Zu Hitlers
Verbündeten in Europa zählten auch der ungarische Reichsverweser, Admiral Miklós
Horthy, und der rumänische Diktator,
General Ion Victor Antonescu. Also waren auch die beiden
Nachbarstaaten und ihre Staatsoberhäupter Verbündete. Nun weiß man aber, dass
die gegenseitige Zuneigung dieser Nachbarn spätestens seit dem
ungarisch-rumänischen Krieg (April bis August 1919) nicht besonders ausgeprägt
ist. Das hat sich bis heute, 99 Jahre später, nicht geändert.
Damals, in den
1940er Jahren, wurden Kriege noch mit Anstand geführt. Man hielt sich zumindest
zum Auftakt der kriegerischen Auseinandersetzungen an die Regeln des
gegenseitigen Respekts und erklärte seinem Widersacher in aller Form den Krieg.
Sogar Hitler hielt sich an diese Gepflogenheit. Da die Amerikaner den
strategischen Fehler machten, sich auf die Seite der Alliierten zu schlagen, hatten
sie es plötzlich mit der geballten Kriegsmacht der Ungarn und Rumänen zu tun.
Aber auch mit Gentlemans auf dem diplomatischen Parkett.
Am 12. Dezember 1941 erklärte Rumänien der USA den Krieg. Am
gleichen Tag wurde der ungarische Botschafter beim amerikanischen
Staatssekretär Cordel Hull
vorstellig, um die Kriegserklärung seines Landes zu überreichen. Dabei entspann
sich zwischen den zwei Diplomaten ein Gespräch, an das der israelische
Journalist Uri Avnery (1923 - 2018) sich eines Tages erinnerte und auch immer
wieder gerne weitererzählte. Ich habe das Gespräch in der rumänischen Zeitung Gândul gefunden.
Dis Frage-Antwort-Folge
wurde vom Amerikaner eröffnet:
„Ungarn, Ungarn … sind Sie eine Republik?“
„Nein Herr, wir sind ein Königreich.“
„Wirklich? Und wer ist Ihr König?“
„Wir haben keinen König, nur einen Regenten, Admiral Horty.“
„Ein Admiral? Folglich haben Sie eine große Flotte.“
„Nein, nein, wir haben überhaupt keine Flotte, da wir keinen
Zugang zum Meer haben.“
„Sonderbar: ein Königreich ohne König und ein Admiral ohne
Flotte! Also, warum erklären Sie uns den Krieg? Hassen Sie uns?“
„Nein, wir hassen Rumänien.“
„Warum erklären Sie dann nicht Rumänien den Krieg?“
„Unmöglich, das ist doch unser Verbündeter.“
Tja, so kompliziert kann Politik sein, sogar in
Kriegszeiten, wo man doch meinen sollte, die Linien zwischen den Fronten wären
klar gezogen.
Anton Potche
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