Und der zwölfte darf es nicht:
Călin Georgescu.
Er hat sein Image vermasselt, „weil er demokratische
Grundwerte nicht anerkenne“, schrieb die WELT AM SONNTAG am ersten
Aprilsonntag und reihte den rumänischen „rechtsradikalen“ und
„russlandfreundlichen“, im letzten Herbst wie aus dem Nichts
aufgetauchten Präsidentschaftskandidaten mit namhaften Genossen ein
wie Matteo Salvini, Geert Wilders, Viktor Orbán,
Donald Trump jr., J.D. Vance, Donald Trump
sen. und Dmitri Peskow. Diese und noch einige andere haben
sich über die französische Justiz geärgert, weil sie Marin Le
Pen eine elektronische Fußfessel angelegt hat und, noch
schlimmer, sie fünf Jahre lang nicht mehr zur Präsidentschaftswahl
zulassen will.
Die rumänischen Verfassungsrichter
gingen da noch viel resoluter zu Werke: Sie haben den zweiten
Wahlgang – mit Georgescu als Favorit – schlicht und
einfach nicht mehr zugelassen und so nicht nur einen zweiten Gang zur
Urne vereitelt, sondern eine komplett neue Präsidentenwahl
angestoßen. Wie demokratisch oder undemokratisch ein solches
Vorgehen gegen eine sehr dubiose Gestalt ist, bleibt jedermanns
Weltanschauung vorbehalten. Auf jeden Fall hat der Gernepräsident
Georgescu (wie ähnlich dieser Name doch mit einem anderen
rumänischen „Patrioten“ klingt) ganz schön Unruhe in Rumänien
hervorgerufen. Expräsident Klaus Johannis ist nur eines der
Opfer dieser unruhigen Zeit. Er hätte bis zur zweiten Wahl (4. und
18. Mai 2025) ruhig noch im Amt bleiben können. Das hat aber
besonders den Rechtspopulisten im Land nicht gefallen. Also hat er
sich gedacht, Ihr könnt mich mal. Nach 10 Jahren Amtszeit, wird ihm
das nicht allzu schwer gefallen sein. Elf Kandidaten sind bereit,
seinen Job zu übernehmen, unter ihnen aktuelle und ehemalige
Parteivorsitzende, einstige Regierungsmitglieder, Kommunalpolitiker
und unabhängige Bewerber.
Crin Antonescu (*1959)
wurde von den Parteien der Regierungskoalition PSD,
PNL und UDMR ins Rennen geschickt. Er
selbst ist Mitglied der Nationalliberalen Partei und
hat ein sehr abwechslungsreiches politisches Leben hinter sich:
Senator, Interimspräsident, Parlamentsabgeordneter und Minister.
Nicușor Dan (*1969) ist ein
parteiloser Politiker. Er war aber schon Vorsitzender der USR
(Union Rettet Rumänien), Parlamentsabgeordneter, und
ist im zweiten Mandat Oberbürgermeister von Bukarest.
Elena Lasconi (*1972) wäre
vielleicht schon heute Präsidentin Rumäniens. Ja wenn der Skandal
um Călin Georgescu nicht
ausgebrochen wäre. Sie hatte im ersten Wahlgang (24. November
2024) immerhin den zweiten Platz belegt. Leider kam es nicht mehr zur
Stichwahl, die für den 8. Dezember 2024 vorgesehen war. Jetzt will
die Vorsitzende der USR und Bürgermeisterin des
Munizipiums Câmpului Muscel einen neuen
Anlauf wagen.
George Simion (*1986) ist ein
rechtspopulistischer Politiker, der manchmal sogar mit zwei Handys
(in jeder Hand eins) durchs Abgeordnetenhaus rennt und immer
herumschreit. Er ist Gründer und Vorsitzender der AUR
(Allianz zur Vereinigung der Rumänen) und war einer
der Kandidaten beim ersten Wahlgang für den Präsidentenposten im
November 2024. Dort musste er sich mit dem vierten Platz begnügen.
Jetzt räumen ihm die Demoskopen gute Chancen ein, den zweiten
Wahlgang zu erreichen.
Einer, der es immer wieder versucht,
sich an der Macht zu halten, ist Victor Ponta (*1972).
Zwischen 2012 und 2015 war der ehemalige Sozialdemokrat – im März
haben seine Parteifreunde ihn aus der Partei geschmissen, weil er
Präsident werden will – sogar Premierminister Rumäniens. Jetzt
hat er aber mit seinem Geständnis, bei den großen Überschwemmungen
2014 den Befehl gegeben zu haben, rumänisches Gebiet in den
Donauauen zu überfluten, um Belgrad vor einer größeren Flut zu
schützen, ein politisches Beben ausgelöst. Als Dank haben die
Serben ihm ihre Staatsbürgerschaft verliehen. Es bleibt spannend, zu
sehen, wie sich so ein Skandal auf die Kandidatur Pontas auswirkt.
Als unabhängiger Kandidat tritt
Daniel Funeriu (*1971), ein gebürtiger Arader, an.
Unabhängig heißt auch in seinem Fall nicht, dass er kein Politiker
ist oder war. Er engagierte sich in mehreren Parteien (PMP,
PDL, PLD) und war von 2009 bis 2012 Bildungsminister. Von
Dezember 2008 bis Juli 2009 war er sogar EU-Parlamentarier. Heute
arbeitet er als Wissenschaftler im Bereich Chemie und hat als solcher
schon zahlreiche Auszeichnungen bekommen.
Auch
ein griechisch-katholischer
Priester
will Präsident Rumäniens werden: Cristian
Terheș (*1978)
– Studium
der Theologie an der Klausenburger Universität „Babeș
Bolyai“
– Abteilung Oradea. In Amerika hat er an der California
State University, Fullerton, ein
Masterat in Journalismus und Kommunikation absolviert. Aber die
Politik scheint ihm besser zu liegen als Theologie und Journalismus.
Wie
viele Politiker Rumäniens hat auch er schon öfter die Parteifarben
gewechselt. Jetzt ist er Vorsitzender der PNCR
(Rumänische
National-Konservative Partei).
PUSL heißt
auf Deutsch (Humanistische-Sozial-Liberale-Partei).
Diese Gruppierung schickt Lavinia
Șandru (*1975)
ins Rennen um das höchste Amt im rumänischen Staat. Eine
Politikerin, Journalistin und Schauspielerin soll ihre Talente in die
Präsidentenwaagschale werfen. Eins ist nicht zu leugnen: Die Frau
sieht gut aus und kann sich als Schauspielerin bestimmt gut
verkaufen.
Auch Silviu Predoiu (*1958)
will Herr Johannis’ Nachfolger werden. Er war und ist noch
immer Mitglied – man kann es kaum glauben – einer einzigen
Partei, der PLAN (Partei Liga der Nationalen
Aktion). Seine bisherige Laufbahn hatte weniger mit Politik
als vielmehr mit Beamtentum im rumänischen Geheimdienstapparat zu
tun. Dort ist Herr Predoiu noch immer als General tätig. Und
als solcher kandidiert er jetzt.
Auch die PNR (Partei
Neues Rumänien) hat einen Kandidaten ins Rennen geschickt:
Sebastian Constantin Popescu (*1982). Korrekter wäre
vielleicht zu sagen, dass der gelernte Tierarzt sich selber um eine
Kandidatur bemüht hat, denn er ist sowohl Gründer als auch
Vorsitzender der PNR. Seine Partei wird als
mitte-rechts und seine Chancen in diesem Wahlkampf für das
Präsidentenamt als gering eingestuft, obwohl er schon zum dritten
Mal für dieses Amt kandidiert – 2019, 2024 (annulliert) und jetzt.
Bei den Präsidentschaftswahlen 2019 hat er 30.850 Stimmen
eingefahren. 2024 waren es nur noch 14.683, berichtet das
Online-Portal des TV-Senders DIGI24.ro.
Der Letzte in der Reihe der elf
Kandidaten, zwei Frauen und neun Männer, ist John-Ion Banu-Muscel (*1960).
Er ist schon vor dem Sturz der kommunistischen Diktatur in Rumänien
in die Vereinigten Staaten von Amerika ausgewandert. Dort ist er als
Geschäftsmann tätig und engagiert sich politisch ... in
Rumänien. 2018 hat er in seiner rumänischen Heimat die Partei
Rumänische Nation (PNRo) gegründet, als
deren Kandidat er schon 2019 versuchte, Präsident Rumäniens zu
werden. Aufsehen erregte er mit der Aufforderung zur Einführung der
Todesstrafe und zum Waffenbesitz ... in Rumänien. Wer wird wohl im
Weißen Haus stolz auf diesen Rumänen sein?
Das war der Stand an Ostern - KW 17.
Mittlerweile gab es Streit. Mitstreiter Elena Lasconis sind
ins Lager Nicușor Dans übergelaufen. Frau
Lasconi nennt sie „băieții – die
Buben”. Temeswars Bürgermeister Dominic Fritz gehört
auch dazu. Das heißt für den Deutschen Integration in die
politische Landschaft Rumäniens.
Die Osterausgabe der in München
erscheinenden BANATER POST titelt George Simion in Umfragen vorne
und zitiert aus einer
Meinungsumfrage des Instituts Verifield folgende Zahlen für den
ersten Wahlgang: George
Simion – 35 %, Victor
Ponta – 21,1
%, Nicușor Dan –
20,8%, Crin
Antonescu – 16,4 %,
Elena Lasconi
– 4,3 %. Da
wird der Umsturzversuch der „Buben“ auch nicht mehr viel helfen. Aber warten wir mal ab, denn so manches Umfrageinstitut lag
schon mit seinen Daten erheblich
daneben. Am 4. Mai geht's an die Urnen und wenn nötig, also keiner der Kandidaten über 50% Wählerstimmen einfährt, zur Stichwahl.