Seppi und Peppi sitzen
im Bahnhofscafé des neu reparierten Bahnhofs einer deutschen Großstadt. Die Sonne
lacht – nicht nur über den Paranoiajournalismus.
- Früher war das natürlich alles einfacher.
- Was war einfacher?
- Diese Geschichte mit den Geheimdiensten.
- Sag bloß, die hätte dich überrascht.
- Nein, das nicht. Ich mein ja nur, dass es früher einfacher
war.
- Könnte das bisschen konkreter sein?
- Damals hast du doch gewusst, die Stasi, Securitate, der
KGB und so weiter haben Spitzel, die dich ausspitzeln. So. Und dann hast du
dich halt vorgesehen, wenn du irgendwo etwas sagen wolltest, das den Oberen
vielleicht nicht gefallen hat. Und vor allem, du hast gewusst, was ihnen nicht
gefallen hat. Aber heute weißt du nichts über deine Spitzel.
- Aber die Amis und Engländer wissen alles über dich.
- Das glaube ich nicht. Ich habe alles von mir in meinen
Blog geschrieben. Alles. Die brauchen nur lesen. Die können sich bei mir das
Anzapfen sparen.
- Und?
- Was und? Nichts! Kein Anruf. Gar nichts. Weder vom NSA
noch vom GCHQ. Das ist eine Frechheit. Der DONAUKURIER hat geschrieben, die
kennen alle Deutschen. Bin ich kein Deutscher? Der DONAUKURIER hat auch
geschrieben, dass „das Internet vergisst nichts“. Wie sollen die mich
vergessen, wenn sie mich gar nicht kennen? Das ist eine Frechheit.
- Warum willst du überhaupt, dass die dich kennen?
- Dann bist du doch wer. Die sagen das doch dem Obama. Hast
du denn gar keinen Stolz? Stell dir mal vor, dein Telefon klingelt, mitten in
der Nacht, du hebst ab und der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika
ist dran, höchstpersönlich, und er sagt: Hallo, Mister Sepp, sie sind jetzt in
unserer Kartei. Ich begrüße sie als den sechsmilliardsten virtuellen Bürger der
Vereinigten Staaten von Amerika. Herzlichen Glückwunsch! Als Dankeschön lade
ich dich - darf ich du zu dir sagen, Mister Sepp? – zum nächsten Tag der
offenen Tür in unsere NSA-Zentrale.
- Oh ja, das wäre doch was. Bedienung, bitte zweimal den
Höchstprozentigsten aus deinem Regal.
Das Sommerloch ist
total überhitzt. Gestern Winter, heute Hochsommer. Wie soll da nicht einiges durcheinandergeraten?
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