Gunnar Dieth und sein
Blasorchester Egerland: Das sind wir (CD); Produktion und Musikregie: Gerd
Puchelt, Eva Bauer-Oppelland; Digitalaufnahme, Mischung und Mastering: Bauer
Studios, Ludwigsburg, 2010; 15 € + 2 € Versand; Bestellung hier
Egerländer und Donauschwaben. Das war schon immer eine gute musikalische
Kombination. Bedingt durch die geschichtlichen Entwicklungen in Europa
verlagerten sich die regionalen Abstammungen der Donauschwaben, die man in der
zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts in den verschiedenen, böhmische
Blasmusik spielenden Kapellen in Deutschland antrifft. Bis in die 70er Jahre
waren besonders Donauschwaben aus Ungarn und Jugoslawien in diesen Blaskapellen
anzutreffen. Dass es sich zum Teil um Musiker erster Güte handelte, kann man
aus Robert Rohrs Unser klingendes Erbe unschwer
herauslesen. Im zweiten Band dieses dreiteiligen Werkes heißt es zum Beispiel:
„Um 1960 spielten bei den Original Egerländer Musikanten unter
der Leitung von Ernst Mosch bis zu
fünf Ungarndeutsche mit.“
Danach hat sich dieser Trend Richtung Banater Schwaben
verlagert. Im Rahmen der Auswanderung dieser Volksgruppe aus Rumänien sind
viele sehr gut ausgebildete Musiker, überwiegend Bläser, nach Deutschland
gekommen und musizieren zum Teil noch heute in verschiedenen Berufs- und
Laienorchestern. Bei den Original Egerländer Musikanten unter
der Leitung von Ernst Hutter traten
in den letzten Jahren bis zu sieben Banater Schwaben in einem Konzert auf. Das
waren in der kleinen 16-Mann-Besetzung, mit der Ernst Hutter und Toni Scholl nach dem Tode Ernst Moschs auftraten, beeindruckende
43,75 Prozent des Orchesters.
Das ist allerdings nur die Spitze der Pyramide. An ihrer
Basis sind auch heute noch viele Musiker aus dem Banat aktiv. Bei dem Blasorchester
Egerland zum Beispiel singt das aus der Großgemeinde Jahrmarkt (heute
Giarmata) kommende Ehepaar Eva &
Martin Schütt. Dieses Blasorchester wird von Gunnar Dieth geleitet. Auf der Webside des Orchesters ist sein
musikalischer Werdegang umrissen: „Das Notenblatt ist seine Tageszeitung. Das
Know How holte er sich durch sein Studium, Hauptfach Trompete, an der
Musikhochschule Stuttgart. Seine große musikalische Bandbreite ist sein
Markenzeichen. Wegbegleitend waren große Namen wie Prof. Erwin Lehn,
Heeresmusikkorps 9, Robert Payer, Bernd Wolf, Orchester Joe Schwarz. Aber bei
ihm immer dabei: seine Liebe zur böhmischen Blasmusik. Diesen Traum vom eigenen
Orchester konnte sich Gunnar Dieth mit Unterstützung der Egerländer Gmoi
Kornwestheim-Ludwigsburg 2006 erfüllen. Das Blasorchester Egerland.“
Im Jahre 2010 hat das Blasorchester Egerland eine CD
eingespielt: Das sind wir. Dieses im
Titel angedeutete Selbstbewusstsein spiegelt sich auf der CD musikalisch wieder.
Schon der Eingangsmarsch mit gleichem Titel, Franz Gerstbrein hat ihn komponiert, lässt keine Zweifel aufkommen:
Der Zuhörer darf sich auf eine gute halbe Stunde gediegene Blasmusik freuen.
Was er geboten bekommt, sind sauber eingespielte Stücke. Alle Bläsersätze harmonieren
sowohl dynamisch wie rhythmisch sehr gut miteinander. Auch die Mischung
zwischen altbekannten Stücken und neuen Kompositionen ist gut gewählt. Man
begegnet Komponisten wie Ernst Mosch,
Franz Bummerl, Wendelin Kopetzky, Karel
Feyk, Alois Aust genauso wie den
Zeitgenossen Franz Gerstbrein
(*1959) und Thomas G. Greiner (*1955).
Die von Eva &
Martin Schütt eingesungenen Titel entsprechen genau dem Alt-Neu-Konzept
dieser CD-Produktion. Ihre Stimmen passen gut zueinander und gemeinsam zum
spezifisch böhmischen Blasmusikklang. Das Sängerehepaar stand schon in
Jahrmarkt gemeinsam auf der Bühne. Martin
spielte Tenorhorn und Posaune und Eva
trat als Sängerin bei den legendären Konzerten, genannt Musikantenbälle, der Kaszner-Kapelle
auf. Nach der Flucht bzw. Auswanderung der Kaszner-Kapellmeister
nach Deutschland hat Martin Schütt,
verwandt mit der Fam. Kaszner, die
Kapelle weitergeführt - eine Zeit, in der er erfolgreich mit dem im ganzen
Banat geschätzten Musiker Hans Fritz
zusammenarbeitete. 1988 verließ auch die Familie Schütt das Banat und wurde in Baden-Württemberg sesshaft.
Gunnar Dieth und
sein Blasorchester
Egerland pflegen die böhmische Blasmusik aber nicht nur im Tonstudio,
sondern vor allem auf der Bühne. Live ist und bleibt nun mal live. Davon kann
man sich auch auf YouTube überzeugen. In diesem Jahr kann man das Blasorchester
Egerland nach aktuellem Terminkalender elfmal auf der Konzertbühne erleben. Am 21. April startet das Orchester seine "Ohne Limit" Tour 2014, und stellt seine neueste CD-Produktion, nämlich "Ohne Limit", vor.
Anton Potche
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