Dienstag, 6. November 2018

Ingolstädter Jazzförderpreis verliehen

Den Ingolstädter Jazzförderpreis gibt es seit 1994. Seine Vergabe läutet traditionsgemäß die Ingolstädter Jazztage ein, die zurzeit bis zum 16. November über zahlreiche Ingolstädter Bühnen gehen. Heuer hat Carsten Fuss diesen mit 5000 Euro dotierten Preis bekommen.

Der 25-jährige Musiker wurde 1993 in Ingolstadt in einer Musikerfamilie mit musikalischer Verwurzelung in Siebenbürgen geboren. Sein Großvater leitete dort im Dorf Großscheuern eine Blaskapelle und sein Vater studierte in Klausenburg klassische Posaune. Diesen Weg beschritt auch der Filius. Seine ersten musikalischen Gehversuche unternahm Carsten Fuss im Alter von sechs Jahren am Klavier, um sich dann unter der Anleitung seines Vaters der Posaune zuzuwenden. Nach dem Abitur am Ingolstädter Katharinen-Gymnasiums studierte er im Hauptfach klassische Posaune bei Prof. Wolfram Arndt an der Musikhochschule München.

Obwohl er während seines Studiums in vielen symphonischen Orchestern spielte, blieb er seinen Ingolstädter Landsleuten vor allem als begeisterter Jazzposaunist in Erinnerung. Hier hatte einer seine große Leidenschaft entdeckt und frönte ihr, wann immer Studiums- und nachher Arbeitszeit (zurzeit 2. Posaunist im Philharmonischen Orchester des Landestheaters Coburg) es ihm ermöglichten. Das Resultat dieser Liebe zum Jazz war und ist noch immer in höchstem Maße erfreulich. Vor vier Jahren gründete sein damaliger Studienfreund Roman Sladek (auch Posaune) eine Big Band, die bereits zu den bekanntesten Musikgruppen Deutschlands gehört. Ihren sehr guten Ruf erspielte sie sich mit einer gelungenen Melange aus elektronischen Soundeffekten und orchestralem Bigbandsound.

Carsten Fuss war von Anfang an dabei. Und dass seine Freunde von der Jazzrausch Bigband mit ihm den musikalischen Rahmen der diesjährigen Verleihung des Ingolstädter Jazzförderpreises gestalten werden, war natürlich eine Selbstverständlichkeit. Was die MusikerInnen um Roman Sladek im Ingolstädter „Kulturzentrum neun“ am 27. Oktober darboten, klang stellenweise wie Musik von einem anderen Stern. Man hatte oft das Gefühl, in einem Science-Fiction-Film zu sein, nicht als Zuschauer, sondern akustisch und  lichteffektmäßig mittendrin in einer imaginären Handlung. Bemerkenswert diese Ausbalanciertheit zwischen Rhythmusabteilung, elektronischen Klangelementen und gleichsam dynamischen wie virtuosen Bläsersätzen.

Das Techno-Jazz-Orchester hat seinen eigenen Komponisten, sozusagen einen Hauskomponisten: Leonhard Kuhn, ein studierter Mathematiker (das war übrigens Celibidache auch), der weiß, was Präzision und geometrische Formen bedeuten. Diese in richtige Relation zu Tönen gebracht, ergeben Stücke wie Punkt und Linie zur Fläche oder Bruckners Breakdown.

Dieser Auftakt zu den diesjährigen Ingolstädter Jazztagen war bereits ein künstlerischer Glanzpunkt. Carsten Fuss und seine Freunde haben die Messlatte für das Festival in der Stadt an der Donau sehr hochgelegt. Da ist es nur konsequent, wenn heuer in Ingolstadt Musiker wie Gregory Porter oder Jan Garbarek auftreten.
Anton Potche

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