Weit gefehlt. Frau Bottesch
persönlich hat mir in einem zufälligen und sehr angenehmen Gespräch erklärt, wo
ihre von mir so sehnsüchtig gesuchte Katze seit Jahren Wind und Wetter trotzt:
an der Kreuzung der Straßen Rossini und Pfitzner. Zwei Komponisten also. Kunst
und Musik finden sich öfter als gedacht. Musik war in meinen Ohren auch, was
die Multikünstlerin Sieglinde Bottesch zu
diesen in ihrem Viertel seit Jahren stehenden farbenfrohen Tierskulpturen erzählt
hat.
Musik auch mit Dissonanzen, wie man sie in unseren
Gegenwartskompositionen schon mal zu hören (oder verspüren?) bekommt. 30 Tiere
waren es 2005, die das Stadtviertel im wahrsten Sinne des Wortes bunt machten.
Sieben haben bis heute überlebt, der Rest fiel Vandalen zum Opfer. Dissonanzen
eben in einem Komponistenviertel.
Und die angenehmen Töne? Sie lagen für mich in Frau Botteschs Worten. Sie sei gar nicht die
Gestalterin der freundlichen Tiere aus Holz. Nur die Idee wäre die ihre
gewesen. Und nur beim Ausmahlen hätte sie den kleinen Künstlern aus der Schule
an der Ungernederstraße mit Rat zur Seite gestanden. Also handelt es sich hier
um ein Gemeinschaftswerk der Schüler aus dem Norden Ingolstadts. Sie sind die
Hauptverantwortlichen für die Form. Es sind die von Kindern entworfene
Konturen, die mich, und nicht nur mich, so faszinieren. Heißt das nicht, dass
wir wieder durch Kinderaugen blicken können, und das weit jenseits der Sechzig?
Was sich nicht wandelt und in stetem Weiterentwickeln ist,
kann auch keine echte Kunst sein. So auch das selbst zu Kunst gewordene Konzept
(Kunstkonzept) der in Siebenbürgen geborenen Konzeptkünstlerin Sieglinde Bottesch. Es wird sich in den kommenden Jahren viel,
sehr viel tun in diesem Ingolstädter Stadtteil mit den Hochhäusern und den
Schluchten zwischen ihnen. Gleich in der Nachbarschaft
wird die Landesgartenschau 2020 stattfinden. Was kann dazu besser passen als
farbenprächtige Tiere, erträumt, gesehen und gestaltet von Kinderaugen und
–händen. Die sieben noch lebenden Kunsttiere im Nordviertel sollen Gesellschaft
bekommen. Und kein Geringerer als Audi will sich bei Frau Botteschs Konzept engagieren. Die neuen
Tiergesellen sollen aus Metall sein. Und die Kinder werden ihre volle Freude am
Ausmahlen haben.
Und die gesuchte Katze? Natürlich haben wir, meine Frau und
ich, sie gefunden, fotografiert und dabei über das Kunstverständnis der so
vielseitigen Künstlerin
Sieglinde Bottesch
philosophiert. Wie kann man ein solches Engagement im öffentlichen Raum wohl nennen? Kunstaltruismus kommt hier der Wahrheit bestimmt sehr nahe.
Sieglinde Bottesch
philosophiert. Wie kann man ein solches Engagement im öffentlichen Raum wohl nennen? Kunstaltruismus kommt hier der Wahrheit bestimmt sehr nahe.
Anton Potche
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