Die Themen der November-BISS sind nicht neu, aber leider
aktuell wie eh und je. Frauen auf der
Flucht nennt sich die Artikelserie, die dieses Heft bestimmt. Drei Frauen
aus dem Iran, aus Nigeria und Tschetschenien erzählen ihre Lebensgeschichten.
Die Iranerin beging in ihrer Heimat ein Kapitalverbrechen und musste flüchten. Als Gymnasiallehrerin für Physik hatte sie nämlich mit ihren „älteren Schülerinnen
über die Widersprüche zwischen Religion und Wissenschaft gesprochen sowie über
Frauenrechte.“
Die Nigerianerin stammt eigentlich aus Lagos. Elternlos
geblieben, zog sie zu Verwandten aufs Dorf, wo sie auf dem Heimweg von der
Arbeit „von vier Männern angegriffen und vergewaltigt“ wurde. Das Resultat war
eine Schwangerschaft, woraufhin die Leute im Dorf sie verjagten. Über den Niger und Libyen
landete sie auf Lampedusa. „In Italien ging ich wieder anschaffen, denn es gibt
dort für die weiblichen Flüchtlinge aus meiner Sicht sonst keine Möglichkeit zu
überleben.“ Jetzt ist sie in München und hofft auf einen positiv beschiedenen
Asylantrag.
Die Tschetschenin – alle drei Frauen nennen ihre
bürgerlichen Namen – kommt aus Dagestan und musste in Nürnberg erfahren, dass
„die ganzen Beleidigungen und Nachstellungen, die [sie] als alleinstehende Frau
mit Kind in Tschetschenien erlitten hatte, im Lager weiter gingen“. Nach einer
Krebsbehandlung landete sie „in einer Art Reha-Unterkunft für Flüchtlinge, und
dort fingen die Belästigungen von Neuem an. [...] Vier Jahre musste ich diese
primitiven Männer ertragen und mich als Hure beschimpfen lassen.“ Jetzt wohnt
sie mit ihrem siebenjährigen Sohn in einer Privatwohnung und hofft auf bessere
Zeiten. Wieder mal.
Die weiteren Titel dieser BISS-Nummer gewähren einen
Einblick in die Vielschichtigkeit der Probleme, mit denen Menschen am Rande der
Gesellschaft konfrontiert sind: „Setz
dein Kopftuch auf, du Schlampe!“ (Interview mit der Sozialpädagogin Anna
Maya vom Internationalen Frauencafé in Nürnberg), „Sind wir Sinti weniger wert?“ (Interview mit Else & Hermann
Höllenreiner, Ein Leben ohne Sicherheit
(Artikel über Leiharbeiter, Mini- und Multi-Jobber und Scheinselbstständige),
Die Kraken-Werkstatt (Bericht über ein Arbeitsbeschaffungsprojekt für Menschen,
die lange Zeit keine Arbeit finden konnten) und Schreibwerkstatt (BISS-Verkäufer erzählen aus ihrem Leben).
Günter Holzer
Foto: Anton Potche
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Auch Günter Holzer
hat mir von seiner aktuellen Situation erzählt. Sein Schicksal ist im
Verbreitungsgebiet des DONAUKURIER bekannt. Die Zeitung hat schon öfter von
seinem Absturz aus der wirtschaftlichen Selbstständigkeit in die
Obdachlosigkeit, flankiert von einigen familiären und gesundheitlichen
Schicksalsschlägen, berichtet. Jetzt hat er endlich für sich und seinen treuen
Hund Snoopy eine dauernde Bleibe
gefunden – mit Heizung und Warmwasser. Er hoffe, erzählte er mir, die
Winterfeiertage endlich in der eigenen Mietwohnung verbringen zu können. Hier
sollte man anfügen, dass Herr Holzer
wie auch seine Kollegen finanziell auf eigenen Füßen stehen und keinerlei
staatliche Sozialleistungen in Anspruch nehmen.
Anton Potche
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