„Die Seeräuber-Partei steckt in der Flaute fest und kommt wohl
nicht mehr in Fahrt. Kein Wunder: Die Freibier-Propaganda der
Internetaktivisten ist zu leicht zu durchschauen.“ Dieser Blogeintrag stammt
vom Schanzer Schliffel. Das ist eigentlich die Stadtratsfraktion der
Ingolstädter CSU. Der Blog wird laut Impressum vom Fraktionsvorsitzenden, Prof.
Dr. Joachim Genosko, verantwortet. Es
geht, wenn mich nicht alles täuscht, um die Piraten. Ihr Untergang wird hier
von einem Vertreter des politischen Establishments mit Häme und in
piratengerechter Sprache – zumindest hier scheinen die Unterschiede zwischen den Parteien nicht allzu
groß zu sein – vorausgesagt, ja schon gefeiert. Der Glücksmoment jedes
Ultrakonservativen: Hurra, wieder mal ist etwas Neues zugrunde gegangen, kann
uns nicht mehr gefährlich werden.
Welche Zukunft kann da in einer CSU-dominierten Stadt eine Sub-
und Alternativkultur haben? Diese Frage stelle ich mir erst jetzt, obwohl diese
WERKSPOST schon Monate auf meinem Tisch liegt: 1. Ausgabe, Mai / Juni 2012,
kostenlos. Klar: ein Neuanfang. Der Titel klingt nach Werkszeitung. Ist es
auch, doch nicht von Audi, sondern vom Kulturwerk Ingolstadt Gbr. Diese
Kulturfabrik ist auch erst ein gutes Jahr alt. Also etwas Neues. Auf ihrem Blog
stellen die „Angestellten“ des Kulturwerks Ingolstadt sich
vor als „ ein Kollektiv junger Künstler und Kulturschaffender aus Ingolstadt“, die
das Ingolstädter etablierte Kulturangebot mit Sub- und Alternativkultur
bereichern wollen.
Die erste WERKSPOST erläutert ausführlich, wer sich zur
Mitarbeit in diesem Werk angesprochen fühlen darf oder sollte: Punks, Rastas,
Hippies, HipHopper, Rocker, Mods, DJs, Poeten, Sprayer, Designer, Maler,
Fotografen, Tänzer, Schauspieler, Gaukler, fahrende Musikanten, Bohemiens,
Tagträumer, Freaks, Philosophen, Intellektuelle, Flaneure und Lebenskünstler.
Uff, was wird wohl Herr Genosko zu
dieser Liste sagen? Da passen doch die Piraten auch dazu, zumindest
altersmäßig.
Die zweite Nummer der Zeitung sollte ab Juli an vielen Plätzen, „wo
sich die Szene zu treffen pflegt, todsicher im Café Tagtraum“ vorliegen. Bisher
ist sie noch nicht vorrätig und der letzte Blogeintrag des Kulturwerks stammt
vom 18. Juli. Sollte bereits ein Grund zur Freude für das schwarze Ingolstädter
Kulturestablishment vorliegen?
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