Freitag, 18. Februar 2011

Seppi & Peppi & Dr. Karl-Theodor zu Guttenberg

Das Licht im Bahnhofscafé ist schwach. Die Stimmung mies. Draußen nieselt es. Seppi & Peppi schweigen bis ...

- Sag mal, hast du schlecht geschlafen?
- Ich habe gar nicht geschlafen.
- Bist du krank?
- Nein, ich war im Internet.
- Bist du süchtig? Na hör mal, die ganze Nacht im Internet. Schöne Weiber, was?
- Nein. Deutsche Treue!
- Solltest du vielleicht nicht doch lieber schlafen gehen?
- Nein, meine Mission ist noch nicht beendet.
- Mission?
- Ja, ich bin jetzt Plagiatjäger? Ich war die ganze Nacht auf der Pirsch.
- Nach Dr. Karl-Theodor zu Guttenbergs Plagiaten.
- Jawohl! Der deutsche Verteidigungsminister ist in der Defensive. Der Verdacht wiegt schwer. Eine schnelle und gezielte Informationsverarbeitung ist zum Markenzeichen einer ganzen Generation geworden, die von und mit dem Internet lebt. Eklatantes Beispiel: Helene Hegemann mit ihrem Erstlingsroman "Axolotl Roadkill". Besonders schwer aber wiegt, dass Guttenberg sich als Politiker den Anstrich von Anstand und Glaubwürdigkeit gibt.
- He, das stammt doch nicht von dir. Wenn du mir jetzt nicht diesen Zeitungsartikel zeigst, bist du ein Plagiatwild und kein -jäger.
- Man darf doch wohl noch Zeitung lesen.
- Aber nicht so tun, als wäre das auf seinem eigenen Mist gewachsen, was da ein Journalist geschrieben hat.
- Dann dürfte man ja über gar nichts mehr reden.
- Und schon lange nicht seine Nächte mit irgendwelchem Schwachsinn totschlagen.
- Das ist Bürgerpflicht. Wir Deutschen müssen sauber bleiben. Wie willst du dich mit einem Minister verteidigen, der abschreibt, ohne die Quelle zu nennen.
- Ich hatte einen Schulkollegen, den K.H., der hat mal aus Versehen die Seitennummer und eine Abbildungsnummer aus dem Schulbuch unter der Bank abgeschrieben. Dafür gab's 'ne glatte 6. Das war doch Quellennennung. Weißt du, was der Mann heute ist? Pfarrer. Ich habe damals gar nichts abgeschrieben. Und was bin ich? Bandarbeiter. Hätte der gute Guttenberg also zugegeben, wo er überall abgeschrieben hat, hätte er seinen Dr.doch nie bekommen.
- Da war ich wohl unnötig auf der Pirsch?
- Jawohl! Es wär besser, du würdest jetzt nach Hause gehen und bis morgen früh durchschlafen. Dann kannst du auch mit klarem Kopf über die deutschen Saubermänner nachdenken.

Verdammt. Es nieselt ununterbrochen. Die Feuchtigkeit kriecht einem regelrecht unter die Haut.

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