Das ist kein Ribéry-Steak auf
dem Modell im Bild nebenan. Es könnte noch um einiges teurer sein als der kulinarische
Happen des alternden Bayern-Stars, oder besser gesagt, werden. Denn während des
Fußballstars Goldsteak längst verzehrt ist, könnte das Goldstück auf dem Modell
den Ingolstädter Stadträten noch einige spannende Debatten bescheren.
Dieses vergoldete Modellstück
stellt die Kontur der Ingolstädter Kammerspiele dar. Das zweite
Domizil des Ingolstädter Stadttheaters soll nämlich den Betrieb des Theaters
für die kommenden Jahre sichern, wenn der in die Jahre gekommene Hämer-Bau,
also das seit 1966 an der Donau existierende Theatergebäude, generalsaniert
wird. Dass das Haus saniert werden wird, steht außer Zweifel. Nur eben wann.
Schon vor 12 Jahren opponierte sich der damals 85 Jahre alte Hardt-Waltherr Hämer über
Reparaturarbeiten, die ohne sein Wissen in Angriff genommen werden sollten. Er
fühle sich „wie ein dummer Lackl“, wurde Hämer
(1922 - 2012) von BauNetz zitiert, und das besonders,
weil man seine Anwesenheit auf dem Dach seines Entwurfs zu einem Pressetermin
missbraucht habe. Damals war in Ingolstadt noch Baureferent Pögl federführend für die auf viele
Jahre anberaumten Arbeiten am Stadttheater. Das Theater auf dem Theater sorgte
damals für einige Aufmerksamkeit in den Medien.
Heute ist Stadtbaurätin Renate Preßlein-Lehle in vorderster
Frontreihe für dieses nicht enden wollende Projekt in Ingolstadt tätig. Sie war
es auch, die gestern noch einmal durch die Ausstellung der Wettbewerbspläne und
Modelle zum Architektenwettbewerb „Neubau Kammerspiele“ führte. Diese
Kammerspiele – wohlgemerkt, kein Konzertsaal für das Georgische Kammerorchester,
wie ich das mittlerweile von einigen Zeitgenossen als deren Vermutung vernahm –
wurden notwendig, weil die Sanierungsarbeiten im Hämer-Bau jetzt langsam an die
innere Bausubstanz gehen sollen, was einen regulären Theaterbetrieb nicht mehr
möglich macht. Also Kammerspiele sind nicht mehr und nicht weniger als ein
etwas kleineres Theater. Dort soll der Betrieb weiter gehen. Allzu klein, darf
das neue Haus in Ingolstadt aber auch nicht werden, wenn man bedenkt, dass der
große Aufführungssaal im alten Bau, genannt Großes Haus, mit seinen 663 Plätzen sehr oft ausverkauft
ist.
Kammerspiele müssen also her.
Der Startschuss für dieses Bauvorhaben wurde im Februar 2017 – für Ingolstädter
Verhältnisse bis heute eine sehr kurze Zeit – mit einer Auftaktveranstaltung inklusive Bürgerbeteiligung gegeben. Im Sommer des gleichen Jahres fanden weitere öffentliche
Informationsveranstaltungen statt, an denen sich neben Architekten, Stadtplanern,
Theaterschaffenden und Politikern auch die Ingolstädter Bürgerschaft
beteiligte. Und es ging gleich hoch her. Jeder wollte das neue Theater an einer
anderen Stelle sehen. Dass es gleichzeitig irgendjemand irgendwie im Wege stand
ist wohl nicht verwunderlich. Im Herbst 2017 wurden 15 Architekturbüros
eingeladen, um ihre Vorstellungen zur Standortfrage zu präsentieren. Die
Entwürfe wurden öffentlich präsentiert und wie üblich akzeptiert und zerrissen.
Im Februar 2018 entschied
sich dann der Stadtrat für einen europaweiten Wettbewerb. Am
ausgelobten Realisierungswettbewerb „Neubau Kammerspiele“, der mit der 2017
diskutierten Standortfrage nicht verwechselt werden darf, haben sich dann 14
Büros beteiligt. Eine Jury „zusammengesetzt aus externen Fachpreisrichtern,
Stadträten und Vertretern der Verwaltung sowie Sachverständigen, Beratern, z.B.
aus dem Bereich der Akustik, aber auch vom Bayerischen Landesamt für
Denkmalpflege“ (Mitteilung der Stadt Ingolstadt) haben die Arbeiten begutachtet
und den Sieger gekürt. Es sind die Architekten und Landschaftsgestalter von blauraum
Architekten GmbH, Hamburg mit Adler & Olesch Landschaftsarchitekten GmbH,
Nürnberg. Ihr Model beinhaltet auch das sofort in die Augen stechende
Goldstück.
Fotos: Anton Potche |
Anton Potche
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