Dienstag, 3. August 2010

Etwas von zu Hause muss dabei sein.

Wenn Rumänen Filme machen, erzählen sie vor allem etwas wundersame Geschichten. Und sie können es nicht lassen, ihre Heimat mit einzubinden, ganz gleich wo oder zu welchem Thema sie ihren Film gemacht haben. Das Konzert ist ein französischer Film. Sein Autor ist der in Frankreich lebende rumänische Regisseur und Drehbuchautor Radu Mihaileanu.

Hier hat er ein wahres Kauderwelsch aus osteuropäischen Gepflogenheiten dazu benutzt, um eine teilweise humorvolle, aber im Endeffekt doch ziemlich tränendrüsenlastige Geschichte zu erzählen. Was russische Originalität von rumänischen Lebensweisen unterscheidet, kann der deutsche Zuschauer sowieso nicht beurteilen und wird ihn im Detail wahrscheinlich auch gar nicht interessieren, denn man will ja keinen Dokumentarfilm, sondern einen Unterhaltungsfilm sehen. Und diesem Ansinnen wird der Regisseur und sein Team voll gerecht. Mit Alexei Guskov in der Rolle des von den Kommunisten gefeuerten Dirigenten des Bolschoitheater-Orchesters Andrei Filipov und der zur Zeit in Frankreich gefeierten Mélanie Laurent als junge Stargeigerin Anne-Marie Jacquet hat der Regisseur die Hauptrollen ideal besetzt und mit dem bärenhaften und gutmütigen Alexander Abramovitch Grossmann eine sehr sympathische Nebenfigur geschaffen, die Dmitri Nazarov wie auf den Leib geschnitten ist.

Das Drehbuch stammt von Matthew Robbins und Radu Mihaileanu. Die zwei Autoren erzählen nicht nur eine politisch angehauchte Geschichte, die das ehemalige Bolschoi-Orchester und nicht das gegenwärtige nach Paris bringt, sondern auch ein Familiendrama par excellence. Eben darum leuchtet es mir nicht ein, dass man diesen Film als Komödie verkauft. Für mich ist es in erster Linie ein brillant gemachter Musikfilm, in dem die Musik Schicksal spielen darf. Dass sie das im wahren Leben schon immer tat und noch tut, zeigen uns nicht nur diverse Biographien sondern auch aktuelle Klatschzeitschriften.

115 Plätze hat der Saal 1 im Ingolstädter CineStar. Er war nicht ganz gefüllt heute Nachmittag. 108 Zuschauer hätten noch Platz gefunden. Umso angenehmer konnte man die Abenteuerreise der ehemaligen russischen Weltklassemusiker, die sich heute in allen möglichen Berufen verdingen, nach Paris verfolgen: ohne Pfiffe, Anfeuerungen oder lauten Verschmähungen. Das war ein Kinogenuss höchster Güte. Empfehlenswert.

Anton Potche

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