Samstag, 10. April 2010

Unfair

Das war nicht fair von der Dame und dem Herrn an den zwei Stehtischchen. Ich wollte nur für die Bürgerinitiative für das Glacis unterschreiben. Das Glacis ist heute in Ingolstadt einfach mehr als eine "Erdaufschüttung vor einem Festungsgraben, die keinen toten Winkel entstehen lässt", wie es in einem Fremdwörterbuch heißt. Es ist ein fast einheitlicher Grüngürtel um die Altstadt, ein Naturdenkmal schlechthin.

Als solches empfinden es allerdings nur viele Bürger, Normalbürger, keine gewählten Funktionsträger aus der Politik, oder zumindest nicht viele von dieser Bürgersorte. Nach unzähligen zugelassenen Bausünden in der Stadt und sogar einem Bunker im schönsten Park der Stadt, dem Luitpold-Park, hat der CSU-dominierte Stadtrat es jetzt auf diesen Grüngürtel um die Altstadt, das von den Ingolstädtern vielgeliebte Glacis, abgesehen. Neue Bauten sollen dort an mehreren Stellen hineinbetoniert werden, "tote Winkel" in lebendiges Grün.
Ingolstadt am Künettegraben
Foto: Anton Potche

Um ein Bürgerbegehren in die Wege zu leiten, benötigt die Bürgerinitiative für das Glacis  4500 Unterschriften, fünf Prozent der Wahlberechtigten. Nun läuft zur Zeit auch eine zweite Unterschriftensammlung in der Stadt. Eine von allen Parteien -  außer der FW-Fraktion im Stadtrat - unterstützte Bürgerinitiative will, dass die Bussungeheuer, die das Stadtbild verschändeln und mit Abgasen belasten, sich für alle Ewigkeit durch die Nord-Süd-Achse der Altstadt zwängen - eine genauso umweltschädliche wie unansehnliche Maßnahme wie die voraussichtliche Zerstörung des Glacisgürtels.

Nun schob der gute Mann am Stehtischchen mir gleich beide Listen unter die Nase. Das empfand ich sofort als eine Überrumpelung, denn ich habe auf meinem nun auch schon 25-jährigen täglichen Fahrradweg zur Arbeit genug Bussluft in der Altstadt eingeatmet. Ich wollte da also nicht unterschreiben und habe das auch nicht getan. Dieses Vorgehen ist nicht fair, meine Damen und Herrn. Unterschriftensammlungen sollten wirklich schön sauber auseinandergehalten werden. Schließlich halten die Händler auf dem nahen Wochenmarkt Äpfel und Birnen ja auch getrennt. Ist ja nur ein Katzensprung bis dorthin.
Anton Potche

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