Man kann sich fragen, ob eine Konzertgeneralprobe gleichzusetzen ist
mit einem Konzert? Die Antworten sind natürlich unterschiedlich und
jeder Musikliebhaber wird damit seine eigene Erfahrung gemacht haben,
falls ihn nicht schon eine Probe vom Besuch eines als öffentlich
ausgeschriebenen Ereignisses abhält. In Ingolstadt pflegen die
Georgier, also das Georgische Kammerorchester, seit vielen Jahren,
ihre Hauptproben von einigen Konzerten (nicht allen) für Zuschauer
zugänglich zu machen. Morgens um 10 Uhr für Rentner, hieß es vor Jahren –
Eintrittspreis 6 Euro.
Ich habe vor Jahren ab und zu einige dieser Generalproben besucht. Es
war für mich schon immer sehr spannend, zu sehen, wie Musik entsteht
– live auf der Bühne – und nicht in einem Studio. Vorneweg ist
das eine hochinteressante Erfahrung. Da wird gearbeitet im wahrsten
Sinne des Wortes. Um das, was am Abend um 20 Uhr einem interessierten
Konzertpublikum – oft mit ausgefeiltem Musikgeschmack und auch
Kenntnissen dieser Kultursparte – ein je besseres Konzert zu
präsentieren. Corona war wie so oft schuld auch daran, dass ich
diese Gewohnheit der Besuche von Hauptproben der Georgier verlor.

Heute Morgen habe ich mich endlich zusammengerissen. Jetzt gehst in
die Generalprobe. Das kann bei diesem Programm nicht verkehrt sein:
Jacques Ibert – Hommage á Mozart, Robert
Schumann – Violinkonzert d-Moll, Erich
Wolfgang Korngold – Tänzchen im alten Stil,
Ludwig van Beethoven – 2. Sinfonie D-Dur op. 36;
Benjamin Schmid – Violine, Ariel Zuckermann, Leitung.
Ich habe meiner Finanzministerin, also meiner Frau, 10 Euro als
Eintrittsgeld verlangt - weil ich noch ein paar Münzen in der
Brieftasche hatte. Einen 10er-Schein hatte sie nicht und gab mir
einen 20er, den ich dankbar nahm, da mir schon ein Kaffee nach der
Generalprobe vorschwebte. Im Stadttheater fand ich mich dann in
einer Schlange am Eintrittspult wieder. Die zweite Frau vor mir hatte
ihre Brieftasche in der Hand und bat um eine Karte. Die junge Frau
hinter dem Pult sagte: 22 Euro. Die Frau war erst mal sprachlos. Dann
warf sie einen Blick in ihre Brieftasche und sagte mit leiser Stimme:
„Nein, danke, dann nicht“, drehte sich um und ging von dannen.
Uff! Ich war in diesem Moment meinem Schatzmeister sehr dankbar.
Zur Generalprobe nur so viel: Es war
ein Erlebnis. Ein sehr gut gelauntes GKO (mit
geliehenem Bläsersatz) und ebenso ein Dirigent Ariel Zuckermann
und ein Solist Benjamin Schmid boten sehr interessante
Einblicke in (wie ich es empfand) gute Konzertarbeit.
Zuhause angekommen, sah ich Herrn
Ariel Zuckermann wieder. In der Stadtratssitzung (Livestream)
plädierte er für die Umbenennung des Georgischen
Kammerorchesters ohne
definitiv einen neuen Namen zu nennen. Im Gespräch ist
Kammerphilharmonie Ingolstadt.
Die Mehrheit des Stadtrats hat zugestimmt. Heute Abend wird aber noch
das GKO im
Festsaal des Ingolstädter Stadttheaters konzertieren. Erst ab der
Saison 2025 – 2026 soll Ariel
Zuckermann den Taktstock
für die Kammerphilharmonie Ingolstadt schwingen.
Oder doch nicht? Heute Morgen hat der israelische Dirigent auch
Schumann
und Beethoven
ohne Taktstock dirigiert.