Der Spuck scheint vorbei zu sein. Aufgeschoben ist aber nicht aufgehoben. Das Thema einer administrativen Neuaufteilung Rumäniens wird bleiben. 41 Kreise für ein Land mit der Größe Rumäniens ist einfach zu viel. Das sehen sogar die Gegner der von Präsident Băsescu ins Gespräch gebrachten Territorialreform seines Landes. Dass die Sache schnell ins Gerede kam und vehement bekämpft wurde, hat meist politische Gründe.
Acht große Verwaltungskreise schweben Băsescu und der von ihm sympathisierten und zurzeit regierenden PDL (Demokratisch Liberale Partei) mit Ministerpräsident Emil Boc vor. Das Hauptargument heißt eine effizientere Akquisition von EU-Geldern. Also wenn es weiter nichts wäre, könnte man die Sache belassen, so wie sie ist. Der Grund dafür ist einfach und liegt in der Mentalität der politischen Klasse, um nicht zu sagen Kaste, dieses Landes.
Professor Ovidiu Pecican von der Klausenburger (Cluj- Napoca) Universität Babeş-Bolyai erklärt die unglaublich niedrig abberufene Summe von 3,5% aus den Rumänien zustehenden EU-Geldern (2010) weder mit politischen noch mit administrativen Gründen. Er geht ins Menschliche und muss dabei gar nicht tief schürfen, denn es scheint, in Rumänien für jeden sichtbar, klar und deutlich an der Alltagsoberfläche zu liegen. Selbst 200% EU-Gelder sind nach Meinung des Professors für den rumänischen Bedarf zu wenig. Dass nichts in Bukarest ankommt, ist vor allem der „Unehrlichkeit, Inkompetenz und Dummheit“ der rumänischen Behörden zuzuschreiben. Diese Eigenschaften wiederum beruhen auf „Defekten moralischer Natur als Resultat mangelhafter Berufsausbildung und Intelligenz“, resümiert er in der Tageszeitung ROMÂNIA LIBERĂ (11.07.2011).
aus România liberă, 13.06.2011 |
Das sind natürlich Faktoren, die weit schwerer wiegen als eine schlechte administrative Landesaufteilung. Und die vor allem nicht von heute auf morgen aus der Welt zu schaffen sind. Das Projekt ist auf jeden Fall noch nicht gestorben. Es soll im Herbst wieder auf die Tagesordnung kommen. Mal sehen, welche Seite mehr Kräfte in den Sommerferien gesammelt hat. So könnte die Karte Rumäniens nach ROMÂNIA LIBERĂ (13.06.2011) in Zukunft aussehen – oder auch nicht.
Anton Potche
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