Montag, 2. Dezember 2024

Aufatmen bei den Parlamentswahlen in Rumänien


Dieses Szenario war nach der verheerenden Präsidentschaftswahl in Rumänien für die gestern in diesem Land über die Bühne gegangene Parlamentswahl nicht ausgeschlossen: Die rechtsradikale Partei AUR (Allianz zur Vereinigung der Rumänen) des Großmauls und Raufbolds George Simion gewinnt die Wahl. Die ersten Prognosen (21 Uhr MEZ) zeigten dann zwar kein Glück verheißendes Bild, ließen aber trotzdem aufatmen, denn eine Katastrophe wie bei der Präsidentschaftswahl schien (vorläufig) abgewendet zu sein. Das Zwei-Kammern-Ergebnis sah so aus: PSD (25,5%), AUR (19,3), PNL (15,3), USR (15,7), POTPartei der jungen Menschen (5,5), UDMR (5,0), SOSRO (5,5) - eine rechtsextreme Gruppierung mit Abgeordneten im EU-Parlament, die sich S.O.S. Rumänien nennt - für die Abgeordnetenkammer und PSD (25,7), AUR (19,5), USR (15,7), PNL (15,6), SOSRO (5,5), POT (5,3) (eine Partei, die erst seit einigen Wochen in der politischen Landschaft Rumäniens aufgetaucht ist – mit einem rechtsextremen Programm) und UDMR - Demokratische Union der Magyaren aus Rumänien (5,0) für den Senat. Die Eintrittsmarge in die zwei Legislativorgane liegt bei 5,0 Prozent.

Bei den Interviews mit den EU-orientierten Politikern konnte man die Erleichterung spüren. Zum Jubeln war es trotzdem noch keinem zumute, denn man hat noch die Nacht der Auszählung bei der ersten Tour der Präsidentschaftswahl in erschreckender Erinnerung. Also könnte auch hier am folgenden Morgen alles anders aussehen. Auch der unheimliche Präsidentschaftsanwärter Călin Georgescu ist im Rennen um einen Platz im Repräsentantenhaus oder im Senat – auf der Liste von POT. Wenn vielleicht nicht Präsident dann wenigstens Abgeordneter …

* * *

Heute Morgen (10 Uhr MEZ) sehen die Zahlen nach der Auszählung von 99,87 Prozent der Stimmzettel dann so aus: Senat – PSD (22,40%), AUR (18,25), PNL (14,32), USR (12,22), SOSRO (7,71), UDMR (6,41) und POT (6,35); Abgeordnetenkammer – PSD (22,05%), AUR (17,96), PNL (13,26), USR (12,35), SOSRO (7,31), UDMR (6,41) und POT (6,36). 

Das wären dann in beiden Kammern Mitglieder von je sieben Parteien und die könnte man, von ihren ideologischen Richtlinien her betrachtet, einteilen in Demokraten und Rechtspopulisten – natürlich mit den entsprechenden Sympathien für die andere Seite oder heimliche Antipathien für das eigene Lager. So ist nun mal Politik. Zu den Demokraten kann man folgende Parteien zählen: PSD, PNL, USR und UDMR. Die anderen drei bewegen sich im rechtspopulistischen Bereich.

So hätten die Rumänen also auch die zweite Herbstwahl hinter sich gebracht. Steht ihnen noch die dritte bevor: die zweite Tour der Präsidentschaftswahl. Wenn … ja, wenn das Verfassungsgericht den ersten Wahlgang für die Präsidentenwahl überhaupt legalisiert. Diese Wahl wurde beim höchsten Gericht beanstandet und die Richter haben eine neue Zählung der Millionen von Stimmzetteln angeordnet. Heute wollen die Verfassungsrichter entscheiden, ob der erste Wahlgang gültig ist und am kommenden Sonntag, dem 8. Dezember, der zweite stattfinden kann. Sollten die hohen Richter den ersten Wahlgang der Präsidentschaftswahl annullieren, muss am 15. Dezember und eventuell, bei Stimmengleichheit, am 29. Dezember 2024 wieder gewählt werden. So könnte sich für die Rumänen zu den Herbstwahlen auch eine Winterwahl gesellen.
Anton Potche

Samstag, 30. November 2024

November 2024 – Giarmata in den Medien


Öffentliche Versteigerung
aus PrimăriaGiarmata - FACEBOOK, Giarmata / Jahrmarkt, 03.11.2024
- Die Gemeinde Giarmata hat kürzlich 25 Grundstücke öffentlich – auch auf FACEBOOK – versteigert. Den Ablauf schildert man am besten anhand eines Beispiels. Jeder Interessent hatte für sein Lieblingsgrundstück ein Kuvert mit einigen Unterlagen (z. B. Kopie vom Personalausweis) und in einem verschlossenen Umschlag sein Angebot eingereicht. Das erste Grundstück (765 m²) war mit 16.000 Euro veranschlagt. 17 Bieter haben dafür ihr Angebot abgegeben. Eine Dame hat die verschlossenen Umschläge der Reihe nach geöffnet und die Angebote vorgelesen. Der Meistbietende hat den Zuschlag bekommen. Das erwähnte Grundstück aus der Grădinarilor-Straße, Nr. 34, mit dem Grundbucheintrag CF 415011 ging für 69.342 Euro plus Mehrwertsteuer bereits an den ersten Bieter. Die anderen Interessenten lagen mit ihren Angeboten so zwischen 30- und 40.000 Euro. (Es ging immer nur um Euro und nie um Lei oder RON.) Und diese Prozedur wiederholte sich 292 mal, denn so viele Angebote waren eingereicht worden - von einigen Kaufwilligen für mehrere der 25 Grundstücke. Darum hat die Geschichte auch drei Tage lang gedauert. Für Giarmata hat der Aufwand sich gelohnt, denn es kamen immerhin 1.162.935 Euro plus die anfallende Mehrwertsteuer (TVA = taxă pe valoarea adăugată) in die Gemeindekasse.
+ + + Ich hun unner de Nome vun de Bieter aah e paar Familienome gheert, die mich an unser schwowischi Zeit in Johrmark erinnert hun. Zum Beispiel: Roșian, Secuianu, Cociu odder Mihălceanu. Die sin desmol rum zwar leer ausgang, awwer es gebt bestimmt noch Gelegenheide, weil Giarmata wackst un wackst. + + +

Neue Fahrradwege
aus ClaudiuMihălceanu – FACEBOOK, Giarmata / Jahrmarkt, 05.11.2024
Bürgermeister Claudiu Mihălceanu war in Bukarest und hat einen Finanzierungskontrakt mit dem Ministerium für Entwicklung, Öffentliche Arbeiten und Administration unterschrieben. Mit den zugesagten 3 Millionen Lei sollen 7 km Fahrradwege zwischen Giarmata und Cerneteaz gebaut werden.

Auswärtssieg
aus SportTim.ro, Timişoara / Temeswar; 09.11.2024
Fußball – D-Liga – Timiș / Temesch - 13. Spieltag
CSC Belinț - CS Millenium Giarmata 0:1
Torschütze: Tiberiu Matei (Min. 74)
Aufstellung: Cosmin Amarinei, Gabriel Andreca, Sorin Oneţ, Andrei Capstrâmb, Denis Bot, Tiberiu Matei, Alex Popovici, Fabian Glujdea, Răzvan Onosă, Robert Ehling, Daniel Grigoriu. Einsatzzeit bekamen noch Valeriu Şofronea, Liheţ und Ghiughea. Auf der Bank saßen noch Raul Kormany und Răzvan Dragomir.
Trainer: Daniel Moraru
Tabellenplatz:  7  CS Millenium Giarmata  20

Verkehrsunfall an dem Autobahnanschluss bei Giarmata
aus ObservatorDeTimiș.ro, Timișoara, 09.11.2024
Ein von Lipova auf der Kreisstraße DJ 691 kommender Schwerlaster ist bei der Auffahrt zur A1 umgestürzt. Die Polizei hat bei dem 70 Jahre alten Fahrer einen Alkoholwert im Blut von 0,05mg/l gemessen. 

Punkteteilung
aus SportTim.ro, Timişoara / Temeswar; 12.11.2024
Fußball - Promoţie Timiș - Seria III Municipal 1 Timişoara - 9. Spieltag
CSC Ghiroda și Giarmata Vii 3 – Millenium 2 Giarmata  3:3
Tabellenplatz:  6  Millenium 2 Giarmata  13
+ + + Die Iwerlänner un die Johrmarker hun sich die Punkte getaalt. Is doch scheen. Frieher hun se sich sogar gheirat. Wie ’s heit wohl is? + + +

Torrausch in der zweiten Spielhälfte
aus SportTim.ro, Timişoara / Temeswar; 17.11.2024
Fußball - Liga V Timiș – Serie II – 14. Spieltag
Unirea CerneteazPindul Dudeștii Noi  9:2 (1:2)
Torschützen:
Tabelle:  9  Unirea Cerneteaz   21
Der Cerneteazer Spieler Adrian Jivan sagte nach dem Spiel, er wisse nicht mehr, wer die Tore alle geschossen habe. Für die Tore der Gäste zeichneten Alex Costea und Alexandru Drăgoi.

Neue Bepflanzung
aus ZIUAdeVEST.ro, Timişoara / Temeswar; 18.11.2024
Die Organisation Verde de Banat (Banater Grün) legt seit Jahren Grünanlagen im Kreis Timiș / Rumänien an. In Giarmata haben sich auch heuer viele Freiwillige bei dieser Pflanzaktion beteiligt. Die 2000 angepflanzten Schößlinge (rote Eiche, Weißbuche, Akazie, Linde und Ahorn) wurden von Verde de Banat zur Verfügung gestellt. Für die Aktion waren zwei Wochenenden vorgesehen. Die ganze Aktion steht unter dem Motto 10 – Ein Landkreis der Note 10!.
+ + + In Deutschland ist die rumänische Schulzehn eine Eins. + + +

Einer der fehlenden Gemeinderäte
aus ARTICULAT.ro, Timişoara / Temeswar; 18.11.2024
Bei der Vereidigung der Gemeinderäte in Giarmata waren vier nicht anwesend. Der Grund ist die rumänische Gesetzgebung. Dort steht nämlich geschrieben, dass alle bei einer Wahl errungenen Kommunalmandate von einer Gerichtsinstanz validiert werden müssen. Hat ein Mandatsträger Dreck am Stecken, darf er nicht wählen und nicht gewählt werden, wenn ein Gericht das so festlegt. Einer der abwesenden neu gewählten Giarmataer Gemeinderäte (Kommunalwahl vom 9. Juni 2024) hatte ein „Skelett im Schrank“, wie ARTICULAT.ro schreibt. Es ist Gheorghe, genannt Gică, Juravlea. Der gut aussehende Mann (FASEBOOK) hat eine Verurteilung zu 6 Jahren Haft und ein Entzug des Wahlrechts und der Kandidatur für ein öffentliches Amt für 4 Jahre hinter sich. Seine Vergehen: Sexperversion, Gruppenvergewaltigung und Freiheitsendzug. Das alles hat den Mann nicht gestört, bei den Kommunalwahlen im Sommer zu kandidieren. Und er hat auch einen Platz im Gemeinderatsgremium auf der Liste der rechtsradikalen Partei AUR (Allianz zur Vereinigung der Rumänen) ergattert. Aber noch nicht seinen Einzug in den Gemeinderat, denn ein Gericht schaut sich noch immer den Leumund des Giarmataer Gernemandatträgers an. Sollte das Gericht diese Mandatsträgerschaft freigeben und seine Partei ihn nicht zurückpfeifen, werden die Giarmataer die nächsten vier Jahre einen Vergewaltiger an ihrem Verhandlungstisch haben.
+ + + Ich hat doch im Juni nomol die rumänisch Staatsbürgerschaft onholle un forr de Gemeinderat kandideere wolle, awwer mei Aldi … Na Dehr wisst jo schun. Vleicht wor doch besser, dass ich ’s net gemach hun. + + +

AUR hat reagiert ...
aus ARTICULAT.ro, Timişoara / Temeswar; 19.11.2024
… und Gică Juravlea nicht nur die politische Unterstützung entzogen, sondern ihn auch aus der Partei geschmissen, hat Mihai Negoescu, Vorsitzender der Temescher Filiale der AUR, bekanntgegeben. Die Giarmataer AUR-Mitglieder haben sich bei einem Gespräch mit der Kreisorganisation für Herrn Juravlea eingesetzt. Vergeblich.
+ + + Da scheint jemand Angst vor jemand zu haben. + + +

Ein neuer Besen
aus PrimăriaGiarmata - FACEBOOK, Giarmata / Jahrmarkt, 19.11.2024
- Am 19. November hat der Gemeinderat getagt. Es gab zwar 12 Tagesordnungspunkte, aber diskutiert wurde fast nur über den Kommunalbetrieb der Gemeinde Giarmata. Der Verwalter dieser kommunalen Einrichtung hat sich den Gemeinderäten offenbart. Ja, das war eine Offenbarung. Andrei Vieriu sprach von roten Zahlen, die schon seit Jahren im Kommunalbetrieb geschrieben werden. Er berichtete auch von „gut bezahlten Chauffeuren“, die nur hinterm Steuer sitzen wollen, obwohl es gar keine Arbeit für sie gibt. Vieriu will sein Personal, zu dem auch vier Sträflinge gehören, optimieren. Vor allem sollten die Fahrer den Betrieb verlassen. Auch das nur herumstehende Kanalreinigungsfahrzeug (vidanjă) sollte endlich veräußert werden.
- Besonders die Sozialdemokraten im Gremium hatten Einwände gegen die geplanten Entlassungen. Virgil Bunescu, Lenuța Tiuch und der neue Besen Andrei Berta löcherten den stoisch kämpfenden Verwalter mit Fragen und Fallstricken. Bei diesem ging es vor allem auch um seinen Job, denn sein Mandat sollte für weitere vier Jahre (ab 1. Januar 2025) verlängert werden. Er brachte zum Schluss seine Einstellung auf den Punkt, laut der ein Kommunalbetrieb seinen Zweck schon erfüllt hat, wenn es ihm gelingt, „1 Lei Gewinn“ im Jahr zu machen. Damit wollte er nur sagen, dass ein Kommunalbetrieb schließlich und endlich nur da ist, um der Bürgerschaft zu dienen. Dieses Argument hat verfangen. Andrei Vieriu bleibt im Amt.
- Zum Schluss gab es dann noch einen giftigen Dialog zwischen Bürgermeister Claudiu Mihălceanu (PNL) und Andrei Berta (PSD). Letzterer hat sich angeblich unanständig mit Arbeitern einer Straßenbaufirma, die eine Asphaltschicht in der Strada Morii (früher Lothringen-Gasse) aufgetragen haben, angelegt und ließ sich dabei für FACEBOOK filmen, was dem Bürgermeister überhaupt nicht gefallen hat. Auch am Versteigerungsverfahren, das am Anfang des Monats von der Gemeinde Giarmata durchgeführt wurde, hatte Herr Berta einiges auszusetzen, was den Bürgermeister auf die Palme gebracht hat. Er hat eindeutig zu verstehen gegeben, dass er sich eine andere Arbeitsatmosphäre im neuen Gemeinderat wünscht.
+ + + Der zurzeit in Rumänien herrschende raue Ton in der Politik zieht sich durch alle politischen Gremien, vom Parlament bis in die Kommunen. + + +

Der erste Flughafen des Banats
aus ADZ.ro – BANATER ZEITUNG; Timișoara / Temeswar; 20.11.2024
Johann Janzer, Vorsitzender der HOG Sanktandres / Sânandrei, hat der BANATER ZEITUNG ein ausführliches Interview gegeben. Raluca Nelepcu hat die Fragen gestellt. Es geht in dem Gespräch ausschließlich um den „Luftschiffhafen Sanktandres“ aus dem Jahr 1915, zur Zeit des Ersten Weltkriegs. Johann Janzer erzählt von der ersten Landung des Zeppelins auf dem Flughafen in Sanktandres am 2. November 1915: „Das angekommene Luftschiff fuhr im Dreieck, Richtung Jahrmarkt – Kowatschi und zurück. Vor der Landung hielt der Zeppelin eine Zeit lang über dem Sanktandreser Friedhof an, bevor er sich niederließ.“
+ + + Am allerwichtigste an der ganz Gschicht is, dass aah Johrmark in dem Interview erwähnt werd - wann aah norr im Flug. + + +

Auch das Gericht hat heute Recht gesprochen
aus ARTICULAT.ro, Timişoara / Temeswar; 20.11.2024
Gică Juravlea wird kein Gemeinderat in Giarmata werden.
+ + + Das Problem für den Gemeinderat liegt darin, dass er keinen Vizebürgermeister wählen kann, bevor das Gremium vollständig ist. Davon ist es anscheinend aber noch weit entfernt. + + +

Auswärtssieg
aus SportTim.ro, Timişoara / Temeswar; 22.11.2024
Fußball – D-Liga – Timiș / Temesch - 15. Spieltag
CSM Lugoj - CS Millenium Giarmata  3:0
Tabellenplatz 7  CS Millenium Giarmata  23
+ + + Lugoj führt mit 45 Punkten die Tabelle an. + + +

Familientage
aus TION.ro, Timișoara / Temeswar, 29.11.2024
Der Verein GAL Colinele Recaș und das Rathaus Giarmata organisieren gemeinsam Familientage mit erzieherischen, erholsamen und sportlichen Tätigkeiten. Das Projekt dient dem Zweck, die zwei Gemeinschaften gegenseitig näher zu bringen. 

Weihnachtsgeschenk
aus ZIUAdeVEST.ro, Timişoara / Temeswar; 29.11.2024
Der französische Autozulieferer Valeo entlässt ungefähr 1000 Mitarbeiter. Ob auch die Filialen in Rumänien (Mioveni, Giarmata und Timișoara) betroffen sein werden, ist noch nicht bekannt.
+ + + Warum immer vor Weihnachten? + + +


Montag, 25. November 2024

Überraschung bei der Präsidentschaftswahl in Rumänien

 
Schon die Prognosen des ersten Wahlgangs für einen neuen Präsidenten in Rumänien waren überraschend. Der Sozialdemokrat Marcel Ciolacu liegt mit 25% auf dem ersten Platz. So weit so gut. Aber es ist der Gewinner des zweiten Platzes (bei 14 Kandidaten), der eigentlich als Überraschung gilt. Nicht der ehemalige Premierminister Nicolae Ciucă von der PNL ist mit seinen nur 13 Prozent Zweiter. Der ihm zugerechnete Platz wird von Elena Lasconi (USR) mit 18% besetzt. Bei diesen Prognosen von zwei Wahlforschungsinstituten, die sehr nahe beieinander liegen, fehlen vor allem die Ergebnisse aus der Diaspora. Dort leben 800.000 rumänische Wahlberechtigte. Und die könnten den zweiten Wahlgang in zwei Wochen noch sehr spannend werden lassen.

Das war der Stand am Sonntagabend. Was sich dann aber kurz vor Mitternacht bei den Hochrechnungen abzeichnete, war ein Erdrutsch ohnegleichen. Heute Morgen sah das Bild des vorläufigen Endergebnisses dann so aus: 1.) Călin Georgescu – 22,94 %, 2.) Elena-Valerica Lasconi – 19,17 % und erst auf dem dritten Platz Ion-Marcel Ciolacu mit 19,15 Prozent. Das würde heißen, dass Călin Georgescu, ein parteiloser Rechtspopulist, und Elena-Valerica Lasconi, die ein Mitte-Rechts-Bündnis (USR) anführt, in zwei Wochen um den Präsidentensitz antreten werden. Die Kandidaten der großen Parteien PSD und PNL (Nicolae-Ionel Ciucă liegt mit 8,79 Prozent abgeschlagen auf Platz 5) scheinen keinen Präsidenten zu stellen. (Über 99,9 % der Stimmen sind ausgezählt.) 

Die Gefahr ist groß, dass die EU und die NATO neben dem Ungarn Viktor Orbán, bald einen neuen rechtspopulistischen Quärulanten am Halse haben werden. Undă de șoc în România – Schockwelle in Rumänien überschreibt der Fernsehsender DIGI24 seine Wahlsendungen und sucht mit vielen Analysten im Studio nach Erklärungen. Dabei wird oft darauf hingewiesen, dass Călin Georgescu ein bisher völlig unbekannter Name in der politischen Szene war. Dem ist nicht ganz so. Man hatte den 62 Jahre alten Agronomingenieur nicht auf dem Schirm. Der Mann war sogar schon bei der UNO beschäftigt und fiel schon öfter mit markigen Sprüchen auf, die da lauteten: „Die Rettung Rumäniens liegt in der Weisheit Russlands.“ oder „Das rumänische Volk soll nie mehr in die Knie gezwungen werden.“ Das Verrückteste an der Geschichte ist, dass Călin Georgescu seinen Wahlkampf weitestgehend über die Internetplattform TICK TOCK abgewickelt hat. Politische Analysten sprechen bei ihm von einem Staatsmystiker mit faschistischen Zügen. Er soll sogar anerkennende Worte für die in Rumänien in der Zeit des Zweiten Weltkrieges mordenden Legionäre gefunden haben. Und trotzdem war er schon für das Amt des Premierministers im Gespräch. Ja, auch das. 

Das ganze Szenario hat skurrile Züge angenommen. Wenn man bedenkt, dass man den Rumänen sowieso einen Hang zu Verschwörungstheorien nachsagt, dann kann man sich leicht vorstellen, was in dem Land zurzeit vor sich geht. Und vor allem wirkt es, das Szenario, sich aus auf die schon am nächsten Sonntag stattfindenden Parlamentswahlen. Die ersten Amtsniederlegungen in den traditionellen Parteien Rumäniens (PSD & PNL) werden bereits diskutiert. Nicolae-Ionel Ciucă hat seine Demission schon angekündigt.

Die „wahrhafte Krise“ wird von Beobachtern der politischen Szene auch als „das Erbe des aktuellen Präsidenten Klaus-Werner Johannis“ apostrophiert. Der ist allerdings in den letzten Wochen völlig untergetaucht. 
Anton Potche

Mittwoch, 20. November 2024

E Johrmarker Onsager im DEITSCHLANDFUNK


Wann is merr iwerhaupt e Johrmarker? Muss merr in Johrmark gebor sein, um sich Johrmarker zu nenne? Odder langt ‘s, wann merr in Temeswar gebor is, awwer die Eltre, Großeltre (odder wenichstens e Taal davun) und die Urgukandl, in dem Dorf nordwestlich vun Temeswar seit ewiche Zeide gelebt hun? Ich moon, entscheidend is, wie merr dazu steht.

Dass es grad e Musikant is, der wu sich ohne Scheu zu seiner Johrmarker Abstammung bekennt, werd wohl nimand un schun längst net die unner uns, die wu selwer schun Kinn, Engelskinn un Urengelcher hun, verwunnre. Der Mann, vun dem wu ich do schreib, is selwer schun iwer 40, un wann mer in Johrmark geblieb wäre, wär der Musikant heit e Onsager uf oom vun de Musikantebäler, odder sogar uf alle zwaa. Merr waaß jo nie, was die Zeit so alles mit sich bringt.

Uf die Idee wär ich nateerlich gar net kumm, wann mer net e Kummrad aus meiner Johrmarker Nochberschaft un Schulzeit e Link fun ‘re Radiosendung vum DEITSCHLANDFUNK gschickt hätt. Er hot bloß dazu gschrieb: „Ich denke, dieser Link könnte dich interessieren. Viel Spaß. Ignatz.“ Zis și făcut, saat de Rumäner, wann etwas ka Aufschub vertraat. Ich hun dee Link angeklickt un glei uf der eerscht Seit geles, um was es sich do handelt: „Die Tuba ist Instrument des Jahres 2024. Sie sei >ein vollwertiges Soloinstrument<, sagt Siegfried Jung. In Klassik-Pop-et cetera stellt er ihre Bandbreite vor und unterstreicht vor allem die zarten Seiten des Tieftöners.“

Mer Johrmarker vun anno dazumal wisse noch genau, wie des war, wann die Blechmusikkapelle mit ehrer letzt Reih Bäss dorch die Dorfgasse marscheert sin. Dort is ka Gras meh gewachs, besonders bei de Spitziche. Un jetz die Benennung forr de Bass: „die zarten Seiten des Tieftöners“. Ich hun sofort meiner Fraa geruf un em gsaat, dass ich forr die nächste 54 Minutte un 5 Sekunde net erreichbar sin, ganz gleich wer onruft. So lang werd die Sendung nämlich daure, hot ‘s dort gschrieb gstann.

Asso ich muss des glei klorstelle, dass ka Missverständnisse entstehn. Wie ich so in die Sendung ninghorcht hun, is mer glei ufgfall, dass es net norr um ‘s Bassblose geht, sondern aah um de Wech, der wu zu so ‘me große un schwere Blechinstrument feehrt, un dass de Siegfried Jung die ganz Sendung onsoon werd, so wie selmols vor langer, langer Zeit die Onsagerinne un Onsager uf der Biehne im Johrmarker Kamin des aah gemach hun. Norr is des do schun, soon merr mol, e klooni Klass besser. Awwer des macht jo nicks, es Kamin is jo aah net de DEITSCHLANDFUNK un die Onsager vun selmols sin aah net gleichzusetze mit de Moderatore vun heit. Awwer trotzdem hat ich so beim Horche de Eindruck ghat, dass de Jung Sig jun., so meecht er heit in Johrmark genennt wärre, die Fußstapfe vun de Johrmarker Onsager doch etwas ausgetret hot – im gude Sinn, nateerlich.

Walter Hilgers dirigiert die
Philharmonie George Enescu.
Solist an der Tuba ist
Siegfried Jung.
Ich meecht jetz net die ganz Moderation protokolleere, sondern norr e korze Iwerblick iwer die Sendung gewwe, handelt es sich doch in dem Fall um e Johrmarker Landsmann. Wer des waaß, werd sich aah net wunnre, wann die Sendung mi ‘me Blechmusikstick vum Ernst Mosch onfangt. De Siegfried Jung verzählt no vun seim musikalische Werdegang, der wu alles annre als gradlinich war. Es is schun bemerkenswert, wie de Siegfried (als Johrmarker därf ich ne bestimmt beim Vornome nenne, ohne dass er sich ärjert) sei Wech in die professionell Musikwelt mit familiäre Ereignisse un em Versuch, sei Instrument als mit annre Instrumente gleichwertiches zu etableere, schildert. Ich moon, des is ehm sehr gut gelung.

Ich waaß net, wie lang die Sendung noch beim DEITSCHLANDFUNK abrufbar is, awwer momentan steht se noch im Internet. Es zahlt sich wirklich aus, se sich onzuhorche. Un zwar do: https://www.deutschlandfunk.de/klassik-pop-et-cetera-100.html .