Es stand in der Zeitung: Ein Rentenspezialist hält im Ingolstädter
Gewerkschaftshaus einen Vortrag über die Eurorente. Der DGB hat die
Veranstaltung organisiert, und als gestandener Metaller ging ich hin.
Schließlich ist man ja selber Emigrant, also irgendwie von dem Thema betroffen.
Und der DGB kümmert sich auch um ehemalige Erwerbspersonen, sprich Rentner, und
im Sinne der Globalisierung speziell um die EU-Rentner. Das macht schon
angesichts der Tatsache, dass laut DIE ZEIT vom 15.Mai 2014 der Anteil der
Erwerbspersonen in den DGB-Gewerkschaften von einst 32,2% (1950) auf 12,9%
(2011) geschrumpft ist, Sinn.
Etwa 20 Leute waren neugierig auf diesen Vortrag. Viele von
ihnen hatte ich als Gewerkschaftsfunktionäre noch in Erinnerung. Auch drei
Medienvertreter waren zugegen. Der Rentenspezialist referierte, mit Laptop und
Beamer, wie sich das heute gehört. Er sprach nur zwei, drei Sätze über die
Rente, die sich aus zwei oder auch mehreren Einzelrenten verschiedener
EU-Staaten zusammensetzen kann, und lieferte danach ein Beispiel an
Komparatistik in Sachen Rentensysteme in Deutschland, der Schweiz und der
Niederlande ab.
Nach einem weiteren Vortrag zur Rentenpolitik des DGB, politisch
und frei gehalten von einem wortgewandten Gewerkschaftsfunktionär, begann eine
lange Diskussion über... die Rente in Deutschland. Natürlich waren alle
Wortmeldungen von einer jeweils persönlichen Unzufriedenheit geprägt – trotz
der anstehenden Reform. Von der EU-Rente war keine Rede mehr. Nur zum Schluss
meinte ein Zuhörer, darauf hinweisen zu müssen, dass es ja wohl zweierlei
EU-Rentner gebe: die in der Eurozone und die außerhalb dieses Bereichs.
Letztere hätten wegen den Währungsschwankungen keine stabilen Monatseinkünfte.
Der Experte reagierte darauf mit der weisen Feststellung, dass das nun mal so
sei. Auch bei einer Rente aus den USA. Die könnten ja zum Schluss noch mehr
haben, meinte ergänzend mit süffisantem Unterton ein Kollege aus der Reihe der Funktionäre.
Auf dem Heimweg fragte ich mich, ob ich an diesem Abend wohl
etwas versäumt hatte. Eigentlich nicht, denn als ich nach Hause kam, stand es
im ersten Relegationsspiel zwischen dem Hamburger SV und Greuther Fürth 0:0.
Und so ist es dann auch bis zum bitteren Ende geblieben.
Anton Potche
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