Nicht geschafft. Trotz bestmöglicher Hilfe aus Berlin. Die bayerischen
Linken hatten am vergangenen
Donnerstag eine Wahlveranstaltung in Ingolstadt organisiert.
Sie waren schon da, an gleicher Stelle auf dem Rathausplatz:
Horst Seehofer und Christian Ude. Die Kanzlerin Angela Merkel
wollte kommen. Ein Geiselnehmer hatte aber andere Pläne just an jenem Tag. Fast
musste auch Gregor Gysi fernbleiben,
im Stau auf der A9. Aber dann schaffte er es doch noch, mit 50 Minuten Verspätung.
Es geht ja im Wahlkampf auch immer um die Fragen: Wer hat den
besten Redner? Wer hat die beste Veranstaltung? Wer hat die meisten Besucher? (Auch
wenn das sich nicht unbedingt in Stimmen widerspiegelt.) Also für Ingolstadt
kann man festhalten, dass Seehofer
die meisten Gäste hatte. Es folgt Ude
und zum Schluss Gysi. Wenn ich an
Wahlveranstaltung denke, fällt mir als erstes immer die Musik ein. Da hatten
die Linken eindeutig die Nase vorn.
Nichts gegen Blasmusik – bei Seehofer
war die Blaskapelle grün gekleidet, bei Ude
rot -, aber einem Auftritt von Bartls Most hatte sie nichts entgegenzusetzen.
Und der Redner? Na ja. Die Ingolstädter hatten ihrem Hauptredner,
dem einige Bezirkstags-, Landtags- und Bundestagskandidaten am Rednerpult
vorangegangen waren – man musste ja 50 Minuten mehr als geplant überbrücken –,
schon mal in weiser Voraussicht noch ein Podest hinter das Rednerpult
geschoben. Er ist halt klein, der Fraktionsvorsitzende der Linken im Bundestag. Aber doch nicht so klein, um sich über ein
Mikrofon in normaler Höhe verständlich zu machen. Und wirklich, Gregor Gysi schaffte es ganz ohne
Podest. Er hat den Untersatz mit seinem gesunden Humor unter dem Applaus des
Publikums beiseite geschoben. Und schon nach den ersten Sätzen zog er das Auditorium
in seinen Bann. Da kommt weder ein Horst
Seehofer noch ein Christian Ude
heran.
Also fällt es mir nicht schwer, zu sagen, dass der Linke
klar gegen seine CSU- und SPD-Widersacher gepunktet hat. Was die
Inhalte betrifft, bleibt das natürlich Geschmacks- und Einstellungssache. Der
Landtagskandidat der Linken aus
Ingolstadt, Stadtrat Jürgen Siebicke,
einer von Gysis Vorrednern,
erinnerte schon mal daran, dass nach einer Kundgebung im Januar 2008 an gleicher Stelle, ein gewisser Oskar
Lafontaine wohl einen wesentlichen Anteil beim erstmaligen Einzug der Linken in den Ingolstädter Stadtrat
hatte. Warum sollte es jetzt nicht mit einem Einzug in den Landtag klappen,
fragte er rhetorisch, wo der Wahlkampfhelfer aus Berlin doch genauso prominent
sei wie der Saarländer. Hat, wie gesagt, nicht geklappt.
Und das, obwohl Gregor Gysi alle Erwartungen erfüllt hat und
seine Partei mal ernst, ja echt böse,
und mal pointiert als einzige Opposition im deutschen Bundestag präsentierte.
Dass wir eine solche in einer gut funktionierenden Demokratie auch brauchen,
scheint nach der Landtagswahl im Freistaat nicht ganz angekommen zu sein. Wie
das im Bund aussieht, werden wir am kommenden Sonntag nach 18:00 Uhr sehen.
Anton Potche
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