Die Geschichte, die mir
zugetragen wurde, geht so: Ein junges Ehepaar bekommt keine Kinder. Es liegt am
Mann. In einer geselligen Runde kommt dann der gute Rat von einer Freundin,
doch einen kleinen Seitensprung zu wagen. Was ist schon ein Inkognitobeischlaf
gegen einen nichterfüllbaren Kinderwunsch. Niemals, war die Antwort. Das Paar
blieb kinderlos.
Wie es aber hätte kommen
können, zeigt jetzt der deutsche Spielfilm Ende
der Schonzeit. Ein junger Mann erfährt spät, wer er eigentlich ist. Das
heißt, er ist erwachsen, als er seinen Vater kennenlernt. In einem abgelegenen
Dorf in Israel. Seine Mutter hat ihm bei der Spurensuche geholfen. Und sie hat
ihm einen Brief für seinen Vater mitgegeben. Was der wortkarge und am Anfang
sehr misstrauische Vater erzählt und was in dem Brief, den Sohn & Vater
erst kurz vor der Abreise des Jungen öffnen, steht, bildet den sehr
spannungsgeladenen und dramatischen Verlauf der Filmhandlung.
Emma, Fritz , Albert (Foto: .farbfilm-verleih) |
Dem Zuschauer wird eine
Dreiecksbeziehung geboten, die von ihrer Dramatik und Herbheit lebt. Es wird
nicht viel geredet, obwohl die Emotionen immer wieder hochkommen. Es ist nun
mal nicht so einfach, die eigene Frau dem Hausgehilfen zwecks Begattung zu
überlassen. Damit der Hof einen Erben bekommt. Dazu kommt noch, dass die Zeit
und das Umfeld mehr als ungeeignet für eine solche Abmachung sind. Und trotzdem
treffen Fritz (Hans-Jochen
Wagner), der Bauer aus dem
Schwarzwald, und der flüchtige Jude Albert (Christian Friedel) sie. Eine
verhängnisvolle Entscheidung, auch für die zu schwängernde Bäuerin Emma (Brigitte Hobmeier). Aber das heraufbeschworene Schicksal nimmt seinen Lauf
im Kriegsjahr 1942 - mit den Nazis als Herren auch im entlegensten Winkel des
Schwarzwaldes.
Menschen haben
Gefühle. Daran scheitern oft rein rationale Überlegungen. Das müssen die
Protagonisten auf dem Schwarzwaldhof schmerzlich erfahren. Die Münchner
Regisseurin Franziska Schlotterer hat
diesen hochgradig psychologisch angehauchten
Film nicht rein fiktional erdacht. Es soll Ähnliches wirklich mal vorgefallen
sein.
Ja, es ist
denkbar, was dieser Film in sehr realistischen Bildern, inmitten einer
Landschaft, deren natürliche Schönheit spürbar von den Ereignissen überschattet
wird, erzählt. Das bestätigt mir auch die Geschichte, die an mich herangetragen
wurde. Auch wenn sie nie ins Rollen kam.
Das Leben zeigt sich in diesem
bewegenden Streifen von seiner ernstesten Seite. Umso weniger habe ich
verstanden, warum es Leute gibt, die in einem solchen Film, dauernd etwas zum
Kichern finden. Warum bleiben sie nicht einfach zu Hause?
Als Albert
seinem Sohn Bruno (Max Mauff) beim Abschied, wo alle
Schuld längst geklärt - wenn auch nicht verziehen - war, zu verstehen gibt, dass
er wieder kommen könne, bleibt sein Angebot unbeantwortet – wie so viele
begonnene und mit einer zugeschlagenen Tür brüsk beendete Gesprächsversuche in
diesem Film. Während dann der alte Bus über die Hügelkuppe rollt, über die er
beim Beginn des Filmes gekommen war, hört man Schnäuzen im Saal. Und auch die
Dauerkicherer sind verstummt. Das spricht für die Qualität dieses Werkes.
Anton Potche
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