Den Ingolstädter Jazzförderpreis gibt es seit 1994. Seine
Vergabe läutet traditionsgemäß die Ingolstädter Jazztage ein, die zurzeit bis
zum 16. November über zahlreiche Ingolstädter Bühnen gehen. Heuer hat Carsten Fuss diesen mit 5000 Euro
dotierten Preis bekommen.
Der 25-jährige Musiker wurde 1993 in Ingolstadt in einer
Musikerfamilie mit musikalischer Verwurzelung in Siebenbürgen geboren. Sein
Großvater leitete dort im Dorf Großscheuern eine Blaskapelle und sein Vater
studierte in Klausenburg klassische Posaune. Diesen Weg beschritt auch der
Filius. Seine ersten musikalischen Gehversuche unternahm Carsten Fuss im Alter von sechs Jahren am Klavier, um sich dann
unter der Anleitung seines Vaters der Posaune zuzuwenden. Nach dem Abitur am
Ingolstädter Katharinen-Gymnasiums studierte er im Hauptfach klassische Posaune
bei Prof. Wolfram Arndt an der
Musikhochschule München.
Obwohl er während seines Studiums in vielen symphonischen
Orchestern spielte, blieb er seinen Ingolstädter Landsleuten vor allem als
begeisterter Jazzposaunist in Erinnerung. Hier hatte einer seine große
Leidenschaft entdeckt und frönte ihr, wann immer Studiums- und nachher
Arbeitszeit (zurzeit 2. Posaunist im Philharmonischen Orchester des Landestheaters
Coburg) es ihm ermöglichten. Das Resultat dieser Liebe zum Jazz war und ist
noch immer in höchstem Maße erfreulich. Vor vier Jahren gründete sein damaliger
Studienfreund Roman Sladek (auch
Posaune) eine Big Band, die bereits zu den bekanntesten Musikgruppen
Deutschlands gehört. Ihren sehr guten Ruf erspielte sie sich mit einer
gelungenen Melange aus elektronischen Soundeffekten und orchestralem
Bigbandsound.
Carsten Fuss war
von Anfang an dabei. Und dass seine Freunde von der Jazzrausch Bigband mit ihm
den musikalischen Rahmen der diesjährigen Verleihung des Ingolstädter
Jazzförderpreises gestalten werden, war natürlich eine Selbstverständlichkeit.
Was die MusikerInnen um Roman Sladek im
Ingolstädter „Kulturzentrum neun“ am 27. Oktober darboten, klang stellenweise wie Musik von einem anderen
Stern. Man hatte oft das Gefühl, in einem Science-Fiction-Film zu sein, nicht
als Zuschauer, sondern akustisch und
lichteffektmäßig mittendrin in einer imaginären Handlung. Bemerkenswert
diese Ausbalanciertheit zwischen Rhythmusabteilung, elektronischen
Klangelementen und gleichsam dynamischen wie virtuosen Bläsersätzen.
Das Techno-Jazz-Orchester hat seinen eigenen Komponisten,
sozusagen einen Hauskomponisten: Leonhard
Kuhn, ein studierter Mathematiker (das war übrigens Celibidache auch), der weiß, was Präzision und
geometrische Formen bedeuten. Diese in richtige Relation zu Tönen gebracht,
ergeben Stücke wie Punkt und Linie zur
Fläche oder Bruckners Breakdown.
Dieser Auftakt zu den diesjährigen Ingolstädter Jazztagen
war bereits ein künstlerischer Glanzpunkt. Carsten
Fuss und seine Freunde haben die Messlatte für das Festival in der Stadt an
der Donau sehr hochgelegt. Da ist es nur konsequent, wenn heuer in Ingolstadt
Musiker wie Gregory Porter oder Jan Garbarek auftreten.
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