze und durchs Struma-Tal zurück zur Donau und zum
Eisernen Tor“. Die Kapitelüberschriften kann man in Farbe auf den Innenseiten der jeweils doppelten Buchdeckel auf zwei Landkarten nachvollziehen. Rot die Hinfahrt und grün die Rückfahrt.
Auf beiden Routen gibt es viel zu
sehen und besonders viele Erkenntnisse zu sammeln, die man dann auch
lange nach dieser Reise ins Unbekannte noch verarbeiten kann. Wie,
das zeigt uns Harald Grill in diesem Reportagenbuch. Auch lyrisch.
Immer wieder streut der Autor ein Gedicht ein, das seinen gesammelten
Impressionen entspringt. Ein Beispiel gefällig? „unser raster
// hier in unserer nähe wächst nichts / als fels und dorniges
gestrüpp / zwischen den standpunkten // nur aus größerer
entfernung / gewinnen wir gestalt voreinander / nehmen wir im gesicht
des anderen / sogar ein lächeln wahr“. Wo solche Gedichte
entstehen könnten? Der Dichter wird es wissen. Das Unterkapitel, in
dem es in diesem Buch platziert ist, trägt den Titel „Donau,
unnahbare Mutter“ und das
folgende „Durchs verrufene Oltenien“.
Harald
Grill spart in
seinem Reisebuch nicht mit Anekdoten, die ihm die Menschen erzählen,
sofern sie sich sprachlich verständigen können. Mit Eginald
Schlattner
funktioniert das natürlich vortrefflich. In Roșia
/ Rotberg, ca. 20 km
südöstlich von Hermannstadt, wundert der Bayer
Grill
sich über eine geteerte Dorfstraße, die zur Kirche führt. Und der
Siebenbürger Sachse Schlattner
weiß, warum die so ist: „Als
Otto Schily hier war, der damalige deutsche Innenminister, wollte er
eine Kirche sehen, die älter ist als Berlin. […] Über Nacht hat
die Gemeinde noch die Straße geteert bis hierher zu meiner Kirche.
Wir rollten also über den frisch gegossenen Asphalt. Mir vis-à-vis,
so wie Sie jetzt, saß der Otto Schily, daneben eine wunderschöne,
blonde, schlanke, gut riechende Staatssekretärin, Aufgabengebiet
Mitteleuropa, neben mir der rumänische Innenminister und auf dem
Bock, in rumänischer Tracht, ein verkleideter Obrist vom
Sicherheitsdienst mit dick ausgebeulter Jackentasche – da war
natürlich seine Pistole drin.“
Solche
Dialoge gibt es mehrere in diesem Buch. Beim dritten Versuch gelingt
es Harald Grill,
auch Mircea Dinescu
zu interviewen. Lockere, unterhaltsame Gespräche. Leider ist das
nicht immer so. Aber Grill
schafft es tatsächlich auch bis „Odessa – die schönste Stadt
der Welt“, so ein Untertitel. Hier wird die Stimmung bedrückt. Der
Krieg ist nahe. Und man hat bei manchen Geschichten, die Grill
von seinen Gesprächspartnern erfährt, das Gefühl, dass er, der
Krieg, schon immer in dieser Gegend irgendwie präsent war. So etwa
in der Erzählung über die „banduristi“, Musikanten,
die auf der Bandura, ein Saiteninstrument, vorwiegend kosakische
Lieder spielen. 1935 haben die Sowjets in Charkiv eine Veranstaltung
für „banduristi“ organisiert und alle Gekommenen hingerichtet.
Das erinnert doch an den walachischen Fürsten Vlad
Țepeș,
der Pfähler,
dem der Autor auch
einige Zeilen widmet.
Man
liest und liest und hat irgendwie das Gefühl, dass die Poesie den
Reiseschriftsteller auf seiner Südosteuropa-Reise nie loslässt. Sie
reist mit dem Dichter Harald
Grill. Ja, der Poet
auf Reisen gerät sogar kurz vor dem Schluss seiner
Reiseniederschrift - ich sagte schon – das ist mehr als ein
trockener Bericht – ins Schwärmen, wenn er schreibt: „Die
mitteleuropäische Kultur gründet mit ihren tiefsten Wurzeln in
Südosteuropa. […] In jüngerer Zeit verweisen nicht zuletzt
deutschsprachige Literaturnobelpreisträger wie Elias Canetti und
Herta Müller darauf, dass der Balkan ein hervorragender Wurzelgrund
für Poesie ist.“
Anton Potche
Abonnieren
Kommentare (Atom)


