Bob Ross: Pfiffe
& Applaus – Ein humorvoller Führer durch die Welt der klassischen Musik;
Aufgeschrieben von Diana Faust; mit Karikaturen von Carlo Günther; Langen
Müller in der F. A. Herbig Verlagsbuchhandlung GmbH, München, 2006; ISBN
978-3-7844-3066-9; 158 Seiten; 14,99 € (bei Amazon).
Bob Ross (1942 –
1995) am Fernseher beim Malen zuzuschauen ist ein Genuss. Bob Ross (*1954) am Fernseher oder live beim Musizieren zuzuhören
und zuzuschauen ist ein doppelter Genuss. Aber auch ihm beim Erzählen zu
lauschen, ist nicht minder ein Vergnügen. Dazu gesellt sich das Lesen. Zwar
nicht von dem lebenden Bob Ross
allein zu Papier gebracht, Diana Faust
hat sich um die Niederschrift gekümmert, aber exklusiv von ihm erzählt:
Begebenheiten aus dem Musikerleben des nicht übergroßen Schotten Bob Ross, seines Zeichens Hornist bei
den Münchner
Philharmonikern und Leiter des ebenso berühmten Bläserensembles Blechschaden.
An der Oberfläche ermöglicht dieses Buch eine einzige
Gaudilektüre. Ulk. Klamauk. Derbe Witze. In der Tiefe aber gewährt es Einblicke
in einen Musikbetrieb, der dem Konzertbesucher weitgehend verborgen bleibt. Da
deuten schon die einleitenden Worte zu diesem Buch die zwei grundverschiedenen
Sichtweisen auf das Musikerleben – wir bleiben immer bei der Créme de la Créme
– an: die des Orchestermusikers und die des Dirigenten. Zwei Sätze Zum Einstimmen wurden für dieses Buch von
Zubin Mehta verfasst. Und einer
lautet so: Pfiffe und Applaus ist
eine Buch, das 100-prozentig aus der Sicht eines erstklassigen Orchestermusikers
geschrieben ist – es könnte genauso lustig sein, der Sicht eines Dirigenten zu
folgen, aber das wäre eine andere Geschichte.“ Klar, eine solche Sicht gibt es
auch in Buchform und sie ist wirklich nicht langweilig, die Stenographische Umarmung des Sergiu Celibidache, derselbe, von dem Bob Ross in seinen Pfiffe[n] & Applaus schreibt: „Beispielsweise wird viel über
Celibidache berichtet, weil ich 17 Jahre lang bei den Münchner Philharmonikern
unter seiner Leitung gespielt habe. Wir fingen 1979 gleichzeitig in München an,
darum habe ich alle seine Eskapaden am eigenen Leib zu spüren bekommen.“ Eine
spannende Beziehung, wohl war. Aber auch eine lustige. Zumindest so, wie Bob Ross sie hier zum Besten gibt.
Dann sind in diesem Buch aber auch die Sätze aus der Tiefe.
Keine Analysen. Nur einfache Feststellungen. Aber nachdenklich machende. Sehr
nachdenkliche, wenn es etwa heißt: „Unter Musikern gibt es außergewöhnlich
viele Scheidungen, sogar Selbstmorde sowie Alkohol- und Betablocker-Abhängigkeiten.“
Auch kleine Seitenhiebe auf die Politik hat Bob Ross parat – natürlich in seinem
unverwechselbaren, selbstironischen Stil. Zum ewigen Thema der Etatkürzungen,
meint der Schotte, „dass man [ihn, Bob Ross A.d.R.] nicht mehr kürzen kann“, da
er „zumindest sonntags, 1,55 Meter groß“ sei.
Das ist wahrlich nicht groß. Umso größer ist aber seine
Musizier- und Erzählkunst. 2014 wurde der von ihm gegründete Blechschaden
30 Jahre alt. Man kann den Entertainer Bob
Ross mit seinen phänomenalen Bläsern auf verschiedenen Kanälen immer wieder
hören und sehen.
Bob Ross - Ehrendirigent der Blaskapelle Mailing-Feldkirchen Ingolstadt |
Aber auch als Dirigent von Amateurorchestern ist sich der
kleine große Schotte nicht zu schade. Und wenn er dann samstags in einer
Fußgängerzone mit einer Blaskapelle musiziert, lädt er die amüsierten Zuhörer
und Zuschauer auch schon mal ein, doch seine Heimat Schottland zu besuchen,
denn dort liege an Wochenenden die Temperatur konstant bei 30º C: am Freitag
10º, am Samstag 10º und am Sonntag 10º.
Anton Potche
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