Ein schöner Sommertag, mit Oma & Opa-Tag im Kindergarten
Sonnenschein und anderen
Annehmlichkeiten eines stressfreien Tages. Ein vorabendlicher Kinobesuch in
einem der Altstadtkinos wäre eigentlich passend zum bisherigen Verlauf.
Gedacht, gesagt (der Oma), getan. Und schon schritt ich über den roten Teppich –
um Irritationen vorzubeugen: der liegt immer dort – ins Union-Kino. Ein
freundlicher junger Mann an der Kasse fragte mich, welchen Sitzplatz ich wünsche.
Das wäre mir wurscht, sagte ich, so voll werde der Saal schon nicht werden. Er
lächelte mir affirmativ zu und ich stieg die Treppe hoch in Saal 2. In der
vorletzten Reihe des kleinen, sehr familiär anmutenden Kino-Saals machte eine
Frau mittleren Alters – mein verstohlener Blick verriet mir, dass sie gut
aussah – es sich in dem weichen Polsterkissen bequem. Ich grüßte, sie lächelte
und sagte, allzu viele Zuschauer würden wohl nicht mehr kommen. Ich antwortete
ihr, dass ich solche Filmbesuche gerne hätte, da man sich auch auf das
Geschehen auf der Leinwand konzentrieren könne, und nahm in der Mitte der
letzten Reihe Platz.
Ein leiser Film. Kein Säbelgerassel. Keine Helden. Dafür
eine Liebe ohne die sexuelle Exaltiertheit unserer Zeit. Das ist der Film Die Gärtnerin von Versailles. Natürlich
sind alle anderen emotionalen Elemente einer Liebesgeschichte nicht ausgespart:
Intrige, Verrat, Zerstörungswut und was man alles aus dem Verlauf der Handlung
noch herauslesen kann oder will. Und das Ende ist so, wie man es sich wünscht
zum Ausklang eines schönen Sommertags des Jahres 2015, also immerhin 333 Jahre
danach. Sabine De Barra (Kate Winslet),
eine begabte und durchsetzungsstarke Gartenarchitektin, und André Le Nôtre (Matthias Schoenaerts), seines Zeichens
königlicher Landschaftsarchitekt, gehen Hand in Hand in den Wald. Zurück bleibt
ein nachdenklicher Ludwig XIV. inmitten seines Hofstaates und der Pracht der
Gärten von Versailles.
Warum wirkt er, der König, nur so nachdenklich inmitten des
tanzenden Hofstaates, ja, kommt dem Betrachter fast grübelnd vor. Es mag nicht
nur der noch nicht lange zurückliegende Tod seiner ersten Frau sein; vielleicht
wirkt die zufällige, inoffizielle Begegnung des Monarchen mit der schönen
Gärtnerin nach. Das ist nur einer der Momente, die diesem Film den Charme des
Schicksalhaften verleihen und ihn so sehenswert machen.
Na klar, wir sehen nur eine Love-Story, einen Kostümfilm des
ausklingenden 17. Jahrhunderts, aber er ist gut gemacht. Gute Nahaufnahmen,
eine ruhige Kameraführung, passende Musik (Peter
Gregson). Was mich allerdings verwundert hat, war die Tatsache dass ich den
Film auf einigen Internet-Portalen als Komödie gekennzeichnet fand. Der Film
kommt einem romantischen Drama schon viel näher. Denn zum Lachen gab’s da
wahrlich nichts.
Ob die Frau in der Reihe vor mir das auch so gesehen hat?
Sie verließ noch während des Abspanns den Saal. Nicht ohne ein an mich
gerichtetes „Auf Wiedersehen“. Ich wartete bis die Saalbeleuchtung anging, und
ließ dann die leeren Stuhlreihen zurück. Ob wir uns wiedersehen werden?
Vielleicht. (So groß ist Ingolstadt nun auch nicht.) Doch werde ich sie
bestimmt nicht wiedererkennen, die Frau aus der Reihe vor mir.
Anton Potche
Die Gärtnerin von
Versailles; GB; Regie: Alan Rickman, Darsteller: Kate Winslet, Matthias
Schoenaerts, Alan Rickman, Stanley Tucci, Helen McCrory, Steven Waddington,
Jennifer Ehle, Danny Webb u.v.a.; Spieldauer: 117 Minuten
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