Mittwoch, 20. Februar 2019

Wenn Herzenstöne von Herzen zu Herzen fliegen ...

… dann geht das ins Ohr und durchs Ohr. Und das im wahrsten Sinne des Wortes, denn die Herzenstöne aus Ingolstadt sind die Schöpfer musikalischer Schwingungen, die von den Herzen der Musiker/innen zu den Herzen der Zuhörer wandern. Seit 20 Jahren gehört diese Musikgruppe zur Musikszene in der Donaustadt. Und sie macht eine Musik, die viele Menschen mittleren und fortgeschrittenen Alters im Alltag vermissen. Und ich bin mir sicher, auch viele Junge würden sie vermissen, wenn sie sie nur kennen gelernt hätten. Aber wir leben nun mal in einer Zeit, in der etwas, das nicht über die Medien kommt, kaum eine Rezeptionschance bei jungen Menschen hat. Und dort ist leider senderauf und senderab Uniformität angesagt.

Der vergangene Sonntag war der erste gefühlsmäßige Frühlingssonntag dieses Jahres. Wie gut wird da ein Herzenstöne-Konzert in einem Pfarrgemeindesaal um 16 Uhr ankommen, war wohl eine berechtigte Frage. Die Antwort bekam ich gleich beim Betreten des Saals: rappelvoll.

Fotos: Anton Potche
Das in der Presse angekündigte Konzert lief unter dem Motto „Ein tierisches Vergnügen“. Das wurde es dann auch – aber noch mehr ein menschliches „Von-Herz-zu Herz-Programm“. Auf der Bühne agierten drei Berufsmusiker/innen – Annette Ledl (Akkordeon), Daniela Mayer (Violoncello) und Christian Ledl (Klavier) -, eine ehemalige Opern- und Konzertsängerin sowie Gesangspädagogin  (Lesung) – Emmy Seiltgen, ein Internist - Josef Wittmann (Kontrabass) und nicht zuletzt der Kardiologe Bernhard Kehrwald (Gesang & Präsentation), spürbar das Herz der Herzenstöne.   

Ihre Musik ist besetzungsgetreu arrangiert (vom Kirchenmusiker Christian Ledl) und die Gesamtkonzeption ihres Programms (diesmal das Tier als Partner) passgenau delegiert. Das hat man in jedem Lied, jedem Gedicht und jedem Orchesterstück gespürt und konnte es so auch im Publikum beobachten. Diese Stücke haben einen antiquierten Tatsch, klingen aber trotzdem zeitgenössisch und bekommen daher eine generationenübergreifende Wirkung. Johann Zeller (*1972), ein Maltry-Schüler und Virtuose auf dem Akkordeon, ist ein von den Herzenstönen gern gespielter Komponist. Seine Stücke sind eine moderne Fortschreibung der in Deutschland, Westeuropa und den USA in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts gespielten Musik, eine geglückte Mischung von Stilen und Musikkulturen.

Herzenstöne
Kongenial diese Klangfarbenkombination aus Cello- und Akkordeontönen, sehr zurückhaltend, aber sicher von einem groovenden Kontrabass in der Rhythmusspur geführt und über den untermauernden Klavierakkorden oder unterstützenden -läufen schwebend. So verstehen und interpretieren die Herzenstöne die Musik Zellers, aber auch die von Peter Igelhoff (1904 – 1978), Reinhard Mey (*1942), Carlos Gardel (1890 -1935) und anderen.

Es erklangen Lieder wie „Es gibt Tage, da wünscht‘ ich, ich wär mein Hund“, „Probier’s mal mit Gemütlichkeit“ (aus dem „Dschungelbuch“) oder „Heut ist Spatzenkonzert“:  „Piep, piep, piep, / Ich hab' dich ja so lieb! / Wir feiern Hochzeitsfest, / Komm in mein Nest!“ Die meisten der Konzertbesucher waren allerdings aus der Piep-Piep-Zeit heraus, aber ihre Erinnerungszellen bestimmt umso aktiver. Der Herzdoktor Kehrwald weiß genau, was sein Publikum braucht, um glücklich zu sein. Und er kombinierte seine medizinischen Kenntnisse und musikalischen Talente auch dieses Mal so gekonnt, dass das Auditorium förmlich an seinen Lippen hing und jedes seiner Lieder mit tobendem Applaus quittierte. Ähnlich verhielt es sich bei der hochbetagten Emmy Seiltgen. Sie las zur Thematik passende Gedichte von Wilhelm Busch (1832 – 1908), Joachim Ringelnatz (1883 – 1934), Heinz Erhard (1909 - 1979) u.a. Und zum Schluss überraschte sie das begeisterte Publikum mit dem „Abendlied“ von Hanns Dieter Hüsch (1925 - 2005): „Die Lampen leuchten – der Tag ist aus“. Sie kann es immer noch: singen, dass es zu Herzen geht.

Der Tag neigte sich wahrlich dem Ende zu. Aber zum Glück nicht, bevor sich die an den Ausgängen des Ingolstädter Pfarrheims St. Anton postierten Spendenkörbchen füllten. Das Konzert der Herzenstöne diente einem wohltätigen Zweck. Die gesammelten Spenden kamen der Ingenium Stiftung und der Schwarzachhaus GmbH zugute.
Anton Potche

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