Montag, 10. Dezember 2018

Politik ist ein kompliziertes Geschäft


Zu Hitlers Verbündeten in Europa zählten auch der ungarische Reichsverweser, Admiral Miklós Horthy, und der rumänische Diktator, General Ion Victor Antonescu. Also waren auch die beiden Nachbarstaaten und ihre Staatsoberhäupter Verbündete. Nun weiß man aber, dass die gegenseitige Zuneigung dieser Nachbarn spätestens seit dem ungarisch-rumänischen Krieg (April bis August 1919) nicht besonders ausgeprägt ist. Das hat sich bis heute, 99 Jahre später, nicht geändert.

Damals, in den 1940er Jahren, wurden Kriege noch mit Anstand geführt. Man hielt sich zumindest zum Auftakt der kriegerischen Auseinandersetzungen an die Regeln des gegenseitigen Respekts und erklärte seinem Widersacher in aller Form den Krieg. Sogar Hitler hielt sich an diese Gepflogenheit. Da die Amerikaner den strategischen Fehler machten, sich auf die Seite der Alliierten zu schlagen, hatten sie es plötzlich mit der geballten Kriegsmacht der Ungarn und Rumänen zu tun. Aber auch mit Gentlemans auf dem diplomatischen Parkett.

Am 12. Dezember 1941 erklärte Rumänien der USA den Krieg. Am gleichen Tag wurde der ungarische Botschafter beim amerikanischen Staatssekretär Cordel Hull vorstellig, um die Kriegserklärung seines Landes zu überreichen. Dabei entspann sich zwischen den zwei Diplomaten ein Gespräch, an das der israelische Journalist Uri Avnery (1923 - 2018) sich eines Tages erinnerte und auch immer wieder gerne weitererzählte. Ich habe das Gespräch in der rumänischen Zeitung Gândul gefunden.

Dis Frage-Antwort-Folge wurde vom Amerikaner eröffnet:
„Ungarn, Ungarn … sind Sie eine Republik?“
„Nein Herr, wir sind ein Königreich.“
„Wirklich? Und wer ist Ihr König?“
„Wir haben keinen König, nur einen Regenten, Admiral Horty.“
„Ein Admiral? Folglich haben Sie eine große Flotte.“
„Nein, nein, wir haben überhaupt keine Flotte, da wir keinen Zugang zum Meer haben.“
„Sonderbar: ein Königreich ohne König und ein Admiral ohne Flotte! Also, warum erklären Sie uns den Krieg? Hassen Sie uns?“
„Nein, wir hassen Rumänien.“
„Warum erklären Sie dann nicht Rumänien den Krieg?“
„Unmöglich, das ist doch unser Verbündeter.“

Tja, so kompliziert kann Politik sein, sogar in Kriegszeiten, wo man doch meinen sollte, die Linien zwischen den Fronten wären klar gezogen.
Anton Potche


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