ROMÂNIA LIBERĂ,
Freitag, 15. Mai 2015:
„Liviu Dragnea zu
einer Bewährungsstrafe von einem Jahr verurteilt, im Dossier ‚Das Referendum‘“.
In dem Anklagedossier „Das Referendum“ werden 74 Personen
beschuldigt, sich im Jahre 2012 an Manipulationen bei der Volksbefragung zur
Amtsenthebung des damaligen Präsidenten Traian
Băsescu beteiligt zu haben. Liviu
Dragnea ist Vorsitzender der Sozialdemokratischen Partei (PSD) und
Minister für Regionalentwicklung und Öffentliche Verwaltung. Vor drei Jahren
war er Generalsekretär der PSD. Diese Vorfälle sind schon
länger ein Fall für die rumänischen Gesetzeshüter. Es wurden bereits einige der
Beschuldigten verurteilt. Liviu Dragnea
hat noch am Freitag (15.05.’15) seine Ämter in Regierung und Partei
niedergelegt.
GÂNDUL,
Samstag, 16. Mai 2015:
„98.000
Lei und drei Kilogramm Gold des Anwalts Doru Boştină, beschlagnahmt im Hinterziehungsdossier von mehr als einer Million
Euro“.
Es handelt sich
um Steuerhinterziehungen im IT-und Beratungsbereich. Mit dem im Titel
zitierten Anwalt Doru Boştină wurden zwei weitere Verdächtige
verhaftet und ein dritter unter Hausarrest gestellt. Es fanden auch 18 Hausdurchsuchungen
in Bukarest sowie in den Kreisen Ilfov und Ialomiţa in Anwesen von 16 Personen
statt.
HOTNEWS.RO, Sonntag,
17. Mai 2015:
„Laura Codruţa Cövesi: Ich glaube die Untersuchungen haben Unruhen in den Reihen der
politischen Klasse ausgelöst. / Ich glaube nicht, dass verdeckte Offiziere in
der Nationalen Antikoruptionsdirektion (DNA) sind, aber man soll überprüfen. /
Ich habe über die strafrechtlichen Dossiers weder mit dem gewesenen noch mit
dem jetzigen Präsidenten gesprochen. “
Seit 2013 leitet die Staatsanwältin Laura Codruţa Cövesi die Nationale Antikoruptionsdirektion. Die
obigen als Titel veröffentlichten Sätze der rumänischen Gesetzeshüterin
entstammen einem Interview des TV-Senders ProTV. Sie machen die Brisanz
deutlich, die das Vorgehen der Staatsanwälte gegen die immer noch grassierende Korruption
in Rumänien hat.
RENAŞTEREA
BĂNĂŢEANĂ, Montag, 18. Mai 2015:
„Umfangreiche
Durchsuchungen bei Medien. Hausdurchsuchungen in 35 Firmen des Unternehmens
Mediafax Group.“
Auch diese Schlagzeile wird kaum noch jemand erstaunt
haben. Der rumänische Pressetrust Mediafax steht schon seit vergangenem Jahr im
Visier der Steuerfahnder. Besonders der Medienzar Adrian Sârbu spielt in diesem Fall eine unrühmliche Rolle. Er saß schon im Februar
dieses Jahres für 30 Tage in Untersuchungshaft. Auch der Journalis Sorin Roşca Stănescu soll fleißig
mitgemischt haben. Der dem Staat zugefügte Schaden liegt angeblich bei 3,5
Millionen Euro.
COTIDEANUL, Dienstag, 19. Mai 2015:
„DNA weitet die
Ermittlungen auf den Schwiegersohn Băsescus aus .“
Der Mann heißt Radu Pricop und ist verheiratet mit der
Tochter Ioana des ehemaligen
Präsidenten Rumäniens, Traian Băsescu.
Die Nationale
Antikoruptionsdirektion (DNA) ermittelt gegen den Expräsidentenschwiegersohn
wegen Falschaussage und Verleitung zur Falschaussage. Pricop hat aber bereits ein anderes Verfahren am Hals. Dort geht es
um Erpressung. Von 4 Millionen Euro berichten die Zeitungen. Es gibt auch einen
prominenten Mitangeklagten namens Sergiu
Lucinschi. Sein Vater war mal Präsident Moldawiens.
EVENUMENTUL ZILEI, Mittwoch, 20. Mai 2015:
„Das Verfassungsgericht
klagt den Senat der Illoyalität an.“
Der Streit dreht sich um die
Person des Senators Dan Şova. (Rumänien hat ein parlamentarisches Zwei-Kammern-System.)
Der PSD-Politiker müsste nach den Ermittlungen der Antikorruptionsbehörde DNA längst
wegen Korruption hinter schwedischen Gardinen sitzen. Der Senat hat aber einer
Immunitätsaufhebung mehrheitlich nicht zugestimmt. Mehr noch, die Senatoren
haben sogar das entsprechende Gesetz betreffend den Status der Abgeordneten und
Senatoren geändert. Die Richter des Verfassungsgerichts (CCR) beklagen
einen Loyalitätsverlust in der „Zusammenarbeit der staatlichen Institutionen“
und einen Mangel an Respekt „gegenüber den Prinzipien und Werten der
Verfassung“.
AGERPRES, Donnerstag, 21. Mai
2015:
„Vasile Blaga denunziert von Darius Vâlcov bei der DNA.“
Die Personen: Vasile
Blaga ist Vorsitzender der PNL (Nationalliberale Partei) – Klaus Johannis war 1. Stellvertretender Vorsitzender dieser Partei, als er ins Präsidentenamt
gewählt wurde, – und Darius Vâlcov (PSD), Senator, von Dezember 2014 bis März
2015 Finanzminister. Es geht um Einflussnahme bei der Ausschreibung eines
großen Tiefbauprojekts im Munizipium Slatina (Kreis Olt) im Jahre 2009.
Man kann die
rumänischen Zeitungen weit zurück verfolgen und wird nie Schwierigkeiten haben,
ähnliche Schlagzeilen wie die obigen zu finden. Die EU fordert seit Jahren eine
schärfere Korruptionsbekämpfung in Rumänien. Wer die Medien dieses Landes
verfolgt, wird zugeben müssen, dass die Gesetzeshüter sich alle Mühe geben.
Leider sind die Korruptionsstrukturen so verfestigt, dass die Staatsanwaltschaften
Mühe haben, die Masse an Dossiers abzuarbeiten. Die DNA hat nur 86
Staatsanwälte im Einsatz. Das ist bei 2200 neuen Fällen in den ersten fünf
Monaten dieses Jahres viel zu wenig, sagt Laura Codruţa Cövesi.
Die Anklagen
richten sich meist gegen Politiker aller Coulleur. Und die wollen ihre Pfründe
nicht kampflos aufgeben. Die oberste Staatsanwältin beklagt, dass ihre Behörde
sich alle zwei Wochen mit neuen Gesetzen und Verordnungen herumplagen muss. Das
ist nicht verwunderlich, hat die DNA doch die Aufgabe, sich nur um
Korruptionsfälle auf hohem und mittlerem Niveau zu kümmern. Davon sind auch die
Mitglieder der zwei Legislativkammern (Senat und Parlament) gemeint. Von Mai
2013 bis Mai 2014 wurden vier Minister, ein Europaabgeordneter, vier Parlamentarier,
ein Senator, 11 Bürgermeister fünf Richter und drei Staatsanwälte verurteilt.
Wie man sieht, macht die Korruption selbst vor den Türen der Gesetzeshüter nicht
halt.
Und wer schon mal
in diesem Land gelebt hat, der wird sich mitnichten ob dieser Situation
wundern. Ich kenne Menschen mittleren Alters, die heute noch, dreißig und mehr
Jahre nach ihrer Aussiedlung aus Rumänien, beim kleinsten Problem zuerst die
Frage stellen „Kennst net jemmand?“, statt sich nach einem Handwerker oder
einer Autowerkstatt umzusehen. Geschweige denn bei Behördenbesuchen: „Na selle
merr net wennichstens e Tafel Tschokolad mitholle?“, heißt es da. Und das für
eine oft banale Legalisierung eines bereits ausgefüllten Vordruckes.
Dass dieses schon
in Kinderjahren anerzogene Anbietungsverhalten (oft auch Anbiederung) – Kinder höhren ja mit und
registrieren sehr gut, wenn Erwachsene sich unterhalten – nicht von einer
Generation auf die andere auszumerzen ist, zeigen die in meinem Umfeld
existierenden und nicht in DNA-Zuständigkeiten fallenden Beispiele genauso wie
die „avalanşa“, Flut (Cövesi) der „hohen“ Korruptionsfälle im Rumänien dieser
Tage. Aber man bemüht sich, hier wie dort. Hier spricht man von Integration,
dort von Antikorruption.
Anton Potche
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