Die Stimmung in Ingolstadt war damals und ist nach wie vor gut. Damals schrieb der DONAUKURIER von der frohen Botschaft, die Stadtkämmerer Albert Wittmann (CSU) tags zuvor im Stadtrat verkündet hatte. 364,7 Millionen Euro umfasst der Haushaltsetat 2011. Ingolstadt braucht nächstes Jahr keine Nettoneuverschuldung. Die Steuereinnahmen sind 2010 dank Audi und VW unerhofft reich geflossen. Laut Aussage des Kämmerers belegt Ingolstadt bayernweit einen Spitzenplatz in punkto Investitionen. Wo diese Investitionen auf jeden Fall nicht ankommen, durfte am heutigen Nachmittag ein Seniorenehepaar im Ingolstädter Stadtteil Ringsee erfahren - am eigenen Leib.
Foto: Anton Potche |
Und wie sie so dastanden, nicht auf Herbergs- aber auf Überquerungssuche, kamen sie, die rettenden Engel. Es gibt noch Wunder, Weihnachtswunder. Zwei Winterdienstfahrzeuge der Stadt näherten sich und siehe da... Der erste muss die Senioren wohl übersehen haben - einem Blinden wäre das bestimmt nicht passiert -, aber der zweite reagierte auf das verzweifelte Winken des Mannes. Der bat den Fahrer, ihm einen Weg für den Rollstuhl freizuschaufeln.
Missmutig fuhr der Baggerfahrer einmal über den hart gefrorenen Schnee und... weg war er. Von einer rollstuhlgerechten Schneise über die Kreuzung konnte keine Rede sein. Dieser Winter scheint sogar Engel zu überfordern. Dem könnte man in Ingolstadt vielleicht durch eine Investition in eine Ausbildung der kommunalen Angestellten im Fach "Bürgernahes Verhalten" nachhelfen. 364,7 Millionen Euro. Einen kleinen Teil davon für ein bisschen Menschlichkeit zu investieren, wäre für so manchen gehbehinderten Menschen in Ingolstadt eine wahre Weihnachtsbescherung.
Anton Potche
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