In
der Zeitung der Landsmannschaft der Banater Schwaben, der BANATER
POST Nr. 16, vom 20. August 2021, konnte man in der Besprechung eines
Platzkonzertes der Donauschwäbischen Blaskapelle Pforzheim
lesen, dass auch
„Melodien vom Klarinettisten Herwig
Lehmann (Ella-Polka,
Sophie-Polka)
erklangen“. Und weiter heißt es: „Zudem hat Herwig
Lehmann viele alte Titel
bearbeitet, darunter das klassische Solostück für ES-Klarinette
Zpěv
skřivana
(Gesang der Lerche),
welches er für die B-Klarinette ungeschrieben hat und von ihm
meisterhaft vorgetragen wurde. […]
Speziell die Gesangstitel von Herwig
Lehmann
und Rudi Migra
luden die Zuhörer zum Mitsingen und Schunkeln ein.“
Blickt man zurück in die Geschichte der Banater Schwaben, so kann einem kaum entgehen, dass die Blasmusik ein wesentlicher Wohlfühl- und Leidfaktor ihrer Existenz im südöstlichen Europa war. Es gab etliche Dörfer im Banat, die laut ihrer Ortsmonographien das Prädikat „Musikantendorf“ für sich beanspruchen konnten. Deutschbentschek (rum.: Bencecu de Sus) war eines jener Dörfer mit verhältnismäßig vielen überdurchschnittlich guten Musikanten. Herwig Lehmann ist einer jener talentierten Musiker, die mit ihrem Können der Banater Bläserschule zu Ruhm und Ehre verhalfen. Die Auswanderer-Erlebnisgeneration hat ihr im Banat erworbenes Können auch großteils noch hier in Deutschland auf höchstem musikalischem Niveau gepflegt und weiterentwickelt. Der aus Deutschbentschek stammende Trompeter & Flügelhornist Franz Tröster hat es so bis zu den legendären Original Egerländer Musikanten geschafft.
Ioan Izdrăilă FotoQuelle: redesteptarea.ro |
Neben dieser banatschwäbischen Bläsertradition hat sich noch eine zweite Bläserschule im Banat entwickelt. Und auch die kann sich auf mindestens ein Musikantendorf berufen. Măguri unweit von Lugosch (rum.: Lugoj). Seine Musikanten, vorwiegend Bläser, sind weit über die Grenzen des Banats hinaus bekannt. Einer von ihnen ist Ioan Izdrăilă, ein begnadeter Saxofonist.
Im
Mai 2018
ist auf der Homepage der Roma aus Rumänien
ein Artikel mit folgendem Titel
erschienen: Măguri, satul
muzicanților rromi, fenomen
cultural unic în țară
(Măguri, das Dorf der
Romamusikanten, einmaliges Kulturphänomen im Land).
Gleich zu Beginn des Artikels heißt es, dass „die Menschen
von hier die wahren
Traditionen der Roma
mit Stolz pflegen, die Lieder
und die originellen Zigeunertrachten“.
(Nur für die Political-Correctness-Fans: Das Wort Zigeuner kommt
wirklich vor – porturi țigănești
autentice.)
Und weiter wird Ioan Izdrăilă, dem eigentlich ein Großteil dieser kurzen Musikgeschichte gewidmet ist, wie folgt zitiert. „Ich bin in Măguri geboren. […] Ein Teil der Einwohner kam hierher aus der Ortschaft Cireșu Vechi oder Pereu. Die wirkliche Zigeunermusik haben wir von Generation zu Generation vererbt, bis in unsere Tage. Nachdem sie sich in Măguri niedergelassen hatten, wurden die Musikanten von hier in allen Dörfern um Lugosch und bis Temeswar bekannt.“ Und dann kommt die Aussage, die Izdrăilă von vielen seiner Vorgänger und auch Zeitgenossen unterscheidet: „Ich habe das Erscheinen dieser Bücher für wichtig gehalten, weil die neue Generation ihr Musikhandwerk durch theoretische Kenntnisse festigen sollte, um sich in diesem Beruf kreativ weiterzuentwickeln.“ Der Musikant aus Măguri spricht hier von seinen zwei eigenen Musikbüchern, die er besonders für lernwillige Kinder und Jugendliche geschrieben hat.
Herwig Lehmann Screenshot von: https://www.youtube.com |
Vielleicht
hat Ioan Izdrăilă
sich auch an die stets gut und voller Anerkennung gemeinten Worte des
Majors erinnert, als er sich an die Arbeit seiner Bücher
mit dem Schwerpunkt Musik machte. Denn
wir vergessen - manchmal mit schmerzhafter Bewusstheit. Aber was
Zeichen auf dem Notensystem festhalten, kann auch nach Jahrhunderten
in Klänge umgewandelt werden. Das wollte Ioan
Izdrăilă
sagen, als er von
„Musikhandwerk” und „theoretischen Kenntnissen” sprach,
was
eigentlich sein
ehemaliger Militärkollege Herwig
Lehmann aus
der Großwardeiner (Oradea) Militärkapelle heute mit viel Talent und
Können im fernen Deutschland umsetzt.
Anton
Potche
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