Die ARD zeigte am vergangenen Mittwoch die Filmkomödie Falsche Siebziger. Das Thema ist nicht
neu. Von vertuschten Todesfällen zum Zweck weiterlaufender Rentenzahlungen hat
man schon öfter gehört. In der BR-Produktion erwischt es gleich drei Senioren.
Und das noch im gleichen bayerischen Weiler, wo sowieso jeder jeden kennt.
Kathrin von Steinburg und Gerhard Wittmann in Falsche Siebziger |
Iris wird von Kathrin
von Steinburg gespielt. Die 1977 in München geborene und auch dort lebende
Schauspielerin hat dem DONAUKURIER aus Ingolstadt ein ausführliches Interview gegeben,
das im SONNTAGSGESPRÄCH vom 9./10. September veröffentlicht wurde. Zu ihrer
Rolle in Falsche Siebziger hat die
Interviewerin Verena Doyé der
Schauspielerin mit Studien an der Schauspielschule Neighborhood Playhouse in
New York und an der Filmakademie Baden-Württemberg keine einzige Frage
gestellt, wie man das situationsbedingt erwarten konnte.
Nein, es ging vorwiegend um die Person und Schauspielerin Kathrin von Steinburg, aber nicht um
ihre letzte Rolle. Und zur Person gehört auch die Abstammung. Die ist
Siebenbürgen. Kathrin von Steinburgs Eltern
sind Ende der 1960er Jahre nach Deutschland ausgewandert. Sie gehörten also zu
den ersten Deutschen, die nach dem Krieg Rumänien in Richtung Bundesrepublik
verließen. Und „auf jeden Fall haben sie ihre Heimat vermisst“. Verlustgefühle
beinhalten immer auch eine Dosis Schmerz, nicht nur schwärmerische Nostalgie. Von
diesem tief sitzenden Gefühl ist auch etwas auf die Tochter übergegangen, doch
nicht als Schmerz, sondern als Neugierde, einem gewissen Bedürfnis nach
Spurensuche.
Kathrin von Steinburg
hat also einen der in letzter Zeit bis zum Überdruss bemühten
Migrationshintergründe. Und der sieht in ihren eigenen Worten so aus. „Bayern
ist meine Heimat, hier bin ich zu Hause. Meine Wurzeln sind in Siebenbürgen. Ich
war 2007 mit einer Freundin dort – davor nur als Kleinkind – und ich habe mich
dort sofort sehr wohl gefühlt. Endlich habe ich mal die Orte gesehen, von denen
meine Eltern erzählt haben, wo sie geheiratet haben, zur Schule gegangen sind,
wo sie gelebt haben. Das war sehr schön.“ Gefragt nach einem Erlebnis, das sich
ihr auf dieser Reise nach Siebenbürgen „besonders eingeprägt hat“, antwortete
die erfolgreiche Schauspielerin: „Als ich an der Gedenktafel meines
verschollenen Großvaters auf dem Friedhof war. Dort hinzugehen, und mich von
denen zu verabschieden, von denen ich so viel gehört habe, das hat mich sehr
berührt. Das andere war, als ich mit meiner Freundin durch die Straßen gegangen
bin, und wir bayerischen Dreigesang gesungen haben.“
So sieht Erinnerungskultur in einem befriedeten und
vereinten Europa aus. Auch wenn Iris ihre Mama aus ganz anderen Beweggründen
noch ein Weilchen im Diesseits halten wollte.
Anton Potche
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