Wen mag es schon verwundern, wenn ein ungarischer Fotograf sich einem Sonnenuntergang auf der Puszta nicht entziehen kann. Und dieser filigrane Tautropfen auf einer feingliedrigen Ehre einer Kornpflanze, er muss morgens früh unterwegs gewesen sein, die Frau oder der Mann mit der Kamera. Und sie müssen Geduld mitbringen, ganz gleich wohin sie sich mit ihren Werkzeugen begeben. Kunstfotos erfordern Geduld. Es hat bestimmt eine Weile gedauert, bis die zwei kämpfenden Hähne sich in die Luft erhoben, mit gespreiztem Gefieder und vorgestreckten Krallen. Den Moment, den musst du als Fotograf eben festhalten. Darauf kommt es an - auf den Augenblick.
Dann stehst du als Mann vor diesem Akt und wünscht dir, die Entblößung wäre ganz. So provoziert man Gier, auf mehr, noch mehr Weiblichkeit, Schönheit, Kunst. Ein paar Schritte weiter sind alle Träume verflogen. Gesichter. Vernarbte, vom Rus geschwärzte, oder auch vergrämte, vom Alltag gezeichnete Gesichter, wie wir sie überall in der Welt und folglich auch in Györ antreffen.
Bei aller Begeisterung für diese Ausstellung soll aber nicht unerwähnt bleiben, dass alle die Fotos die gleiche Beschriftung tragen: "Fotos auf Györ". Hier hätten die Verantwortlichen des Schanzer-Photoclubs, deren Initiative die Ausstellung zu verdanken ist, schon etwas genauer hinschauen können. Und da wäre dann auch noch 'ne Frage an die Ungarn: Gibt es in Györ keine Industrie? Die Ausstellung trägt immerhin den Titel "Györ, die ungarische Partnerstadt stellt sich vor". Sollte es da auf wirtschaftlicher Ebene keine Beziehungen geben, oder keine fotogenischen Produkte einer eventuellen Partnerschaft?
Die Ausstellung kann bis zum 26. Juni an folgenden Öffnungszeiten besucht werden: Sa./So. 18./19. und 25./26. Juni, jeweils von 13.00 bis 17.00 Uhr. Die Ausstellungsräume liegen in der Flankenbatterie 105 im Klenzepark.
Anton Potche
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen