Klar,
das Thema ist hoch brisant und … politisch. Zumindest was die rumänische
Regierung betrifft, muss man verstehen, dass die Damen und Herren im Victoria
Palast keine Zeit für solche marginalen Geschichten wie den Klimaschutz im
eigenen Land haben. Die müssen jetzt erst mal mit der Unterstützung ihrer
Regierungspartei (PSD) schauen, dass sie die rumänische Justizbehörde
vollkommen unter ihre Fittiche bekommen, bevor noch einige von ihnen im
Kittchen landen.
Dass
alles, was politisch ist, nicht unbedingt auch vertrauenswürdig und vor allem
rational ist, geben manchmal auch Politiker selbst zu. Alexander Kain schreibt nämlich in seiner Kolumne, dass der deutsche
Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU)
bei einem Treffen mit Wirtschaftsleuten dieses Thema angesprochen und dabei
geäußert habe, dass „er sich lieber auf das verlasse, was die Ingenieure in der
Realität für machbar halten“, und nicht auf „esoterische Grenzwerte“.
Und
sie gibt es nicht nur in Deutschland, sondern beispielsweise auch in Rumänien,
die nicht an Paragraphen sondern an Autos tüftelnden Ingenieure, die ihr
technisches Wissen einsetzen, um ihren oft selbstgesteckten, ehrgeizigen Zielen
näher zu kommen. In der rumänischen Stadt Baia Mare (deutsch: Frauenbach) haben
eine Gruppe Unternehmer den Entschluss gefasst, einen elektrisch angetriebenen
Kleinwagen auf die Straßen der rumänischen Städte zu bringen. Gheorghe Mureşan, ein Manager, der eigentlich aus
der Textilindustrie kommt, hatte die Idee. Dabei liegt seinem Vorhaben eine der
westlichen Automobilindustrie konträre Philosophie zugrunde: „Wir erwarten,
dass dieses Fahrzeug die Kaufgewohnheit der Verbraucher ändert, denn bisher
haben sich alle nur Autos für lange Fahrstrecken gekauft, benutzten sie aber in
der Stadt. Unsere Autos sind für den Stadtgebrauch, sie sind klein, leicht zum
Einparken, schlängeln sich leger durch den Verkehr und finden überall Platz.“
Die
Serienproduktion soll im Februar 2018 mit einer Stückzahl von vorläufig 4000
Fahrzeugen pro Jahr starten. Der Einstiegspreis liegt bei 13.700 Euro. Die
Produktionsstätte wird in Baia Mare gebaut. Das Projekt soll verglichen mit den
Entwicklungskosten deutscher Autogiganten lächerliche 1,5 Millionen Euro
kosten, wovon 74 Prozent aus einem EU-Fond stammen.FotoQuelle: GÂNDUL |
Ob dieses aus hartem Polyvinylchlorid (PVC) gebaute Fahrzeug jemals eine Chance hätte durch
den deutschen TÜV zu kommen, steht auf einem anderen Blatt. Wichtig ist, es
passt zu den Rumänen und wird dort zugelassen. Und das scheint auch der Fall zu
sein, denn Gheorghe Mureşan erzählte stolz einer Zeitung, dass er schon
„8000 km mit einem Prototyp zurückgelegt hat, nur in der Stadt“ und „dabei 960
kg Giftstoffe, die nicht in die Umwelt gelangt sind, eingespart habe, mehr als
das Auto wiegt“. Zwei Typen sind angedacht: GTG Oxygen mit zwei und GTG Ozone
mit vier Sitzen. Man denkt aber auch schon an einen Kleintransporter für den
Stadtgebrauch.
Also, werte Damen und Herren in Brüssel, man macht sich überall Gedanken
über unsere Umwelt, nicht nur in EU-Bürotrakten. Und das anscheinend ganz ohne
oder mit nicht mehr als nötiger Politik, ob aus der jeweiligen Heimat oder der
den Volksseelen oft so fremden EU-Hauptstadt. Lasst die Ingenieure doch machen!
Und schickt sie nicht gleich zur Hölle, wenn sie mal in die Kirche gepfiffen haben. Wer
ihre Kreativität dauernd mit - manchmal sogar allen physikalischen Gesetzen
Hohn sprechenden - Vorgaben traktiert, gefährdet (mehr oder weniger bewusst)
ganze Industriezweige und langfristig sogar Hunderttausende von Arbeitsplätzen.
Anton Potche
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen