Seppi und Peppi sitzen
einige Wochen nach der WM in Brasilien entspannt in ihrem Bahnhofscafé.
- Der Diego Benaglio hat seinen Rücktritt aus der Schweizer
Nationalmannschaft bekanntgegeben.
- Das ist ja fast schon eine Seuche.
- Ja: bei uns Lahm, Mertesacker, Klose, und auch in anderen
Ländern haben einige schon ihren Rücktritt erklärt.
- Wobei das gar nicht möglich ist.
- Das musst du mir jetzt aber schon erklären.
- Ganz einfach: Rücktreten kann man nur von einem Amt, also
aus einer gewählten Position. Der Wulff konnte zum Beispiel zurücktreten. Er
hatte ein Amt inne, in das er gewählt worden war. Oder man kann auch berufen
werden wie etwa Konzernvorstände.
- ??
- Ja, wohlgemerkt: ein Amt. Das hatte von diesen Fußballern
lediglich Lahm. Er konnte also sein Amt als Kapitän der Nationalmannschaft
niederlegen. Aber seinen Rückzug aus der Mannschaft brauchte er wie alle
anderen nicht in die Welt posaunen.
- ??
- Verstehst noch immer nicht?
- Da musst du schon etwas deutlicher werden.
- Kein Spieler wird für mehr als ein Spiel in die
Nationalmannschaft berufen. Die bekommen ja dort keinen Arbeitsvertrag wie bei
den Klubs oder werden zeitlich begrenzt in ein Amt berufen. Eine Verletzung
oder ein Formtief, und schon sind sie beim nächsten Spiel nicht mehr dabei. Also
von was wollen diese Jungs eigentlich zurücktreten? Das ist reine
Augenwischerei, öffentliche Protzerei.
- ??
- Ja, schau her: Der Wowereit oder der Spindelegger, die
konnten gestern zurücktreten, weil sie ein Amt begleiten. Aber doch nicht der
Frank Lampard aus der englischen Nationalmannschaft. Das ist doch nur eine
Institution auf Zeit, für ein Länderspiel und nicht mehr. Zumindest für die
Spieler. Nur der Trainerstab ist fest angestellt. Niemand wusste gestern zum
Beispiel, ob Lampard überhaupt für das nächste Länderspiel der englischen
Auswahlmannschaft nominiert worden wäre.
- Wie hätten sie’s
dann machen sollen, die Fußballer?
- Korrekt wär es gewesen, wenn sie in einem Spiel der Nationalmannschaft
zum Schiedsrichter gegangen wären, ihn gebeten hätten, das Spiel kurz für eine
wichtige Ankündigung zu unterbrechen, und dann zum Trainer gegangen wären und
gesagt hätten: Chef, ich trete sofort aus der Nationalmannschaft zurück. Ja,
ja, brauchst gar nicht so schauen, das hat etwas mit Rücktritt zu tun. Dann
könnten die Burschen sich messen mit Politikern und Vorständen. Die kündigen
ihre Rücktritte ja auch nicht an, wenn sie längst nicht mehr im Geschäft sind. Aber
so...
- Hm, das würde dann auch noch mehr Schlagzeilen
produzieren.
- Ja, natürlich.
- Glaubst du aber,
dass die Jungs ihre sogenannten Rücktritte finanziell auch verkraften werden,
so oder so?
- Das weiß ich nicht. Was ich weiß, ist aber, dass ich jetzt
etwas Reißendes vertragen würde. Bedienung!
Über Fußball kann man
sich ja wahrlich so geistreich unterhalten Nicht umsonst sind Seppi und Peppi
Fans.
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