In seiner letzten Nummer (27.11.2010) versteigt Herr Brodersen sich zu der Aussage, die Sichtweise, nach der jeder Mensch eigentlich "von seiner Arbeit" müsste "leben können", entspräche "nicht der Lebenswirklichkeit". Damit stellt er die Arbeit als Lebensgrundlage in Frage. Hier versucht einer, Ausbeutung - denn nichts anderes ist Leih- und Aufstockungsarbeit - moralisch zu rechtfertigen. Sein Blick schwebt unverkennbar zurück in die Zeit der Leibeigenschaft, wenn nicht gar der Sklaverei. Der Mensch ist in das Stadium eines seelenlosen Produktionsmittels - jederzeit austauschbar und nach Belieben einsetzbar ("Flexibilität" heißt das Unwort dazu) - zwangszurückversetzt worden.
Entschuldigung, Herr Herausgeber. Natürlich stufen Sie ihn, den Menschen, der die von uns anderen gescheute Drecksarbeit verrichtet, auch höher ein: nämlich als Kostenfaktor. "Arbeitslose sind für den Steuerzahler teurer als Geringverdiener." (O-Ton Brodersen).
Menschen, die überhaupt nicht bereit sind, "unter dem von den Gewerkschaften ausgehandelten Tarif zu arbeiten", sind für Herr Brodersen "der wahre Stein des Anstoßes". Diese Kleinverdiener, die noch Staatshilfe in Anspruch nehmen müssen, um ein einigemaßen menschenwürdiges Dasein führen zu können, wollen schlicht und einfach mit ihrer Situation nicht glücklich sein. Undankbare Aufstocker, wo ihre Ausbeutung doch "für alle vorteilhaft [ist]: Staat, Wirtschaft und Arbeitnehmer". Oder gehören die Hartz-IV-Aufstocker gar nicht zu den Arbeitnehmern?
Also, meine lieben Kleinverdienerinnen und -verdiener: Mal ein bisschen mehr Mut zu Freude und vor allem zu Dankbarkeit!
Anton Potche
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