Seppi und Peppi sitzen
in ihrem Bahnhofscafé.
- Hast du gestern wieder die Übertragung der
Stadtratssitzung im Internet verfolgt?
- Nein.
- Wieso das? Du warst doch seit der ersten Übertragung immer
dabei.
- Und das oft über die gesamte Dauer einer Sitzung.
- Und jetzt?
- Jetzt gibt es die Übertragung im Internet nicht mehr.
Keinen Livestream mehr!
- Ha, Technik kaputt, was? Je mehr Technik, je mehr Defekte.
Hab ich doch schon immer gesagt.
- Defekt ist gut. Aber nicht in der Technik, sondern in den
Köpfen.
- ? … ? …
- Die haben Angst, mörderische Angst, sind krank, unheilbar
krank.
- Wer?
- Na die, diese Stadträte in Ingolstadt.
- Krebs?
- Nein, noch viel schlimmer: Internetphobie.
- Vor dem Datenklau?
- Nein, vor sich selber.
- ? … ? …
- Sie zittern vor ihrem eigenen Schmarrn, den sie in den
Stadtratssitzungen von sich geben.
- Könntest du bitte etwas präziser werden?
- Liest du keine Zeitungen? Die waren doch voll davon. Einer
der Ingolstädter Bürgermeister hat in einer Stadtratssitzung den schönen und
wahren Satz gesagt: „Mei, is des ein Deppenhaufen.“
- Und was ist da so schlimm dran. Deppen gibt’s doch
überall.
- Ja, aber keiner will im Livestream sein. Denn dort hört
man seinen Schmarrn in der ganzen Welt.
- Und du glaubst, dass man die Sitzungen im Ingolstädter
Stadtrat überall verfolgt.
- Na klar. Jemand hat festgestellt, dass sogar der Trump
sein Twittern einstellt, wenn die Ingolstädter diskutieren.
- Der Deppenhaufen?
- Das hast du gesagt.
- Nein, du hast gesagt, der Bürgermeister hat es gesagt.
- Ja, einer der drei. Aber er hat gesagt, damit nicht den
Stadtrat gemeint zu haben, sondern jemand in seinem Smartphone, das er in dem
Augenblick bearbeitet hat.
- Ach so, der war also doppelt online.
- Na klar, in der brigk-Stadt geht das.
- br… wie?
- Du solltest dich schon mehr um das kümmern, was in deiner
Stadt so vor sich geht.
- br… kenn ich aber nicht.
- Das ist ein neues Silicon Valley an der Donau. Einzigartig
in Europa und in der Welt. Da müssen die Amerikaner sich dick anziehen.
- Und das heißt br…
- brigk, eine Verschmelzung aus dem englischen Wort „brick“,
also Ziegel, und der Endung des Kavalier Dallwigk, diese Ruine an der Donau.
- Aha, jetzt, hat’s geklickt. Und dort sitzen die Deppen, in
der Ruine.
- Nein, dort sitzen in Zukunft, wenn die Ruine herausgeputzt
wird, die Genies, die den Silicon-Brüdern Konkurrenz machen.
- Und die Deppen? Die bleiben im Stadtrat?
- Nein im Smartphone vom Bürgermeister. Sagt er.
- Sagt er. Und die Stadträte?
- Sagen dies und das und auch viel Deppenzeug. Und weil sie
ihr eigenes Geschwätz nicht weltweit übertragen wissen wollen, gibt es ab
sofort keinen Livestream mehr.
- Also müssen oder wollen sie sich ihr Geschwätz nur selber
anhören. Finde ich aber ziemlich logisch. Wer will schon weltweit als Dummkopf
ausgelacht werden. Diesmal sind sie sich wahrscheinlich sogar alle einig, die
Deppen- oder auch Nichtdeppendamen und –herren im Großen Rat der Stadt.
- Na alle nicht. Aber immerhin 19 von 51.
- Ich würde auch dagegen stimmen. Wer sich den Deppenhaufen
anhören will, soll in die Sitzungen gehen. Live ist live. Das ist auch bei der
besten Musik so. Nein, braucht man nicht, einen Livestream.
- Dass du mit deinem bisschen Verstand nur so denken kannst,
und das noch in einer Stadt mit brigk, überrascht mich nicht. Dagegen ist wohl
auch kein Kraut gewachsen.
- Du meinst gegen die Deppen im Stadtrat oder im Smartphon,
oder gegen den Silikon-Valley-Totengräber brigk, oder gar gegen meine
Urteilsfähigkeit?
- Hm. Ich würde sagen, wenn du das Richtige nach Stärke und
Menge bestellst, könnten wir auch diese fundamentalen Lebensfragen klären.
- Okay. Bedienung! Bitte eine Flasche Wisky!
Was ist denn das für
ein Sommer im Frühling? Sind die da oben auch schon ganz deppert geworden?
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