Wer sich die Zeit nimmt und am Brückenkopf vorbeischaut, wird diese Auszeit von der Alltagshektik nicht bereuen. Vor allem wird er nicht mit einer unüberschaubaren Fülle von Kunstwerken aller Art, wie man das bei Sammelausstellungen öfter mal erlebt, konfrontiert. Er kann in Ruhe jedes Bild und Objekt betrachten, ohne durch die Ausstellung (auf zwei Ebenen) zu rennen und ohne mit dem nächsten Termin im Hinterkopf befürchten zu müssen, nicht alles in Ruhe betrachten zu können. Eine halbe Stunde wird man ja wohl noch ungestört schauen, bewundern, sich staunen, fragen oder auch ablehnen können.
Albert Mittermaier ist im oberpfälzischen Hemau geboren, lebt aber schon seit 1954 in Ingolstadt, wo er die Brückenkopf-Künstergruppe mit ins Leben rief. Er präsentiert sich heuer mit Pastell-Bildern, Zeichnungen, Acryl-Bildern und - sehr interessant und vielleicht darum unverkäuflich? - Fotos von Zeichnungen.
Zu was man Papier alles zusammenfalten kann, zeigt Helga Schießl. Da stehen Stehlen verschiedener Größen, hängen aber auch schwarzweiße Papierfantasiegebilde an Stellwänden.
Mit Acryl, Textilien und Dachpappe arbeitet Franz Schießl. Er wird heute im DONAUKURIER mit der Aussage zitiert: "Die Kadaver stinken nicht. Und so lang's nicht stinkt, ist alles in Ordnung." Was er damit meint, zeigt das nebenstehende Foto. Diese Arbeit aus Acryl + Mumie trägt den Titel: Alles Leben hat ein Ende. Preis: 600 Euro.
Rosemarie Memmler malt vorwiegend Acryl-Bilder. Ein bisschen Fantasie sollte der Betrachter ihrer Bilder schon mitbringen. "Verfremdete Landschaften" heißt das in der Zeitungsbesprechung dieser Ausstellung.
Acryl und Aquarell sind die Techniken, deren sich Hannelore Fent für die Schaffung ihrer hier gezeigten Bilder bedient hat. Schöne Clown-Bilder, aber traurig. Warum nur sind diese Clowns, die uns doch zum Lachen bringen, immer dem Weinen so nahe?
Die Künstlergruppe hat jedes Jahr auch einen Gast. Diesmal zeigt Peter Schwenk Ausstellungsstücke aus seiner Künstlerwerkstatt. Was man mit Schrott alles machen kann, und Schönes, vor allem. Sogar Kugeln.
Metall-Bildhauer Peter Schwenk
"Die Welt ist eine Kugel. In der globalen Wirtschaftskrise schien es, als würde diese Kugel unaufhaltsam auf ein bodenloses Loch zurollen, Firmen und Mitarbeiter blickten in einen Abgrund." So titelt die Wirtschaftszeitung AKTIV in ihrer Ausgabe vom 18. Dezember letzten Jahres. Aber es kam nicht zur Katastrophe. Unzählige Arbeitnehmer- und Arbeitgeberhände haben sie verhindert. Sie haben die Kugel festgehalten, ihren Absturz ins Bodenlose aufgehalten.
Foto &Video: Anton Potche
Wir nennt der Künstler diese Kugel aus Händen. Sie ist 2008 entstanden. War das nicht das Jahr, in dem die Finanzkrise ihren Anfang nahm? "Wir", das sind die Menschen, die den Schrott, nein, die Abfälle produzieren, aus denen Peter Schwenk seine Plastiken fertigt. Fundbleche nennt er diese Stücke und vereint sie zu Kugeln: großen, kleinen, farbigen. Eine von ihnen birgt den großen Menschheitstraum in sich: Wenn sich alle Menschen an den Händen halten, kann nichts Böses mehr auf dieser Erde geschehen. Die Kugel ist für alle Ewigkeit gerettet. Um den globalen Frieden zu erlangen und irgendwann mal zu bewahren, darf aber keiner von uns eine ruhige Kugel schieben.
Ausstellung der Gruppe "Brückenkopf" (You Tube)
Die Ausstellung kann bis zum 9. Januar 2011- werktags von 14 bis 18 und sonn- und feiertags von11 bis 17 Uhr - besichtigt werden.
Anton Potche
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