Das irritiert anscheinend sogar so resolute Menschenkinder wie Herta Müller, die plötzlich über die Enttarnung Oskar Pastiors klagt: "Als wäre er der größte Spitzel". (Frankfurter Rundschau, 11./12. Dezember 2010). Da schwingt Unsicherheit mit. Das Misstrauen unter den rumäniendeutschen Intellektuellen scheint eher größer als kleiner geworden zu sein.
Das Schlimmste an dieser Situation wähnt mir allerdings die Rezeption bei uns im Westen der zahllosen Securitateschweinereien zu sein, und das 20 Jahre nach ihrer offiziellen Auflösung. Hiesige Kommentatoren hegen die Meinung, eine Vergebung und Versöhnung des und mit dem Bösen wären der bessere Weg, statt gnadenloser Aufklärung und wo möglich auch Bestrafung.
Norbert Mappes-Niedieck schreibt in einer Analyse zur Korruptionaffäre des ehemaligen kroatischen Premiers Ivo Sanader in derselben Zeitung unter anderem: "Den Helden des Übergangs flicht die glücklichere Nachwelt auch heute keine Kränze. Die Erfahrung musste in der Region zum Beispiel auch der rumänische Präsident Ion Iliescu machen, dessen schlaue Kompromisse mit dem Geheimdienst der Ceauşescu-Ära das Land vor Chaos und Bürgerkrieg bewahrten und ihm so den Weg zu einem frühen Beitritt [zur EU, AdV.] öffneten. Die Iliescu heute verteufeln, haben zwar ihr Gewissen gerettet. Aber nichts sonst."
Wer auf verbrecherischen Abwegen wandelt, ist also nicht mehr als ein Opfer der "Tragik", wie Mappes-Niediek das formuliert, und verdient unser Mitgefühl.. Na wenn das keine Weihnachtsbotschaft war ...
Anton Potche
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